Auch Rainer Maria Rilke wurde heftig wegen seiner Übertragungen1 der 24 Sonette von Louize Labé verrissen. Von seinen Freunden wiederum bekam er die nötige Anerkennung und das Lob, das er brauchte. Doch einige Zeitgenossen und auch aktuelle Kritiker waren anderer Meinung. Hierzu kamen stets folgende Fragen, die immer in der Diskussion mitschwangen: Wie kann ein Mensch unseres Jahrhunderts Gedichte übersetzen, die eine junge Frau vor vier Jahrhunderten verfaßt hatte ? Ist dies Übertragung in die deutsche Sprache überhaupt möglich ? Was ist eine gute oder gar schlechte Übertragung ? „ I have tried to write alive English and to do what my authors might have done if they were writing their poems now and in America.“2 sagte Robert Lowell als er zu seiner Veröffentlichung der Imitations kritisiert wurde. Robert Lowell hatte mehrere Gedichte von Baudelaire bis Rilke übersetzt, doch er erhielt letzten Endes nur Kritik für seinen Größenwahn3 wie John Simon ihn kurzerhand kritisierte. Ich werde im Folgenden versuchen, einige Antworten auf diese Fragen zu finden und einen kleinen Überblick über die Sonett - Übertragungen von Rilke zu schaffen. Am Ende werde ich einige Vergleiche zu anderen Übertragungen (von K. Kraus und M. Fahrenbach – Warendorff) ziehen, indem ich sie den Übertragungen Rilkes gegenüberstelle.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Rilke und Louize Labé
- Louize Labé - ,,la belle cordière"
- Rilke und die Übertragungen der „lieblichen Sonette\" der Lyoneserin
- Das Problem der Übertragung
- Die Differenz des Übersetzens (Hahn-Matthusen. 1999)
- Der Kritiker Karl Kraus
- Die Sonettenübertragung bei RILKE
- Drei Kritikpunkte nach Gertrud vom Steeg
- Milderung und Auflösung der festen Gefüge
- Umgehung des ICHS
- Abschwächung der ursprünglichen Stärke des französischen Wortes
- Das wunderbare 18. Sonett
- Das kritikwürdige 2. Sonett
- Drei Kritikpunkte nach Gertrud vom Steeg
- Schlußbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit Rainer Maria Rilkes Übertragungen der Sonette von Louize Labé. Sie untersucht die Herausforderungen der Übersetzung alter Texte in die moderne Sprache und analysiert Rilkes Herangehensweise an diese Aufgabe. Dabei werden auch kritische Stimmen und Vergleiche mit anderen Übersetzungen einbezogen.
- Das Problem der Übertragung alter Texte
- Die spezifischen Herausforderungen der Übersetzung von Lyrik
- Rilkes Übertragungsstrategie und deren Auswirkungen
- Kritische Rezeption von Rilkes Übertragungen
- Vergleich mit anderen Übersetzungen der Sonette von Louize Labé
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet das Leben von Louize Labé und die Umstände, unter denen Rilke ihre Sonette kennenlernte. Es geht auf die besondere Bedeutung von Lyon als kulturelles Zentrum im 16. Jahrhundert ein und zeichnet ein Bild von Louize Labés Leben, ihrer Erziehung und ihrer Rolle in der Gesellschaft. Außerdem werden die Themen ihrer Sonette, vor allem die Liebe, Leidenschaft und der Liebesschmerz, näher betrachtet. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit dem Problem der Übertragung und thematisiert die Schwierigkeit, einen Text aus einem anderen Jahrhundert in die heutige Sprache zu übertragen. Es werden verschiedene Ansätze und kritische Positionen zur Übersetzung diskutiert, insbesondere die von Hahn-Matthusen und Karl Kraus.
Schlüsselwörter
Louize Labé, Rainer Maria Rilke, Sonette, Übersetzung, Übertragung, Lyrik, Literaturgeschichte, französische Literatur, Kritik, Vergleich, Dichter, Liebe, Leidenschaft, Liebesschmerz, Sprache, Kultur, Jahrhundert, Differenz, Interpretation.
- Arbeit zitieren
- Emel Deyneli (Autor:in), 2004, Rilkes Übertragungen der Sonette von Louize Labé, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/37226