Berufsorientierung im späteren Leben am Beispiel der Schulfächer Englisch und Philosophie


Hausarbeit, 2014

22 Seiten, Note: 1,3

Anonym


Leseprobe


Inhalt

Einleitung

1. Berufsorientierung
1.1 Was ist Berufsorientierung?
1.2 Warum wird Berufsorientierung gebraucht?

2. Berufswahltheorien
2.1 Strukturtheorie - Theorie von beruflichen Interessen- und Persönlichkeitstypen (Holland, 1997)
2.2 Entwicklungstheorie - (Super, 1954)
2.3 Prozesstheorie - Sozial Kognitive Theorie (Lent & Brown, 2005; Brown & Hackett, 1994)

3. Berufsorientierung in der Schule
3. 1 Berufsorientierung am Beispiel des Fachs Englisch an Haupt- und Realschulen in Mecklenburg-Vorpommern
3. 1. 1 Berufsorientierung im Englisch-Unterricht der 5-6. Klasse (Mecklenburg-Vorpommern)
3. 1. 2. Berufsorientierung im Englisch-Unterricht der 7-10. Klasse (Mecklenburg-Vorpommern)
3. 2 Berufsorientierung am Beispiel des Fachs Philosophie an Haupt- und Realschulen in Mecklenburg-Vorpommern
3. 2. 1 Berufsorientierung im Philosophie-Unterricht der 5-6. Klasse (Mecklenburg-Vorpommern)
3. 2. 2. Berufsorientierung im Philosophie-Unterricht der 7-10. Klasse (Mecklenburg-Vorpommern)

Fazit

Quellen

Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird in dieser Arbeit auf eine geschlechtsspezifische Differenzierung wie z. B. Schüler/Innen und Lehrer/Innen verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung für beide Geschlechter.

Einleitung

„Je mehr Vergnügen du an deiner Arbeit hast, desto besser wird sie bezahlt.“ Dies sagte einst Mark Twain. Doch wie kann eine solche Arbeit gefunden werden? Jeder Mensch steht mindestens einmal vor einer solchen Herausforderung. Die Meisten kennen die Herausforderung von der hier die Rede ist – Berufswahl.

Henry Ford sagte: „Arbeit gibt uns mehr als den Lebensunterhalt, sie gibt uns das Leben.“ Neben Geld soll der Beruft also auch noch Spaß bringen. Wenn der Beruf mit Vergnügen und Lebensunterhalt verknüpft werden kann, dann wurde anscheinend ein passender Beruf gewählt. Doch wie kann ein passender Beruf gefunden werden? Es gibt eine Vielzahl von beruflichen Möglichkeiten. „Wer die Wahl hat, hat die Qual“ sagt ein altes Sprichwort. Der Berufswähler befindet sich in einer Konfliktsituation. Eine Berufsorientierung ist daher notwendig. „Dass es an dieser häufig fehlt, zeigt sich nicht zuletzt an hohen Quoten von Abbrechern unter Auszubildenden und Studierenden oder auch an den Klagen über mangelnde berufliche Orientierung von Seiten der Wirtschaft.“ (Hammer, Ripper, Schenk, 2009: 7)

Der Arbeitsmarkt wandelt sich ständig und in Zeiten von zunehmenden ökonomischen Krisen wird Berufsorientierung immer wichtiger in den Schulen. Schule spielt daher eine sehr wichtige Rolle für die Berufsorientierung junger Menschen.

Doch was ist überhaupt Berufsorientierung? Dieses Lexem wird in Kapitel 1.1 dieser Arbeit genauer beschrieben. In Punkt 1.2 wird auf die Frage „Warum wird Berufsorientierung gebraucht?“ eingegangen.

Es gibt verschiedene Theorien, wie sich die Berufswahl von Menschen abspielt. Darauf wird in Kapitel zwei näher eingegangen.

Berufsorientierung findet zum großen Teil in der Schule statt. Die Schule kann eine vielfältige Berufsorientierung bieten, die für die Schüler keine Kosten verursacht. Deswegen ist die Berufsorientierung in der Schule eine frei zugängliche Möglichkeit für jeden Schüler. Meistens thematisieren Fächer wie Arbeitslehre oder Sozialkunde die Berufsorientierung. Doch wieso nicht einmal „über den Tellerrand hinausschauen?“ Deswegen stellt sich die Frage, ob Inhalte der Berufsorientierung auch in anderen Fächern gefunden werden können. Aufgrund dessen werden im dritten Kapitel dieser Arbeit die Rahmenpläne der Fächer Englisch und Philosophie für Haupt- und Realschule in Mecklenburg-Vorpommern betrachtet. Diese Fokussierung soll zeigen, welche Möglichkeiten es derzeit in den Rahmenplänen Mecklenburg-Vorpommerns gibt und wie diese mit aktuellen Berufswahltheorien in Bezug zu setzen sind.

1. Berufsorientierung

„Gehe in deiner Arbeit auf, nicht unter.“ Einen Beruf nach der Devise von Jaques Tati zu finden ist gar nicht so leicht, doch durch die Unterstützung von Berufsorientierung möglich. Fast jeder hat eine Vorstellung davon, was Berufsorientierung ist oder wie sie sein sollte. Die Bundesagentur für Arbeit bietet Angebote zur Berufsorientierung an und auch beispielsweise in der Schule gibt es Berufsorientierung. Es stellen sich folgende zwei Fragen: „Was ist Berufsorientierung und warum wird sie gebraucht?“ Diese beiden Fragen werden im Folgenden näher betrachtet.

1.1 Was ist Berufsorientierung?

Berufsorientierung beinhaltet pädagogisch intendierte Maßnahmen, die dem Einzelnen helfen sollen, die eigene Berufswahl selbstbestimmt und kompetent zu bewältigen. (vgl. Famulla & But: 2008) Die Berufsorientierung soll also bei der Berufswahl unterstützen. Daher ist diese zunächst zu definieren. „Berufswahl oder Berufsfindung ist ein Prozess der Annäherung und Abstimmung zwischen familiären, milieuspezifischen Werten und Erwartungen, Interessen, Wünschen und Fähigkeiten des Individuums auf der einen und Bedarf und Anforderungen der Arbeits- und Berufswelt auf der anderen Seite. (Famulla & Butz: 2008) Die Berufsorientierung steht deshalb in direkter Verbindung zur Berufswahl. Famulla und Butz sagen, dass die Berufswahl bzw. die Berufsfindung ein lebenslanger Prozess und somit einen Entwicklungsaufgabe ist.

Es gibt einen breiten Bedeutungsumfang des Begriffes „Berufsorientierung“. Deswegen ist erforderlich zu klären, welche Verständnisse es von diesem Terminus gibt. Die verschiedenen Verständnisse beziehen sich auf die unterschiedlichen Akteure wie z. B. Bildungspolitik, Schule, Arbeitswelt und Unternehmen (vgl. Schudy, 2008: 103) Der Begriff der Berufsorientierung kann laut Schudy in vier verschiedenen Weisen und Bereichen verstanden werden:

1. subjektiv
2. Bildungsinhalt & Unterrichtsmethoden
3. Berufswahlvorbereitung
4. Arbeitsweltbezogene Allgemeinbildung

Die erste Verständnismöglichkeit ist die subjektive Berufsorientierung. Berufsorientiert zu sein ist eine Eigenschaften bzw. Haltung aus der Sicht einer Person, dass sie sich beruflich orientiert. Das bedeutet, dass sie Arbeit und Beruf in ihrem Leben berücksichtigt. Zunächst wird gedacht, dass es selbstverständlich ist, Arbeit und Beruf im eigenen Leben zu integrieren. Schudy jedoch sagt, dass es heutzutage keine Selbstverständlichkeit mehr ist. Er begründet dies durch die neue Bedürfnis- und Werteorientierung der Menschen.

Zweitens wird im Bereich der Bildungsinhalte und Unterrichtsmethoden von Berufsorientierung gesprochen. Dies ist der Fall, wenn „beispielsweise neue Anforderungen in den Tätigkeitsfeldern beruflicher Arbeit die Prüfung schulischer Bildungsprozesse erforderlich erscheinen lassen.“ (ebd.) Da sich die beruflichen Anforderungen mit der Zeit verändern, sollen Inhalte, Methoden und Sozialformen des Unterrichts in der Schule auf den Wandel angepasst werden.

Des Weiteren kann Berufsorientierung im Sinne von Berufswahlvorbereitung verstanden werden. Dies ist die schulpädagogische und bildungspolitische Sichtweise.

„Schulische Berufsorientierung zielt ihr zufolge auf die Aneignung spezifischer Kenntnisse, Erkenntnisse, Erfahrungen und Fähigkeiten. Sie soll es den Schülern ermöglichen, eine rationale Entscheidung für einen „Start“- bzw. „Erstberuf“ zu treffen.“ (ebd.)

Zusätzlich kann die Berufsorientierung als arbeitsweltbezogene Allgemeinbildung verstanden werden. Der Bereich der Berufsorientierung sollte ein Lern- und Reflexionsfeld in den Schulen sein. Gemeint ist eine Ausbildung zur Urteils-, Solidaritäts- und Selbstbestimmungsfähigkeit.

Der Berufswähler hat Interesse an Berufsorientierung. Auch die Arbeitswelt und Gesellschaft ist an diesem Handlungsfeld interessiert. Was ist also Berufsorientierung? Berufsorientierung kann in verschiedenen Sinnen verstanden werden und ist ein länger andauernder Entwicklungsprozess. Dieser Prozess soll die Berufswahl durch Informationen sowie Erkennen von eigenen Fähigkeiten erleichtern und unterstützen. Fachliche und überfachliche Anforderungen der Berufswelt sollen mit den persönlichen Fähigkeiten und Voraussetzungen abgeglichen werden, um einen möglichst gut passenden Beruf zu finden. (vgl. Hammer, Ripper, Schenk, 2009: 13)

1.2 Warum wird Berufsorientierung gebraucht?

Eine zeitgemäße Berufsorientierung ist unverzichtbar für die Entwicklung der Bildungswirtschaft. (vgl. Wagner, 2008: 288) Aber nicht nur die Bildungswirtschaft ist an einer guten und zeitgemäßen Berufsorientierung interessiert. Vor allem die Berufswähler sind an Berufsorientierung interessiert. „Sich für einen Beruf zu entscheiden. Das kann doch nicht so schwer sein. Das haben doch auch schon alle Generationen vorher geschafft.“ Die Entscheidung für einen Beruf ist allerdings nicht so leicht wie es zunächst scheint. Viele Menschen kennen die Situation, sich für einen Beruf entscheiden zu müssen. Meist treten zunächst Berufswahlprobleme und Konfliktsituationen auf. „Viele Schüler/innen wissen weniger denn je, wie sie sich entscheiden sollen.“ (Wagner, 2008: 289) Die Berufswähler befinden sich in keiner einfachen Situation. „Eine Fülle an Informationen, Ratschlägen und Einflüssen droht seine individuelle Berufswahlarbeit und seine Entscheidungsmöglichkeiten im Keim zu ersticken.“ (Klöppl, 1994: 4) Es ist auf der einen Seite wichtig, dass die Schüler diese Phase durchleben, um eine erfolgreiche Berufswahl zu treffen. Auf der anderen Seite ist es für viele ein schwerer Prozess, der mit negativen Emotionen verbunden ist. „Unsicherheit und Verunsicherung scheinen für den Prozeß geradezu charakteristisch zu sein.“ (Beinke & Wascher, 1993: 12)

Was führt zu den Berufswahlproblemen und Konfliktsituationen? Es gibt eine Fülle an Informationen, Ratschlägen und Einflüssen, die auf den Berufswähler einwirken. Das bedeutet, dass es heutzutage ein großes Angebot an Berufsinformationsmaterial, Berufen und Ausbildungsmöglichkeiten gibt. In diesem „Dschungel“ an Möglichkeiten das herauszufiltern, was man möchte, ist nicht sonderlich leicht. Dadurch kann es zu negativen Gefühlen wie z. B. Angst vor Versagen kommen. Hinzukommen Erfolgsdruck und Erwartungen von außen sowie von innen. Unwissenheit und Orientierungslosigkeit sind die Folgen. Die Gesellschaft und Medien können auch zu Berufswahlproblemen führen, indem sie dem Berufswähler ein falsches Bild vom Beruf liefern oder zu etwas verleiten, was nicht wirklich eine Stärke oder ein Interesse des Berufswählers ist. Ein Beispiel ist die Fernsehsendung „Mieten, kaufen, wohnen“ des Fernsehsenders Vox. Sie vermitteln ein sehr eingeschränktes Bild des Immobilienberufsfeldes. Des Weiteren kann mangelnde individuelle Betreuung laut Nickel auch zu Berufswahlproblemen und Konfliktsituationen führen. (vgl. Nickel, 2005: 68) Eine Antwort auf die Frage „Warum Berufsorientierung?“ ist folglich die Unterstützung Bewältigung der genannten Berufswahlprobleme und Konfliktsituationen.

Worauf zielt Berufsorientierung noch ab? Die Berufsorientierung soll auf das (Arbeits- und Erwerbs-) Leben vorbereiten. Außerdem soll Berufsorientierung dabei helfen, die Lebenswegplanung und Berufsbiographie zu gestalten und ist Bestandteil der Allgemeinbildung. Die Berufsorientierung hat zum Ziel, die Fähigkeiten des Berufswählers zu entwickeln, die ihn dazu bringen, eine weitgehende rational begründete und möglichst selbstständige Berufsentscheidung in einem Berufsfeld zu treffen. (vgl. May & May, 1996: 86) Diese Fähigkeit wird auch als Berufswahlkompetenz bezeichnet. Außerdem soll Berufsorientierung Antwort auf die Frage „Was gibt es?“ geben. Laut Wagner sollte Berufsorientierung ein breites Spektrum von Informationen bieten und ein Kooperationsprodukt aller (Schule, Wirtschaft, Politik usw.) sein. (Wagner: 2008: 288)

Berufsorientierung wird aus verschiedenen Gründen gebraucht, doch letztendlich soll sie eine Orientierung für das Berufsleben bieten und zu einer Entscheidung für einen Beruf verhelfen.

2. Berufswahltheorien

Nachdem der Begriff sowie Zweck der Berufsorientierung geklärt wurde wird im Folgenden auf die verschiedenen Arten und Weisen der Berufswahlprozesses eingegangen. May und May beschreiben Berufswahltheorien wie folgt: „Berufswahltheorien versuchen Berufswahlverhalten und Berufswegplanung als individuelles und gesellschaftliches Problem durch Erforschung relevanter Bestimmungs- und Einflußfaktoren mit unterschiedlichen wissenschaftsmethodischen Vorgehensweisen, Perspektiven und Erkenntnisinteressen zu analysieren und zu klären.“ (vgl. May & May, 1996: 94) Es gibt eine Vielzahl von Berufswahltheorien. „Nahezu alle psychologischen Theorien größerer Reichweite haben ihren Niederschlag in der Berufswahlforschung gefunden und zur Theoriebildung beigetragen“ (Ratschinski, 2009: 27) Das Spektrum reicht von Individuumorientierten Ansätzen, Persönlichkeitspsychologischen Theorien, Entwicklungspsychologischen Berufswahltheorien über Entscheidungstheoretischen Erklärungen und Allokationstheoretischen Ansätzen, bis hin zu Interaktionstheoretischen Ansätzen. (vgl. May & May, 1996: 94-97) Da es ein breites Spektrum an Berufswahltheorien gibt, ist einen Gruppierung dieser wünschenswert. Allerdings ist es nicht leicht zu kategorisieren, da die Grenzen teilweise fließend sind. Es gibt verschiedene Ansätze, wie die Theorien zu untergliedern sind. In dieser Arbeit wird sich auf die Unterteilung in Struktur-, Prozesstheorie nach Patton & McMahon bezogen und um die Kategorie der Entwicklungstheorie ergänzt. (vgl. Ratschinski, 2009: 28) „Die Strukturtheorien beschreiben und erklären Determinanten und Einflussfaktoren auf die Berufswahl, wie Fähigkeiten oder Werteüberzeugung und setzen sie zur Berufswelt in Beziehung.“ (vgl. ebd.) Die zweite Kategorie ist die der Entwicklungstheorien. Sie betrachten Berufswahl als Endpunkt oder Zwischenstation einer biographischen Entwicklung, bei der allgemeine Entwicklungsabfolgen Bedeutung bekommen. (vgl. ebd.) Entscheidungsprozesse werden von Prozesstheorien beschrieben und erklärt. (vgl. ebd.) Im Nachstehenden wird jeweils eine Theorie für eine Kategorie kurz vorgestellt.

2.1 Strukturtheorie - Theorie von beruflichen Interessen- und Persönlichkeitstypen (Holland, 1997)

In dieser Arbeit wird die Strukturtheorie und das RIASEC-Modell nach Holland vorgestellt, „weil es unter Praktikern von allen Berufswahltheorien die höchste Akzeptanz genießt, vielfältige praktische Anwendungsmöglichkeiten bietet […]„ (vgl. ebd. 33) Die Theorie von Holland basiert auf dem RIASEC-Modell, welches später näher erläutert wird. Auf das Modell von Holland wird in der Literatur und in der Beratungspraxis weltweit am häufigsten Bezug genommen und es ist die Basis für einige computergestützte Beratungsprogramme. (vgl. ebd.) Holland geht davon aus, dass Berufswahl Ausdruck der Persönlichkeit ist und folglich Fragen nach Berufsinteressen Aspekte der Persönlichkeit erfassen. (vgl. ebd.) Das bedeutet, dass Personen nicht nur aufgrund von z. B. Kleidung, Freunde oder Handlungen beurteilt werden können, sondern auch nach ihrem Beruf. Holland sagt demzufolge, dass Menschen, die den gleichen Beruf ausüben, eine ähnliche Persönlichkeit haben.

Die Theorie von Interessen- und Persönlichkeitstypen basiert auf vier Hypothesen.

1. In unserer Kultur können die meisten Menschen einer von sechs Persönlichkeitstypen zugeordnet werden.
2. Es gibt sechs Arten von Umwelt, die durch die Struktur der beruflichen Anforderungen oder durch die Persönlichkeitsorientierung der handelnden Person beschreibbar sind.
3. Jeder Mensch sucht eine Umwelt, in der er Fähigkeiten und Begabung anwenden, seine Einstellungen und Werte ausdrücken und Rollen übernehmen kann.
4. Verhalten ist das Ergebnis der Interaktion zwischen Person und Umwelt. (vgl. ebd. 33, 34)

„Die sechs Idealtypen werden durch charakteristische Einstellungs- und Verhaltensmuster beschrieben.“ (ebd. 34) Die sechs Typen des RIASEC-Modells sind:

- 1. R ealitisc (handwerklich - technisch)
- 2. I nvestigative (untersuchend - forschend)
- 3. A rtistic (künstlerisch – kreativ)
- 4. S ocial (erziehend – pflegend)
- 5. E nterprising (führend – verkaufend)
- 6. C onventional (ordnend – verwaltend)

Je nachdem welche Charaktereigenschaften am meisten ausgebildet sind, kann die Person zu einem der Typen zugeordnet werden. Wenn der Typ analysiert und bestimmt wurde, kann dieser mit Anforderungsprofilen von Berufen verglichen werden. Die Berufswahl wird nach der größten Übereinstimmung zwischen Person und Umwelt getroffen. Je besser die „Person-Umwelt-Kongruenz“ ist, desto höher ist eine Wahrscheinlichkeit zur Arbeitszufriedenheit, Wohlbefinden und Arbeitsleistung. (vgl. Hirschi, 2013: 27) Die Kongurenz steigt mit dem Alter, „weil Jugendliche mit zunehmenden Alter besser in der Lage sind, ihre Berufswünsche den persönlichen Interessen anzupassen. (Hirschi & Vondracek: 2009) Basierend auf diesem einfachen Typ-Modell gibt es Berufsinteressen-Tests, die Berufswählern bei der Berufswahl helfen können. Beispiele sind der „Allgemeine Interessen-Strukturtest“ von Bergmann und Eder sowie der „Explorix“ von Jörin, Stoll, Bergmann und Eder. (vgl. ebd. 28) Berufswahltheorien, die auf einer Persönlichkeitspsychologie beruhen, „verstehen Berufswahl als ein matching-Prozeß, bei dem das Individuum einen am besten zu seinem Persönlichkeitsprofil passenden Beruf zu ergreifen versucht.“ (May & May, 1996: 95) An der Theorie von Holland sind vier Dinge zu kritisieren. Erstens geht Holland von einer statischen Persönlichkeitsstruktur aus. Dieses ist nicht immer der Fall, da sich Persönlichkeiten verändern können. Zweitens beachtet er nicht die Änderung der beruflichen Anforderungsstruktur und des arbeitsorganisatorischen Wandels. Des Weiteren gibt es keine Wahlfreiheit des Berufes, da sie durch z. B. den Arbeitsmarkt und finanzielle Mittel beschränkt wird und somit ist es nicht so, dass jede Person den Beruf wählen sowie ausführen kann, der zu ihr am besten passt. Als letzter Kritikpunkt ist zu nennen, dass die Prognosefähigkeit des Berufserfolges nicht hinreichend empirisch belegt ist. (vgl. ebd.)

2.2 Entwicklungstheorie - (Super, 1954)

Entwicklungstheorien gehen davon aus, dass sich beruflich relevante Persönlichkeitsmerkmale in unterschiedlichen Lebensphasen ausbilden. Gizberg, Tiedemann, Roe und Super sind Vertreter von Entwicklungstheorien. Auf die Theorie von Donald Super wird im Folgenden genauer eingegangen, da sie neben Hollands Ansatz am weitesten verbreitet ist und die umfassendste Konzeption darstellt. (vgl. Ratschinski, 2009: 42-43)

Super sagt, dass Laufbahnentwicklung eine dynamische Interaktion von Person und Umwelt ist. (vgl. Hirschi, 2013: 29) Zunächst werden Interessen spielerisch erkundet und mit fortschreitendem Alter ernsthafter betrachtet. Wie der Name der Entwicklungstheorie schon sagt, entwickelt sich das Leben immer weiter und es müssen berufliche Entscheidungen über die gesamte Lebensspanne getroffen werden. Eine Komponente von Supers Theorie ist das Selbstkonzept. Super sagt, dass Zufriedenheit im Beruf durch die Verwirklichung vom eigenen Selbstkonzept abhängt. Was ist das Selbstkonzept? „Das Selbstkonzept ist Produkt des Zusammenspiels von angeborenen Begabungen, körperlichen Merkmalen, Gelegenheiten, verschiedene Rollen zu spielen und der eigenen Bewertung, wie dieses Rollenspiel von anderen aufgenommen wird.“ (Ratschinski, 2009: 47)

Für die Berufswahl ist es nach der Entwicklungstheorie entscheidend, dass Selbstkonzept mit beruflichen Anforderungen zu vergleichen. Super sieht die Berufswahl als einen Entwicklungsprozess und nicht wie Holland statisch. Das Selbstkonzept soll daher in jeder Entwicklungsphase bei beruflichen Entscheidungen einbezogen werden. Dadurch wird laut Super die Identitätsentwicklung gefördert und dies schafft wiederum ein positives Selbstwertgefühl. (vgl. ebd.)

Weiteres Segment der Theorie ist neben dem Selbstkonzept die Entwicklung einer Person. Das Leben entwickelt sich in verschiedenen Phasen. Diese sind Wachstum, Exploration, Etablierung, Erhaltung und Rückzug. (vgl. Hirschi, 2013: 28) In diesen Phasen gibt es immer wieder neue Aufgaben, die zu bewältigen sind.

Des Weiteren spielt die Berufsreife eine Rolle. Sie kann durch die Anwendung von Supers Theorie bemessen werden. Ein Beispiel in der Praxis ist das Messen der Berufswahlreife einer Person, um damit passende Interventionen zu gestalten und die berufliche Entwicklung zu fördern. Ein Berufswahlreife Instrumente nach Supers Theorie (Fragebogen „Einstellungen zur Berufswahl und beruflichen Arbeit) wurden zum Beispiel von Seifert und Stangl (1986) publiziert. (vgl. Hirschi, 20013: 29) Super sagt, dass die Art und Weise der Bewältigung von Entwicklungsaufgaben den Grad der Berufsreife widerspiegelt. „Allerdings gilt das Konzept der Berufswahlreife in der ursprünglichen Form von Super heute als veraltet (Hirschi, 2008) und moderne Testverfahren zur umfassenden Abklärung der Berufswahlbereitschaft müssen im deutschen Sprachraum noch weiter entwickelt und etabliert werden“ (vgl. 29)

Die Berufswahl ist nach Super folglich u. a. von der Berufswahlreife, des Selbstkonzeptes und der Entwicklung der Person abhängig. Zu kritisieren ist, dass die Theorie von Super sehr umfassend und dadurch wenig spezifisch ist.

2.3 Prozesstheorie - Sozial Kognitive Theorie (Lent & Brown, 2005; Brown & Hackett, 1994)

Die Theorie von Lent, Brown & Hackett (1994) ist die zurzeit einflussreichste Theorie in der Berufswahl- und Laufbahnforschung. (vgl. Hirschi, 2013: 29) Aus diesem Grund wird sie in dieser Arbeit kurz vorgestellt. Lent, Brown & Hackett entwickelten die sozialkognitive Berufstheorie (SCCT Social Cognitive Career Theory) gemeinsam und verstehen den Berufswahlprozess als sozialkognitiven Lernprozess. (vgl. Ratschinski, 2009: 39) Sie beziehen sich in ihrem Ansatz zum einen auf unterschiedliche Aspekte von Banduras Konstrukt der Selbstwirksamkeitserwartung (Bandura, 1977), zum anderen auf die soziale Lerntheorie Albert Banduras (1986).

Zur Gestaltung der beruflichen Entwicklung konstatieren Lent, Brown and Hackett Folgendes:

Zur Erklärung beruflicher Entwicklung unterscheidet die SCCT drei miteinander verbundene Prozesssegmente: die Entwicklung schulischer und beruflicher Interessen, die Entscheidung für einen Schul- und Berufsweg und schließlich das berufliche Verhalten. (Ratschinski, 2009: 42)

Die SCCT geht davon aus, dass Personen aktive Gestalter ihrer eigenen Entwicklung sind, indem sie die oben genannten Prozesssegmente selbst auswählen und durchführen. Diese Entwicklung kann von verschiedenen inneren (personale) und äußeren (kontextuale) Faktoren beeinflusst werden. Personale Merkmale können Fähigkeiten und Eigenschaften sein. Die kontextualen Merkmale umfassen das sozio-ökonomische Umfeld und die individuelle Sozialisation einer Person.

Die Entwicklung von Berufsinteressen, Berufsentscheidung und das Erreichen von Leistungszielen wird durch das Zusammenspiel von drei sozialkognitiven Variablen erklärt. Eine Komponente ist das Konzept der wahrgenommenen Selbstwirksamkeitserwartungen. (vgl. ebd. 41) „Selbstwirksamkeitserwartungen beschreiben die Einschätzung von Personen über ihre Fähigkeiten, bestimmte Handlungen zur Erreichung von bestimmten Leistungen ausführen zu können.“ (Hirschi, 2013: 29) Personen mit hoher wahrgenommener Selbstwirksamkeit sind entscheidungsfreudiger und verfolgen zielstrebiger berufliche Ziele. (vgl. Betz, 2001) Die zweite Komponente ist die Ergebniserwartung, die hinsichtlich der Konsequenzen einer Handlung bestehen. Ergebniserwartung wird als die Überzeugung über bestimmte Ergebnisse oder Konsequenzen von bestimmten Handlungen beschrieben. (vgl. Hirschi, 2013: 29) In den letzten Jahren wurde durch verschiedene Forschungsarbeiten herausgefunden, dass Selbstwirksamkeitserwartung und Ergebniserwartung die Berufswahl wesentlich beeinflussen. (vgl. ebd.) Die dritte Komponente sind die persönlichen Ziele.

Die sozial-kognitive Theorie von Lent, Brown & Hackett findet auch in der Praxis Anwendung. In der Berufsberatung sollen Interessen sowie auch die Selbstwirksamkeitserwartung für bestimmte Berufsbereiche erfasst und dann verglichen werden. Hauptsächlich dient sie für Interventionen, die die Selbstwirksamkeitserwartung steigern sollen. Ein Verfahren ist der „Explorix“ (Jörin et al., 2004)

3. Berufsorientierung in der Schule

Die Berufsorientierung im Rahmen der Schule soll die Schüler auf die nächsten Schritte nach der Schulzeit vorbereiten.“ (Hammer, Ripper, Schenk, 2009: 15)

Es gibt verschiede Sichtweisen der Berufsorientierung in der Schule. Aus der Perspektive von Jugendlichen wird sie als Persönlichkeits- und Identitätsentwicklung gesehen. Außerdem empfinden Jugendliche Berufsorientierung teilweise als überfordernd und sind dadurch verunsichert. Von Seiten der bildungspolitischen Perspektive heißt es, dass Berufsorientierung im Schulgesetz von Mecklenburg-Vorpommern verankert ist und somit ein fester Bestandteil des Unterrichts sein muss. „Allgemeine und berufliche Bildung sind gleichrangig.“ (Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur, 2013: 7)

Außerdem sind die Berufsorientierungs-Richtlinien des Kultusministeriums Mecklenburg-Vorpommerns in der Schule zu beachten. Beispielsweise steht Schulgesetzt bezüglich der Orientierungsstufe: „Altersgerechte Maßnahmen beruflicher Frühorientierung tragen vorbereitenden Charakter. Sie machen die Schülerinnen und Schüler mit beruflichen Tätigkeiten bekannt und zeigen erste Anforderungen an das Berufsleben auf.“ (ebd. 13)

In der Regel wird der Berufsorientierung in den einzelnen Schularten unterschiedliche Bedeutung zugewiesen. Zumeist findet sie an Real- oder Hauptschulen statt. An Gymnasien kann Berufsorientierung ein Thema sein. An Förderschulen findet sie meist nur selten statt. (vgl. Dedering, 2002: 17-31) Obwohl Berufsorientierung nicht erst seit gestern[1] in der Schule und im Schulgesetz ein Thema ist, gibt es meist kein eigenständiges Fach für die berufliche Orientierung. In Bayern wurde das Fach „Berufsorientierung“ in einzelnen Jahrgangstufen erprobt. (vgl. ebd.)

Es fällt auf, dass die Berufsorientierung in den einzelnen Schulformen einen unterschiedlichen Stellenwert einnimmt. Insgesamt schätzen Schüler die Unterstützung bei der Berufswahl von Seiten der Schule als gering ein. (vgl. ebd.) Dennoch nutzen die Schüler und Schülerinnen die Instanz Schule für Berufsorientierung, laut der Studie „Berufswahl in Hamburg“, am zweit häufigsten. (vgl. Arbeitskreis Einstieg, 2004) Nach Schudy wird Berufsorientierung wieder vermehrt als ein zentraler Aufgabenbereich im allgemein bildenden Schulwesen anerkannt. (vgl. Schudy, 2008: 103) Meist ist Berufsorientierung sowie das Thema der Vorbereitung auf das berufliche Leben in den Rahmenplänen der Fächer wie Arbeit-Wirtschaft-Technik oder Sozialkunde zu finden „Der Unterricht in Arbeit-Wirtschaft-Technik trägt in ganz besonderer Weise zur Berufsorientierung des Schülers bei, indem ihm Einblicke in ausgewählte technische und ökonomische Systeme sowie in Strukturen der Wirtschaft und ihren Wandel ermöglicht werden.“ (Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur, 2002: 1) Es stellt sich die Frage, ob berufsorientierende Unterrichtsinhalte auch in anderen Fächern zu finden sind. Aufgrund dessen, dass die Autorin dieser Arbeit u. a. die Fächer Englisch und Philosophie für das Haupt– und Realschullehramt studiert, stellt sich die Frage, ob auch die Fächer Englisch und Philosophie Möglichkeiten der Berufsorientierung für die Schüler bieten?

3. 1 Berufsorientierung am Beispiel des Fachs Englisch an Haupt- und Realschulen in Mecklenburg-Vorpommern

Die Rahmenpläne für das Fach Englisch sind in Mecklenburg-Vorpommern für regionale Schulen sowie Integrierten Gesamtschulen in zwei Teile geteilt. Zum einem gibt es den Rahmenplan für die fünfte und sechste Klasse (Orientierungsstufe), zum anderen gibt es einen Rahmenplan für die siebte bis einschließlich zehnte Klasse. Die Unterrichtseinheiten werden in englischer Sprache durchgeführt. Es handelt sich ausschließlich um Aktivitäten, die im Schulunterricht durchgeführt werden.

3. 1. 1 Berufsorientierung im Englisch-Unterricht der 5-6. Klasse (Mecklenburg-Vorpommern)

Zu den Grundsätzen des Rahmenplans der fünften und sechsten Klasse gehören u. a., dass die Schüler Interessen erkennen und bei ihrer Persönlichkeitsentwicklung optimal unterstütz werden. Des Weiteren gehört die berufliche Früherziehung zu den Grundsätzen des Rahmenplans des Fachs Englisch. Die Schüler sollen dabei mit beruflichen Tätigkeiten bekannt gemacht werden und einen Eindruck der Anforderungen des Berufslebens bekommen. (vgl. Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Mecklenburg-Vorpommern, 2009: 5) Außerdem zielt die Schule auf den Erwerb von Kompetenzen ab, die für das Bestehen im Beruf notwendig sind.

Im Bereich der Sachkompetenz des Themenfeldes „No man is an island“ steht, dass die Schüler über sich selbst, die Umgebung und Träume erzählen sollen. Dies könnte für die Berufsorientierung genutzt werden, indem den Schülern klar wird, wie ihr Umfeld ist und wie es einmal sein soll. Außerdem sollen sie Vorlieben und Abneigungen äußern sowie begründen. Auch dies hilft den Schülern, sich selbst besser kennenzulernen und das Selbstkonzept zu entwickeln. Durch das Erkunden der eigenen Interessen und Wünsche lassen sich z. B. Berufsfelder ausschließen.

Im Bereich der Selbst- und Sozialkompetenz sieht es ähnlich aus. Die Schüler sollen eigene Stärken und Schwächen erkennen sowie Dinge, die sie nicht mögen, deutlich machen. Nun stellt sich Frage, wie und mittels welcher Themen die genannten Kompetenzen erreicht werden können. Dafür gibt der Rahmenplan Ideen und Anregungen.

Die erste Idee, welche im Rahmenplan im Themenfeld „No man is an island“ zu finden ist, ist die Gestaltung von „Themenheften zu Männer- und Frauenberufen.“ (ebd. 23) Das Ziel ist das Kennenlernen von verschiedenen Berufen sowie der eigenen Rolle in der Gesellschaft. Jeder Schüler soll sein eigenes Themenheft gestalten. Die Vorbereitungs-, Bearbeitungs- und Rückmeldungszeit sollte ungefähr zwei bis drei Unterrichtsstunden betragen. Danach können die Schüler die Themenhefte gegenseitig bewerten und somit von anderen lernen. Diese Anregung des Rahmenplans ist für einen ersten Einstieg der Berufsorientierung gut geeignet, da die Schüler kreativ werden und frei arbeiten können.

Die zweite Anregung aus dem Rahmenplan, welche sich mit Berufsorientierung in Verbindung bringen lässt, ist „Collage zu Berufen in 100 Jahren“ (ebd. 29) Diese Idee ist unter dem Themenfeld „Yesterday, today and tomorrow“ zu finden. Durch dieses Projekt sollen den Schülern ihre Wünsche und Ängste der Zukunft klar werden. Die Collagen können innerhalb von zwei Schulstunden erstellt werden. Danach sollte es ein Feedback geben und die Publikation der Plakate in der Schule stattfinden. Der Englischlehrer ist Betreuer dieses Projektes. Auch mittels dieser Idee können die Schüler kreativ sein und beschäftigen sich somit nebenbei mit ihrer Berufsorientierung, wobei zugleich keine Stresssituation entsteht.

Die Berufswahltheorien von Super sowie die von Lent, Brown und Hackett können teilweise in den Anregungen und Ideen des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur Mecklenburg-Vorpommern wiedergefunden werden. Das Selbstkonzept, welches ein wichtiger Bestandsteil von der Entwicklungstheorie von Super ist, wird in den oben genannten Unterrichtseinheiten ausgebildet, indem sie eigene Interessen und Wünsche näher kennenlernen. Die sozialkognitive Theorie von Lent, Brown & Hackett ist auch in den Unterrichtsideen wiederzufinden, da die Entwicklung von Berufsinteressen, Entscheidungen und Leistungszielen gefördert wird. Durch das Feststellen der eigenen Rolle in der Gesellschaft wird die Selbstwirksamkeit deutlich gemacht

3. 1. 2. Berufsorientierung im Englisch-Unterricht der 7-10. Klasse (Mecklenburg-Vorpommern)

Die Grundsätze des Rahmenplans von der siebten bis zur zehnten Klasse ähneln denen der Orientierungsstufe. Außerdem hat der Unterricht die Aufgabe, die Schüler auf die Berufs- und Arbeitswelt vorzubereiten. Die Schüler sollen die berufliche Realität kennenlernen, um eine begründete Berufswahl treffen zu können. (Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Mecklenburg-Vorpommern, 2011: 3) Wie auch in der Orientierungsstufe gibt es Kompetenzen, die die Schüler nach der Beendigung der Schulzeit erreicht haben sollten. Mit Berufsorientierung können die Selbst- und Sachkompetenz der Schüler in Verbindung gebracht werden. Respekt, Zielstrebigkeit sowie grundsätzliche Verhaltensnormen sind Ziele, welche die Schüler beherrschen sollten. Laut den KMK-Bildungsstandards sollen im Fach Englisch berufsbezogene Themen in englischer Sprache verstanden sowie der Nutzen von beruflichen Kontakten eingeschätzt werden können. (vgl.ebd. 10, 26)

Für die praktische Umsetzung der Kompetenzen werden Inhalte und Ideen vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Mecklenburg-Vorpommern vorgeschlagen. Im Rahmenplan des Fachs Englisch sind in allen vier Themenfeldern Ideen und Anregungen zu finden, die mit Berufsorientierung in Verbindung gebracht werden können.

Im Themenfeld „No man is an island” wird das Thema „choice of jobs” vorgeschlagen. (vgl. ebd. 10, 30) Dabei geht es um eine Jobsuche entsprechend der eigenen Stärken und Schwächen. Es wird deutlich, dass zunächst die eigenen Schwächen und Stärken herausgefunden werden müssen, um sie dann mit Anforderungsprofilen von Berufen vergleichen zu können. Hierbei könnte das Berufswahlmodell von Holland ins Spiel kommen. Es beruht auf Persönlichkeitstypen, nach denen Berufsfelder eingegrenzt werden können. Im gleichen Themenfeld gibt es eine weitere Idee, die mit Berufsorientierung in Verbindung gebracht werden kann. „Does and donts“. (vgl. ebd.) Dabei geht es beispielsweise um richtiges Verhalten in Bewerbungsgesprächen. Im Unterricht werden die Kriterien eines guten Verhaltens besprochen und dann in kleinen Gruppen geübt. Der Lehrer gibt den Schülern Rückmeldung. Zwei Schulstunden sollten für die Umsetzung zur Verfügung stehen. Das zweite Themenfeld „somewhere to live“ kann ebenfalls mit der Berufsorientierung assoziiert werden, da es das Thema „working abroad“ thematisiert. (vgl. ebd.) Offeriert werden das Schreiben von Lebensläufen und Bewerbungsschreiben für Jobs im Ausland. Da die Schüler sich über ihren eigenen Lebenslauf bewusst werden und sich für einen fiktiven Job bewerben müssen, der ihnen gefällt, prägt sich ihr Selbstkonzept aus. Daher lässt sich diese Idee mit der Berufswahltheorie von Super verbinden.

Das dritten Themenfelde ist „Our modern world“. (vgl. ebd. 10, 34) Das erste Unterthema in dem Themenfeld ist „The world of work“, welches den Schülern die Themen „jobs-looking and applying for a job” näher bringen soll. Die Schüler sollen lernen, wie eine Online-Bewerbung funktioniert und dies selber ausprobieren. Das zweite Unterthema ist „working to live: Living to work“. Über das Thema sollen die Schüler diskutieren und zum Beispiel eine Umfrage in ihrer Schule machen. Dadurch lernen die Schüler sich und ihre Wünsche der beruflichen Zukunft besser kennen. Die Berufswahltheorien von Super und Lent, Brown und Hackett können mit dem Themenfeld „The world of work“ verbunden werden, da die Schüler ihr Selbstkonzept ausprägen können. Außerdem wird deutlich, dass Personen aktive Gestalter ihrer eigenen Entwicklung sind. (vgl. Ratschinski, 2009: 41)

„Yesterday, today and tomorrow“ ist das vierte Themenfeld für das Fach Englisch an Regionalen Schule sowie an der Integrierten Gesamtschule. Inhalte sind „my personal future“ und „a changing society“. Vorgeschlagen werden ein Vergleich zwischen Arbeit heute und vor hundert Jahren sowie eine Internet-Recherche zum Thema internationale Praktika. Da die Schüler sich mit dem aktuellen Berufsangeboten beschäftigen, bekommen sie einen guten Überblick über das Angebot. Dadurch wiederum kann die Berufswahl Schülern später erleichtert werden.

[...]


[1] Bereits im 17./18. Jahrhundert gab es arbeits- und berufsorientierende Schulkonzepte. (vgl. Dedering, 2002)

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Berufsorientierung im späteren Leben am Beispiel der Schulfächer Englisch und Philosophie
Hochschule
Universität Rostock  (Institut für Allgemeine Pädagogik und Sozialpädagogik)
Note
1,3
Jahr
2014
Seiten
22
Katalognummer
V370817
ISBN (eBook)
9783668485112
ISBN (Buch)
9783668485129
Dateigröße
560 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Berufswahl, Berufsorientierung, Arbeit, Theorien zur Berufswahl, Englisch, Einkommen, Hauptschule, Realschule, Philosophie
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Anonym, 2014, Berufsorientierung im späteren Leben am Beispiel der Schulfächer Englisch und Philosophie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/370817

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