Vorwort
Nachdem ich zum wiederholten Male innerhalb kürzester Zeit in den Nachrichten von Jugendlichen erfuhr, die einige ihrer Mitschüler oder Lehrer töteten, beschloss ich, mich damit näher auseinander zu setzen. Ebenso wie die breite Öffentlichkeit und insbesondere als angehender Lehrer war ich schockiert über diese Taten und fragte mich, wie so etwas möglich sei. Auch wenn ich und vielleicht auch der Leser bestimmte vage Vorstellungen davon habe, wie es zu der Tat kommen konnte, bleibt eines doch für die meisten von uns emotional unbegreiflich und formuliert sich in dem Gedanken: Wieso haben die kein Mitleid? Wie können die so gefühlskalt sein?
Ich möchte an dieser Stelle kurz die weiteren Fragen wiedergeben, die ich mir zur Erklärung der Tat selbst stellte, denn ich denke, sie beinhalten auf eine subtile Weise einen zentralen Aspekt der Thematik, der ansonsten nur sehr versteckt in den wissenschaftlichen Ausführungen vorkommt. Dies liegt wahrscheinlich daran, dass es eine sehr emotionale Sichtweise ist, und Emotionen lassen sich wissenschaftlich schlecht abbilden und als Erklärungen verwenden.
Ich konnte mir unmöglich vorstellen, wie die Jugendlichen zu so etwas fähig sein konnten. Mir fiel auf, dass ich mir das Verhalten von Kriegsverbrechern, Killern und Folterknechten besser begreiflich machen konnte als das Verhalten dieser Jugendlichen. Bei der zuerst genannten Personengruppe liegt das zum großen Teil daran, dass sich ihr Verhalten durch deren Lebensumstände begründet, die so extrem und mir so fremd sind, dass ich vielleicht einfach akzeptiere, dass ein Mensch in solchen Situationen zu solchen Handlungen fähig wäre. Aber in diesem Fall waren die Umstände, in denen die beiden Jungen lebten einfach zu vertraut, als dass es mir gelingen konnte, ihre Tat auf diese Umstände zurückzuführen und mich gewissermaßen in die Jugendlichen hineinzuversetzen. Ich konnte mir die Frage nicht beantworten, wie ein Mensch so ohne Mitgefühl für die Opfer und Angehörigen handeln kann.
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Inhaltsverzeichnis
- VORWORT
- EINLEITUNG
- PROBLEMAUFRISS
- FORSCHUNGSSTAND
- GLIEDERUNG UND GEWICHTUNG DER THEMENBEREICHE
- GEWALT
- DEFINITIONEN DER GEWALT
- THEORETISCHE FORMEN DER GEWALT
- Personale Gewalt
- Strukturelle Gewalt
- ERSCHEINUNGSFORMEN DER GEWALT IM ALLTAG DES MENSCHEN
- Die familiäre Gewalt
- Die alltägliche Gewalt (strukturelle Gewalt)
- Der Krieg
- STATISTIK DER GEWALT
- DIE MEDIEN
- WAS SIND DIE MEDIEN?
- WARUM EXISTIERT GEWALT IN DEN MEDIEN - MOTIVE ZUM GEWALTKONSUM
- URSACHEN DER GEWALT
- GEWALTTÄTIGKEIT (K)EIN PROBLEM UNSERER EPOCHE?
- ZIVILISATIONSGESCHICHTLICHES UND ZIVILISATIONSKRITISCHES ZUR GEWALT
- DIE ETHNOLOGISCHE UNTERSUCHUNG AGGRESSI VEN VERHALTENS
- DIE EVOLUTIONSBIOLOGISCHE ERKLÄRUNG FÜR DIE AGGRESSION
- SOZIOLOGISCHE ANSÄTZE
- PSYCHOLOGISCHE THEORIEN DER AGGRESSION
- Die psychoanalytische Triebtheorie Freuds
- Die Frustrations-Aggressionstheorie
- Lernpsychologische Theorien über aggressive Verhalten
- ZUSAMMENFASSUNG ZU DEN URSACHEN DER GEWALT
- DIE MEDIENWIRKUNGS FORSCHUNG
- ZUR GESCHICHTE DER MEDIENWIRKUNGSFORSCHUNG
- DER WIRKUNGSBEGRIFF
- FORSCHUNGSANNAHMEN UND FORSCHUNGSSTRATEGIEN
- DIE KLASSISCHEN WIRKUNGSTHEORIEN
- Die Katharsisthese
- Die Inhibitionsthese
- Die Stimulationsthese
- Die Suggestionsthese
- Erregungsübertragung
- Die Habitualisierungsthese
- Die These der Wirkungslosigkeit
- WEITERE WIRKUNGSTHEORIEN
- Die Hypothese der Rechtfertigung von Verbrechen
- Verstärkungshypothese
- Die Kontroll- und Reflexionsthese
- DIE,,KONFUSION“ DER WIRKUNGSFORSCHUNG – EIN LÖSUNGSVERSUCH
- DIE LERNTHEORIE
- ZUSAMMENFASSUNG ZU DEN WIRKUNGEN
- LITTLETON - NEUE DIMENSION DER MEDIENWIRKUNG?
- DIE,,OFFIZIELLE“ BEGRÜNDUNG?
- ANDERE BEGRÜNDUNGEN
- VERÄNDERTE WERTVORSTELLUNG
- Werte in der heutigen Jugend
- Die Moral von der Geschichte
- DIE ÖFFENTLICHE ANERKENNUNG UND DIE MEDIEN
- FAZIT
- Politisch Interventionen
- Pädagogische Möglichkeiten
- Pädagogische Grundeinstellungen
- ANHANG
- FÄLLE VON GEWALT AN SCHULEN IN DEUTSCHLAND
- CHRONIK DER GEWALT AN SCHULEN IN DEN USA UND GB
- ERKLÄRUNG
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit beschäftigt sich mit der Frage, inwieweit Gewaltdarstellung in den Medien das menschliche Handeln beeinflusst. Der Fokus liegt dabei auf der Analyse des Zusammenhangs zwischen medialer Gewaltdarstellung und der Entwicklung von Gewaltbereitschaft bei Jugendlichen.
- Definition und Formen von Gewalt
- Medien und Gewaltdarstellung
- Ursachen und Entstehung von Gewalt
- Medienwirkung und Einfluss auf das menschliche Handeln
- Aktuelle Forschungsergebnisse und Fallbeispiele
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt das Thema der Hausarbeit vor und definiert den Forschungsstand. Dabei werden wichtige Fragen und Problemstellungen aufgezeigt, die im Verlauf der Arbeit behandelt werden.
- Das zweite Kapitel widmet sich der Definition und Analyse von Gewalt, wobei verschiedene theoretische Formen und Erscheinungsformen im Alltag des Menschen untersucht werden. Statistische Daten ergänzen die Analyse.
- Das dritte Kapitel befasst sich mit den Medien und der Bedeutung von Gewaltdarstellung in den Medien. Es werden verschiedene Motive für den Konsum von Gewalt in den Medien beleuchtet.
- Das vierte Kapitel untersucht die Ursachen von Gewalt und analysiert verschiedene Ansätze, die das Phänomen der Gewalttätigkeit erklären. Es werden soziologische, psychologische und evolutionsbiologische Perspektiven vorgestellt.
- Das fünfte Kapitel beschäftigt sich mit der Medienwirkungsforschung und der Frage, wie Medien das menschliche Handeln beeinflussen. Es werden verschiedene klassische und moderne Theorien zur Medienwirkung vorgestellt und deren Relevanz für die Thematik der Gewaltdarstellung diskutiert.
- Das sechste Kapitel behandelt den Fall von Littleton und analysiert die mögliche Rolle der Medien in diesem tragischen Ereignis. Es werden verschiedene Interpretationen und Deutungen des Vorfalls vorgestellt.
Schlüsselwörter
Die Hauptaugenmerk dieser Hausarbeit liegt auf der Untersuchung des Einflusses von Gewaltdarstellung in den Medien auf das menschliche Handeln, insbesondere auf die Entwicklung von Gewaltbereitschaft bei Jugendlichen. Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Gewalt, Medienwirkung, Mediengewalt, Medienkonsum, Aggression, Sozialisation, Medienpädagogik, Lernprozesse, moralische Entwicklung, Wertewandel und Jugendkultur.
- Quote paper
- Andreas Grote (Author), 2000, Gewaltdarstellungen in den Medien und ihr Einfluss auf das menschliche Handeln, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/370