Homosexualität bei jungen Erwachsenen. Akzeptanz und Ablehnung in Familie, Gesellschaft und Kirche


Hausarbeit, 2016

21 Seiten, Note: 1,9

Anonym


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der Begriff Homosexualität

3. Homosexualität im Christentum

4. Das Coming-Out

5. Der familiäre Umgang mit Homosexualität

6. Homosexualität in der Gesellschaftsgruppe „junger Menschen“ im 21. Jahrhundert

7. Persönliches Fazit

8. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Zu Beginn meines Studiums lernte ich eine sehr nette und offene junge Frau kennen. Wir bauten eine gute freundschaftliche Beziehung zueinander auf und unternahmen in unserer Freizeit viel gemeinsam. Nach einiger Zeit des Kennenlernens fragte ich mich aufgrund ihres Verhaltens in bestimmten Situationen: „Ist sie lesbisch?“. Nachdem ich sie besser kennen gelernt hatte war die Neugierde, ob meine Vermutung stimmte, so groß, dass ich sie einfach fragte welche sexuelle Orientierung sie hat. Es war deutlich zu spüren, dass sie eine ehrliche Antwort viel Überwindung kostete. Sie beantwortete meine Frage nur zögerlich mit „Ja.“ und bat mich, dies vertraulich zu behandeln, da sie mit ihrem Studium einen vorurteilsfreien neuen Lebensabschnitt beginnen wolle. Ich trete Homosexuellen offen und ohne jegliche Voreingenommenheit oder Intoleranz gegenüber. Für mich sind diese Personen Menschen wie alle anderen auch. Wieso war es meiner Freundin so unangenehm, ihrer Umwelt mitzuteilen, dass sie lesbisch ist? Mich persönlich beschäftigt dieses Ereignis bis heute und war letztendlich ausschlaggebend für die Themenwahl meiner Studienarbeit.

Ich befasse mich infolgedessen in dieser Arbeit mit der Thematik „Homosexualität“ bei jungen Erwachsenen. Dabei erörtere ich den Umgang der Gesellschaft mit der gleichgeschlechtlichen Liebe und den Einfluss derer auf das Leben Homosexueller. Zu Beginn definiere ich den Begriff der Homosexualität und lege anschließend die Ansichten des Christentums bezüglich dieser Thematik dar. Von den 80,2 Millionen Einwohnern Deutschlands gehören knapp 48 Millionen dem Christentum an. Infolgedessen gehe ich im Laufe dieser Studienarbeit ausschließlich auf diese Religion ein, da Christen die übergroße Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland darstellen (vgl. Rohe, Engin, Khorchide, Özsoy, Schmid, 2014, S. 84). Anschließend erkläre ich den Begriff „Coming – Out“. Das Coming – Out stellt einen Prozess im Leben eines Homosexuellen dar, in dem er sich bewusst wird, gleichgeschlechtlich zu Lieben und dies seiner Umwelt offenbart und seinen eigenen Lebensstil findet. Dieser Prozess ist überwiegend mit negativen Reaktionen bestückt und bietet wenig Platz für Toleranz und Akzeptanz. Im engen Zusammenhang mit diesem Punkt steht die familiäre Umgebung der Homosexuellen, da das Coming -Out in den meisten Fällen erstmals in diesem Umfeld stattfindet.

Diesbezüglich erläutere ich im nachfolgenden Punkt, wie sich Eltern gegenüber ihren homosexuellen Kindern verhalten und wie ihr Umgang untereinander ist. Im letzten und abschließenden Teil meiner Studienarbeit schreibe ich über Homosexualität bei jungen Menschen im 21. Jahrhundert. Ich möchte erörtern, welchen Stand Menschen gleichgeschlechtlicher Orientierung in der heutigen Gesellschaft haben und in wie weit sie Ablehnung oder Akzeptanz erfahren. Zu Beginn des Gliederungspunktes gehe ich zudem auf die Geschichte der Homosexualität ein, da diese eine wichtige Rolle in der Entwicklung gleichgeschlechtlich Orientierter spielt. Unter ständiger Berücksichtigung der benannten Altersgruppe biete ich einen Einblick in das Leben homosexueller Menschen.

2. Der Begriff Homosexualität

Homosexualität bezeichnet man grundlegend als sexuelle Ausrichtung auf das gleiche Geschlecht. Als „Lesben“ werden Frauen bezeichnet, die ihre gleichgeschlechtliche Orientierung akzeptieren und offen leben, während der Begriff „Schwule“ das männliche Geschlecht benennt. Das klassische Wort homosexuell ist eine Kombination griechischer und lateinischer Elemente. Gemäß dem deutschen Rechtschreibduden stammt Homo vom griechischen Adjektiv homós (gleich) und sexuell vom lateinischen Substantiv sexus (Geschlecht). Weltweit liegt der Anteil homosexueller Menschen bei mindestens 10% (vgl. Rauchfleisch, 2012, S. 12). Untersuchungen an homosexuellen Menschen weisen ohne Zweifel darauf hin, dass die gleichgeschlechtliche Orientierung nichts mit psychischer Krankheit zu tun hat. Die Diagnose Homosexualität wurde deshalb schon vor vielen Jahren von der Weltgesundheitsorganisation aus dem Katalog der psychischen Erkrankungen gestrichen.

Es ist nicht berechtigt, Homosexualität in einen ursächlichen Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen zu bringen. Hetero-, Bi- und Homosexualität sind sexuelle Orientierungen, welche jeweils mit dem gesamten Spektrum von psychischer Gesundheit bis Krankheit einhergehen können. Biologische Ursachen der Homosexualität wurden in der wissenschaftlichen Literatur vielfältig untersucht und diskutiert. Diese Untersuchungen konnten allerdings keinen eindeutigen Faktor bestimmen, der für die Ausrichtung der sexuellen Orientierung verantwortlich ist.

Auf einen genetischen Faktor weist einzig der triviale Befund, dass in einzelnen Familien gehäuft homosexuelle Menschen zu finden sind, während in anderen Familien eindeutig die Heterosexualität dominiert. Forschungsergebnisse zeigen auf, dass Homosexualität eine tief in den betreffenden Menschen verwurzelte Veranlagung ist, die nach Verwirklichung im Leben drängt. Eine Unterdrückung dieser kann zu psychischen Störungen wie Depression, Angst, körperlichen Beschwerden bis hin zur Suizidalität führen (vgl. Rauchfleisch, 2012, S. 20 – 22).

Die gleichgeschlechtliche Orientierung wird von den Betroffenen im Allgemeinen früh, meist schon von der Pubertät, als Angezogen-Sein durch Personen des gleichen Geschlechts gespürt. Ab der Pubertät liegt die Homosexualität mehr oder weniger fest und kann auch nicht mehr verändert werden. Es hängt allerdings von den Umweltfaktoren ab, ob die betreffenden Menschen sie akzeptieren und leben. Die Bisexualität ist neben der hetero- und homosexuellen Orientierung eine eigenständige Ausrichtung. Dabei richten sich die erotischen und sexuellen Fantasien sowie das Begehren bisexueller Menschen auf beide Geschlechter (vgl. Rauchfleisch, 2012, S. 18).

3. Homosexualität im Christentum

Die meisten Gläubigen sehen ihre heiligen Schriften als Lebensratgeber und moralischen Wegweiser. Dabei gibt es ganze Staatsregierungen, die an jahrtausendaltem Papier festhalten. In vielen Ländern ist deshalb die Homosexualität verboten. Grund dafür sind meist religiöse Rechtsordnungen. In der Bibel steht geschrieben: „Du sollst nicht bei einem Mann liegen wie bei einer Frau; es ist ein Gräuel.“ (3. Buch Mose 18,22), „Wenn jemand bei einem Manne liegt wie bei einer Frau, so haben sie getan, was ein Gräuel ist, und sollen beide des Todes sterben; Blutschuld lastet auf ihnen.“ (3. Buch Mose 20,13) (vgl. Dawson, 2015, S. 116 – 120). Homosexuelle treffen im Raum der Kirche auf massive Diskriminierungen, die bis zum Ausschluss aus der dieser führen. Festzustellen ist, dass sich die Kirchen lange Zeit keine Gedanken um das Leben der Priester, Pastorinnen, Pastoren und Ordensmitglieder und deren Kampf gegen negative Stellungnahmen zur Homosexualität gemacht haben.

Aufgrund der schwierigen Situation der jeweiligen Religionsstätten haben sich vielerorts Gruppen schwuler Priester gebildet. Dadurch ist es ihnen möglich, einen Erfahrungsaustausch zu pflegen, sich gegenseitig unterstützen zu können und somit aus einem Kreis der Isolation von homosexuellen Gläubigen herauszutreten. In trifft man Kirchen auf eine merkwürdige Diskrepanz zwischen den offiziellen Stellungnahmen und dem konkreten Handeln einzelner Pfarrerinnen und Pfarrer. In vielen Fällen wird im persönlichen Umgang der Kirchenvertreter und homosexuellen Gemeindegliedern Toleranz, Akzeptanz und gegenseitige Wertschätzung sichtbar. Im krassen Gegensatz dazu steht allerdings die „offizielle“ Haltung der Kirche, die sich vor allem im katholischen Bereich durch eine strikte Ablehnung und Verurteilung gleichgeschlechtlicher Menschen auszeichnet. Beispielsweise heißt es im Schreiben der Kongregation für die Glaubensehre an die Bischöfe der katholischen Kirche über die Seelsorge für homosexuelle Personen: „Die spezifische Neigung der homosexuellen Person ist zwar in sich nicht sündhaft, begründet aber eine mehr oder wenige starke Tendenz, die auf ein sittlich betrachtet schlechtes Verhalten ausgerichtet ist.

Aus diesem Grund muss die Neigung selbst als objektiv ungeordnet angesehen werden.“ Dieser Aussage liegt eine Verlautbarung des Apostolischen Stuhles zugrunde, in der es heißt: „Nach der objektiven sittlichen Ordnung sind homosexuelle Beziehungen Handlungen, die ihrer wesentlichen und unerlässlichen Zuordnung beraubt sind. Sie werden in der heiligen Schrift als schwere Verirrungen verurteilt. [...] Dieses Urteil […] erlaubt zwar nicht den Schluss, dass alle, die an dieser Anomalie leiden, persönlich dafür verantwortlich sind, bezeugt aber, dass die homosexuellen Handlungen in sich in Ordnung sind und keinesfalls in irgendeiner Weise gutgeheißen werden können.“ (Rauchfleisch, 2001, S. 223) Ähnlich klingen zudem die kirchenamtlichen Äußerungen im Weltkatechismus: „Unter Berufung auf die heilige Schrift, die homosexuelle Beziehungen als schwere Verirrung ansieht, hat die Tradition der Kirche erklärt, dass die Akte der Homosexualität in sich untergeordnet sind. Sie stehen im Gegensatz zum Naturgesetz, da sie von vornherein das Geschenk des Lebens aus dem sexuellen Akt ausschließen. Sie sind nicht die Frucht einer wirklich affektiven und sexuellen Begegnung und können in keinem Fall gutgeheißen werden.“ oder „Die Homosexuellen sind aufgerufen zur Keuschheit. Mit Hilfe der Tugend der Selbstbeherrschung, die zur inneren Freiheit führt, und gelegentlich mit Hilfe der Unterstützung einer selbstlosen Freundschaft, mit Gebet und sakramentaler Gnade könne und müssen sie schrittweise und entschlossen sich der christlichen Vollkommenheit annähern.“ (Rauchfleisch, 2001, S. 223) In der kritischen Auseinandersetzung der Kirche mit Homosexualität von John J. McNeill sowie seinem Werk zur spezifischen Spiritualität von Lesben und Schwulen wird darauf verwiesen, von welcher zentralen Bedeutung es ist, die verschiedenen sexuellen Orientierungen als einander gleichwertige Lebensformen zu akzeptieren. Damit soll der Reichtum und die Vielfalt der göttlichen Schöpfung anerkennt werden. Dabei kommt es darauf an, dass die Lesben und Schwulen nicht nur zaghaft zu ihrer sexuellen Orientierung stehen und ängstlich darauf hoffen, nicht von der Umgebung abgelehnt zu werden.

Es ist Ziel eines echten Befreiungsprozesses, die Homosexualität als Gabe Gottes anzunehmen und dankbar zu leben. Dies führt zu einer selbstbewussten Haltung und einem Leben in Gewissheit, da Gott nicht verachtet, was er geschaffen hat. Dieser Schritt der Befreiung betrifft nicht nur Lesben und Schwulen. Sie wissen durch ihre von der Mehrheit abweichende sexuelle Orientierung schon längst, dass es nicht nur eine „richtige“ Lebensform gibt. Damit erleben sie an sich selbst die Vielfalt der Schöpfung. Die Heterosexuellen sind hingegen diejenigen, die die Fülle von Existenzmöglichkeiten oft nicht als gottgewollte Vielfalt akzeptieren wollen. Es ist häufig Aufgabe der heterosexuellen Christen zu lernen, die Vielfalt von Liebes- und Lebensformen als einander gleichwertig zu akzeptieren. Der Kampf von Homosexuellen gegen Diskriminierung und Ausgrenzung gleicht in vielerlei Hinsicht der feministischen Theologie und der Befreiungstheologie. In der feministischen Theologie geht es vor allem darum, die patriarchalen Strukturen der Kirche und das in einseitiger Weise vom männlichen Standpunkt bestimmte Bibelverständnis kritisch zu hinterfragen. Anliegen der Befreiungstheologie ist es, den Armen und Randgruppen dazu zu verhelfen, sich gegen die ihnen permanent zugefügte Unterdrückung und Ausgrenzung zur Wehr zu setzen und selbstbewusste junge Christen zu werden.

Für Lesben und Schwule kommt es analog darauf an, die Manipulationen und Feindseligkeiten, denen sie ausgesetzt sind, aufzudecken. Sowie die starren kirchlichen Strukturen, die sich in unmenschlicher Weise auf Moralität und Gottes angeblichen Willen berufen, als Mittel rücksichtsloser Machtausübung zu entlarven.

[...]

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Homosexualität bei jungen Erwachsenen. Akzeptanz und Ablehnung in Familie, Gesellschaft und Kirche
Note
1,9
Jahr
2016
Seiten
21
Katalognummer
V371734
ISBN (eBook)
9783668504899
ISBN (Buch)
9783668504905
Dateigröße
556 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
homosexualität, erwachsenen, akzeptanz, ablehnung, familie, gesellschaft, kirche
Arbeit zitieren
Anonym, 2016, Homosexualität bei jungen Erwachsenen. Akzeptanz und Ablehnung in Familie, Gesellschaft und Kirche, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/371734

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Homosexualität bei jungen Erwachsenen. Akzeptanz und Ablehnung in Familie, Gesellschaft und Kirche



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden