Selten hat ein Thema den medialen Diskurs so dominiert wie die „Flüchtlingskrise“ in den Jahren 2015 und 2016. Wenn man annimmt, dass die gesellschaftliche und politische Bedeutung eines Themas einen unmittelbaren Einflluss auf die mitunter alltägliche Sprachverwendung ausübt, so kann das von der Gesellschaft für deutsche Sprache gewählte ‚Wort des Jahres‛ 2015 – „Flüchtlinge“ – kaum überraschen. Wenig in der Öffentlichkeit diskutiert wurden allerdings linguistische Eigenschaften des Wortes, darunter sein semantischer Bedeutungsumfang und die mit ihm verbundenen semantischen Relationen hinsichtlich Hyperonymie oder Synonymie mit Wörtern des gleichen Wortfeldes. Gleichwohl wurden auch die zugehörigen morphologischen Aspekte, sowohl zum Wort selbst als auch zur Bildung von Komposita und der damit verbundenen Produktivität, bisher nur wenig diskutiert. Dies gilt ebenso für die Verknüpfung der verschiedenen Gruppenbezeichnungen mit bestimmten Eigenschaften und letztlich auch für deren Verwendungshäufigkeiten.
Mit dieser Untersuchung soll ein ausführlicher Blick auf die medialen sprachlichen Ausdrucksformen hinsichtlich dieser Gruppenbezeichnungen sowie der Verbindung von Eigenschaften mit „Flüchtlingen“ und „Migranten“ geboten werden. Zudem sollen das situative Schlagwort der „Flüchtlingskrise“ beleuchtet, Veränderungen im Laufe der Zeit und Pressespezifiika erfasst sowie weitere Besonderheiten erörtert werden. Das Fundament dieser Analyse bildet die Berichterstattung zu verschiedenen politischen Entscheidungen und Ereignissen sowie deren jeweilige Rezeption in den Printpublikationen BILD, Süddeutsche Zeitung und Saarbrücker Zeitung aus den Jahren 2015 und 2016.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Einordnung: Migrationsdiskurse
- Textlinguistik und Textdefinition
- Textfunktion
- Textsorten
- Pressesprache
- Grobskizze der „Flüchtlingskrise“
- Korpus
- Auswahl der Inhalte
- Annotation
- Erfasste Eigenschaften
- Auswertung
- Bezeichnungen und Eigenschaften der „Flüchtlinge“
- „Flüchtlinge“
- Komposita aus Gruppenbezeichnungen als Erstglied
- Zugeschriebene Eigenschaften
- Gruppengröße
- Kollektiver Singular
- „Flüchtlingskrise“ als situativer Begriff
- Veränderungen im Laufe der Zeit
- Pressespezifisches
- Einschränkungen
- Bezeichnungen und Eigenschaften der „Flüchtlinge“
- Zusammenfassung
- Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die sprachlichen Ausdrucksformen in der Berichterstattung zur „Flüchtlingskrise“ in drei Printpublikationen aus dem Jahr 2015/16. Der Fokus liegt dabei auf Gruppenbezeichnungen, Eigenschaften und dem Situationsbegriff der „Flüchtlingskrise“.
- Analyse der verwendeten Gruppenbezeichnungen für Flüchtlinge in den untersuchten Publikationen
- Identifizierung von Eigenschaften, die den „Flüchtlingen“ zugeschrieben werden
- Untersuchung der sprachlichen Konstruktion des Begriffs „Flüchtlingskrise“
- Beurteilung des Einflusses von pressespezifischen Faktoren auf die Sprache
- Vergleich der Ergebnisse mit anderen Studien zu Migrationsdiskursen
Zusammenfassung der Kapitel
- Das Vorwort stellt die Arbeit kurz vor und skizziert die Forschungsfrage.
- Kapitel 2 bietet eine Einordnung des Themas in den Kontext von Migrationsdiskursen.
- Kapitel 3 behandelt die textlinguistischen Grundlagen und definiert den Begriff „Text“ sowie die Textsorte „Pressesprache“.
- Kapitel 4 liefert eine Grobskizze der „Flüchtlingskrise“.
- Kapitel 5 beschreibt den Korpus der Untersuchung: die Auswahl der Inhalte, die Annotation der Texte und die erfassten Eigenschaften.
- Kapitel 6 analysiert die Auswertung des Korpus: die Gruppenbezeichnungen, die zugeschriebenen Eigenschaften, den Begriff „Flüchtlingskrise“ und die Veränderung im Laufe der Zeit.
Schlüsselwörter
Flüchtlingskrise, Migrationsdiskurse, Textlinguistik, Pressesprache, Gruppenbezeichnungen, Eigenschaften, Situationsbegriff, Korpusanalyse, Komposita, Kollektiver Singular, Mediensprache, Sprache und Gesellschaft, Diskursanalyse.
- Arbeit zitieren
- Roger Zenner (Autor:in), 2017, Sprachliche Ausdrucksformen in der Berichterstattung zur „Flüchtlingskrise“, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/372359