Mit einigen Widersprüchen der italienischen Politik soll die schwierige politische Lage Italiens nach 1943 aufgezeigt werden: a) Obwohl nach dem Fiasko der außenpolitischen Abenteuer Mussolinis ein "Rückzug aus der Welt" feststellbar ist und Handlungswillen und Handlungsmöglichkeiten eingeschränkt sind, integriert sich Italien schnell und relativ reibungslos in die NATO und die westeuropäischen Institutionen. b) Italien hat sein Schicksal sehr viel enger mit der EWG und der NATO verknüpft als andere westeuropäische Staaten - obwohl Italien die stärkste europäische Linke aufzuweisen hatte 1 und es selbst im Regierungslager stets starke neutralistische und antiamerikanische Tendenzen gab 2 und die Gefahr einer militärischen Bedrohung durch die Sowjetunion als gering angesehen wurde.
Gleichzeitig gab es trotz der engen NATO-Bindung wenig Engagement beim Einlösen der Bündnisverpflichtungen. Widersprüche auch hinsichtlich des Partito Communista: Trotz Moskautreue bis in die Mitte der 50er Jahre fügt sie sich ins demokratische System Italiens, das allerdings in gewisser Weise "blockiert" bleibt und wenig entwicklungsfähig angesichts einer permanenten Ausschließung einer großen Partei von der Macht. Und: Der Mythos der Sowjetunion wirkt in PCI - Basis noch bis weit in die 60er Jahre obwohl die SU Italien "an den Westen abgeschrieben hatte" 3. Auf den ersten Blick erstaunlich scheint aber vor allem, dass (das nichtkommunistische) Italien trotz der politischen, institutionellen wirtschaftlichen und militärischen Schwächen und der inneren Hindernisse seine großen internationalen Ziele erreicht hat: die Schäden der Kriegspolitik Mussolinis wieder gutzumachen, Aufnahme in die westliche Gemeinschaft (vor allem die europäische) zu finden und wirtschaftlichen Anschluß zu finden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ausgangspositionen der italienischen Außenpolitik unter Berücksichtigung des „Faktors PCI“
- Partitocrazia und institutionelle Schwächen
- „Bedrohungsszenario“: Machtübernahme durch den PCI
- Die „Außenpolitik“ des PCI
- Waffenstillstand, Kriegsende, Neubeginn
- Der PCI im Widerspruch von Permanenz und Wandel
- Der Antiamerikanismus des PCI
- Der Antiklerikalismus des PCI
- Gefahr für die Demokratie Italiens ?
- Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die besondere Situation der italienischen Außenpolitik nach dem Zweiten Weltkrieg, insbesondere im Kontext des starken Partito Communista Italiano (PCI). Das Ziel ist es, die Widersprüche der italienischen Politik aufzuzeigen und die Rolle des PCI in der Gestaltung der internationalen Beziehungen zu analysieren.
- Der Einfluss des PCI auf die italienische Außenpolitik
- Die Beziehungen Italiens zu den westlichen Bündnissen (NATO, EWG)
- Die Rolle der Partitocrazia und der institutionellen Schwächen Italiens
- Die „Bedrohung“ durch eine mögliche Machtübernahme des PCI aus amerikanischer Sicht
- Die Entwicklung der Beziehungen zwischen dem PCI und der Sowjetunion
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Widersprüche der italienischen Politik nach 1943 dar, die trotz des „Rückzugs aus der Welt“ eine schnelle Integration in die westlichen Bündnisse zeigt.
- Ausgangspositionen der italienischen Außenpolitik unter Berücksichtigung des „Faktors PCI“: Dieses Kapitel beleuchtet die besondere Situation Italiens als westeuropäische Demokratie mit einer starken kommunistischen Partei. Die Partitocrazia und die institutionelle Schwäche Italiens werden als wichtige Faktoren für die italienische Außenpolitik betrachtet.
- Waffenstillstand, Kriegsende, Neubeginn: Dieses Kapitel behandelt die politische Situation Italiens nach dem Waffenstillstand und dem Kriegsende. Die Integration Italiens in die NATO und die westeuropäischen Institutionen steht im Vordergrund.
- Der PCI im Widerspruch von Permanenz und Wandel: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Entwicklung des PCI und dessen Verhältnis zur Sowjetunion. Der Antiamerikanismus und der Antiklerikalismus des PCI werden ebenso thematisiert wie die Frage der Bedrohung für die Demokratie Italiens.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die italienischen Außenpolitik nach 1943, den „Faktor PCI“, die Partitocrazia, die institutionellen Schwächen Italiens, die Beziehungen zu den westlichen Bündnissen (NATO, EWG) und die Entwicklung der Beziehungen zwischen dem PCI und der Sowjetunion.
- Citation du texte
- Bernhard Nitschke (Auteur), 2005, Der "Faktor PCI" in der italienischen Außenpolitik - vom 8. Sept. 1943 bis 1956, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/37197