Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus. Eine kritische Analyse der Thesen Max Webers


Dossier / Travail, 2017

16 Pages, Note: 1,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die protestantische Ethik
2.1 Calvinismus
2.2 Die rationale und religiöse Lebensführung

3. Der Kapitalismus

4. Die Berufsethik des asketischen Protestantismus - Die religiösen Grundlagen der innerweltlichen Askese

5. Auswirkungen auf gesellschaftliche Strukturen
5.1 Das Wertgerüst
5.2 Die organisatorischen Strukturen einer Gesellschaft

6. Fazit

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Bis zum heutigen Tage zählt Max Weber zu den wirkungsvollsten Denkern des 20. Jahrhunderts und gilt als einer der größten Sozialwissenschaftler der Moderne.1 Seine Ideen und Überlegungen sind sowohl in der Theorie der Sozialwissenschaft als auch in der Forschung allgegenwärtig.2

Die folgende Hausarbeit beschäftigt sich mit Max Webers Werk Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus und den enthaltenen Thesen über den Einfluss des Protestantismus auf den Kapitalismus im Okzident. Dabei versucht Max Weber die Frage zu klären, wo die so genannte Neuzeit (Moderne) entstanden ist und durch was sie sich auszeichnet. Seine Recherchen und Studien haben ergeben, dass vor allem die Menschen in Westeuropa/im Okzident sich zu einer, vor allem in den Bereichen Politik, Wirtschaft, Staat und Religion, modernen Gesellschaft entwickelt haben. Für ihn gründet sich die moderne Gesellschaft vor allem aus einer in allen gesellschaftlichen Bereichen und Funktionen auffindbaren Rationalität.

Das rationales Handeln im beruflichen und im privaten Bereich bestimmt den Alltag eines jeden Menschen. Weber merkt an, dass rationales Handeln nur unter der Voraussetzung einer vorherrschenden bestimmten Ordnung und Systematisierung in der Gesellschaft funktionieren kann. Diese helfen dabei das gesamte rationale System noch effektiver zu gestalten. Er unterstreicht dabei besonders die Bedeutung der Rationalität während des gesamten Wirtschaftskreislaufes, welche den Kapitalismus als Endziel vorgibt. Für Weber existieren verschiedene Formen von Rationalismus und unterschiedliche historische Prozesse der Rationalisierung. Beispielsweise fragt er in der „Vorbemerkung“ zur Religionssoziologie nach dem Besonderen des abendländischen Rationalismus. Man müsse herausfinden, warum dieser gerade im Okzident und nicht andernorts seinen Ursprung hat. Weber konzentriert sich auf die sozioökonomischen Entwicklungen, die nach der Reformation in den nordeuropäischen Ländern einzogen. Diese Entwicklungen zeigten einen Zusammenhang zwischen der religiösen Wirtschaftsethik und ökonomischen Handeln auf, den die Soziologie historisch-kausal erklären müsse.3

Für Weber resultiert daraus zudem die Frage, warum gerade Westeuropa wie geschaffen für die ökonomische Rationalität ist und nicht etwa auch sogenannte prämoderne Gesellschaften.

Hierfür vergleicht er prämoderne Gesellschaften mit dem Okzident; z.B. Indien und China. Er

kommt zu dem Schluss, dass in den prämodernen Gesellschaften die Menschen vorwiegend von der Hand in den Mund gelebt haben, während im modernen Kapitalismus der Profit das inhärente Ziel ist. Die Kernfragen für Max Weber sind warum ausgerechnet im Okzident eine spezifisch moderne Gesellschaft mit Folgen auf das Wirtschaftssystem entstand und sich vor allem dort die Rationalität auf alle Lebensbereiche (Politik, Wirtschaft, Staat und Religion, etc.) ausdehnte.

Antworten erhoffte sich Max Weber insbesondere in der Religion der jeweiligen Gesellschaft und der jeweiligen Kultur zu finden. Besonders der Protestantismus scheint in der modernen Gesellschaft stark auszuwirken. Welchen Einfluss üben religiöse Kulturen auf die Ordnungssysteme der Wirtschaft aus? Als Hauptmerkmal sieht Weber die „Synthese“ zwischen bestimmten Normen der protestantischen Ethik und dem modernen, rationalen und okzidentalen Betriebskapitalismus. Nach Weber ist der Protestantismus die Triebfeder des modernen Kapitalismus.

Ziel dieser Arbeit ist es die Überlegungen und Thesen Max Webers in seiner Schrift Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus darzustellen und ihre Richtigkeit anhand einer kritischen Würdigung zu überprüfen.

2. Die protestantische Ethik

2.1 Der Calvinismus

Max Weber ist der Ansicht, dass die Berufsethik das Fundament für den Kapitalismus sei. Diese wiederum sei von religiösen Glaubenssätzen geprägt worden. Hierfür untersucht er unterschiedliche Glaubensrichtungen: den Calvinismus, den Pietismus, den Methodismus und die Täufer-Bewegung, wobei sich Weber besonders intensiv mit dem Calvinismus beschäftigt.4 Der Hauptgrund hierfür ist zum einen die etwas abgemilderten Formen der innerweltlichen Askese des Pietismus, des Methodismus und der Täufer-Bewegung. Zum anderen steht der Calvinismus stellvertretend für eine striktere Ausbreitung der Berufsethik.5 Die Grundlage der vorliegenden Arbeit bildet folglich der Calvinismus.

Den Ausgangspunkt für die Thesen Max Webers bilden die Lehren des Reformators Calvin mit dem Kern der „Prädestinationslehre“6, dem so genannten Dogma von der „Gnadenwahl“. In der von Weber zitierten „Westminster confession“ von 1647, steht geschrieben:

„Kapitel 3.(Von Gottes ewigen Ratschluss) Nr. 3: Gott hat zur Offenbarung seiner Herrlichkeit durch seinen Beschluß einige Menschen…bestimmt (predestinated) zu ewigen Leben und andere verordnet (forecordained) zu ewigen Tode. Nr. 5: Diejenigen aus dem Menschengeschlecht, welche bestimmt sind zum Leben, hat Gott, bevor der Grund der Welt gelegt wurde, nach seinem ewigen und unveränderlichen Vorsatz und dem geheimen Ratschluß und der Willkür seines Willens erwählt in Christus zu ewiger Herrlichkeit, und dies aus reiner Gnade und Liebe, nicht etwa so, daß die Voraussicht von Glauben oder guten Werken oder Beharrlichkeit in einem von beiden…als Bedingung oder Ursache, ihn dazu bewogen hätten […].“7

„Kapitel 5. (Von der Vorsehung) Nr.6: Was die bösen und gottlosen Menschen betrifft…so entzieht er ihnen nicht allein seine Gnade … sondern zuweilen entzieht er ihnen auch die Gaben, die sie hatten, und bringt sie mit solchen Gegenständen in Beziehung, aus welchen ihr Verderbnis eine Gelegenheit zur Sünde macht, und übergibt sie außerdem ihren eigenen Lüsten, den Versuchungen der Welt und der Macht Satans […].“8

Mit anderen Worten: Gott erschuf den Menschen und gab ihm einen Platz in der Welt. Er entscheidet augenblicklich, ob dieser Mensch auserwählt ist oder nicht. Nur Gott ist in der Lage über Seligkeit oder Verdammnis jedes Individuums zu entscheiden. Dieser Glaubenssatz ist unverrückbar und von eminenter Bedeutung für das Schicksal eines jeden Menschen.

Weber verwendet diesen Glaubenssatz von Calvin als das zentrale Element seiner Ausführungen in seiner Theorie. Kein Mensch kann durch bestimmtes Handeln etwas an seiner Bestimmung verändern. Er kann weder durch eine gute noch durch eine schlechte Lebensführung der ihm zugeteilten Gottesbestimmung entfliehen. Die normativen und objektiven Handlungen sind vorherbestimmt. Der Glaubenssatz hat weitreichende Folgen für das Individuum: Es hat keine Chance herauszufinden, ob es auserwählt ist oder nicht. Es existiert keine Möglichkeit um zu erfahren, ob man vor Gott am Tag des „Jüngsten Gerichts“ freigesprochen wird.9

Dem Calvinismus zur Folge kann der Mensch keiner durch den überirdischen Gott verursachten Verdammnis entkommen. Die Bestimmung Gottes ist unausweichlich, unabhängig von Taten, die der Mensch vollbringt. Für die Gnade Gottes braucht der Mensch nichts Spezielles zu vollbringen, sie ist eine unverdiente Gnade.10

Dieses Dogma wirft einem die Frage auf: „Bin ich erwählt? Und wie kann ich dieser Erwählung sicher werden?“11 Diese Ungewissheit nimmt massiven Einfluss auf die Psyche eines Menschen. Er fühlt sich mit seinen Fragen und Problemen alleine gelassen und kann sich diese nicht selbst beantworten. Nur er alleine ist im Stande über seine Lebensgestaltung zu entscheiden.

Der Calvinismus lehnt im Gegensatz zum Katholizismus z. B. die Beichte ab. Mit der Beichte gab es eine Form der Gewissheit Gottgefälligkeit/Gottes Gnade erlangt zu haben, so bleibt man im Dunkeln.12 Diesen Prozess der Entfernung aller magischen und mystischen Bestandteile der Religion aus der Welt des Protestanten, benennt Weber als die „Entzauberung der Welt“13. Um die Unsicherheit zu besänftigen, machten sich die Menschen zunächst auf die Suche nach äußeren Symptomen der göttlichen Erwählung. Die Menschen brauchten als Lebenshilfe eine Heilsgewissheit, um der Hoffnungslosigkeit zu entfliehen. Schließlich setzte sich die Auffassung durch, dass man von einer Erwählung auszugehen hat. Denn jeder Zweifel der eigenen Erwählung zeugte von Nichterwählung. Außerdem ging man davon aus, dass die rastlose Berufsarbeit ein hervorragendes Mittel sei, Heilsgewissheit zu erlangen. Die rastlose und unermüdliche Berufsarbeit war einzig in der Lage die Zweifel der Menschen zu beseitigen und ihnen eine entsprechende Sicherheit bezüglich der Erwählung zu bieten.

Max Weber sieht in folgenden Punkten eine Hilfestellung, wie der Einzelne erkennen konnte auserwählt zu sein:

- Eine Lebensführung, die der Mehrung von Gottes Ruhm dient;

[...]


1 vgl. Kaesler (2003), S.7.

2 vgl. Barrelmeyer/Kruse (2012), S.7.

3 vgl. Fitzi (2008), S.184.

4 vgl. Fitzi (2008), S. 109.

5 vgl. Käsler (1995), S. 106-108.

6 Käsler (1995), S. 110.

7 Weber (2000), S. 58.

8 Weber (2000), S.59.

9 vgl. Lenhart (1998), S. 3-7.

10 vgl. Käsler (1995), S.110-113.

11 Weber (2000), S. 69.

12 vgl. Müller (2007), S. 95-98.

13 Fiedler (2003), S. 38.

Fin de l'extrait de 16 pages

Résumé des informations

Titre
Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus. Eine kritische Analyse der Thesen Max Webers
Université
University of Frankfurt (Main)
Note
1,0
Auteur
Année
2017
Pages
16
N° de catalogue
V371389
ISBN (ebook)
9783668493438
ISBN (Livre)
9783668493445
Taille d'un fichier
433 KB
Langue
allemand
Mots clés
ethik, geist, kapitalismus, eine, analyse, thesen, webers
Citation du texte
Sergio Soares (Auteur), 2017, Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus. Eine kritische Analyse der Thesen Max Webers, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/371389

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