Im Zuge der wachsenden wirtschaftlichen Entwicklung nach dem zweiten Weltkrieg etablierte sich Anfang der siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts in den arabischen Staaten ein Banksystem, das sich an den religiösen Leitsätzen und Normen des Islams orientiert. Auf dieser Basis wurde ein Finanzierungsmodell entwickelt, welches den Wertvorstellungen der muslimischen Gläubigen gerecht wird und als besonders moralisch und ethisch gilt. Diese „islamkonformen“ Bankgeschäfte werden als islamisches Bankwesen bezeichnet und unterscheiden sich aufgrund der religiösen Rahmenbedingungen in der Ausgestaltung stark vom konventionellen Bankwesen.
Seit seiner Entstehung erfährt das islamische Bankwesen große Popularität weltweit und erzielte in den Jahren von 2009 bis 2015 eine jährliche Wachstumsrate von 17,6 Prozent, was die Vergleichswerte des konventionellen Bankwesens übertrifft. Mittlerweile existieren mehr als 500 islamische Finanzinstitute in mehr als 70 Ländern, mit einem Finanzierungsvolumen von 939 Milliarden USDollar. So stellt sich die Frage, ob das islamische Bankwesen aufgrund seiner ethisch-religiösen Prinzipien und Rahmenbedingungen im Vergleich zum konventionellen Bankwesen ein „besseres“ Finanzierungsmodell geschaffen hat, das geringere Risiken für Banken birgt.
Dazu wird im Folgenden anhand einer Literaturrecherche zunächst ein Grundverständnis der Werte des Islams und seines Rechtssystems vermittelt. Anschließend wird erläutert, welche Prinzipien sich aus diesen Leitlinien für das islamische Bankwesen ergeben. Anschließend wird die Funktionsweise des fremdkapitalbasierten Finanzierungsmodells im islamischen Bankwesen erläutert und zur fremdkapitalbasierten Finanzierung im konventionellen Bankwesen abgegrenzt. Auf dieser Grundlage wird im Anschluss eine Analyse beider Finanzierungssysteme in Bezug auf die zugrundeliegenden Risiken für Banken vorgenommen und erörtert, um zu klären welches der beiden Modelle als risikoärmer betrachtet werden kann. Damit lässt sich herausfinden, ob sich das konventionelle Bankwesen an den ethischen Vorschriften des Islams ein Beispiel nehmen sollte.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Grundlagen des islamischen Bankwesens
- 2.1 Der Islam und die islamische Wirtschaftsordnung
- 2.2 Relevante Restriktionen und Prinzipien
- 2.3 Scharia-Boards
- 3. Fremdkapitalbasierte Finanzierungsmodelle im Vergleich
- 3.1 Die Darlehensvergabe im konventionellen Bankwesen
- 3.2 Das Murabaha-Finanzierungsmodell im islamischen Bankwesen
- 3.3 Differenzierungsmerkmale der Finanzierungsmodelle
- 4. Risikoanalyse
- 4.1 Kreditrisiko
- 4.2 Marktrisiko
- 4.3 Liquiditätsrisiko
- 4.4 Operationelles Risiko
- 4.5 Scharia-Nichtkonformitätsrisiko
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel dieser Arbeit ist es, die fremdkapitalbasierte Finanzierung im islamischen Bankwesen im Vergleich zum konventionellen Bankwesen kritisch zu analysieren. Dabei soll untersucht werden, ob das islamische Bankwesen aufgrund seiner ethisch-religiösen Prinzipien und Rahmenbedingungen ein „besseres“ Finanzierungsmodell geschaffen hat, das geringere Risiken für Banken birgt.
- Die Grundlagen des islamischen Bankwesens und der islamischen Wirtschaftsordnung
- Die Prinzipien und Restriktionen der Scharia im Kontext des islamischen Bankwesens
- Der Vergleich der fremdkapitalbasierten Finanzierungsmodelle im islamischen und konventionellen Bankwesen
- Eine Risikoanalyse beider Finanzierungsmodelle hinsichtlich Kredit-, Markt-, Liquiditäts-, operationellen und Scharia-Nichtkonformitätsrisiken
- Eine Bewertung der Frage, ob das konventionelle Bankwesen sich an den ethischen Vorschriften des Islams ein Beispiel nehmen sollte
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 führt in das Thema „Fremdkapitalbasierte Finanzierung im islamischen Bankwesen“ ein und erläutert die Relevanz der Thematik. Es werden die historischen Hintergründe des islamischen Bankwesens beleuchtet und die Frage aufgeworfen, ob es ein „besseres“ Finanzierungsmodell im Vergleich zum konventionellen Bankwesen darstellt.
Kapitel 2 beschäftigt sich mit den Grundlagen des islamischen Bankwesens. Der Islam und seine Wirtschaftsordnung werden vorgestellt, wobei insbesondere die Wertvorstellungen von Gerechtigkeit, Solidarität und gesellschaftlicher Verantwortung im Vordergrund stehen. Das religiös begründete Rechtssystem der Scharia wird als Grundlage für die Funktionsweise des islamischen Bankwesens erläutert.
Kapitel 3 vergleicht die fremdkapitalbasierte Finanzierung im islamischen und konventionellen Bankwesen. Die Darlehensvergabe im konventionellen Bankwesen wird mit dem Murabaha-Finanzierungsmodell im islamischen Bankwesen gegenübergestellt. Die wesentlichen Unterschiede zwischen beiden Finanzierungsmodellen werden anhand ihrer Funktionsweise und Prinzipien herausgearbeitet.
Kapitel 4 analysiert die Risiken, die mit beiden Finanzierungsmodellen verbunden sind. Es werden Kreditrisiko, Marktrisiko, Liquiditätsrisiko, operationelles Risiko und Scharia-Nichtkonformitätsrisiko untersucht.
Das Fazit greift die wesentlichen Erkenntnisse der Arbeit auf und zieht eine Bilanz über die Vor- und Nachteile der beiden Finanzierungsmodelle.
Schlüsselwörter
Islamisches Bankwesen, Scharia, Fremdkapitalbasierte Finanzierung, Murabaha, Darlehensvergabe, Risikoanalyse, Kreditrisiko, Marktrisiko, Liquiditätsrisiko, Operationelles Risiko, Scharia-Nichtkonformitätsrisiko
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- Leon Breuer (Author), 2017, Das Islamische Bankwesen. Ein Vergleich zu anderen Bankwesen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/371365