Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
2. Grundlagen
2.1. Technischer Fortschritt
2.2. Wirtschaftswachstum
2.3. Determinanten des Wachstums
3. Wachstumstheorien
3.1. Neoklassische Wachstumstheorie / Solow Modell
3.2. Endogene Wachstumstheorien
3.2.1. Das AK-Modell
3.2.2. Uzawa-Lucas-Modell
3.2.3. Romer Modell
4. Implikationen für die Wirtschaftspolitik
5. Fazit
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Countries by Real GDP Growth Rate 2014 (http://www.laenderdaten.de/wirtschaft/BIP_wachstumsrate.aspx, 24.12.2016)
Abbildung 2: Determinanten des Wirtschaftswachstums (Woll, 2007, p. 420)
Abbildung 3: Formel Inada-Bedingungen (Werner, 2014, p. 14)
Abbildung 4: Anlehnung an Neoklassisches Wachstumsgleichgewicht ohne und mit technischen Fortschritt (Woll, 2007, p. 443)
Abbildung 5: Cobb-Douglas Produktionsfunktion (Werner, 2014, p. 32)
Abbildung 6: Anlehnung an verschiedener Wachstumsdeterminanten aus der Wachstumstheorien (Werner, 2014, p. 43)
1. Einleitung
Die vorliegende Seminararbeit befasst sich mit der neoklassischen und endogenen Wachstumstheorie. Das AK-Modell sowie die Modelle von Solow, Romer und UzawaLucas werden vorgestellt. Das wachstumstheoretische Modell von Solow ist Grundlage vieler weiterer Wachstumstheorien. Die Ökonomie sucht nach Methoden, den Wachstumsprozess umfassend abzubilden. Die Grundlagen sollen von einer wachstumsoptimalen Wirtschaftspolitik abgeleitet werden.
Im ersten Teil werden die theoretischen Grundlagen und die Determinanten aufgezeigt. Desweiteren werden die oben genannten Modelle vorgestellt und erklärt. Im drauf folgenden Abschnitt werden Empfehlungen der Theorien für die Wirtschaftspolitik analysiert und Implikationen angewendet.
2. Grundlagen
2.1. Technischer Fortschritt
Die modernen Industriegesellschaften wurden von den technischen Innovationen stark geprägt. Ein immer rascherer und fortschreitender technischer Wandel verändert eine Gesellschaft radikal. Seit mehreren Jahrzehnten wissen wir, dass bestimmte technische Entwicklungen einschneidende und zum Teil irreversible Folgen haben. Seit der industriellen Revolution ist die Technik eine bestimmte Größe in der modernen Gesellschaft. Eine Betrachtung ohne Berücksichtigung der technischen Entwicklung ist nicht möglich. Sie ist in ökonomischen, ökologischen, gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Bereichen eingebunden und vernetzt. Die Frage nach der Human-, Sozial-, Zukunfts- und Umweltverträglichkeit neuer Techniken erhalten einen immer größeren Stellenwert. (Jischa, 1993)
„Technischer Fortschritt resultiert aus einer Zunahme des technischen Wissens, die neue Produkte oder bessere Produktqualitäten (Produktinnovationen) und effizientere, kostensparende Produktionsverfahren (Prozessinnovationen) hervorbringt.“ (Apolte, et al., 2007, p. 415)
Das technische Wissen selbst ermöglicht einen bestimmten Stand der Technologie. Letztere wird mit der Technik konkret umgesetzt und angewendet.
Ähnlich wie die anderen Produktionsfaktoren, ist auch das technische Wissen, je nach Entwicklungsstand und Möglichkeiten einer Volkswirtschaft, in unterschiedlichem Maße vorhanden. Je höher das technische Wissen und damit die vorhandene Technologie sind, desto größer werden die Produktionsmöglichkeiten, die Produktivität und die Kostenersparnisse in dieser Volkswirtschaft ausfallen. In der Innovationsökonomie werden die Begriffe der Innovation, Diffusion und Invention unterschieden. Mit der Invention (ein Patent oder reine Erfindung) erweitert sich das vorhandene, technische Wissen. Zum Beispiel die Kenntnis neuer Produktionsverfahren. Die Erweiterung eines bestehenden technischen Wissens wird als technischer Wandel oder auch Fortschritt bezeichnet. Um die Invention erfolgreich umzusetzen, bedarf es zusätzlich der Innovation. Das bedeutet, der technologische Fortschritt wird durch die Innovation zu einem technischen Fortschritt. Als Voraussetzung muss es zu einem tatsächlichen Einsatz der neuen Produktionsmethoden kommen. Der Begriff der Diffusion ist einschließlich die massenhafte Verbreitung der umgesetzten Invention.
„Wir brauchen mehr Wissen um systemische Zusammenhänge in den Bereichen Ökonomie, Ökologie, Gesellschaft und Technik.“ (Jischa, 1993, p. 267)
2.2. Wirtschaftswachstum
„Die klassische Erfolgsgröße zur Messung der Dynamik einer Volkswirtschaft ist das Wirtschaftswachstum.“ (Müller & Sturm, 2010)
Aus der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung lassen sich die Produktionsbegriffe Nettonationaleinkommen, Bruttonationaleinkommen oder Bruttoinlandsprodukt zur Beschreibung und Messung des Wirtschaftswachstums anwenden.
Bei der Anwendung dieser Indikatoren steckt die Überlegung, dass die Wohlfahrt der Bevölkerung mit steigender gesamtwirtschaftlicher Produktion zunimmt. (Lachmann, 2006)
Die Bedeutung langfristigen Wachstums ist umstritten, genauso wie das Ziel durch ökonomisches Wachstum Wohlfahrt zu erreichen und die Armut zu senken. In der folgenden Abbildung ist die Steigerungsrate pro Land des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 2014 zu erkennen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Countries by Real GDP Growth Rate 2014 (http://www.laenderdaten.de/wirtschaft/BIP_wachstumsrate.aspx, 24.12.2016)
„Im Produktionskonto wird aus dem Produktionswert die Brutto- bzw. Nettowertschöpfung ermittelt. Zieht man vom Produktionswert die Vorleistungen ab, erhält man die Bruttowertschöpfung. Werden davon die Abschreibungen abgesetzt, verbleibt die Nettowertschöpfung. Zählt man alternativ zu dem Produktionswert (zu Herstellungspreisen) die Gütersteuern hinzu, zieht die Gütersubventionen ab und verringert diesen Wert um die Vorleistungen, erhält man das Bruttoinlandsprodukt (zu Marktpreisen). Setzt man davon die Abschreibungen ab, verbleibt das Nettoinlandsprodukt.“ (Apolte, et al., 2007, p. 74)
In der Regel geht man nur von Arbeit und Kapital bei den Produktionsfaktoren aus. Die Erschließung des Bodens lässt sich ohne Hindernisse als Kapitalinvestition verwenden. (Woll, 2007)
Das extensive Wachstum beschreibt, die Erhöhung des gesamtwirtschaftlichen Einkommens bei gleichbleibenden Pro-Kopf-Einkommen erhöht.
„Das reale Bruttoinlandsprodukt Y in der Periode t = 1 übersteigt dann das reale Bruttoinlandsprodukt der Vorperiode [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] bzw. die Wachstumsrate[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] ist positiv.“ (Lachmann, 2006, p. 197)
Auch die Bevölkerung L kann neben der Produktion wachsen.
Zum Beispiel, eine durchschnittlichen, jährlichen Wachstumsrate des realen Bruttoinlandsproduktes von 5%, in einen bestimmten Zeitraum, wo die Bevölkerung innerhalb der gleichen Periode um ungefähr 1% wächst, entspricht die Zunahme der Produktion nicht in voller Höhe dem Zuwachs des durchschnittlichen Wohlstandes der Bevölkerung.
Um die wachsende Bevölkerung zu berücksichtigen, muss die Wachstumsrate der Bevölkerung von der realen Wachstumsrate der Produktion abgezogen werden. In unserem Beispiel wäre die Wachstumsrate des Bruttoinlandproduktes pro Kopf 3%. Steigt das Pro-Kopf-Einkommen über die beobachtete Zeitspanne [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten], dann ist das Wachstum intensiv.
Die bisher dargestellten Erklärungen des Wirtschaftswachstums sind in den letzten Jahren zunehmend in die Kritik geraten. Die Wirtschaftspolitik konzentriert sich zu sehr auf das Wachstum des materiellen Wohlstandes der Bevölkerung.
Zur Ermittlung des Wirtschaftswachstums wurde bislang das Bruttoinlandsprodukt verwendet. Die Unterscheidung in qualitatives und quantitatives Wachstum bei dem Wirtschaftswachstum, ist ein Versuch, die Ermittlung durch das Bruttoinlandsprodukt abzulösen. Bei dem quantitativen Wachstum wird die Auskunft über die materielle Wohlfahrt eines Landes herangezogen. Es käme vielmehr auf das qualitative Wachstum an. Das qualitative Wachstum wird mit einer höheren Lebensqualität verbunden. Dabei besteht die Schwierigkeit, geeignete Wohlfahrtsindikatoren zu finden.
Insbesondere die Sozialindikatoren wie gestiegene Freizeit, eine Verringerung der Säuglingssterblichkeit, Erhöhung der Alphabetisierungsquote und eine Verbesserung der Umweltqualität werden als Wohlfahrtsindikatoren verwendet.
Diese Sozialindikatoren bekommen auch im Rahmen der Entwicklungspolitik immer mehr Bedeutung. „Der Nachteil solcher Indikatoren liegt in der unzureichenden Aggregierbarkeit der Einzelindikatoren und der nicht allgemein akzeptierten Bedeutung“. (Lachmann, 2006, p. 185)
Der Begriff des qualitativen Wachstums ist sehr viel umfassender als der des quantitativen Wachstums. Im qualitativen Wachstum wird das gesamte wirtschaftliche, gesellschaftliche und politische Umfeld der Bevölkerung betrachtet. Das qualitative Wachstum zeigt, dass eine Wohlfahrtssteigerung auch ohne eine Erhöhung des Bruttoinlandsproduktes stattfinden kann. (Lachmann, 2006)
In einer Volkswirtschaft kommen, unter ökonomischen Gesichtspunkten, zwei Zustände für wachstumsempirische Untersuchungen in Betracht.
Ein Gleichgewichtswachstum (steady state)
Ein Anpassungswachstum an das Gleichgewicht (transitional dynamics)
Das Gleichgewichtswachstum wird üblicherweise als Konstanz der relevanten Wachstumsrate beschrieben. Beim gleichgewichtigen Wachstum handelt es sich um eine Kombination von Zeitpfaden (y, k), welche die Grundlage folgender Bedingung haben:[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]
In Falle eines neoklassischen Wachstumsgleichgewichts müssen sich alle Teilmärkte der betreffenden Modellökonomie aufgrund modellkonsistenter Entscheidungen der Wirtschaftssubjekte, in den jeweiligen Periodengleichgewichten befinden. Es besteht kein Gleichgewichtswachstum, wenn zwar Periodengleichgewichte bestehen, diese aber intertemporal nicht durch konstante Wachstumsraten zusammen verbunden sind. In diesem neoklassischen Fall liegt eine Konstellation vor. Die Volkswirtschaft tendiert zu einem Zustand des Gleichgewichtswachstums. Die Unterschiede zwischen einem Gleichgewichtswachstum und einem Anpassungswachstum sind wichtig für die Grundlage unterschiedlicher ökonomischer Verfahren, da mit der Wahl des Verfahrens jeweils unterschiedliche implizite Annahmen über die statischen Eigenschaften des vorliegenden Datenmaterials getroffen werden. (Hemmer & Lorenz, 2004)
2.3. Determinanten des Wachstums
Ein wichtiger Einflussfaktor auf den Staat und die Menschen die dort leben, ist die wirtschaftliche Lage. Dazu zählen gleichermaßen die Entwicklung der Wirtschaft, sowie der aktuelle Stand der Wirtschaftskraft. Auch das Wachstum der wirtschaftlichen Leistung beeinflusst die wirtschaftliche Situation. (Werner, 2014)
Bei den folgenden Einflussfaktoren: Motivationen, Arbeitsintensität, sozialer Status und berufliches Image, Rechtsordnung und natürliche Ressourcen, spricht man von Ursachen des Wachstums.
„Die meisten Wirtschaftswissenschaftler stellen deshalb in ihrer Analyse nicht auf letzte Ursachen, sondern auf solche Bestimmungsgründe oder Determinanten des Wachstums ab, die einer ökonomischen Untersuchung zugänglich sind - wohl wissend, daß Determinanten von einer Reihe tiefer gehender Faktoren beeinflußt werden.“ (Woll, 2007, p. 419)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Determinanten des Wirtschaftswachstums (Woll, 2007, p. 420)
Die Wirtschaft wächst, weil entweder der Output pro Input-Einheit (technischer Fortschritt, Qualitätsverbesserung der Produktionsfaktoren) oder der Input (die eingesetzten Produktionsfaktoren werden in den Mengen vermehrt) ansteigt. Wie in der Abbildung 2 zu erkennen ist, kann sich die Wirtschaft durch die Qualitätsverbesserung der einzelnen Faktoren oder der Faktorkombination des Outputs pro Input-Einheit erhöhen. (Woll, 2007)
3. Wachstumstheorien
3.1. Neoklassische Wachstumstheorie / Solow Modell
Von 1957 bis Ende der 80er Jahre dominierte die Erklärung des wirtschaftlichen Wachstums mit neoklassischen Ansätzen.
„Sie bauen vor allem auf einer aggregierten Produktionsfunktion auf, deren wesentliche Eigenschaft die Annahme einer stabilen Beziehung zwischen dem aggregierten Output (= Y) einer Volkswirtschaft und den Inputfaktoren, die sich im einfachsten Fall auf Kapital (= K) und Arbeit (= L) beschränken, bei gegebenem Stand des technischen Wissens (= A) ist. Die einfachste Formulierung einer aggregierten neoklassischen Produktionsfunktion lautet somit:
Y = F (K, L, A)“ (Hemmer & Lorenz, 2004, p. 31)
Solow schreibt in Lecture to the memory of Alfred Nobel, December 8, 1987:
„Growth theory did not begin with my articles of 1956 and 1957, and it certainly did not end there. Maybe it began with The Wealth of Nations; and probably even Adam Smith had predecessors. More to the point, in the 1950s I was following a trail that had been marked out by Roy Harrod and by Evsey Domar, and also by Arthur Lewis in a slightly different context. Actually I was trying to track down and relieve a certain discomfort that I felt with their work. I shall try to explain what I mean in a few words.
Harrod and Domar seemed to be answering a straightforward question: when is an economy capable of steady growth at a constant rate? They arrived by noticeably different routes, at a classically simple answer: the national saving rate (the fraction of income saved) has to be equal to the product of the capital-output ratio and the rate of growth of the (effective) labor force. Then and only then could the economy keep its stock of plant and equipment in balance with its supply of labor, so that steady growth could go on without the appearance of labor shortage on one side or labor surplus and growing unemployment on the other side. They were right about that general conclusion.“ (http://www.nobelprize.org/nobel_prizes/economic-sciences/laureates/1987/solow- lecture.html, 25.12.2016)
Die konstante Wachstumsrate wurde mit einer einfachen klassischen Aussage im oben genannten Artikel erklärt. - Die nationale Sparquote muss gleich dem Produkt der Kapitalausgangsquote und der Wachstumsrate der (effektiven) Arbeitskraft sein.
Die neoklassische Wachstumstheorie von Solow ist durch folgende Eigenschaften gekennzeichnet.
Die implizite Annahme abnehmender partieller Grenzproduktivitäten der genannten Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital, entspricht der gesamtwirtschaftlichen Produktionsfunktion der einfachen neoklassischen Produktionsfunktion und ist linearhomogen. Zusätzlich werden die Inada- Bedingungen erfüllt.
„Die sogenannten Inada-Bedingungen fordern, dass die Grenzproduktivität für alle Einsatzfaktoren positiv und fallend ist. Daher ist jeweils die erste partielle Ableitung der Produktionsfunktionen größer als null sowie die zweite partielle Ableitung kleiner als null“ (Werner, 2014, p. 14)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Formel Inada-Bedingungen (Werner, 2014, p. 14)
Die gesamtwirtschaftliche Sparquote (= s) stimmt stets mit der gesamtwirtschaftlichen Investitionsquote, welche die Kapitalakkumulation determiniert und exogen vorgegeben ist, überein.
Die Abschreibungsrate beim Kapitalstock ist exogen vorgegeben.
Der Produktionsfaktor Arbeit nimmt mit einer exogen vorgegebenen Rate zu (= n).
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