Das Fach Darstellendes Spiel bietet innerhalb der Schule die besondere Möglichkeit, durch spielerisches Erproben die Konstruiertheit der Kategorie Stereotyp zu erkennen und sie kreativ zu bearbeiten, wobei Machtstrukturen und Reproduktionsmechanismen offen gelegt und gegebenenfalls auch gezielt unterlaufen werden können. Indem der eigene Körper zum Handlungsmedium wird, ermöglicht das Theaterspielen den SchülerInnen sich selbst kennenzulernen und auszuprobieren.
Da die Auseinandersetzung mit Stereotypen durch die anschwellenden Debatten zu Vorurteilen und Fremdenfeindlichkeit immer mehr an Bedeutung gewinnt, wird in der vorliegenden Masterarbeit ein Konzept für eine Unterrichtseinheit zu einem thematischen Schwerpunkt auf Stereotype und Vorurteile am Beispiel des Theaterstücks Verrücktes Blut von Nurkan Erpulat für das Fach Darstellendes Spiel erarbeitet.
Als theoretischer Rahmen dieser Arbeit wird zunächst der Versuch einer Definition des Begriffs ‚postmigrantisches Theater‘unternommen. Dabei wird die politische Parallele des Genres zum Postkolonianismus aufgezeigt und postmigrantische Theater als Form der „postmigrantische[n] künstlerische Suchbewegung“ (Sharifi 2011) nach Identität definiert.
Anschließend wird untersucht, was unter dem Terminus Stereotype speziell gegenüber ‚Ausländern‘ zu verstehen ist. Dabei stehen besonders Ansätze zur Konstruktion von Stereotypen aus sozialpsychologischer Sicht im Fokus des Interesses. Ebenso wird zwischen den im alltäglichen Sprachgebrauch synonym gebrauchten Begriffen Stereotyp und Vorurteil differenziert, aber ebenso deren Zusammenhang aufgezeigt. Anschließend wird das konkrete typisierte Wissen gegenüber ‚Ausländern‘ ergründet, gegen welches sich das postmigrantische Theater auflehnt.
Davon ausgehend wird die Inszenierung von Verrücktes Blut mit Schwerpunkt auf dem Umgang mit Stereotypen untersucht, um die Inszenierungsstrategien der Konstruktion und Dekonstruktion von Stereotypen zu benennen. Auf dieser Grundlage folgt die Vorstellung der Konzeption des Unterrichtsmodells.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Das Postmigrantische Theater
- 2.1 Postmigration
- 2.2 Parallelen zum Postkolonialismus
- 2.3 Der Begriff, Postmigrantisches Theater'
- 2.4 Ballhaus Naunynstraße
- 3 Stereotype
- 3.1 Sozialpsychologische Perspektive
- 3.2 Vom Stereotyp zum Vorurteil
- 3.3 Stereotyp und Vorurteil,Ausländer'.
- 4 Umgang mit Stereotypen in Verrücktes Blut
- 4.1 Kriterien der Aufführungsanalyse
- 4.2 Verrücktes Blut
- 4.2.1 Entstehung
- 4.2.2 Handlung
- 4.3 Konstruktion des Stereotyps,Kanake'.
- 4.3.1 Homogenisierung der Gruppe
- 4.3.2 Prägnanz durch Gegenfigur
- 4.3.3 Stereotyp als Präkonzept
- 4.4 Dekonstruktion des Stereotyps,Kanake'
- 4.4.1 Kontrastierung durch kulturelle Aneignung
- 4.4.2 Überkulturelle Phänomene
- 4.4.3 Offenlegung der Theatersituation
- 4.5 Fazit: Strategien zur Inszenierung von Stereotypen
- 5 Konzeption der Unterrichtsreihe zu Stereotypen am Beispiel von Erpulats Verrücktes Blut
- 5.1 Allgemeine Rahmenbedingungen
- 5.2 Didaktische Analyse
- 5.3 Methodische Analyse
- 5.4 Verlaufsplan für die Doppelstunden
- 5.4.1 Erste Doppelstunde: Einstieg
- 5.4.2 Zweite Doppelstunde: Aufführungsanalyse
- 5.6 Reflexion der Unterrichtsreihe und Ausblick
- 6. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Masterarbeit befasst sich mit der Konzeption und Reflexion einer Unterrichtsreihe zum Thema Stereotype im postmigrantischen Theater, am Beispiel von Nurkan Erpulats Stück "Verrücktes Blut". Die Arbeit analysiert die Inszenierungsstrategien der Konstruktion und Dekonstruktion von Stereotypen im Theaterstück und entwickelt ein didaktisches Konzept für eine Unterrichtseinheit für Oberstufenkurse.
- Definition und Analyse des postmigrantischen Theaters
- Kritik an Stereotypen und Vorurteilen gegenüber Migranten
- Inszenierungsstrategien zur Konstruktion und Dekonstruktion von Stereotypen in "Verrücktes Blut"
- Entwicklung eines Unterrichtskonzepts für die Auseinandersetzung mit Stereotypen im Theater
- Förderung der Sensibilisierung für die Konstruktion von Stereotypen und Identität
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Stereotype und Vorurteile ein und beleuchtet die Bedeutung der Auseinandersetzung mit diesen Themen im Kontext von Flucht und Migration. Kapitel 2 befasst sich mit dem postmigrantischen Theater und definiert den Begriff sowie seine Parallelen zum Postkolonialismus. Kapitel 3 analysiert das Konzept des Stereotyps aus sozialpsychologischer Sicht und differenziert zwischen Stereotyp und Vorurteil. Kapitel 4 untersucht die Inszenierungsstrategien von "Verrücktes Blut" im Hinblick auf die Konstruktion und Dekonstruktion von Stereotypen. Kapitel 5 stellt die Konzeption der Unterrichtsreihe vor, die sich mit dem Thema Stereotype am Beispiel von "Verrücktes Blut" auseinandersetzt. Die Arbeit schließt mit einem Fazit, das die Erkenntnisse der Arbeit zusammenfasst und einen Ausblick auf zukünftige Forschungs- und Praxisfelder gibt.
Schlüsselwörter
Postmigrantisches Theater, Stereotype, Vorurteile, Migranten, "Verrücktes Blut", Nurkan Erpulat, Inszenierungsstrategien, Unterrichtsreihe, Didaktik, Identität, Interkulturelle Kompetenz, Sensibilisierung.
- Citation du texte
- Benedict Hartsch (Auteur), 2017, Stereotype im postmigrantischen Theater. Konzeption und Reflexion einer Unterrichtsreihe zur Inszenierung von "Verrücktes Blut" durch Nurkan Erpulat, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/372866