Bis zum heutigen Tage stellte die SPD insgesamt drei Bundeskanzler und gilt als etablierte Partei. Mithin wird sie auch als “Volkspartei” bezeichnet, einem Begriff, der durch Dolf Sternberger geprägt wurde. Laut dem „Lexikon der Politikwissenschaft“ wird dieser Terminus durch die etablierten Parteien SPD, CDU und CSU als Selbstbezeichnung und Teil ihrer politischen Rhetorik genutzt, um, gestützt auf den eigenen Anspruch, eine breite Wählerschicht vertreten zu wollen und eine größere Wählerbasis zu erlangen. Die SPD war hingegen bis in die fünfziger Jahre eine sogenannte “Klassenpartei”, deren Wähler überwiegend aus dem Arbeitermilieu stammten. Aufgrund schwacher Ergebnisse bei den Bundestagswahlen 1953 und 1957, kam es innerhalb der Partei zu Diskussionen ein neues Parteiprogramm zu verabschieden, denn das bisherige „Heidelberger Programm“ aus dem Jahre 1925 basierte in vielen Punkten auf dem „Erfurter Programm“ von 1890 und somit auf der marxistischen Theorie, sodass es von vielen Parteimitgliedern als überholt angesehen wurde. Es entwickelte sich ein interner Streit zwischen den verschiedenen Parteiflügeln, den “Reformern”, “Traditionalisten” und “Pragmatikern”. Letztendlich setzte sich die Position einer realpolitischen Praxis durch und mit dem “Godesberger Programm” von 1959 kam es zu einer Abkehr von marxistischen Inhalten.
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Bevor auf genauer auf den „Markstein“ Godesberger Programm eingegangen wird, soll zunächst der Forschungsstand und die Literaturgrundlage wiedergegeben werden, bevor der historische Kontext umrissen werden soll.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung in die Thematik
- 2. Forschungsstand und Literaturgrundlage
- 3. Historischer Kontext - Von der Systemopposition zur Regierungspartei
- 4. Die Positionen im innerparteilichen Willensprozess
- 5. Die Parteiprogramme von Heidelberg, Dortmund und Berlin (1925-1954)
- 6. Eine Partei reformiert sich: Die innerparteiliche Entwicklung von 1955 bis 1958
- 7. Die endgültige Öffnung der SPD durch das Godesberger Programm 1959
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Transformation der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) von einer Klassenpartei zu einer Volkspartei im Zeitraum von 1945 bis 1959 mit besonderem Fokus auf das Godesberger Programm von 1959. Das Ziel ist es, zu untersuchen, ob das Godesberger Programm einen Bruch oder eine Anpassung in der Entwicklung der SPD darstellte.
- Die SPD als Klassenpartei und die Entstehung des „Heidelberger Programms“ (1925)
- Die innerparteiliche Entwicklung und die Suche nach einem neuen Programm in den 1950er Jahren
- Die Entstehung und die Inhalte des Godesberger Programms von 1959
- Die SPD im Wandel: Transformation zur Volkspartei
- Die Rolle des Godesberger Programms im Transformationsprozess der SPD
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung der Arbeit stellt das Godesberger Programm von 1959 in den Kontext der SPD-Entwicklung und stellt die Forschungsfrage, ob es einen Bruch oder eine Transformation darstellte. Kapitel 2 bietet einen Überblick über den Forschungsstand zum Thema und die relevante Literatur. Kapitel 3 skizziert den historischen Kontext der SPD, beginnend mit der Systemopposition nach dem Zweiten Weltkrieg bis hin zur Entwicklung zur Regierungspartei. Kapitel 4 beleuchtet die verschiedenen Positionen im innerparteilichen Willensprozess, während Kapitel 5 die Parteiprogramme von Heidelberg, Dortmund und Berlin (1925-1954) analysiert. Die Kapitel 6 und 7 befassen sich mit der innerparteilichen Entwicklung von 1955 bis 1958 sowie der endgültigen Öffnung der SPD durch das Godesberger Programm 1959.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt zentrale Themen der SPD-Geschichte, wie beispielsweise die Transformation von der Klassenpartei zur Volkspartei, die Entwicklung der Parteiprogramme, die innerparteilichen Konflikte sowie die Rolle des Godesberger Programms von 1959. Weitere wichtige Schlagwörter sind „Sozialdemokratie“, „Godesberger Programm“, „Heidelberger Programm“, „Volkspartei“, „Klassenpartei“, „Transformation“, „Bruch“, „sozialistische Marktwirtschaft“ und „Willy Brandt“.
- Quote paper
- Marcel K. Schwertel (Author), 2017, Das Godesberger Programm von 1959. Transformation oder Bruch?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/371853