Leseprobe
Inhalt
1. Einleitung
2. Zusammenfassung der zentralen Thesen des Werks Orientalismus Edward Saids
3. Zusammenfassung der zentralen Thesen des Werks Der andere Orientalismus: Regeln deutsch-morgenländischer Imagination im 19. Jahrhundert Andrea Polascheggs
4. Untersuchung des Romans Tarub, Bagdads berühmte Köchin Paul Scheerbarts auf orientalistische Deutungsmuster nach den Thesen Saids und Polascheggs
5. Untersuchung der Novelle Weltmacht Paul Scheerbarts auf orientalistische Deutungsmuster nach den Thesen Saids und Polascheggs
6. Zusammenfassung der Ergebnisse
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
In dem 1978 von Edward Said publizierten Werk Orientalismus thematisiert der Autor das Verhältnis zwischen Okzident und Orient, zwischen Herrscher und Beherrschten. So beschreibt Said den Blick der europäisch-westlichen Gesellschaften auf Gesellschaften des Nahen Osten als eurozentrisch und von Gefühlen der Überlegenheit sowie von Herrschaftswillen geprägt. Der Westen, welcher sich selbst als aufgeklärt empfindet, sieht den Orient dagegen als irrational, mysteriös und unaufgeklärt an, assoziiert diesen aber auch mit sexueller Lust und Sinnlichkeit und tendiert zudem oftmals dazu, den Orient romantisch zu verklären.
Andrea Polaschegg stellt in ihrem Werk Der andere Orientalismus: Regeln deutsch-morgenländischer Imagination im 19. Jahrhundert hingegen einige Thesen auf, die der Orient-Rezeption Saids widersprechen. So ist das Morgenland dem Abendland historisch betrachtet nicht als unterlegen anzusehen, ebenso wird auch die zu allgemeine, undifferenzierte Verwendung des Begriffs des ‚Westens‘ kritisiert. Außerdem wird bemängelt, dass die Begrifflichkeiten ‚anders‘ und ‚fremd‘ nicht weiter voneinander abgegrenzt werden und die Unterschiede, die diese in ihrer Bedeutung aufweisen, somit nicht deutlich werden. Polaschegg weist des Weiteren darauf hin, dass die Kultur des Orients in Europa für sehr lange Zeit fasziniert und bewundernd rezipiert und beobachtet wurde.
Auch in den Werken Paul Scheerbarts, welche den Orient thematisieren, lassen sich einige orientalistische Deutungsmuster nach den Thesen Saids auffinden. Jedoch weisen die untersuchten Texte auch Komponenten auf, die die Argumentation und die Thesen Polascheggs stützen. Aus diesem Grunde geht die nachfolgende Arbeit der Frage nach, inwiefern es sich bei dem Roman Tarub, Bagdads berühmte Köchin und der Novelle Weltmacht Paul Scheerbarts um orientalistische Texte nach den Thesen Saids handelt, oder ob in diesen eher ein ‚anderer Orientalismus‘, wie er von Polaschegg beschrieben wird, dargestellt wird. Es soll also untersucht werden, wie die Darstellung des Orients bei Scheerbart erfolgt und ob sie, beziehungsweise inwiefern sie, zu eine der durch Said und Polaschegg präsentierten Orient-Rezeptionen tendiert.
Voraussetzung für eine solche Untersuchung ist dabei zunächst eine knappe Zusammenfassung der Werke Edward Saids und Andrea Polascheggs sowie eine Herausarbeitung der darin entworfenen zentralen Thesen. Dies wird Gegenstand von Kapitel zwei und drei dieser Arbeit sein. Anschließend wird, noch bevor eine Analyse der ausgewählten Texte Scheerbarts erfolgen kann, kurz auf sein literarisches Schaffen und auf seine Werke eingegangen. Im Fokus der Arbeit soll dann stehen, inwiefern die zuvor vorgestellten Thesen auf die im Rahmen der Bachelorarbeit behandelten Texte Paul Scheerbarts zutreffen. Dies soll anhand des bereits vorgestellten Romans in Kapitel vier und anhand der Novelle in Kapitel fünf ausführlich geprüft und analysiert werden. Hierbei soll auch die für die Arbeit relevante Forschung, welche sich mit der Orient-Thematik in Scheerbarts Werken befasst, in die Analyse miteinbezogen werden. Dabei handelt es sich um den Aufsatz “Mir ist so orientalisch zu Muth”. 1897: Paul Scheerbarts arabische Romane Roland Innerhofers sowie um den Aufsatz „ Kunst(t)räume “: Die Inszenierung alternativer Welten in den orientalischen Novellen, verfasst von Hildegard Glass.
Im Anschluss daran soll im sechsten Kapitel der Bachelorarbeit eine Zusammenfassung sämtlicher erarbeiteten Ergebnisse in Hinblick auf die Ausgangsfrage der Arbeit erfolgen. Ein Literaturverzeichnis wird die Bachelorarbeit dann abschließen.
2. Zusammenfassung der zentralen Thesen des Werks Orientalismus Edward Saids
Edward Said thematisiert in seinem Werk Orientalismus die besondere Beziehung zwischen Okzident und Orient, welche er als „ein hegemoniales Macht- und Herrschaftsverhältnis“[1] bezeichnet. Bei den westlichen Orientdarstellungen des 19. und 20. Jahrhunderts handle es sich demzufolge um kolonialistische und imperialistische Darstellungen. Der Blick auf die Gesellschaften des Nahen Osten aus europäischer Perspektive erfolgt aus einem eurozentrischen Blickwinkel. Wie selbstverständlich würde der Westen dem Orient gegenüber als überlegen angesehen werden[2], sich selbst dagegen als Herrscher fühlen, dessen primäre Aufgabe unter anderem darin bestehe, das Morgenland zu besetzen und zu verwalten.[3] Die Darstellungen des Orients sind demzufolge geprägt von einem Überlegenheitsgefühl und von Herrschaftswillen. Die Basis für eine solche Vorgehensweise und für ein solches Denken bildet dabei vor allem ein „Bewusstsein der westlichen Souveränität“.[4] Der Orient sei dagegen in erster Linie ‚schwach‘ und deshalb unfähig dazu, eigenständig wirtschaftlich erfolgreich zu sein, sprich, unfähig dazu, Handel zu treiben oder ein Gewerbe zu führen.[5]
Auch ansonsten wird das Morgenland überwiegend mit negativen Charaktereigenschaften assoziiert. In einer Vielzahl der Orientdarstellungen würden so die Orientalen als antriebslos, schwach und inaktiv, jedoch auch als hinterlistig und falsch beschrieben und charakterisiert werden.[6] Zudem wird auch die Rückständigkeit des Orients im Vergleich zum Okzident besonders hervorgehoben. Der Westen, der sich selbst als aufgeklärt und logisch ansieht, empfindet das Morgenland als unaufgeklärt, irrational und unlogisch.[7] Eine Beschreibung des letzteren erfolgt hierbei also durch eine Negation der (Charakter-) Eigenschaften des Orients, beziehungsweise der Bewohner desselben. Man ‚nähert‘ sich dem Orient folglich durch eine Negation des Okzidents.
Aus diesem Grunde würde der Orient, laut Said, als schlichtweg ‚anders‘ als der Okzident empfunden und wahrgenommen werden.[8] Die grundlegende Andersartigkeit des Orients führe so unter anderem zu einer von Said als feindselig wahrgenommenen Kategorisierung der Menschheit. So sei die Distinktion zwischen ‚uns‘ (den Bewohnern des Okzidents) und ‚denen‘ (den Bewohnern des Orients) ein bekanntes und populäres Mittel, um eine solche radikale Andersartigkeit, wie sie in diesem Falle vorliegen würde, zu betonen.[9] Daher fungiert dieses Denken der Unterschiedlichkeit ganz klar als eine Art Abgrenzungs- oder auch als eine Art Abwehrmechanismus gegen den scheinbar elementar andersartigen Orient.
Das Morgenland wird jedoch nicht nur als distinktiv ‚anders‘ als der Westen aufgefasst: Vielmehr besteht parallel hierzu noch eine alternative Option der Orientwahrnehmung. So erfolge, so Said, in vielen Fällen eine romantische Verklärung desselben[10], aus der beispielsweise eine Darstellung des Morgenlandes als Idylle resultiert. Der Orientale wird dabei oftmals nicht nur mit den oben bereits genannten Charaktereigenschaften verbunden, sondern auch mit einer gewissen Sinnlichkeit. Jedoch würden auch Fruchtbarkeit, sexuelle Lust und Begierden mit dem Orient assoziiert werden. Charakteristisch sei dabei zudem eine Assoziation des letzteren „mit eskapistischen Sexualphantasien“.[11] Der Orient steht somit für einen Ort, an dem der Europäer freier seine Sexualität nachgehen kann, als es in seiner Heimat möglich wäre.[12]
Jedoch sollte abschließend noch betont werden, dass Said den Orient als in dieser Weise nicht existent ansieht. Vielmehr handle es sich bei ‚dem‘ Orient um ein reines Konstrukt, welches von Menschen geschaffen wurde.[13] Dies sei allein deshalb der Fall, weil das Morgenland beispielsweise geographisch, aber auch historisch und kulturell nicht eindeutig fassbar sei.[14]
3. Zusammenfassung der zentralen Thesen des Werks Der andere Orientalismus: Regeln deutsch-morgenländischer Imagination im 19. Jahrhundert Andrea Polascheggs
Andrea Polaschegg kritisiert in ihrem Werk Der andere Orientalismus: Regeln deutsch-morgenländischer Imagination im 19. Jahrhundert einige der von Said aufgestellten Thesen. Beispielsweise unterstellt sie diesem historische Ungenauigkeit, da er in seinem Werk Orientalismus all jene orientalischen Regime ausklammert, die in machtpolitischer Hinsicht eine bedeutende Rolle spielten und auch für das Abendland eine unmittelbare Bedrohung darstellten. Als Beispiel hierfür können unter anderem das Osmanische Reich oder die islamische Expansion, welche auch weite Teile Europas erfasste, herangezogen werden.[15] Aus diesem Grunde kann die These Saids, dass der Orient dem Westen gegenüber als unterlegen anzusehen ist, nicht verifiziert werden. Stattdessen entwarf dieser ein historisch unwahres, „mythische[s] Geschichtsbild“,[16] um seine Behauptung von einer Unterlegenheit des Morgenlandes argumentativ festigen zu können.
Zudem bemängelt Said, dass der Europäer den Orient undifferenziert als eine starre Einheit ansieht. Er selbst beschreibt den Westen allerdings auch nicht umsichtiger, sondern verallgemeinert diesen in einer ähnlichen Weise. Begebenheiten, die er bei Franzosen und Briten bemerkt, erweitert dieser ohne weiteres Hinterfragen auf das gesamte Europa, um seine Beobachtungen als gesamteuropäisches Phänomen titulieren zu können.[17] Said wirft dem Westen also vor, den Orient als einen undifferenzierten, starren Block anzusehen, er selbst verallgemeinert den Westen jedoch ebenso, ohne diesen auf irgendeiner Ebene weiter auszudifferenzieren.
Polaschegg kritisiert außerdem, dass das Morgenland laut Said aus der europäischen Perspektive als ‚anders‘ wahrgenommen wird und somit auch als ‚fremd‘ angesehen wird. Ein Zusammenhang zwischen den beiden Wörtern ist dabei nicht automatisch gegeben, auch wenn sich deren Bedeutung in der Alltagssprache nicht unterscheidet.[18] Der Vorgang des Abgrenzen von einer Kultur, die als ‚anders‘ empfunden wird, stellt Said als einen Prozess dar, der für den Westen (und ausschließlich für diesen) repräsentativ ist. Dabei vernachlässigt dieser, dass es sich hierbei schlichtweg um einen ganz allgemeinen, alle Kulturen umfassenden und betreffenden Vorgang handelt, der zur Herausarbeitung der eigenen Identität dient.[19] Es kann somit nicht gesagt werden, dass der Orient dem Europäer als ‚fremd‘ erscheint, da Begriffe wie ‚fremd‘ und ‚Fremdheit‘ mit dem Prozess der Identitätsbildung in keinerlei Beziehung stehen.[20]
Stattdessen hat ‚fremd‘ etwas mit dem Vorgang des Verstehens zu tun und beschreibt somit all diejenigen Dinge, die uns nicht auf den ersten Blick verständlich erscheinen. Auch etymologisch gesehen meint das Wort ‚fremd‘ etwas, von dem man sich (vor allem räumlich) distanziert und nicht etwas, das tatsächlich ‚anders‘ ist. Aus diesem Grund kann das ‚Fremde‘ durchaus noch innerhalb des Radius des ‚Eigenen‘ liegen. Das ‚Fremde‘ kann seine ‚Fremdheit‘ verlieren, und zwar ist hierfür lediglich eine nähere Auseinandersetzung mit eben diesem Sachverhalt nötig.[21] Der automatische Rückschluss, dass eine ‚fremde‘ Kultur auch eine ‚andere‘ Kultur bedeutet, wie den Lesern von Said suggeriert wird, ist somit nicht gegeben.
Unrichtig erscheint auch die Behauptung, das Abendland hätte das Morgenland stets als rückständig und als nur wenig entwickelt angesehen. Zumindest war dies nicht immer der Fall, beispielsweise zeugt eine intensive und bereits früh einsetzende Auseinandersetzung mit dem Orient[22] von einer respektvollen, wertschätzenden Haltung diesem gegenüber. Darüber hinaus fungierte der Orient (als Beispiel ist hier insbesondere Ägypten heranzuziehen) als ein Vorbild in architektonischer, künstlerischer und ganz allgemein in kultureller Hinsicht. Ägypten inspirierte den Europäer somit nicht nur, sondern dieser zeigte sich auch, unter anderem durch die alte Schriftkultur der Hieroglyphen, fasziniert und beeindruckt von Land und Kultur.[23] Die Kultur des Orients wurde also begeistert rezipiert und in vielen Bereichen als positiv oder sogar als beispielhaft angesehen.[24] Der Orient und der Orientale wurden folglich, entgegen den Thesen Saids, nicht mit negativen (Charakter-)Eigenschaften assoziiert, sondern durchaus mit positiven Attributen in Verbindung gebracht. So wurde der Orient, im Vergleich zu anderen Kulturen, beispielsweise deren der Südsee, die dem Europäer ebenso fremd waren, als Kultur der Zivilisation betrachtet.[25] Auch die zahlreichen populären Stereotypen über den Orient sind nicht schon seit vielen Jahrhunderten existent, sondern eher als ein moderneres Produkt einzustufen.[26]
So war es auch erst später, nämlich als der Absolutismus in Europa als Herrschaftssystem ausgedient hatte, dass sich diese positive Grundhaltung dem Orient gegenüber änderte und einer stärker negativ geprägten, kritisierenden Sichtweise wich.[27] Vorurteile und eine negative Haltung dem Morgenland gegenüber sind somit in Europa nicht schon seit jeher existent (obwohl dies bei Said oft den Anschein hat), sondern erst im Verlaufe der Zeit entstanden.
4. Untersuchung des Romans Tarub, Bagdads berühmte Köchin Paul Scheerbarts auf orientalistische Deutungsmuster nach den Thesen Saids und Polascheggs
Abgesehen von denjenigen Werken Paul Scheerbarts, die in dieser Bachelorarbeit behandelt werden, publizierte dieser noch eine Reihe anderer Arbeiten. Vor der Analyse seines Romans Tarub, Bagdads berühmte Köchin wäre es deshalb interessant, eine kurze Zusammenfassung seiner literarischen Arbeiten zu erhalten. Einige hiervon sollen aus diesem Grunde kurz genannt und exemplarisch vorgestellt werden, um ein knappen Überblick über das Schaffen Scheerbarts zu ermöglichen.
Neben seinem bereits genannten Roman Tarub, Bagdads berühmte Köchin verfasste er unter anderem auch drei Novellen, welche ebenfalls den Orient thematisieren. Diese tragen die Titel Dichtermacht, Weltmacht und Rebellenmacht und wurden von Scheerbart zusammen unter dem Werktitel Machtspäße veröffentlicht. Die Novelle Weltmacht soll dabei im Rahmen dieser Arbeit noch genauer vorgestellt und untersucht werden. Ansonsten verfasste er eine Reihe weiterer Romane, darunter insbesondere solche, die als ‚phantastische‘ Romane anzusehen sind, beispielsweise Liwûna und Kaidôh, Die wilde Jagd, Na Prost!, Ich liebe Dich! und Immer mutig!.[28] Die phantastische Thematik verwob Scheerbart zudem auch desöfteren mit der des Weltalls, wie beispielsweise in seinem Roman Lesabéndio ersichtlich wird.[29] Darüber hinaus schrieb Paul Scheerbart jedoch auch Lyrik, welche im Band Katerpoesie zusammengetragen wurde. Dieser Band stellt dabei die einzige Gedichte-Sammlung dar, welche von ihm selbst publiziert wurde.[30] Zudem verfasste Scheerbart auch einige kurze Theaterstücke von oft nur fünfzehn Minuten Spielzeit, welche gesammelt im Band Revolutionäre Theater-Bibliothek erschienen sind.[31] Bemerkenswert erscheint außerdem sein Werk Das Perpetuum Mobile, welches sich keiner Gattung zuordnen lässt, da es sich einerseits mit technischen Inhalten beschäftigt, andererseits auch ganz deutlich einen literarisch-ästhetischen Anspruch stellt, weswegen es als eine Schnittstelle zwischen eben diesen Themenfeldern angesehen werden kann.[32]
Zu Beginn des Romans Tarub, Bagdads berühmte Köchin verwendet Scheerbart ein Form der Orient-Darstellung, die, so wird es zumindest von Said beschrieben, charakteristisch ist für die Rezeption des Morgenlandes aus der Sicht eines Abendländers. Denn Scheerbart zeichnet unmittelbar in der Eingangssituation das Bild eines idyllischen, romantisch verklärten Orients. So beschreibt er anschaulich die Art und Weise, wie sich das Sternenlicht im beeindruckenden Tigris und auf den prachtvollen Bauten der Stadt widerspiegelt. Diese Stilisierung des Orients zu einer Idylle wird außerdem verstärkt durch die Beschreibung des Nebeldunstes, der sich um eben diese Bauten erhebt und durch die Schilderung von sich im Winde wiegende Palmen in den Gärten der Stadt:
Unzählige Sterne glänzen aus dem tiefblauen Himmel auf Bagdad hinab; sie spiegeln sich in den lauten Fluten des Tigris, und an den bunten Kacheln der Minaretts, der Palast- und Moscheekuppeln werden auch die Glanzlichter der Sternenwelt glitzernd umhergestrahlt. Die Kalifenburg mit ihren prächtigen Türmen, Kiosken und Galerien hebt sich hoch heraus aus dem Häusergewirr der großen Stadt, aus der ein Nebeldunst – magisch leuchtend – aufsteigt. Und am Tigris entlang leuchten die weißen Mauern der Landhäuser; in deren Gärten schwanken die ruhigen Palmen im Abendwinde…[33]
Allerdings wird anhand dieser Passage auch ganz klar ersichtlich, dass der Orient hier nicht mit negativen Attributen assoziiert wird, wie Said in seinen Thesen behauptet. Stattdessen wird besonders die orientalische Architektur hervorgehoben und dieser Respekt gezollt. Es schwingt sogar Bewunderung mit, wenn von den majestätischen Prachtbauten des Morgenlandes die Rede ist und die Bauten werden beinahe als beispielhaftes Exempel der Architekturkunst herangezogen. In diesem Sinne erfolgt somit keine Verunglimpfung des Orients, wie sie von Said beschrieben und für viele Fälle konstatiert wurde. Stattdessen erfolgt ein respektvoller, wertschätzender Umgang mit dem Orient, wie er von Andrea Polaschegg geschildert wurde, wobei das Morgenland für den Westen eine Vorbildfunktion erfüllt und durchaus positiv konnotiert ist.
[...]
[1] Said, Edward: Orientalismus. Aus dem Englischen von Hans Günter Holl. Frankfurt am Main 2014, S. 14.
[2] Vgl. Said: Orientalismus, S. 16.
[3] Vgl. Said: Orientalismus, S. 49.
[4] Said: Orientalismus, S. 17.
[5] Vgl. Said: Orientalismus, S. 298.
[6] Vgl. Said: Orientalismus, S. 52.
[7] Vgl. Said: Orientalismus, S. 49.
[8] Vgl. Said: Orientalismus, S. 236.
[9] Vgl. Said: Orientalismus, S. 60.
[10] Vgl. Said: Orientalismus, S. 185.
[11] Said: Orientalismus, S. 220.
[12] Vgl. Said: Orientalismus, S. 220.
[13] Vgl. Said: Orientalismus, S. 13.
[14] Vgl. Said: Orientalismus, S. 13.
[15] Vgl. Polaschegg, Andrea: Der andere Orientalismus. Regeln deutsch-morgenländischer Imagination im 19. Jahrhundert. Berlin 2005, S. 31.
[16] Polaschegg: Der andere Orientalismus, S. 33.
[17] Vgl. Polaschegg: Der andere Orientalismus, S. 33.
[18] Vgl. Polaschegg: Der andere Orientalismus, S. 42.
[19] Vgl. Polaschegg: Der andere Orientalismus, S. 38-39.
[20] Vgl. Polaschegg: Der andere Orientalismus, S. 42.
[21] Vgl. Polaschegg: Der andere Orientalismus, S. 42-43.
[22] Vgl. Polaschegg: Der andere Orientalismus, S. 58.
[23] Vgl. Polaschegg: Der andere Orientalismus, S. 110-111.
[24] Vgl. Polaschegg: Der andere Orientalismus, S. 133.
[25] Vgl. Polaschegg: Der andere Orientalismus, S. 135.
[26] Vgl. Polaschegg: Der andere Orientalismus, S. 133.
[27] Vgl. Polaschegg: Der andere Orientalismus, S. 134.
[28] Vgl. Rausch, Mechthild: Paul Scheerbart. In: Kindlers Literatur Lexikon. Hrsg. von Heinz Ludwig Arnold, Stuttgart 2009. Bd. 14, S. 475-476.
[29] Vgl. Barber, Dieter: Paul Scheerbart. In: Kindlers Literatur Lexikon. Hrsg. von Heinz Ludwig Arnold, Stuttgart 2009. Bd. 14, S. 478-479.
[30] Vgl. Rausch: Paul Scheerbart, S. 477.
[31] Rausch, Mechthild: Paul Scheerbart. In: Kindlers Neues Literatur Lexikon. Hrsg. von Walter Jens, München 1991. Bd. 14, S. 873-874.
[32] Vgl. Rausch: Paul Scheerbart, S. 477-478.
[33] Scheerbart, Paul: Tarub, Bagdads berühmte Köchin. Arabischer Kulturroman. Berlin 2015, S. 7.