Was ist das Gedächtnis und was muss ein Lehrer in seinem Unterricht diesbezüglich beachten?


Dossier / Travail, 2012

12 Pages, Note: 2,3

Anonyme


Extrait


Inhalt

Einleitung

Voraussetzungen, die den Menschen lernen lassen

Das Lernen

Exkurs: Lernen im Schlaf

Ein Modell der menschlichen Informationsverarbeitung

Zwei Gedächtnistheorien
Die Vergessenskurve von Ebbinghaus
Erinnern als Rekonstruktion

Das Bildgedächtnis
Eidetik
Die Leistungsfähigkeit des visuellen Gedächtnisses

Mehrspeichermodell des Gedächtnisses

Das Vergessen

Verschiedene Gedächtnisse

Zusammenfassender Schlussteil

Literautverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Elektronische Medien

Einleitung

Zur übersichtlicheren Gestaltung und besseren Lesbarkeit dieser Arbeit wird auf die explizite Verwendung der femininen Form verzichtet. Die Begriffe Schüler, Lehrer etc. werden geschlechtsneutral gehandhabt, solange keine Differenzierung notwendig ist.

Dass der Mensch die Fähigkeit besitzt Erinnerungen zu speichern und abzurufen macht ihn zu einem einzigartigen Individuum. Dieses Können ist nur möglich, da der Mensch ein Gedächtnis hat.

Das Thema „Das Gedächtnis“ wurde gewählt, da in dem Seminar „Psychologie des Lernens und Lehrens“ das Thema „Gedächtnis“ behandelt wurde.

Es gehört zudem für jeden Lehrer zum Grundwissen zu verstehen, wie die menschliche Informationsverarbeitung (Lernen und Gedächtnis) stattfindet. Dadurch lassen sich zum Beispiel passende Unterrichtsmaterialien für verschiedene Altersgruppen finden.

Es stellen sich nun die Fragen, was das Gedächtnis ist und wie überhaupt neues Wissen „in den Kopf hinein kommt.“ Was sind Voraussetzungen für erfolgreiches Lernen?

Auf diese Fragen wird im folgenden Text näher eingegangen.

Die zentrale Fragestellung ist somit „Was ist das Gedächtnis und was muss ein Lehrer in seinem Unterricht diesbezüglich beachten?“

Zum Inhalt und Aufbau dieser Arbeit wird auf die vorstehende Seite zwei verwiesen.

Voraussetzungen, die den Menschen lernen lassen

Die Bewertung von Sinneseindrücken wie Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten nimmt jeder ähnlich wahr, jedoch wird das Erlebte unterschiedlich bewertet. Diese Eindrücke werden im Gedächtnis gespeichert und können wieder abgerufen werden.

Die Voraussetzungen, die den Menschen lernen lassen sind u. a. Neugier und Interesse - Dies ist schon vom Kindesalter an möglich.

Weitere Voraussetzungen sind: Aufmerksamkeit, Konzentration und Störungsfreiheit.

Die zuvor genannten Aspekte gehören zu den Grundlagen, damit ein Mensch etwas bewusst wahrnehmen und gut lernen kann.

Eine wichtige Voraussetzung für das Lernen ist Aufmerksamkeit. Im Gegenteil zu Erwachsenen können Kinder sich besonders gut ausschließlich auf das, was sie gerade tun, konzentrieren und lassen sich von nichts ablenken.

Da Kinder in jungen Jahren ein riesiges Lernpensum zu bewältigen haben ist die Konzentration eine wichtige Voraussetzung, um dieses zu bewältigen.

Neugier und Interesse sind wichtige Faktoren, um erfolgreich lernen zu können. Am folgenden Zitat wird deutlich, dass die Konzentration bei Kindern und Erwachsenen durch verschiedene Aspekte hervorgerufen wird: „Während sich Erwachsen oft mit Hilfe ihrer Großhirnrinde zur Konzentration auf ein Geschehen entschließen und einen bestimmten Zweck damit verfolgen, richten sich Kinder noch viel stärker danach, wofür sie sich spontan interessieren.“[1] Der Grund liegt darin, dass bei Kindern der Hirnstamm für die Aufmerksamkeit sorgt und sich speziell auf ein Thema konzentrieren kann. Jedoch mit zunehmendem Alter wachsen die Erfahrungen und der Einfluss der Großhirnrinde und es wird schwerer für den Menschen seine vollkommene Aufmerksamkeit auf ein Thema zu lenken, da die zuvor genannten Faktoren eine beeinflussende Rolle für die Konzentration spielen.

Weitere Voraussetzung ist, dass keine Störungen beim Lernen vorkommen, denn ohne diese funktioniert das Behalten besser. Das bedeutet - wenn sich ein Mensch bestimmtes Wissen aneignen möchte - kann er dies besser tun, wenn er nicht dabei gestört wird. Durch günstige Lernbedingungen wird der Lernerfolg gefördert.

Das Lernen

Es stellt sich nun die Frage wie das Lernen funktioniert.

„Lernen so das gängige Modell nach Hebb, heißt: Verstärken von Nervenkontakten durch wiederholtes Benutzen. Wenn ein bestimmtes Signal immer wieder bestimmte Bahnen entlangläuft, hinterlässt es in den Zellen biochemische Spuren, die schließlich zu einer- so der Fachbegriff - Langzeitpotenzierung der Kontaktstelle führen.“[2]

Dies heißt, dass gewisse Kontaktstellen sich oft verbinden und andere weniger. Das bedeutet, wenn etwas selten gemacht wird, prägt sich dies nicht so stark ein, wie etwas das häufig getan wird. Dort, wo das Gehirn durch häufige Wiederholungen gefordert ist, verstärkt es seine Infrastruktur. Dort wo es wenig gebraucht wird, werden Synapsen abgebaut. Die Kontaktstellen, welche nicht benutzten werden, werden bei mangelndem Bedarf eingeschmolzen. Die Nervenzellen arbeiten folglich nach den Prinzipien „learning by doing“ und „wer rastet der rostete“. Das System des Lernens kann mit dem Straßennetz verglichen werden. Eine Straße die häufig genutzt wird, wird zu einer großen ausgebauten Straße. Die, die wenig bis nie genutz werden, wachsen zum Beispiel zu und werden quasi zu „eingeschmolzenen Kontaktstellen“. Daraus resultiert: Je vielfältiger die Lerninhalte sind und je häufiger sie abgerufen werden, umso besser arbeitet das Gehirn.

Exkurs: Lernen im Schlaf

Der Mythos, das Buch unter das Kopfkissen zu legen und am nächsten Morgen aufzuwachen und den Inhalt des Buches zu wissen ist weit verbreitet. Andere nutzen beim Einschlafen Vokabel CDs und erhoffen sich, dass ihr Gedächtnis sich am nächsten Morgen an die Vokabeln erinnern kann. Es ist allerding nicht nachgewiesen, dass diese Art von Lernen eine Wirkung hat. Gedächtnisforscher sagen, dass das Gehirn die Nacht braucht, um tagsüber Gelerntes in das Langzeitgedächtnis zu packen. Aus dem Grund kann es von Nachteil sein, wenn neue Sinnesreize die nächtliche Einspeicherung hindern oder stören.

Nun stellt sich die Frage, wo die ganzen Lebenserfahrungen und das Wissen abgelegt werden. Die Antwort lautet: Im Gedächtnis. Zunächst wird auf das Modell der menschlichen Informationsverarbeitung eingegangen.

Ein Modell der menschlichen Informationsverarbeitung

Das Modell der menschlichen Informationsverarbeitung beinhaltet drei Hauptkomponenten: Aneignung, Speicherung und Abruf.

Diese drei Aspekte stehen eng im Zusammenhang, beeinflussen sich gegenseitig und können nur in der Theorie getrennt werden. Der Prozess der Infoverarbeitung läuft immer in Kombination der genannten Komponenten ab.

Als Lernen wird die Phase der Aneignung bezeichnet. In dieser finden die Informationsaufnahme und ein Teil der Verarbeitung statt. Die Phase in der Mitte der Abbildung (Abb.1) wird als Speicherung bezeichnet und stellt das Gedächtnis dar. Sie beinhaltet sowohl den zweiten Teil der Informationsverarbeitung als auch die Informationsspeicherung. Das spätere Abrufen des Gelernten kann als Performanz oder auch als Leistung oder Output bezeichnet werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1 Grundmodell der menschlichen Informationsverarbeitung

Im Detail läuft die menschliche Informationsverarbeitung wie folgt ab: Zunächst wird ein Reiz (Input) wahrgenommen. Dieser wird auch als Input bezeichnet. Diese Wahrnehmung läuft aktiv ab. Das bedeutet, dass eine psychische Verarbeitung der Eindrücke aufgrund früherer Erfahrungen stattfindet. Das Netzwerk des Wissens, des Könnens und der Erfahrung werden durch Gefühle unterstützt und mit der Zeit zu einem immer dichteren Gewebe.

Die Bewertung und Verarbeitung ist bei jedem Menschen verschieden. Jeder hat eine subjektive Bewertung aufgrund seiner Gefühle. Unterschiedliches Vorwissen oder ein anderes Motiv zu dem Außenreiz beeinflussen die Bewertung und Verarbeitung des Reizes. Im folgenden Zitat wird deutlich, dass die Wahrnehmung sehr individuell ist: „Wahrnehmung ist häufig bedürfnisgesteuert und selektiv.“[3] Ein Beispiel aus der Praxis: Wenn eine Person Hunger hat, ist der Blickwinkel ein anderer. Die Aufmerksamkeit und Konzentration wird abgelenkt, weil der Hunger dominiert.

Das Gelernte ist nun im Langzeitgedächtnis gespeichert. Es unterliegt allerdings dauernden Veränderungen. Die Veränderungen richten sich danach wie oft das Gespeicherte genutzt wird oder ob neue Informationen hinzukommen. Das Gedächtnis ist nicht nur für Wissen zuständig sondern auch für das Verhalten des Menschen. Es werden zum Beispiel Handlungspläne oder auch Konzepte im Gedächtnis gespeichert.

Die Aneignung von Wissen wird als Enkodierung und der Abruf als Dekodierung bezeichnet. Diese beiden hängen eng miteinander zusammen. Wenn etwas besonders gut aufgenommen (enkodiert) wurde dann lässt es sich auch besonders gut wiedergeben (dekodieren).

Das Gedächtnis kann die Informationen nicht mit allen Einzelheiten erinnern. Dadurch wird eine (aktive) Rekonstruktion nötig. Dies bedeutet, dass sich an bestimmtes Wissen erinnert werden muss und es im Kopf aktiv rekonstruiert wird.

Der Unterschied zwischen Lernen und Gedächtnis liegt darin, dass wenn von Lernen gesprochen wird die Rede von Aneignung ist. Wenn es um das Gedächtnis geht ist der Vorgang der Speicherung sowie des Abrufs gemeint. Daraus folgt, dass menschliche Informationsverarbeitung eine andere Bezeichnung für Lernen und Gedächtnis ist.

Zwei Gedächtnistheorien

Im folgenden Abschnitt wird auf zwei verschiedene Vorstellungen über das Gedächtnis eingegangen.

Die Vergessenskurve von Ebbinghaus

Der Schwerpunkt der folgenden Theorie liegt im Auswendiglernen und dem Vergessen. Ebbinghaus führte 1885 den Versuch durch, der wie folgt aufgebaut war: Das Lernmaterial bestand aus sinnlosen Silben, (zum Beispiel: Tak, Pir, Gan). Dies sollte dazu dienen, dass die Versuchsperson frei von Einflüssen und das Material völlig neu für den Lernenden war.

Das Ergebnis: Umso mehr Zeit vergeht desto geringerer war der Lernaufwand.

Zunächst vergisst der Mensch schnell und danach geht das Vergessen langsamer.

Beim ersten Auswendiglernen ist der Lernaufwand hoch. Beim Wiederholen nach - zum Beispiel einem Monat - wird nicht mehr so viel vergessen. Das heiß, dass zuerst ein sehr hoher Lernaufwand nötig ist, der sich dann aber später verringert.

Das dabei stattfindende Auswendiglernen wird als mechanisches Lernen betitelt.

Der Nürnberger Trichter lässt sich mit dieser Methode des Lernens vergleichen, da dieser dafür steht, dass Wissen „eingetrichtert“ wird. Das heißt, es wir sinnlos und ohne Zusammenhänge gelernt.

Außerdem ist das eintrichternde Lernen heutzutage nicht mehr aktuell. Das stupide Auswendiglernen wird von dem sinnvollen Lernen in den Schatten gestellt, da es wichtiger ist das Material verstanden und angewandt zu haben, anstatt es nur auswendig zu lernen.

Vom sinnvollen Lernen wird dann gesprochen, wenn inhaltlich gelernt wird und neue Informationen mit Vorwissen verknüpft werden. Das bedeutet, dass der Lernende Wissen verbinden kann und versteht was er gelernt hat.

Erinnern als Rekonstruktion

Barlett hat einen Versuch zum Thema Gedächtnis gemacht, bei dem es darum ging, in Alltagssitutionen sinnvolles Material zu behalten. Die Versuchspersonen lasen und hörten Geschichten. Die Aufgabe danach bestand darin, die Geschichte wiederzugeben. Das Ergebnis des Versuchs war, dass der Inhalt der Geschichte folgendermaßen wiederzugegeben wurde: Kürzer, verständlicher und nur die Bedeutung nach – nicht entsprechend dem Wortlaut. Zudem wurden Details weggelassen und einige kamen hinzu. Der Grund dafür war die persönliche Einstellung der Versuchsperson.

In diesem Fall war das Erinnern eine Rekonstruktion der Geschichte, die auf der Basis der persönlichen Einstellung der Versuchsperson beruhte. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Kern der Geschichte sowie auffällige Details sinnvoll behalten wurden und zu einem großen Gesamtbild rekonstruiert wurden.

Das Bildgedächtnis

Bilder haben eine große Bedeutung für das Erinnern. Sie können unter den folgenden zwei Gesichtspunkten gesehen werden.

Eidetik

Dies sind besonders scharfe Vorstellungsbilder. Einzelheiten werden besonders gut erinnert. Vor allem Kinder haben die Fähigkeit, sich der Eidetik zu bedienen. Ein Beispiel für Eidetik ist, wenn einem Kind ein Bild gezeigt bekommt und es dieses nachmalen soll. Es kann das Gezeigte sehr genau nachmalen, da es ein gutes Vorstellungsbild (Eidetik) hat. Selbst nach längerer Zeit ist die Wiedergabe des Bildes genau.

Die Leistungsfähigkeit des visuellen Gedächtnisses

Die Leistungsfähigkeit des menschlichen Bildgedächtnisses ist enorm. Das Experiment von Standing, welches er 1973 durchführte, verdeutlicht dieses. Er hat einen Versuch durchgeführt, um die Leistungsfähigkeit des Gedächtnisses zu testen. Das Ergebnis war, dass die Versuchspersonen 73% von 10000 Bildern wiedererkannt haben. Es wurde sich kaum an Einzelheiten erinnert, sondern sich mehr auf den Inhalt konzentriert.

An diesem Punkt wird klar, dass das sprachliche Lernen dem visuellen Lernen ähnlich ist, denn dabei wird auch eher der Inhalt anstatt der genaue Wortlaut gespeichert.

Die Leistungsfähigkeit des visuellen Gedächtnisses wird deutlich, wenn die Aufgabe lautet: „Stelle dir die Umgebung deiner Kindheit vor.“ Jeder wird sich gut an sein früheres Umfeld erinnern können. Es entsteht dabei im Kopf eine aktive Rekonstruktion des Erinnerten. Dabei wird oft mit Erstaunen festgestellt, wie viele Details erinnert werden können. Es entsteht im Kopf eine aktive Rekonstruktion des Erinnerten.

[...]


[1] G., Kautzmann (1999,1. Aufl.) Das Wunder im Kopf.München: Zabert Sandmann

[2] G., Kautzmann (1999,1. Aufl.) Das Wunder im Kopf.München: Zabert Sandmann

[3] Edelmann, W. (2000, 6. Aufl.) Lernpsychologie. München: Beltz

Fin de l'extrait de 12 pages

Résumé des informations

Titre
Was ist das Gedächtnis und was muss ein Lehrer in seinem Unterricht diesbezüglich beachten?
Université
University of Rostock  (Pädagogische Psychologie)
Cours
Psychologie des Lernens und Lehrens
Note
2,3
Année
2012
Pages
12
N° de catalogue
V370811
ISBN (ebook)
9783668484283
ISBN (Livre)
9783668484290
Taille d'un fichier
544 KB
Langue
allemand
Mots clés
Psychologie des Lernens und Lehrens, Gedächtnis, Pädagogik, Lehrer, Lernen und Gedächtnis, erfolgreiches Lernen, Unterricht
Citation du texte
Anonyme, 2012, Was ist das Gedächtnis und was muss ein Lehrer in seinem Unterricht diesbezüglich beachten?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/370811

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