Noch immer ist der Autor des Schwankromans „Ein kurtzweiliges Lesen von Dil Ulenspiegel“ von 1511 nicht eindeutig zu benennen. Doch alle Hinweise im Volksbuch sprechen für den, schon vom Verfasser (Christian Walter) erwähnten, niedersächsischen Dichter und Zollschreiber Hermann Bote. Dieser Braunschweiger Zollbeamte und Landrichter rief wahrscheinlich die fiktive Figur des schalkhaften Landstreichers namens ‚Ulenspiegel’ ins Leben. Zwar sind Hermann Botes genaue biographische Daten unbekannt, so wird sein Tod, aufgrund seiner datierten beruflichen Tätigkeit, etwa in der Zeit von 1520 und 1525 vermutet. Aus seinem hohen und verantwortlichen Amt resultierte auch der gesellschaftliche Hass gegen ihn, denn das Bürgertum des 15. und 16. Jahrhunderts litt unter der herrschenden Ungerechtigkeit zwischen den Ständen. Oftmals wurde Bote misshandelt, mit Gefängnisstrafe und Amtsenthebung
konfrontiert. Bote befand sich stets in einem Zwiespalt zwischen dem herrschenden Patriziat, dessen Fehler ihm wohl bekannt waren, und der um Gerechtigkeit flehenden Bevölkerung. Während der Braunschweiger Unruhen, der so genannten „Aufruhr der Armut“ um 1500 nahm der politisch und geschichtlich5 interessierte Bote eine eher konservative Haltung ein. Ziel dieser Widerstände und städtischer Verschwörungen war die Ankündigung der frühbürgerlichen Revolution. Vielleicht liegt der Ursprung des individuellen und geradlinigen Ulenspiegel – Charakters, für den Adel, Klerus und Bürger gleichgestellt sind, im Wesen Hermann Botes. Für Bote ist die mittelalterliche Gesellschaft ein Räderwerk einer Mühle, wobei jedes Rad seine spezifische und notwendige Funktion besitzt. Es herrscht ein System des Gebens und Nehmens zwischen den Menschen, woraus sich eine Abhängigkeit zwischen den Zünften und auch Ständen ableiten lässt. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Parallelen der Figur, Ulenspiegel' zum Leben Hermann Botes.
- Hauptteil
- Ulenspiegel zerstört jede Art von Gemeinschaft und wird ausgegrenzt
- Historie 2: Das nackte Gesäß als Zeichen seiner Abkehr > Ausgrenzung aus der Gemeinschaft
- Spott an der Handwerkerzunft als Beispiel für den Spott an der Gesellschaft
- Historie 40: Dils Rache an einem geizigen Schmied > Empfindung der Furcht und Abneigung gegenüber Ulenspiegel
- Ulenspiegel als Gaukler und Landstreicher – Müßiggang als Lebensform
- Historie 25 Der des Landes verwiesene Ulenspiegel entgeht durch List der drohenden Tötung
- Schlussteil
- Dil Ulenspiegel – Ein mittelalterlicher Rebell.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Figur des Dil Ulenspiegel und dessen Rolle als Rebell in der mittelalterlichen Gesellschaft. Sie untersucht Parallelen zwischen Ulenspiegels Verhalten und dem Leben des Autors Hermann Bote, indem sie Ulenspiegels Abscheu gegenüber Gemeinschaften, seine Freude am Leid anderer und die daraus resultierende Wandlung der Moral anhand ausgewählter Historien analysiert.
- Ulenspiegels Rebellion gegen soziale Normen und Konventionen
- Ulenspiegels Spott gegenüber der Scheinheiligkeit der mittelalterlichen Gesellschaft
- Die Folgen von Ulenspiegels verhaltensweisen für ihn und die Gemeinschaft
- Die Rolle der Moral in der mittelalterlichen Gesellschaft
- Die Parallelen zwischen Ulenspiegel und Hermann Bote
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Figur des Ulenspiegel und deren Parallelen zum Leben Hermann Botes vor. Der Hauptteil analysiert drei Beispiele für Ulenspiegels rebellisches Verhalten und dessen Auswirkungen auf die Gesellschaft. Das erste Beispiel, Historie 2, zeigt Ulenspiegels Abkehr von der Gemeinschaft durch seine provokative Handlung, sein nacktes Gesäß zu präsentieren. Das zweite Beispiel, Historie 40, beleuchtet Ulenspiegels Spott an der Handwerkerzunft und die daraus resultierende Furcht und Abneigung, die er bei anderen erregt. Das dritte Beispiel, Historie 25, verdeutlicht Ulenspiegels Lebensform als Gaukler und Landstreicher, die vom Müßiggang geprägt ist.
Schlüsselwörter
Ulenspiegel, Hermann Bote, Mittelalter, Rebellion, Moral, Gemeinschaft, Spott, Ausgrenzung, Gaukler, Landstreicher, Scheinheiligkeit, Volksbuch, Historie, Abwehrbräuche, Feudalgesellschaft, Dreifelderwirtschaft, soziale Rolle, Zünfte, Gilden.
- Citar trabajo
- Michel Meier (Autor), 2005, Dil Ulenspiegel - Moral eines Rebellen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/37292