Klientenzentrierte Gesprächsführung in der Erwachsenenbildung. Kontext, Anwendung und Grenzen


Seminararbeit, 2017

16 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Begriffsabgrenzung

3. Theoretische Grundlagen
3.1 Carl Rogers Entwicklung der klientenzentrierten Beratung
3.2 Die klientenzentrierte Gesprächsführung
3.3 Die Rolle des Beraters

4. Die Anwendung
4.1 Bedingungen der Anwendung in der Beratung
4.2 Der Gesprächsablauf
4.3 Grenzen des klientenzentrierten Ansatzes

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Der klientenzentrierten Gesprächsführung, die in den sechziger Jahren von dem Human­psychologen Carl R. Rogers entwickelt wurde, liegen verschiedene psychologisch-thera­peutische Prägungsphasen zur Grunde. Nachdem zunächst vorranging lemtheoretische und verhaltenstherapeutische Überlegungen großen Einfluss auf die Gesprächsführung nahmen, leitete das Erscheinen der Werke des Gesprächstherapeuten Carl R. Rogers hier einen grundlegenden Wandel ein.

Es folgte die Etablierung des klientenzentrierten Ansatzes in den verschiedensten Bera­tungssituationen.

Carl Rogers, ein bedeutender Vertreter der humanistischen Psychologie[1], entwickelte in den sechziger Jahren ein psychotherapeutisches Verfahren, dass den Fokus auf die Be­ziehung zwischen Beraterin und Klientin legt. Rogers geht von der Grundannahme aus, dass alle Menschen gut sind und danach streben, ihre volle Leistung zu entfalten. Dieses Menschenbild stellt einen gewissen Unterschied zur Psychoanalyse dar, da dieser huma­nistische Theorieansatz besagt, dass sich jeder Mensch optimal entwickelt, wenn er eine Chance dazu erhält.

Durch diese Auffassung wird die Selbstexpl orati on[2] des/der Klientenlnnen gefördert. In der Auseinandersetzung mit dem eigenen Selbstbild und dem Selbstideal verändert und flexibilisiert sich das Selbstkonzept und der/die Klientin kann seine eigenen Erfahrungen besser integrieren. Ziel ist die Veränderung des inneren Bezugssystems. So liegt der Fo­kus nicht in einer konkreten Problemlösung, sondern in der Unterstützung des Individu­ums mit dem gegenwärtigen Problem und später auftretenden Problemen in eigener Weise umzugehen (vgl. Pfeiffer 1994).

In der folgenden Ausarbeitung wird zunächst Bezug auf den Begriff „klientenzentriert“ und die theoretischen Grundlagen dieses Ansatzes genommen. Im Anschluss wird die klientenzentrierten Gesprächsführung in Hinblick auf Anwendung und Grenzsetzung analysiert. Die Ausarbeitung schließt mit einem vergleichenden Fazit mit einem Bezug auf die vorangegangene Fragestellung in wie weit die klientenzentrierte Gesprächsfüh­rung eine sinnvolle Anwendung findet und wo ihr Grenzen gesetzt sind.

2. Begriffsabgrenzung

Im Bereich der klientenzentrierten Beratung gibt es verschiedene Begriffsbezeichnungen, die häufig synonym verwendet werden.

So ist häufig die Rede von nicht-direktiver oder non-direktiver Beratung sowie von per­sonenzentrierter Psychotherapie und klientenzentrierter Beratung oder der Gesprächspsy­chotherapie (vgl. Geschwinder 1999).

Die nicht-direktive Beratung ist der Vorläufer einer Phase, in der Rogers nicht das Prob­lem und die Lösung dessen in den Mittelpunkt stellt, sondern der/die Klientin als ein Individuum betrachtet, dass die Fähigkeit besitzt, im Rahmen eines bestimmten Bezie­hungsangebotes zu einem besseren Verständnis ihrer selbst zu kommen. Folglich ist dar­aus eine Einstellungs - und Verhaltensänderung möglich.

Aus diesem Begriff entwickelte sich die Bezeichnung „klientenzentriert Phase“, da Ro­gers den Fokus auf den/die Klientin und dessen Potenzial zentriert um das Missverständ­nis zu vermeiden, dass das Wort „nicht-direktiv“ auch ‘nicht-aktiv“ bedeuten könnte (vgl. Galuske 1998).

In den siebziger Jahren konzentrierte Rogers sich dann mehr und mehr auf Menschen in den verschiedensten Lebensbereichen und weitete seine Beratungsangebote dementspre­chend aus.

Kennzeichnend für diese letzte „personenzentrierte Phase“ ist unter anderem das 1977 erschienene Buch „On personal power - Inner strength and ist revolutionary impact“. Mit dem Begriff „personenzentriert“ möchte Rogers zum Ausdruck bringen, dass die Per­son als Mensch im Mittelpunkt steht und nicht in ihrer Funktion als Klientin (Weinberger 2008).

In der folgenden Ausarbeitung wird jedoch auf die klientenzentrierte Phase Bezug ge­nommen, da sich diese häufig in den heutigen Beratungssituationen wiederfinden lässt.

3. Theoretische Grundlagen

3.1 Carl Rogers Entwicklung der klientenzentrierten Beratung

Die Wurzeln der klientenzentrierten Beratung nach Carl Rogers lassen sich auf die hu­manistische Psychologie zurückführen.

Rogers beschäftigte sich schon in frühen Jahren mit der Erziehungsberatung und der Psy­choanalyse, entwickelt nach einem der bekanntesten Psychologen, Sigmund Freud (vgl. Geschwinder 1999). Freud, der die Psychoanalyse seiner Zeit begründete, war nur ein Wegweiser nachdem sich Rogers gering richtete. Später konzentrierte er sich ebenfalls auf die Ansätze der Verhaltenstherapie und Tiefenpsychologie. Seine Tätigkeit als Psy­chologe nutze Rogers eher, um in eine klientenzentrierte Richtung zu denken. Grundlage für seine Theorie findet sich in seinem eigenen Menschenbild in Verbindung mit seinen beruflichen Erfahrungen.

So beobachtete er, dass sich Veränderungen bei dem/den Klientenlnnen tiefgreifender Umsetzen lassen, wenn der Therapeut eine angenehme Therapie situati on schafft, die nicht durch Autorität oder direktives Verhalten geprägt ist (vgl. ebd.).

Rogers Aufmerksamkeit bei der Entwicklung seiner Theorie richtete sich im Besonderen auf das Selbstkonzept und die Lebenswelt der Klientenlnnen.

Das Selbstkonzept beinhaltet die Wahrnehmung eines Menschen von sich selbst und sei­ner Beziehung zur Umwelt. Diese Wahrnehmungen bestimmen sein Verhalten und Erle­ben.

Entscheidender Aspekt des Selbstkonzeptes ist der Sozialisationsprozess, der einen bil­denden Einfluss besitzt.

So werden neue Erfahrungen in das Selbstbild integriert oder verdrängt und Anschauun­gen, Anreize und Interessen aus dem Selbst entwickelt.

Um diesen Prozess besser nachvollziehen zu können wird im nächsten Abschnitt auf die klientenzentrierte Gesprächsführung näher eingegangen. Hierbei wird auch die schwie­rige Abgrenzung zwischen Beratung und Therapie deutlich, insbesondere im Zusammen­hang mit dem klientenzentrierten Ansatz (vgl.ebd.).

3.2 Die klientenzentrierte Gesprächsführung

Rogers Ansatz beruht auf der Hypothese, dass jeder Mensch ein Wachstumspotenzial be­sitzt, dass in der Beziehung zu einer Einzelperson (etwa einem Beraterin) freigesetzt wer­den kann.

Im Sinne der klientenzentrierten Beratungstheorie ist es die Aufgabe des/der Beraterin, eine Atmosphäre zu schaffen, in der der/die Klientin wachsen kann.

Der entscheidende Fokus in der klientenzentrierten Gesprächsführung liegt auf dem Be­ziehungsangebot.

Ausgehend von der Überzeugung, dass der/die Klientin in sich die Fähigkeit besitzt, sich in konstruktiver Weise weiter zu entwickeln, geht es in der Gesprächsführung darum, Bedingungen herzustellen, die dieses Entwicklungspotential aktivieren.

Hierfür ist die Beziehung zwischen Klientin und Beraterin entscheidend.

Dafür unterstützend formulierte Rogers einige Beratervariablen, die zur Umsetzung einer angenehmen Atmosphäre der Beziehungssituation hilfreich sein könnten, auf die im spä­teren Verlauf näher eingegangen wird.

Innerhalb der beratenden Beziehung wird so ein Prozess in Gang gesetzt, in welchem dem/der Klientin zunehmend Gefühle und Erfahrungen bewusstwerden, die ihm/ihr in der Vergangenheit nicht zugänglich waren oder die er/sie nur verzerrt wahmehmen konnte, da er/sie mit ihrem Selbstkonzept nicht in Verständnis gebracht werden konnte (vgl. Weinberg 2008). Macht das Individuum Erfahrungen, die nicht mit dem Selbstbild übereinstimmen, so entsteht ein Zustand der Inkongruenz (vgl.ebd.).

An diesem Punkt setzt die Gesprächspsychotherapie an. Hier findet sich oft ein fließender Übergang zwischen einer beratenden Situation und einer therapeutischen Situation. Ge­nerell sind die Grenzen zwischen Beratung und Therapie oft sehr verschwommen, sodass Rogers sein Konzept auf beide Bereiche bezieht.

[...]


[1] Richtung der Psychologie, die ¡ท Abgrenzung zur Theorie und Behandlungsweise von Psycho­analyse und Behaviorismus entstand; ihr Ziel ist die Entwicklung der Persönlichkeit, V. a. hin­sichtlich der Selbstverwirklichung (Spiegel 2009).

[2] Selbsterkundung; die Fähigkeit ¡ท sich selbst hineinzusehen

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Klientenzentrierte Gesprächsführung in der Erwachsenenbildung. Kontext, Anwendung und Grenzen
Hochschule
Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Note
1,3
Autor
Jahr
2017
Seiten
16
Katalognummer
V371386
ISBN (eBook)
9783668512726
ISBN (Buch)
9783668512733
Dateigröße
412 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
carl rogers, gesprächstherapie, klientenzentrierte gesprächsführung
Arbeit zitieren
Stephanie Krampe (Autor:in), 2017, Klientenzentrierte Gesprächsführung in der Erwachsenenbildung. Kontext, Anwendung und Grenzen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/371386

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