Die Figur der Enite in Hartmann von Aues Artusroman „Erec“, welches er nach dem Vorbild von Chrétiens „Erec et Enide“ schrieb, ist viel diskutiert. Die Frau des Titelhelden wird einerseits als schuldig, beziehungsweise mitschuldig, andererseits als unschuldig am Geschehen charakterisiert, welches sie und Erec nach ihrer Hochzeit einen großen Abstieg erleiden lässt, aus dem sie sich durch eine mühselige Aventiurefahrt wieder emporarbeiten müssen. Beispielsweise legt Thomas Cramer in seinem Aufsatz „Soziale Motivation in der Schuld-Sühne-Problematik von Hartmanns Erec“ dar, dass Enite eindeutig schuldig ist, da sie einen unverdienten sozialen Aufstieg vollzieht. Auf der anderen Seite steht Hugo Kuhn, der Enite als beinahe heiligengleiche Frau ohne jegliche Schuld dargestellt. Die vielzitierte Aussage Kuhns über Enite als „eine der reinsten Frauengestalten in Mittelalter und Neuzeit“ ist gerade wegen ihrer Polarisierung so gängig. Ziel dieser Arbeit soll sein, die bereits getroffenen Thesen zu Enites Schuld oder Unschuld zu sammeln, zu bewerten und dabei auf weniger beachtete Details bezüglich dieses Themas aus dem „Erec“ einzugehen. Die Ausarbeitung erfolgt - mit Vorgriffen - chronologisch entlang des Geschehens im Roman, wobei in die relevanten Szenen nur kurz eingeführt werden soll, da die Handlung ausreichend bekannt ist. Im Anschluss daran steht eine zusammenfassende Interpretation, welche auf die bis dahin gezogenen Schlüsse und auf neue Gedanken Rücksicht nimmt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Problem der Eheschließung
- verligen und Enites Geständnis
- Aventiure
- Sprechverbot
- Blosens Untreue-Verdacht-Theorie
- Enites Klage nach Erecs 'Tod'
- Der Vergleich mit dem geläuterten Gold
- Zusammenfassende Interpretation
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der viel diskutierten Figur der Enite in Hartmanns von Aues Artusroman „Erec“. Sie analysiert die unterschiedlichen Sichtweisen auf Enites Schuld oder Unschuld am Abstieg des Paares nach ihrer Hochzeit und den anschließenden Weg zurück zu Ruhm und Glück durch eine mühselige Aventiurefahrt. Dabei werden die Argumente verschiedener Interpreten zusammengetragen, bewertet und im Kontext des Romans beleuchtet.
- Enites Schuld oder Unschuld in Bezug auf ihre Ehe mit Erec
- Die Bedeutung von sozialer Stellung und Vermögen im Mittelalter
- Die Rolle der Schönheit und des Charakters in der mittelalterlichen Gesellschaft
- Die Rolle der Aventiure in der Charakterentwicklung von Erec und Enite
- Die Interpretation von Enites Klage und ihre Bedeutung für die Gesamtgeschichte
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik der Arbeit ein und stellt die Figur der Enite im Kontext des Romans „Erec“ vor. Im zweiten Kapitel wird die Eheschließung von Erec und Enite aus der Perspektive des mittelalterlichen Gesellschaftsverständnisses analysiert, wobei insbesondere die Frage der sozialen Stellung und des Vermögens eine Rolle spielt. Das dritte Kapitel befasst sich mit dem sogenannten „verligen“ und Enites Geständnis. Die folgenden Abschnitte beleuchten verschiedene Aspekte der Aventiure, die Erec und Enite nach ihrer Hochzeit durchleben, einschließlich des Sprechverbots, des Verdachts auf Blosens Untreue und Enites Klage nach Erecs vermeintlichem Tod. Der Vergleich mit dem geläuterten Gold im vierten Kapitel bietet einen weiteren Interpretationsschlüssel für Enites Rolle und die Symbolik der Aventiure. Das fünfte Kapitel fasst die gewonnenen Erkenntnisse zusammen und bietet eine umfassende Interpretation der Thematik.
Schlüsselwörter
Enite, Hartmann von Aue, Erec, Aventiure, Schuld, Unschuld, Ehe, mittelalterliche Gesellschaft, soziale Stellung, Vermögen, Schönheit, Charakter, Verdienst, Klage, Interpretation, Aventiurefahrt.
- Arbeit zitieren
- Caroline Dorn (Autor:in), 2004, Zur Schuldfrage Enites, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/37146