Excerpt
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1. Einführung
2. Was ist Stress?
2.1. Definition
2.2. Gesundheitliche Risiken am Arbeitsplatz
2.3. Stressbewältigung
2.4. Stressmanagement
3. Resilienz
3.1 Definition
3.2 Risiko und Schutzfaktoren
3.3 Empirische Studie der Bertelsmann-Stiftung
4. Schlussfolgerung
5. Praxistransfer
6. Fazit
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Belastungs-Beanspruchung-Ressourcen-Konzept
Abbildung 2: Arbeitspsychologisches Stressmodell
1. Einführung
„Der eine wartet, dass die Zeit sich wandelt, der andere packt sie kräftig an und handelt.“[1]
Die heutige Zeit stellt den Menschen sowohl im privaten, als auch im beruflichen Umfeld vor große Herausforderungen. Die Komplexität und Schnelligkeit nimmt stetig zu. Ebenso verhält es sich bei Informationen, die es zu verarbeiten gilt und Entscheidungen, die zu treffen sind. Die immer rascher werdenden betrieblichen Prozesse haben Auswirkungen auf die Gesundheit der Mitarbeiter. So steigen Arbeitsplatzbezogene Fehlzeiten aufgrund psychischer Belastungen an. Dies ruft bei vielen Menschen Druck und Angst hervor. Die Berichte der Krankenkassen belegen, dass die Anzahl an psychischen Erkrankungen, wie Angststörungen und Depressionen, kontinuierlich anwachsen. Sie sind mit 16,8 % der krankheitsbedingten Fehltage auf dem zweiten Platz hinter Muskel-Skelett-Erkrankungen. Zudem ist es nachgewiesen, dass sich psychische Erkrankungen auch auf das Herz-Kreislaufsystem und die Rückengesundheit auswirken können.[2]
Vielen Menschen fehlen die richtigen Strategien oder Hilfsmittel, um gut mit den geschilderten Herausforderungen umzugehen. Aber es gibt auch Menschen, denen Krisen und hohe Belastungen offenbar nichts anhaben können. Diese „Stehauf-Men- schen“ scheinen für jede Herausforderung die richtige Antwort zu haben und gehen offenbar gestärkt aus Krisen hervor.[3]
Ziel der zugrunde liegenden Arbeit ist es, einen Überblick über den Einfluss von Resilienz auf die Stressbewältigung am Arbeitsplatz zu bekommen.
2. Was ist Stress?
2.1. Definition
Der Begriff „Stress“ leitet sich etymologisch vom lateinischen Wort „stringere“ ab, was „verengen“ bedeutet und eine Anspielung auf die in dieser Situation typischen körperlichen Symptome ist.[4]
Diese Symptome sind gekennzeichnet durch Anspannung der Muskulatur, schnellere Atmung, steigenden Puls und Blutdruck sowie der Erweiterung der Bronchien und der Pupillen. Zudem verringern sich die Immunkompetenz, die Magen-DarmAktivität und die Sexualfunktionen. Dieser temporäre körperliche Zustand dient dazu, das Überleben in potenziellen Gefahrensituationen zu sichern. Über kurze Zeiträume in akuten Bedrohungssituationen ist das eine sinnvolle Reaktion des Organismus auf äußere Reize. Ein Beispiel hierfür sind kritische Situationen im Straßenverkehr, welche eine schnelle Reaktion erfordern.[5]
Umgangssprachlich wird der Begriff „Stress“ oft als Beschreibung einer belastenden Situation gebraucht. Augenscheinlich handelt es sich hierbei um etwas Alltägliches, das in verschiedenen Erscheinungsformen auftreten kann. Beispiele hierfür können Beziehungs- oder Terminstress sein. Die Unterscheidung zwischen Stressor (Auslöser) und der dadurch entstandenen Reaktion ist wichtig. In einer Stressreaktion löst eine Gefahr (Stressor) eine körperliche Reaktion aus. Merkmale eines Stressors können beispielsweise eine mangelnde Vorhersehbarkeit und Unkontrollierbarkeit von Ereignissen sowie eine Neuheit sein. Wird ein solcher Reiz vom Organismus wahrgenommen, wird dieser erst einmal als Herausforderung (Eustress) oder als Überforderung (Distress) eingeordnet. Stressoren können zudem personal oder kon- textual bedingt sein. Wobei man zwischen verschiedenen Stressoren unterscheidet. Den organisationsbedingten, welche zum Beispiel steile Hierarchien oder unklare Kompetenzen beschreibt, den rollenbedingten, welcher beispielsweise Rollenkonflikte beinhaltet oder den personenbedingten, die durch Unsicherheit, Übermotivation, Konflikten zwischen Beruf und Familie hervorgerufen werden.[6]
Die Reizintensität und -dauer der Stressoren kann variieren. So spricht man bei einer langen Einwirkzeit und/oder einem häufigen Auftreten von chronischem Stress (daily hassle). Im Gegenzug dazu gibt es den akuten Stress oder die kritischen Lebensereignisse. Der amerikanische Psychologe Richard Lazarus unterscheidet 4 Stressarten: Dem funktionellen Stress (z. B. Lampenfieber), dem strukturellen Stress (z. B. Flucht-/Kampfverhalten, Wertkrise), dem konstitutionellen Stress (z. B. Widerstands/Anpassungskrise) und dem existenziellen Stress (z. B. Sinnkrise oder Schock).[7]
2.2. Gesundheitliche Risiken am Arbeitsplatz
Zwar sind die gesundheitlichen Risiken hinsichtlich Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten aufgrund von Gesetzen und Verordnungen stark zurückgegangen, jedoch haben die Arbeitsunfähigkeitstage zugenommen, welche aufgrund von psychischen Erkrankungen und Störungen auftreten.[8]
Von der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz wird arbeitsbedingter Stress als eine Wechselwirkung zwischen Beschäftigung und der Arbeitsumgebung beschrieben. Innerhalb dieses Modells kann von Stresserfahrung gesprochen werden, wenn die Anforderungen an die Arbeitsumgebung die Fähigkeit des Beschäftigten übersteigen, sie zu bewältigen oder zu kontrollieren.[9] Aus der sozialen Umgebung (Betriebsklima), der materiellen Umgebung (Kälte, Hitze, Lärm), der Arbeitsaufgabe (Termindruck, Informationsüberflutung), der Arbeitsrolle (Konkurrenz, Verantwortung) und dem Personensystem (fehlende Eignung, Angst vor der Aufgabe) können Anforderungen an ein Individuum entstehen. In der Berufswelt wird bei diesen Anforderungen auch von Belastung gesprochen, die beim Beschäftigten eine Beanspruchung auf unterschiedlicher Weise auslösen.[10]
Es kommt zur Fehlbelastung, die sich negativ auf die Leistungsfähigkeit, auf das Befinden und auf die Gesundheit auswirkt, wenn Ressourcen zur Belastungsbewältigung fehlen. Belastungen sind dennoch erst einmal neutral zu sehen, da die Bedingungen am Arbeitsplatz für jede dort arbeitende Person gleich sind. Die Beanspruchung wird deutlich, wenn man die Reaktion der Person in Abhängigkeit zu ihren individuellen Ressourcen betrachtet. Das Gesundheitsrisiko kann minimiert werden, wenn die Person auf Ressourcen zurückgreifen kann.
Stress gehört zu den negativen Beanspruchungsreaktionen. Hierbei entsteht eine emotionale Reaktion, da die Belastung als Bedrohung empfunden wird. Chronischer Stress, welcher langfristig zu psychosomatischen und psychischen Erkrankungen führt, kann die Ursache sein, wenn der entstandene Stress nicht bewältigt werden kann. Eine vereinfachte Erklärung für die Arbeitsbelastung und die positiven/negativen Beanspruchungsreaktionen sowie deren Folgen wird in Abbildung 1 dargestellt.[11]
Abbildung 1: Belastungs-Beanspruchung-Ressourcen-Konzept
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Rudow, B., Arbeitsgestaltung, 2011, S. 36
2.3. Stressbewältigung
Das arbeitspsychologische Stressmodell von Bamberg, Busch und Ducki beschreibt eine durch den Mitarbeiter bewertete Arbeitssituation als einen Prozess, welcher Stress zur Folge hat. Dieses Modell zeigt in der Abbildung 2 die Bedingungs- und Personenbezogenen Stressoren, Risikofaktoren und Ressourcen auf sowie den Prozess der Bewertung und Bewältigung. Es beschreibt die Wechselwirkung derer mit den Stressfolgen.[12]
Abbildung 2: Arbeitspsychologisches Stressmodell
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Bamberg, E., Busch, C., Ducki, A., Stress und Ressourcenmanagement, 2003, S.12
Bei den bedingungsbezogenen Stressoren handelt es sich um Einflüsse, welche sich aus der Aufgabe an sich und an den damit verbundenen Bedingungen ergeben. Personenbezogene Risikofaktoren können beispielsweise aktuelle Verhaltensmuster oder Emotionen sein, wie Erschöpfung oder Ärger. Das Model führt zudem auch die personenbezogenen und die bedingungsbezogenen Ressourcen auf. Für das weitere Verständnis gilt es zu verstehen, was hier unter Ressourcen im weiteren Sinne gemeint ist. Die Autoren Bamberg, Busch und Ducki bezeichnen jene als Faktoren, die den Umgang mit Stress unterstützen oder erleichtern. Wie auch bereits die bedingungsbezogenen Stressoren, resultieren die bedingungsbezogenen Ressourcen aus der Aufgabe an sich und deren Bedingungen. Personenbezogene Ressourcen sind Ressourcen über die man selbst bereits verfügt, wie beispielsweise soziale Kompetenzen oder Bewältigungsstrategien.[13]
Der mittlere Teil des Modells beschreibt den Bewältigungs- und Bewertungsprozess, welcher in erster Linie mit der Einordnung der Situation beginnt (primär). Hier wird entschieden, ob die Situation positiv (Herausforderung), negativ (Bedrohung) oder irrelevant ist. Hierauf folgt die Abwägung der Bewältigungsmöglichkeiten für diese stressauslösende Situation (sekundär). Das daraus resultierende Verhalten kann sowohl emotions-, als auch problembezogen sein.[14]
Auf der somatischen, kognitiv-emotionalen und auf der Verhaltensebene werden die Folgen des Stresses aufgezeigt. Diese können sowohl lang- als auch kurzfristig sein.[15]
- Somatische Ebene
Kurzfristige Stressfolgen: Erhöhung der Herzfrequenz und Blutdruck, Ausschüttung von Adrenalin und Noradrenalin.
Langfristige Stressfolgen: Kreislauf-, Magen- und psychosomatische Probleme, Erkrankung des Herz- Kreislaufsystems.
- Kognitiv-Emotionale Ebene
Kurzfristige Stressfolgen: Frustration, Gereiztheit, Ängstlichkeit, psychische Ermüdung.
Langfristige Stressfolgen: Burn-out, Depressivität, Angst, Unzufriedenheit.
- Verhalten-Ebene
Kurzfristige Stressfolgen: Fehler, Leistungsschwankung
Langfristige Stressfolgen: Kündigung, Leistungsverweigerung, Absentismus, negatives Gesundheitsverhalten wie Rauchen oder Alkohol- bzw. Medikamenten- missbrauch, eingeschränktes Freizeitverhalten und wenig soziale Kontakte.[16]
2.4. Stressmanagement
Unter Stressmanagement versteht man Maßnahmen und Strategien, die ergriffen werden, um mit belastenden Situationen umzugehen oder um diese zu vermeiden.[17] Es gibt verschiedene Methoden des Stressmanagement:[18]
- Verhaltenstraining
Den Mitarbeitern werden hier Techniken gezeigt, um Stress von vorne herein gar nicht aufkommen zu lassen. Beispiele sind das Training der Selbstsicherheit oder die Schulung des Zeitmanagements.
- Entspannung
Durch Entspannung können negative Empfindungen/Anspannungen wie Wut und Angst gelöst werden. Z. B. durch Autogenes Training oder Atemübungen.
- Kognitives Training
Hilfe bei Perspektivenwechsel - Bedrohung/Stress soll als Herausforderung gesehen werden. Negative Stimmungen sollen auf diese Weise abgebaut werden. Beispiele/Inhalte dieses Trainings: systematisches Problemlösen, Einstellungsmodifikation und Selbstinstruktion.
- Sport
Beim Sport werden Endorphine freigesetzt, die negative Stimmungen abbauen. Zudem wirkt es positiv auf die körperliche Gesundheit, indem es Herz/KreislaufErkrankungen wie Herzinfarkte, Bluthochdruck und ähnliches reduziert.
Beispiele hier sind Laufen, Tanzen, Aerobic, Radfahren, Schwimmen, Reiten...
Die Wahl der Methode hängt von der jeweiligen Situation und den darin involvierten Personen ab.[19]
[...]
[1] Alighieri, D. zitiert nach Ulbricht, K. in Müggelheimer Bote, 2000, o. S.
[2] Vgl. Wieland, R., BARMER Gesundheitsreport, 2009, S. 1
[3] Vgl. Endriss, L., Steh auf Mensch, 2010, S. 17
[4] Vgl. Larcher, W, Physiological Plant Ecology, 2003, S. 345
[5] Vgl. Neuner, R., Psychische Gesundheit, 2016, S. 7
[6] Vgl. ebenda, S. 7
[7] Vgl. Wippert, P., Beckmann, J., Stress- und Schmerzursachen verstehen, 2009, S. 93
[8] Vgl. Rigotti, T., Mohr, G., Gesundheit und Krankheit, 2011, S. 61-82
[9] Vgl. o. V., Health and safety at work, 2006, o. S.
[10] Vgl. Richter, P., Hacker, W., Belastung und Beanspruchung, 2014, S.16f.
[11] Vgl. Rudow, B., Arbeitsgestaltung, 2011, S. 36
[12] Vgl. Bamberg, E., Busch, C., Ducki, A., Stress und Ressourcenmanagement, 2003, S. 8f.
[13] Vgl. Bamberg, E., Busch, C., Ducki, A., Stress und Ressourcenmanagement, 2003, S. 49f.
[14] Vgl. ebenda, S. 49ff.
[15] Vgl. Bamberg, E., Busch, C., Ducki, A., Stress und Ressourcenmanagement, 2003, S. 11ff.
[16] Vgl. Bamberg, E., Busch, C., Ducki, A, Stress und Ressourcenmanagement, 2003, S. 15
[17] Vgl. Meifert, M., Kentzler, C., Richter, J., Stressmanagement, 2010, S.46
[18] Vgl. Rudow, B., Arbeitsgestaltung, 2011, S. 255ff.
[19] Vgl. Günther, A., Batra, A., Stressmanagement, 2012, S. 183-189.
- Quote paper
- Alexandra F. (Author), 2017, Aspekte des Einflusses von Resilienz auf die Stressbewältigung am Arbeitsplatz, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/371253
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