Bei den Planungen zu meinem Besuch der dOCUMENTA (13) kamen unterschiedliche Vorstellungen und Fragen dazu auf. Neben den inhaltlichen Aspekten hat mich insbesondere interessiert, ob das beschriebene Vermittlungskonzept im Grundsatz hält, was es verspricht. In der vorliegenden Arbeit möchte ich mich daher den Vermittlungs-prozessen im Rahmen des Ausstellungsformates dOCUMENTA (13) widmen und eine kritische Reflexion dieser institutionell gesteuerten Vermittlungsprozesse stattfinden lassen. Dabei soll die Vermittlungstätigkeit der sogenannten ‚Worldly Companions‘ als weltgewandte Begleiter im Vordergrund stehen. Sie fungieren als personelle Instanz zwischen Ausstellung und Besuchern. Dieser spezifische Fokus ermöglicht es mir, auf die Mikroebene der Vermittlungsarbeit einzugehen und herauszuarbeiten, welche förderlichen (Lern-)Prozesse bei den Besuchern angeregt werden können.
Konkret möchte ich folgenden Fragen im Verlauf dieser Arbeit nachgehen: Was ist Vermittlung? Welche Prozesse steuern eine Vermittlung? Welche Bedingungen liegen im institutionellen Kontext vor? Wie ist eine Vermittlung auf der dOCUMENTA (13) konzeptuell angelegt? Schließlich stelle ich die daraus abgeleitete und übergeordnete Frage, die ich in meiner Untersuchung vertiefen möchte: Werden die Zielsetzungen des offenen Vermittlungskonzeptes durch die Worldly Companions erfüllt, so dass ein erfahrungsbasiertes Lernen auf der dOCUMENTA (13) stattfinden kann? Anders formuliert könnte ich auch fragen: Ist eine Interaktion im Sinne einer künstlerisch-forschenden Haltung möglich, die Deutungsmuster der Vermittlungsteilnehmer berührt?
Die Arbeit bildet insofern einen aktuellen Forschungsansatz zum Vermittlungskonzept der dOCUMENTA (13) und ist daher in engem Zusammenhang mit den Ansätzen der Forschergruppe der documenta 12 (2009) zu betrachten, die die Vermittlungsprozesse ebenfalls kritisch reflektiert haben. In meiner Untersuchung möchte ich herausfinden, welche Möglichkeiten einer erfahrungsbasierten Interaktion vorherrschen können und wie Worldly Companions diese Möglichkeiten nutzen. Die Inhalte der Kommunikation über Kunst finden in dieser Arbeit keine Berücksichtigung. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Erkenntnisinteresse und Zielsetzung der Arbeit
- Aufbau der Arbeit und formale Hinweise
- Inhaltliche Voraussetzungen
- Annäherung an den Vermittlungsbegriff der Kunst
- Vermittlungstätigkeit auf der Mikroebene
- Lernen als konstruktivistischer Prozess
- Austausch als erfahrungsbasiertes Deutungslernen
- Vermittlung in Museen und Ausstellungskontexten
- Die dOCUMENTA (13): Ein Ausstellungsformat
- Der Weg zu den ‚Worldly Companions‘: Vermittlungskonzepte der documenta
- Praktische Vermittlungsarbeit der ‚Worldly Companions‘
- Ziele und methodisches Vorgehen der Untersuchung
- Durchführung vor Ort
- Ergebnisse der teilnehmenden Beobachtung
- Tour 1 (Samen/ kreisförmige Dynamik/ Ideen/ Möglichkeiten)
- Tour 2 (Samen/ Freiraum/ Weite/ sinnlicher Tiefgang)
- Tour 3 (Realität/ Rahmen/ Vortrag/ Stille)
- Tour 4 (Dinge/ Gestik/ Erfahrungen/ Aufforderung zur Interaktion)
- Auswertung der offenen Vermittlungsarbeit
- ‚Worldly Companions‘ legen Spuren
- ‚Worldly Companions‘ können Räume nutzen
- Ästhetische Forschung durch Vermittlung
- Zum Verhältnis ‚Worldly Companions‘ und Kunst
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert Vermittlungsprozesse im Kontext der dOCUMENTA (13) und fokussiert dabei auf das Konzept der "Worldly Companions". Im Zentrum stehen die erfahrungsbasierten Lernprozesse, die bei den Besuchern angeregt werden sollen. Die Untersuchung zielt darauf ab, herauszufinden, ob die Zielsetzungen des offenen Vermittlungskonzepts durch die Worldly Companions erfüllt werden und welche Möglichkeiten einer Interaktion im Sinne einer künstlerisch-forschenden Haltung bestehen.
- Vermittlungsbegriff in der Kunst und in institutionellen Kontexten
- Konstruktivistische Lerntheorien und erfahrungsbasiertes Deutungslernen
- Vermittlungskonzepte der documenta in historischer Perspektive
- Ethnografische Untersuchung der Vermittlungspraxis der Worldly Companions
- Analyse der Möglichkeiten einer offenen Vermittlungsarbeit im Hinblick auf ästhetische Forschung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung erläutert das Erkenntnisinteresse und die Zielsetzung der Arbeit, sowie den Aufbau und formale Hinweise. Kapitel 2 legt die theoretischen Grundlagen der Arbeit dar und beleuchtet den Vermittlungsbegriff, relevante Lerntheorien und die Vermittlung in Museen und Ausstellungskontexten. Im Anschluss wird das Vermittlungskonzept der dOCUMENTA (13) im Kontext der Vorgängerkonzepte vorgestellt.
Kapitel 3 widmet sich der praktischen Vermittlungsarbeit der Worldly Companions. Es beschreibt die methodische Vorgehensweise der Untersuchung, die Durchführung vor Ort und präsentiert die Ergebnisse der teilnehmenden Beobachtung von vier verschiedenen dTOURS.
Kapitel 4 beinhaltet die Auswertung der ethnografischen Forschung. Es analysiert die Spuren der Worldly Companions und setzt diese in Beziehung zu den Diskursen nach Mörsch. Außerdem werden die Möglichkeiten einer ästhetischen Forschung durch Vermittlung und das Verhältnis der Worldly Companions zur Kunst beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt zentrale Themen wie Kunstvermittlung, erfahrungsbasiertes Lernen, ästhetische Forschung, die dOCUMENTA (13) und das Konzept der Worldly Companions. Weitere wichtige Begriffe sind: konstruktivistische Lerntheorien, dekonstruktive und transformative Diskurse, ethnografische Forschung, teilnehmende Beobachtung, Museums- und Ausstellungskontext.
- Quote paper
- Katharina Preuth (Author), 2012, Vermittlungskonzept(e) der dOCUMENTA (13). Worldly Companions legen Spuren, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/370973