Damit Aussagen über die Funktionen eines Märchens möglich werden ist es notwendig, sich mit dieser literarischen Gattung auseinander zu setzen und sie in ihren Besonderheiten kennen zu lernen. Viele Menschen sind der Überzeugung, Märchen zu kennen, doch tun sie dies, weil sie von Rotkäppchen erzählen können? Da dieses bezweifelt werden darf, sollen zunächst die Eigenschaften dieser Gattung beschrieben werden, damit das Besondere dieses Genres erkennbar wird. Da es primär um die Kompetenzentwicklung bei Kindern geht, muss auch auf ihr Verhältnis zu der literarischen Gattung der Märchen eingegangen werden. Sie verbindet eine „Beziehung der besonderen Art“, die die Auswirkungen dieser Gattung auf kindliche Fähigkeiten nachvollziehbar und begründbar werden lässt. Um den Grad der Funktionalität der Märchen zu klären, müssen ferner die Fähigkeiten geschildert werden, auf deren Ausbildung Märchen vielleicht Einfluss ausüben: die literarisch-ästhetischen. Da für sie keine operationale Definition vorliegt, sollen zunächst das literarische Lernen und die ästhetische Erfahrung im Kontext der Schule beschrieben werden. Nachdem die theoretischen Grundlagen der Bedeutung der Märchen bei der besagten Entwicklung bei Kindern erläutert worden sind, ist es möglich, Aussagen über notwendige Voraussetzungen und elementare Aspekte zu machen sowie eine Bestimmung der literarischästhetischen Fähigkeiten zu formulieren. Daraus ergeben sich Fragen und Aufgaben in Hinblick auf die Märchenwirkungen bei der Entwicklung literarisch-ästhetischer Kompetenzen. Es gilt zu klären, in welcher Hinsicht deren Ausbildung durch Märchen gefördert werden kann. Da das Feld des LiterarischÄsthetischen ein weites ist, wird es sich als hilfreich erweisen, Märchen in ihren Eigenarten und Besonderheiten zu kennen. In einem Zeitalter, das durch globale Kommunikation und deren Medien determiniert wird, reicht es nicht aus, Märchen ausschließlich als Texte zu betrachten, die den Kindern erzählt oder vorgelesen werden. Heute begegnen sie diesen ursprünglich mündlich überlieferten Erzählungen in unterschiedlicher medialer Form, so dass der Wirkungsbereich der Märchen erweitert wird. Die abschließende Bewertung fasst letztendlich die gewonnen Erkenntnisse zusammen. Möglicherweise kann damit das funktionale Spektrum der Märchen erweitert werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Originäre Bedingungsfelder literarisch-ästhetischen Lernens
- 2.1 Das Märchen
- 2.1.1 Der Märchenbegriff
- 2.1.2 Themen und Inhalte
- 2.1.3 Der Aufbau
- 2.1.4 Stilistische Merkmale
- 2.1.5 Die Sprache
- 2.1.6 Das gegenwärtige Interesse
- 2.2 Kinder und Märchen
- 2.2.1 Das kindliche Denken
- 2.2.2 Die kindliche Märchenrezeption
- 2.2.3 Das Märchenalter
- 2.3 Das Literarische und das Ästhetische im Kontext des Lernens
- 2.3.1 Was ist literarisches Lernen?
- 2.3.2 Das Resultat: literarische Fähigkeiten
- 2.3.3 Ästhetik im Unterricht
- 2.3.4 Was sind ästhetische Erfahrungen?
- 2.3.5 Das Resultat: ästhetische Fähigkeiten
- 3. Das Literarisch-Ästhetische
- 3.1 Notwendige Voraussetzungen
- 3.2 Das Elementare: Imagination
- 3.3 Die Sprache als Zentrum des Interesses
- 3.4 Das Resultat: literarisch-ästhetische Fähigkeiten
- 4. Die derivative Funktion der Märchen bei der Entwicklung literarisch-ästhetischer Fähigkeiten
- 4.1 Märchen als literarische Grundlage ästhetischer Erfahrungen
- 4.2 Was Märchen im Stande sind zu leisten
- 4.2.1 Erlauben sie Sprachspiele?
- 4.2.2 Lassen sie Implizites explizit werden?
- 4.2.3 Liefern sie zu verinnerlichende Muster?
- 4.2.4 Ermöglichen sie Transformationsprozesse?
- 4.2.5 Erlauben sie Individualität?
- 4.2.6 Enthalten sie Mündlichkeit und Schriftlichkeit?
- 4.2.7 Dienen sie der Imaginationsförderung?
- 4.3 Zusammenfassung
- 5. Präskriptive Bewertung
- 6. Der Einfluss der Medienlandschaft
- 6.1 Das Zeitalter der Medien
- 6.2 Kinder und Medien
- 6.3 Märchen und Medien
- 6.3.1 Märchen in der Medienlandschaft
- 6.3.2 Varianten der Imaginationsförderung
- 6.3.3 Die Begegnung mit Sprache
- 6.4 Zusammenfassung
- 7. Abschließende Bewertung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Funktion von Märchen bei der Entwicklung literarisch-ästhetischer Fähigkeiten bei Kindern. Sie zielt darauf ab, den Beitrag von Märchen zur Förderung von Imagination, Sprachverständnis und kreativem Denken aufzuzeigen. Die Arbeit analysiert, wie Märchen Kinder in ihren kognitiven und emotionalen Entwicklungsprozessen unterstützen können.
- Der Einfluss von Märchen auf die Sprachentwicklung
- Die Rolle von Märchen bei der Entwicklung der Imagination
- Märchen als Werkzeug zur Förderung ästhetischer Wahrnehmung
- Der Einfluss des Mediums auf die Rezeption von Märchen
- Die didaktische Bedeutung von Märchen im Unterricht
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die Forschungsfrage nach der Funktion von Märchen bei der Entwicklung literarisch-ästhetischer Fähigkeiten bei Kindern. Sie verweist auf das wiedererstarkte Interesse an Märchen in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen und betont deren potenzielles didaktisches Potential für die kindliche Entwicklung.
2. Originäre Bedingungsfelder literarisch-ästhetischen Lernens: Dieses Kapitel legt die Grundlagen für die Untersuchung, indem es den Märchenbegriff, seine Themen und Inhalte, den Aufbau, stilistische Merkmale und die Sprache beleuchtet. Es analysiert außerdem das kindliche Denken, die Märchenrezeption und das „Märchenalter“ sowie die Konzepte literarischen und ästhetischen Lernens, und wie diese durch Märchen gefördert werden könnten. Die Kapitelteile legen den Fokus auf die jeweiligen Bedingungen, die für das Entstehen literarisch-ästhetischer Fähigkeiten essentiell sind und welche Rolle Märchen in diesem Kontext spielen.
3. Das Literarisch-Ästhetische: Dieses Kapitel befasst sich mit den notwendigen Voraussetzungen für literarisch-ästhetisches Lernen und untersucht die zentrale Rolle von Imagination und Sprache. Es verdeutlicht, wie Märchen zum Aufbau literarisch-ästhetischer Fähigkeiten beitragen, indem sie die Imagination anregen und die Auseinandersetzung mit Sprache fördern. Der Fokus liegt hier auf dem Zusammenspiel von literarischen und ästhetischen Elementen und deren Einfluss auf die Entwicklung der Fähigkeiten der Kinder.
4. Die derivative Funktion der Märchen bei der Entwicklung literarisch-ästhetischer Fähigkeiten: Dieses Kapitel untersucht detailliert, wie Märchen konkret zur Entwicklung literarisch-ästhetischer Fähigkeiten beitragen. Es analysiert verschiedene Aspekte, wie z.B. die Möglichkeit von Sprachspielen, die Explizierung von Implizitem, die Bereitstellung verinnerlichender Muster, die Ermöglichung von Transformationsprozessen, die Förderung von Individualität, sowie den Umgang mit Mündlichkeit und Schriftlichkeit. Im Kern geht es darum, die konkreten Mechanismen zu beleuchten, durch die Märchen die Entwicklung der genannten Fähigkeiten unterstützen.
6. Der Einfluss der Medienlandschaft: Dieses Kapitel beleuchtet den Einfluss der modernen Medienlandschaft auf die Rezeption von Märchen und deren Wirkung auf die kindliche Entwicklung. Es betrachtet das Zeitalter der Medien, den Medienkonsum von Kindern und die Präsenz von Märchen in verschiedenen Medien. Der Schwerpunkt liegt auf der Frage, wie Medien die Imaginationsförderung und den Umgang mit Sprache im Kontext der Märchenrezeption beeinflussen.
Schlüsselwörter
Märchen, Kinderliteratur, literarisches Lernen, ästhetische Erfahrungen, Imagination, Sprache, Sprachentwicklung, Medienrezeption, Didaktik, kognitive Entwicklung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Funktion von Märchen bei der Entwicklung literarisch-ästhetischer Fähigkeiten bei Kindern
Was ist der Gegenstand der vorliegenden Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Funktion von Märchen bei der Entwicklung literarisch-ästhetischer Fähigkeiten bei Kindern. Sie analysiert den Beitrag von Märchen zur Förderung von Imagination, Sprachverständnis und kreativem Denken und wie Märchen Kinder in ihren kognitiven und emotionalen Entwicklungsprozessen unterstützen.
Welche Themen werden im Detail behandelt?
Die Arbeit behandelt u.a. den Einfluss von Märchen auf die Sprachentwicklung, die Rolle von Märchen bei der Entwicklung der Imagination, Märchen als Werkzeug zur Förderung ästhetischer Wahrnehmung, den Einfluss des Mediums auf die Rezeption von Märchen und die didaktische Bedeutung von Märchen im Unterricht. Es werden der Märchenbegriff, seine Struktur, stilistische Merkmale und die Sprache analysiert, sowie das kindliche Denken und die Märchenrezeption im Kontext des literarischen und ästhetischen Lernens.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in sieben Kapitel: Einleitung, Originäre Bedingungsfelder literarisch-ästhetischen Lernens (inkl. detaillierter Analyse des Märchens und des kindlichen Umgangs damit), Das Literarisch-Ästhetische, Die derivative Funktion der Märchen bei der Entwicklung literarisch-ästhetischer Fähigkeiten (mit detaillierter Untersuchung der konkreten Mechanismen), Präskriptive Bewertung, Der Einfluss der Medienlandschaft (inkl. Analyse der Medienrezeption von Märchen) und Abschließende Bewertung. Jedes Kapitel behandelt spezifische Aspekte der Forschungsfrage.
Welche konkreten Aspekte der Märchenwirkung werden untersucht?
Die Arbeit untersucht, wie Märchen Sprachspiele ermöglichen, implizite Inhalte explizit machen, verinnerlichbare Muster liefern, Transformationsprozesse ermöglichen, Individualität fördern, Mündlichkeit und Schriftlichkeit verbinden und die Imagination fördern. Der Fokus liegt auf den konkreten Mechanismen, durch die Märchen die Entwicklung literarisch-ästhetischer Fähigkeiten unterstützen.
Welche Rolle spielt die Medienlandschaft in der Arbeit?
Die Arbeit analysiert den Einfluss der modernen Medienlandschaft auf die Rezeption von Märchen und deren Wirkung auf die kindliche Entwicklung. Es wird der Medienkonsum von Kindern und die Präsenz von Märchen in verschiedenen Medien betrachtet, und wie Medien die Imaginationsförderung und den Umgang mit Sprache im Kontext der Märchenrezeption beeinflussen.
Welche Schlussfolgerungen zieht die Arbeit?
Die Arbeit zieht Schlussfolgerungen über die Bedeutung von Märchen für die Entwicklung literarisch-ästhetischer Fähigkeiten bei Kindern, unter Berücksichtigung der Medienlandschaft. Die konkreten Schlussfolgerungen werden im letzten Kapitel (Abschließende Bewertung) dargelegt.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Märchen, Kinderliteratur, literarisches Lernen, ästhetische Erfahrungen, Imagination, Sprache, Sprachentwicklung, Medienrezeption, Didaktik, kognitive Entwicklung.
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- Julia Dohmeier (Author), 2004, Die Funktion von Märchen bei der Entwicklung literarisch-ästhetischer Fähigkeiten bei Kindern, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/37191