Das Innovationsverhalten des Mittelstands


Trabajo Escrito, 2003

36 Páginas, Calificación: 1,7


Extracto


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Innovation – Begriff, Arten, Ablauf
1.1. Abgrenzung des Innovationsbegriffs
1.2. Innovation als Prozess
1.3. Differenzierung nach dem Gegenstandsbereich
1.4. Differenzierung nach dem Grad der Erneuerung
1.5. Innovationen nach dem Auslöser

2. Bedeutung und Auswirkungen von Innovationen
2.1. Volkswirtschaftliche Effekte von Innovationen
2.2. Betriebswirtschaftliche Effekte von Innovationen

3. Einflussfaktoren auf das Innovationsverhalten
3.1. Unternehmensgröße und Marktmacht
3.2. Marktstruktur
3.3. Sonstige Einflussgrößen
3.3.1. Unternehmenscharakteristik
3.3.2. Unternehmensumwelt

4. Das Innovationsverhalten in Zahlen
4.1. Zur Messbarkeit von Innovationen
4.2. Innovationsaktivitäten der deutschen Wirtschaft allgemein
4.3. Innovationsaktivitäten nach der Unternehmensgröße
4.4. Innovationsaktivitäten nach weiteren Einflüssen

5. Innovationshemmnisse

6. Die Innovationspolitik des Bundes
6.1. Aktivitäten, Gründe und Ziele
6.2. Die Fördermaßnahmen im Überblick
6.3. Wirksamkeit und Kritik

7. Fazit

Literaturverzeichnis

Anhang

Einleitung

Technischer Fortschritt und Innovationen gelten als Wachstumsmotor der Wirtschaft und sind der Treiber für strukturelle Veränderungen. Bereits Schumpeter bezeichnete die Innovationstätigkeit als einen Prozess der schöpferischen Zerstörung.[1] Durch Innovationen werden erschöpfte Wohlstandsquellen durch neue ersetzt. Sie sorgen für die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen und Volkswirtschaften und können dazu beitragen, die Arbeitslosigkeit zu senken.

Gleichzeitig kommt auch dem Mittelstand eine zentrale Rolle zu. Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) stellen 99,7 % aller Unternehmen in Deutschland. Sie tragen die Beschäftigung (70 % der Arbeitsplätze), übernehmen einen Großteil der Ausbildungsleistung (80 % der Ausbildungsplätze) und erwirtschaften 49 % des BIP.[2]

In Anbetracht der großen Tragweite von Innovationen im Wirtschaftsprozess und dem wichtigen Beitrag des Mittelstands zur wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit ist es daher nur folgerichtig, das Innovationsverhalten kleiner und mittlerer Unternehmen zu stärken und zu fördern sowie Innovationshemmnisse abzubauen.

Durch den Wandel zur Wissensgesellschaft und den zunehmenden weltweiten Wettbewerb werden die Bedeutung von Innovationen und die Anforderungen an Unternehmen noch verstärkt. Innovationen werden zu einer notwendigen Bedingung für die erfolgreiche Entwicklung eines Unternehmens – und damit letztlich auch einer Volkswirtschaft – in einem dynamischen Umfeld.

Die Innovationsthematik und die Mittelstandspolitik umfassen ein sehr weites Feld, das folglich nicht in allen Aspekten diskutiert werden kann.

Die vorliegende Arbeit untersucht das Innovationsverhalten der Wirtschaft im Allgemeinen und des Mittelstands im Besonderen. Dabei werden die Bedeutung von Innovationen herausgestellt, Einflussfaktoren auf die Innovationstätigkeit untersucht und innovationspolitische Maßnahmen diskutiert.

„Innovation“ ist ein schillernder Begriff, der oftmals unterschiedlich verwendet wird. Daher ist zunächst eine nähere Begriffsbestimmung erforderlich. In Kapitel 1 werden nach einer Abgrenzung zu verwandten Ausdrücken unterschiedliche Definitionen und Betrachtungsweisen des Innovationsbegriffs vorgestellt.

Innovationen wirken sich in vielfältiger Weise aus. Die öffentliche Diskussion über die Folgen von Innovationen in allen Bereichen der Gesellschaft, Politik und Wirtschaft verdeutlicht ihre große Bedeutung, die im Rahmen der Globalisierung und der Wissensintensivierung noch zunimmt. In Kapitel 2 werden speziell die Innovationseffekte auf die Wirtschaft beleuchtet, sowohl auf volks- als auch auf betriebswirtschaftlicher Ebene.

Im Anschluss werden in Kapitel 3 theoretische Einflussgrößen betrachtet, die das Innovationsverhalten von Unternehmen bestimmen. Hierbei werden vor allem Unternehmensgröße und Marktmacht als wichtige Einflussfaktoren diskutiert und die jeweiligen Vor- und Nachteile der verschiedenen Größenordnungen erörtert.

Darüber hinaus wird die Bedeutung der Marktstruktur untersucht sowie in einem Überblick verschiedene weitere unternehmensinterne und -externe Einflüsse dargestellt.

Kapitel 4 soll einen Einblick in das konkrete Innovationsverhalten der deutschen Wirtschaft geben. Anhand ausgewählter empirischer Daten verschiedener Institute und Ministerien wird dabei zunächst die gestiegene Bedeutung von Innovationen im Wirtschaftssektor herausgestellt. Neben einer allgemeinen Beschreibung der Innovationsaktivitäten werden überdies einige der in Kapitel 3 angeführten Einflussfaktoren überprüft. Hierbei werden vor allem die Innovationsaktivitäten von KMU untersucht.

Das Innovationsverhalten der Wirtschaft kann auf vielfältige Weise negativ beeinflusst werden. Insbesondere der Mittelstand sieht sich Problemen konfrontiert, die die Durchführung und den erfolgreichen Abschluss eines Innovationsprojektes behindern. Solche Innovationshemmnisse werden in Kapitel 5 dargestellt.

Zuletzt befasst sich Kapitel 6 mit der Innovationspolitik des Bundes. Neben den Gründen für ein staatliches Eingreifen in marktwirtschaftliche Systeme werden hier schwerpunktmäßig die innovationspolitischen Anreize für KMU dargestellt. Abschließend werden die Fördermaßnahmen nach ihrer Wirksamkeit untersucht und kritisch diskutiert.

1. Innovation – Begriff, Arten, Ablauf

Der Begriff „Innovation“ ist nicht eindeutig bestimmt. In der Literatur lässt sich eine Vielzahl von Definitionen verzeichnen. Entsprechend seinem Ursprung, dem Lateinischen („innovatio“), bedeutet Innovation „Erneuerung aus sich selbst heraus“.

Demnach ist sämtlichen im Folgenden dargestellten Definitionen als grundlegendes Kriterium die Neuartigkeit oder Neuheit gemein. Allerdings liegt in der Fachwelt keine Einigkeit darüber vor, was „neu“ bedeutet.[3]

Aus den verschiedenen Ansätzen wird deutlich, dass der Innovationsbegriff zwei Perspektiven hat. Eine Innovation ist gleichermaßen Ergebnis eines Prozesses (objektorientierte Sichtweise) und der Prozess selbst (prozessuale Sichtweise). Sie meint sowohl neuartige Lösungen als auch die Schaffung von etwas Neuem.

1.1. Abgrenzung des Innovationsbegriffs

Bevor der Innovationsbegriff näher beleuchtet wird, ist es zunächst erforderlich, zwischen den beiden Begriffen „Invention“ und „Innovation“ zu differenzieren, die im allgemeinen Sprachgebrauch häufig, jedoch fälschlicherweise synonym, verwendet werden.[4]

Invention wird oft mit Erfindung gleichgesetzt. Eine Invention meint die erstmalige technische Realisierung einer neuen Problemlösung als Ergebnis von Forschung und Entwicklung.[5]

Dagegen ist eine Innovation durch den Verwertungsbezug bzw. durch die praktische Anwendung einer neuartigen Lösung charakterisiert. Eine Innovation meint die erstmalige wirtschaftliche Nutzung einer neuen Problemlösung. Sie umfasst demnach die ökonomische Optimierung der Wissensverwertung. Es geht hierbei um die Markteinführung der Invention. Eine Invention stellt daher eine notwendige Vorstufe der Innovation dar.

Ebenfalls abzugrenzen ist die nachgelagerte Seite des Innovationsprozesses. Durch den Begriff der Imitation oder Nachahmung wird in diesem Zusammenhang die Erstmaligkeit einer Neuerung analysiert. Imitation meint die wiederholte Anwendung einer neuen Problemlösung durch Übernehmer in anderen Unternehmen.[6] Obwohl es sich um keine absolute Neuartigkeit handelt, können Imitationen aus der subjektiven Sicht eines Unternehmens ebenfalls als Innovationen bezeichnet werden. Sie sind somit von absoluten Neuheiten, die bisher noch nicht zur Anwendung gekommen sind, zu unterscheiden.

Daraus folgt, dass nicht nur die Marktbezogenheit neuer Produkte und Prozesse untersucht werden muss, sondern auch deren innerbetriebliche Nutzung. Somit ist entweder der marktwirtschaftliche Verwertungsaspekt oder der innerbetriebliche Nutzungsaspekt für den Innovationsbegriff entscheidend.[7]

Die bisherige Unterscheidung verdeutlicht, dass der Innovationsbegriff davon abhängt, auf welchen Erkenntnis- und Erfahrungsstand er bezogen wird.[8]

An dieser Stelle wird die subjektive Dimension der Innovation deutlich. Die Bewertung eines Produkts hinsichtlich seiner Neuartigkeit hängt von der subjektiven Wahrnehmung ab. „Innovation ist danach das, was für innovativ gehalten wird.“[9]

Dabei ist entscheidend, welches Subjekt für die Beurteilung einer Neuerung maßgeblich ist (Individuen, z.B. Experten, aber auch Systeme, z.B. Branchen).

Die Dichotomie Innovation/Imitation kann noch weiter differenziert werden, wenn neuartige Lösungen auf ihre geographische Ausbreitung hin untersucht werden.

In diesem Kontext ist zwischen regionalen, nationalen und Weltneuheiten zu unterscheiden.

Die Übernahme (Adoption) bereits bestehender Lösungen durch Übernehmer führt schließlich zur Ausbreitung der Neuerungen (Diffusion) im Markt.

Innovationen und die auf ihnen basierenden Inventionen sind Folge von Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten. Forschung und Entwicklung (FuE) meint „eine Kombination von Produktionsfaktoren, die die Gewinnung neuen Wissens ermöglichen soll.“[10] FuE bezeichnet die systematische, schöpferische Arbeit zur Vermehrung des vorhandenen Wissens, sowie die Verwendung dieses Wissens mit dem Ziel, neue Anwendungsmöglichkeiten zu finden.[11]

Während der Forschungsbegriff auf die Gewinnung wissenschaftlicher Erkenntnisse gerichtet ist, die sich mehr (angewandete Forschung) oder weniger (Grundlagenforschung) an praktischer Anwendung orientiert, zielt der Begriff der Entwicklung auf die Nutzung der Kenntnisse ab.

Die Intensität von Forschung und Entwicklung drückt sich wesentlich in den Innovationsaktivitäten eines Unternehmens aus. Die Ausgaben für FuE werden daher oft als Kennzahlen für unternehmerisches Innovationsverhalten herangezogen.

Im Gegensatz zur Innovation ist Forschung und Entwicklung jedoch nur auf einen

abgegrenzten Bereich bezogen.[12]

Innovationen betreffen dagegen alle Unternehmensbereiche und gehen darüber hinaus. Hierbei wird die prozessuale Perspektive des Innovationsbegriffs deutlich.

1.2. Innovation als Prozess

Eine Innovation kann nicht nur als Ergebnis, sondern auch als der gesamte Prozess der Erforschung, Entwicklung und Anwendung einer Technologie aufgefasst werden.[13] Eine klare Trennung ist allerdings nicht möglich, da beide Komponenten – Ergebnis u. Prozess – in einem interdependenten Verhältnis zueinander stehen.

Der Innovationsprozess besteht aus mehreren aufeinander folgenden, analytisch unterscheidbaren Phasen, die logisch miteinander verknüpft sind. Der Prozess reicht demnach von der Ideengewinnung über die Forschung und Entwicklung bis zur Einführung und Vermarktung der Invention. Überdies beziehen sich Innovationen nicht nur auf unternehmensinterne Bereiche, sondern auch auf die Unternehmensumwelt (z.B. Kunden, Zulieferer), z. B. durch Kooperationsbeziehungen.[14]

Je nach Definition wird neben den o. g. Phasen auch die laufende Verwertung (z.B. Serien- und Großproduktion, Diffusion) der Neuerung als Teil des Innovationsprozesses betrachtet.[15] Diese Stufe unterscheidet sich im Gegensatz zu den

anderen jedoch durch eine gewisse Routinisierung der Tätigkeiten. Insofern handelt es sich hierbei nicht um Neuerungen im engeren Sinne.

1.3. Differenzierung nach dem Gegenstandsbereich

Innovationen werden hier generell nach zwei Kategorien unterschieden: Produkt- und Prozessinnovationen.

Produktinnovationen sind neue bzw. merklich verbesserte materielle und

immaterielle Produkte (Güter und Dienstleistungen), die ein Unternehmen auf den Markt gebracht hat.[16] Rein ästhetische Veränderungen gelten dabei nicht als Innovation.

Prozess-/Verfahrensinnovationen meinen dagegen neue bzw. merklich verbesserte Veränderungen der Fertigungs- und Verfahrenstechnik in der Leistungserstellung.

Produktinnovationen betreffen den Verwertungsbezug am Markt, Prozesse werden dagegen nur innerbetrieblich genutzt.[17] Neue Prozesse, die an andere Unternehmen verkauft werden, gelten jedoch wiederum als Produktinnovationen.[18]

Während sich der Aspekt der Neuerung lediglich auf die Verschiedenheit zu anderen Lösungen bezieht, zielt der Verbesserungsgedanke auf eine Steigerung der Effizienz ab.

In diesem Kontext zeigt sich die normative Dimension der Innovation. In der Fachwelt wird gelegentlich verlangt, den Innovationsbegriff nur für solche Produkte und Prozesse zu verwenden, die gegenüber bisherigen Lösungen qualitative Vorzüge aufweisen. Problematisch ist hier jedoch die bereits erwähnte Subjektivität von Innovationen.

Bei Abgrenzung auf die betriebswirtschaftliche Perspektive sollen verbesserte Produkte bzw. Prozesse durch neue Faktorkombinationen kostengünstiger, qualitativ hochwertiger oder schneller herzustellen sein. Es geht um die Minimierung des Mitteleinsatzes und die Optimierung des Produkts/Produktionsprozesses.

Bei Produktinnovationen kommt neben der Effizienz auch eine steigende Effektivität hinzu. Sie erlauben die Erfüllung neuer Zwecke (vgl. Kapitel 1.5.).

Die Unterscheidung in Produkt- und Prozessinnovationen ist im Dienstleistungssektor jedoch problematisch, weil dort beide Innovationsarten zusammenfallen.[19]

Auch in Industriebetrieben sind Produktinnovationen oft mit der Neugestaltung der Verfahren verbunden.[20]

Produkt- und Prozessinnovationen können auch als technische Innovationen bezeichnet werden, die von organisationalen (Strukturen, Kulturen, Systeme) und geschäftsbezogenen Innovationen (Erneuerung der Branchen- und Marktstruktur und Spielregeln) zu unterscheiden sind.[21]

Eine weitere Möglichkeit stellt die Ordnung der Innovationen nach der Funktionsebene dar (z.B. Beschaffungs-, Produktions-, Finanz- und Personalinnovationen).[22]

Schließlich fallen unter Innovationen auch Neuerungen sozialer, politischer oder rechtlicher Natur. In den folgenden Kapiteln soll die Betrachtung im Wesentlichen jedoch auf die technische Dimension der Innovation beschränkt werden.

1.4. Differenzierung nach dem Grad der Erneuerung

Die Unterscheidung nach dem Ausmaß der Innovation macht den graduellen Unterschied gegenüber dem bisherigen Zustand sichtbar.

Innovationen umfassen ein breites Spektrum von Neuerungen, von lediglich geringfügigen Änderungen und Differenzierungen vorhandener Produkte und Verfahren bis hin zu revolutionären Neuerscheinungen. In diesem Zusammenhang lassen sich in der Literatur zahlreiche Begriffspaare finden (z.B. evolutionäre vs. revolutionäre, inkrementale vs. radikale, originäre vs. adaptive, Basis vs. Verbesserungsinnovationen). Zwischen beiden Innovationsarten bestehen Unterschiede hinsichtlich ihrer wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen.

Evolutionäre Veränderungen meinen kontinuierliche Verbesserungen unter Beibehaltung der bestehenden Grundprinzipien[23]. Inkrementale Innovationen vollziehen sich in bestehenden Märkten mit bekannten Anwendungsfeldern. Hierbei kommen üblicherweise keine völlig neuen (Schrittmacher-)Technologien zum Einsatz.[24]

Dagegen sind revolutionäre Änderungen durch die Unstetigkeit einer Entwicklung gekennzeichnet.[25] In diesem Fall haben Innovationen einen substituierenden Effekt, weil herkömmliche Verfahren und Produkte ersetzt werden. Schumpeter spricht hier von einer diskontinuierlichen Durchsetzung neuer Kombinationen.[26]

Realistischerweise muss jedoch berücksichtigt werden, dass der Innovationsprozess eine stetige Akkumulation von kleinen Fortschritten ist. Selbst umfassende Innovationen können in mehrere kleine Schritte zerlegt werden.[27]

Radikale Innovationen sind in der Regel mit einem höheren wirtschaftlichen Risiko verbunden. Mit steigendem Neuerungsgrad erhöhen sich gleichzeitig Unsicherheit über die Entwicklung, Unerfahrenheit mit dem Umgang der Technologie und die Kosten, die für die neue Technologie aufgewendet werden müssen.

Wie bereits in Kapitel 1.1. erwähnt, hängt der Neuigkeitsgrad eng mit der relativen Perspektive zusammen (Unternehmenssicht, geographische Betrachtung).

Technische Innovationen erfordern jedoch eine globale, absolute Betrachtungsweise. So gilt eine Erfindung nur dann als neu, wenn sie über das öffentliche Wissen hinausgeht.[28] Bei den übrigen Dimensionen der Innovation (organisationale, geschäftsbezogene) ist die Beurteilung der Neuerung dagegen weniger eindeutig.

Die Abbildung auf der nächsten Seite zeigt die Bandbreite der Innovation nach dem

Neuigkeitsgrad eingesetzter Technologien.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Klassifizierung von Innovationen nach dem Grad der Erneuerung

Quelle: Pleschak / Sabisch, 1996, S. 4

1.5. Differenzierung nach dem Auslöser

Innovationen können verschiedene Ursachen haben. Hieraus ergibt sich eine Unterscheidung zwischen zweck- (demand-pull) und mittelinduzierten (technology-push) Neuerungen.[29]

Pull-Innovationen werden von der Nachfrageseite stimuliert bzw. durch die Bedürfnisse der Kunden hervorgerufen. Der Zweck einer Innovation besteht demnach darin, ein Bedürfnis besser als vorher zu befriedigen. Unzureichend bediente Nachfrage begründet die Suche nach neuen Lösungen.

Push-Innovationen werden dagegen von der Angebotsseite angestoßen und durch neu entwickelte Technologien ausgelöst. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse ermöglichen neue Problemlösungen. Im Gegensatz zu Pull-Innovationen müssen hier erst noch Anwendungsgebiete definiert werden.

Jede Perspektive für sich betrachtet kann jedoch nicht allein ursächlich für Innovationen sein. So kann das Nachfrageverhalten des Marktes nicht der alleinige Stimulus einer Innovation darstellen, da die technische Entwicklung in dieser Form als rein mechanischer Reaktionsprozess betrachtet wird.[30] Außerdem kann auf diese Weise die Schaffung von Basisinnovationen nicht erklärt werden, weil für diese erst

ein Markt geschaffen werden muss. Der Technologieschub kann ebenfalls nicht als einziges Kriterium der Innovation gelten, da die Beziehung zwischen Hersteller und Kunde so auf einen Verkäufermarkt reduziert wird.

Daher beruhen erfolgreiche Innovationen auf der Zusammenführung von demand-pull und technology-push. Sie bedeuten immer eine neuartige Kombination von Zweck und Mitteln und sind gleichermaßen bedürfnis- und technologieinduziert.[31]

Dennoch erscheint eine unterschiedliche Dominanz von Markt und Technologie in Abhängigkeit von der jeweiligen Situation angemessen, etwa in Bezug auf den spezifischen Neuigkeitsgrad einer Innovation. So werden Basisinnovationen eher vom wissenschaftlichen Erkenntnisstand – Verbesserungsinnovationen eher von der Nachfrageseite determiniert.[32]

2. Bedeutung und Auswirkungen von Innovationen

Die Bedeutung von Innovationen hat fortwährend zugenommen. Diese zunehmende Tragweite lässt sich sowohl auf makro- als auch auf mikroökonomischer Ebene aufzeigen. Innovationen haben sowohl externe Wirkungen auf die Unternehmensumwelt als auch interne Wirkungen auf ein Unternehmen selbst. Eine exakte Trennung beider Ebenen ist jedoch nicht möglich, weil ihre Grenzen fließend sind.

2.1. Volkswirtschaftliche Effekte von Innovationen

Auf fast allen Gebieten der Makroökonomie können die Auswirkungen von Innovationen beobachtet werden, z. B. in der Wachstums- und Konjunkturtheorie.

So lässt sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Umfang der

Innovationstätigkeit und dem Ausmaß des wirtschaftlichen Wachstums feststellen.[33]

Daneben sind Innovationen gemäß dem Prozess der schöpferischen Zerstörung nach Schumpeter nicht nur Anstoß, sondern auch Ursache für Konjunkturschwankungen.[34] Mit der Häufung von Innovationen beginnt der konjunkturelle Aufschwung. Auf Grund der Art der Innovation und ihrer Ausreifungszeit erklärt Schumpeter auch die Länge eines Konjunkturzyklus. Die Ausreifungszeit steigt dabei mit dem Neuigkeitsgrad der Innovation. An dieser Stelle lassen sich auch die langen Konjunkturwellen, die sog. Kondratieff -Zyklen, nachvollziehen. Dabei handelt es sich um 50-60 Jahre andauernde Aufschwungphasen, die durch epochale Basisinnovationen ausgelöst und durch weitergehende Zusatzinnovationen getragen werden. Dies führt schließlich zu einem Anstieg des Volkseinkommens.[35]

Dabei ist es auch von Bedeutung, dass Innovationen zumeist mit hohen

Sachinvestitionen einhergehen. So können schließlich auch Arbeitsmarkteffekte entstehen, indem durch steigende unternehmerische Innovationstätigkeit Neueinstellungen bedingt werden. In Anbetracht der bereits angesprochenen externen Wirkungen beeinflusst das Innovationshalten eines Unternehmens auch andere Marktpartner positiv, sowohl auf der Absatz- als auch der Beschaffungsseite.

In diesem Kontext sind mit Innovationen Multiplikator- und Akkumulationseffekte verbunden, die somit zum Motor der Konjunktur werden.[36] Dies führt letztlich zu einer weiterentwickelten, modernisierten Volkswirtschaft.

Innovationen fördern den kreativen Austausch zwischen Unternehmen und anderen

Institutionen (z.B. Forschungseinrichtungen). Auf diese Weise tragen sie auch zu einer Erhöhung der Standortqualität bei. Dabei kann es in bestimmten Regionen zu

einer Anhäufung von Technologieunternehmen kommen, weil damit die Wahrscheinlichkeit steigt, selbst Nutzer externer Effekte zu sein (sog. „spillovers“).[37]

Schließlich können Innovationen Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes ausüben. Durch sie können Wettbewerbsvorteile entstehen, indem sie eine temporäre Umgehung des weltweit steigenden Kostenwettbewerbs erlauben.[38]

Angesichts einer fortschreitenden Wissensintensivierung ist der technische Fortschritt die wesentliche Triebfeder für den Strukturwandel sowie für das Wachstum und den Wohlstand einer Gesellschaft. Für eine Volkswirtschaft ist daher insbesondere die Beherrschung von solchen (Schlüssel-)Technologien entscheidend, die für den Wettbewerb die größte Relevanz haben. Die technologische Leistungsfähigkeit einer Gesellschaft hängt dabei von der Qualität und Dynamik ihrer Innovationssysteme ab.[39] Dabei geht es nicht nur um konkrete Innovationsanreize für Unternehmen – es müssen auch innovationsfreundliche Rahmenbedingungen hergestellt werden (z. B. faire Wettbewerbsbedingungen, (Aus-)Bildungssysteme).

2.2. Betriebswirtschaftliche Effekte von Innovationen

Innovationen haben nicht nur große Bedeutung für die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes, sondern auch für die eines Unternehmens. Nur wenn Unternehmen die Fähigkeit besitzen, Innovationen zu generieren und umzusetzen, können sie sich gegen ihre Konkurrenten durchsetzen.[40]

[...]


[1] Schumpeter, 1950, S. 134 ff.

[2] BMWA, 2003, http://www.bmwi.de

[3] Staudt, 1985, S. 486

[4] Vahs / Burmester, 1999, S. 42

[5] Pleschak / Sabisch, 1996, S. 6

[6] Ebenda, S. 6

[7] Hauschildt, 1997, S. 7

[8] Pleschak / Sabisch, 1996, S. 6

[9] Hauschildt, 1997, S. 16

[10] Brockhoff, 1994, S. 35

[11] OECD, 2002, S. 30, http://www.oecd.org

[12] Pleschak / Sabisch, 1997, S. 7

[13] Uhlmann, 1978, S. 41

[14] Pleschak / Sabisch, 1997, S.7

[15] Hauschildt, 1997, S. 21-22

[16] OECD, 1997, S. 31-32, http://www.oecd.org

[17] Hauschildt, 1997, S. 10

[18] ZEW, 2002, S. 2, http://www.zew.de

[19] OECD, 1997, S. 32, http://www.oecd.org

[20] Pleschak / Sabisch, 1996, S. 212

[21] Hauschildt, 1997, S. 11

[22] Zahn / Weidler, 1995, S. 362 ff.

[23] Pleschak / Sabisch, 1996, S. 2

[24] Ebenda, S. 3

[25] Hauschildt, 1997, S. 15

[26] Schumpeter, 1964, S. 100 ff.

[27] Kaufer, 1980, S. 605

[28] Brändel, 1995, S. 46-47

[29] Pleschak / Sabisch, 1996, S. 2

[30] Perlitz / Löbler, 1989, S. 28

[31] Baker / Siegman / Rubenstein, 1967, S. 160

[32] Hauschildt, 1997, S. 204

[33] Vahs / Burmester, 1999, S. 5

[34] Tichy, 1985, S. 8

[35] Kondratieff, 1984, S. 1ff.

[36] Vahs / Burmester, 1999, S. 5

[37] DIW, 2001, S. 10, http://www.diw.de

[38] Vahs / Burmester, 1999, S. 8

[39] BMBF, 2002a, S. 319, http://www.bmbf.de

[40] Vahs / Burmester, 1999, S. 9

Final del extracto de 36 páginas

Detalles

Título
Das Innovationsverhalten des Mittelstands
Universidad
University of Wuppertal
Curso
Projekt Mittelstandspolitik
Calificación
1,7
Autor
Año
2003
Páginas
36
No. de catálogo
V37124
ISBN (Ebook)
9783638365604
ISBN (Libro)
9783640792870
Tamaño de fichero
537 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Innovationsverhalten, Mittelstands, Projekt, Mittelstandspolitik
Citar trabajo
Alexander Gerth (Autor), 2003, Das Innovationsverhalten des Mittelstands, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/37124

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Título: Das Innovationsverhalten des Mittelstands



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