Christian Kracht erschuf 1995 mit seinem Debütroman "Faserland" ein Werk, welches sowohl in thematischer als auch stilistischer Hinsicht an amerikanische Autoren wie beispielsweise Bret Easton Ellis erinnert. Der Roman wurde von Literaturkritikern weitestgehend verrissen, fand jedoch gerade bei der jungen Leserschaft großen Anklang, was vermutlich mit der durch Fäkal- und Jugendsprache geprägte Erzählweise zu tun hat. Es avancierte zum Kultbuch und trug zur Entwicklung einer neuen, eigenständigen Literaturströmung bei: der neuen deutschen Popliteratur. Dieser geht es darum, „die Grenze zwischen Hoch- und Populärkultur aufzulösen und damit auch Themen, Stile, Schreib- und Lebensweisen aus der Massen- und Alltagskultur in die Literatur aufzunehmen.“
Da der Begriff der Identität im gesamten Roman von zentraler Bedeutung ist, soll zunächst eine kurze Definition und Einordnung des Begriffes gewährt werden, während anschließend in kurzer Form auf die Identität des Protagonisten und seiner Freunde eingegangen werden soll. Der Roman Faserland wird immer wieder im Zusammenhang mit einem Bildungsroman gebracht und häufig dieser Gattung zugeordnet. Diese Einordnung erscheint jedoch nicht gänzlich schlüssig, da sie voraussetzt, dass die positive Entwicklung eines Protagonisten dargestellt wird, welcher infolge eines Selbstfindungsprozesses zu einem integrierten Mitglied einer Gesellschaft wird. Doch ist dies im Roman Faserland tatsächlich der Fall? Um dies zu untersuchen, wird zunächst die Gattung des Bildungsromans umrissen dargestellt und der Begriff „Bildung“ erläutert. Diese werden anschließend in einem zweiten Schritt auf Faserland angewendet, um zu ermitteln, inwiefern die im Roman abgebildete Reise des namenlosen Ich-Erzählers als Bildungsreise konzipiert ist und welches Bildungsverständnis sich dadurch ausmachen lässt.
Die Romane der Popliteratur in den 1990er-Jahren thematisieren die Lebenswelt junger Erwachsener im doppelten Sinn. Zum einen sind die Schriftsteller selbst noch sehr jung, selten älter als 30 Jahre, und zum anderen stehen innerhalb der Werke junge Menschen im Mittelpunkt, welche sich zwischen den Stufen „nicht mehr Kind“ und „noch nicht erwachsen“ befinden. Die Autoren selbst haben somit eine geringe zeitliche Distanz zu ihrer eigenen Jugend und Adoleszenz. Abschließend soll ein Fazit gezogen werden, ob Faserland der Gattung des Bildungsromans zuzuordnen ist und wenn ja, auf welche Weise dies geschieht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Identität
- Identitätssuche des Erzählers
- Identitätssuche der Freunde des Erzählers
- Bildungsroman
- Gattungsbestimmung
- Einordnung von Faserland in die Gattung des Bildungsromans anhand verschiedener Motive
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert Christian Krachts Debütroman „Faserland“ und untersucht dessen Einordnung in das Genre des Bildungsromans. Im Fokus steht dabei die Entwicklung der Identität des namenlosen Ich-Erzählers und seiner Freunde. Die Arbeit beleuchtet die verschiedenen Facetten der Identitätssuche in der post-modernen Gesellschaft und hinterfragt, ob Krachts Roman die klassischen Elemente eines Bildungsromans erfüllt.
- Identitätssuche des Protagonisten und seiner Freunde im Spannungsfeld von persönlicher und sozialer Identität
- Analyse des Romans im Kontext des Bildungsromans und der Entwicklung des Begriffs „Bildung“
- Betrachtung der Rolle von Marken, Konsum und sozialer Anerkennung bei der Identitätsbildung
- Die Suche nach Orientierung und Zugehörigkeit in einer fragmentierten Welt
- Die Bedeutung des Jugend- und Alltagskultur im Roman und seine Einordnung in die „neue deutsche Popliteratur“
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und stellt Christian Krachts Debütroman „Faserland“ sowie die Besonderheiten seiner literarischen Gestaltung vor. Anschließend wird der Begriff der „Identität“ in seinen verschiedenen Dimensionen erläutert und seine Relevanz für den Roman herausgestellt.
Das zweite Kapitel befasst sich mit der Identitätssuche des Protagonisten. Es werden die verschiedenen Strategien des jungen Mannes analysiert, wie er seine eigene Identität definiert und sich in der Gesellschaft positioniert. Die Rolle von Markenprodukten, Konsum und sozialer Anerkennung in diesem Prozess steht im Fokus.
Kapitel drei konzentriert sich auf die Einordnung des Romans in das Genre des Bildungsromans. Zuerst wird die Gattungsbestimmung des Bildungsromans erläutert, anschließend werden die zentralen Motive und Merkmale des Bildungsromans auf „Faserland“ angewendet.
Schlüsselwörter
Die zentralen Begriffe der Arbeit sind: Identität, Bildungsroman, Popliteratur, Jugendkultur, Konsum, Marken, soziale Anerkennung, Identitätssuche, Selbstfindung, Orientierungslosigkeit, Gesellschaft, Generation, Individualismus, Individualisierung, Fragmentierung, post-moderne Gesellschaft, kulturelle Identität, soziale Identität, personale Identität.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2017, "Faserland" als Bildungsroman? Einordnung des Romans "Faserland" in das Genre des Bildungsromans unter besonderer Berücksichtigung der Identität der handelnden Figuren, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/371578