Anerkennung stellt eine elementare Voraussetzung für die gesunde seelische Entwicklung im Kindes- und Jugendalter dar. Daher widmet sich diese Arbeit der Anerkennungsthematik, welche mittlerweile auch im pädagogischen Diskurs zunehmend Aufmerksamkeit findet. Sie möchte verdeutlichen, wie wichtig die Erfahrung von Anerkennung im Kindesalter für die Identitätsbildung von Kindern und Jugendlichen ist.
Welche ungünstigen Folgen können jedoch entstehen, wenn ein Kind im Rahmen der Bildungs-, Erziehungs- und Sozialisationsprozesse von seinen wichtigsten Bezugspersonen, v.a. von seinen Eltern und Geschwistern, den Erziehern und Erzieherinnen in den Kindertagesstätten oder den Lehrern und Lehrerinnen in der Schule, in seinem Sein sowie hinsichtlich seiner individuellen Fähigkeiten nicht anerkannt wird? Wenn ihm demnach eine mangelnde Anerkennung von Seiten dieser prägenden Personen zukommt? Eine mögliche negative Konsequenz, die sich aufgrund dieses Anerkennungsmangels ergeben kann, ist die Ausbildung von aggressivem Verhalten in der Kindheits- oder Jugendphase. Der Grund dafür liegt, so will diese Arbeit aufzeigen, in der Entwickung einer gestörten bzw. negativen Selbstbeziehung, welche das Resultat einer unzureichend zwischenmenschlichen Anerkennung der eigenen Person abbildet. So lässt sich aggressives Handeln in diesem Argumentationszusammenhang dadurch begründen, dass die Identitätsbildung aufgrund der mangelnden Anerkennung im Kindesalter beeinträchtigt ist, und sich somit, v.a. wegen des daraus resultierenden geringen Selbstwertgefühls, entwickeln kann. Daher lautet die zentrale These der vorliegenden Arbeit, dass mangelnde Anerkennung im Kindesalter als Ursprung für aggressives Verhalten bei Kindern und Jugendlichen gilt.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Zur Entstehung und Semantik des Anerkennungsbegriffs im wissenschaftlichen Diskurs
- 2.1 Eine Einführung in die wissenschaftliche Begriffs- und Bedeutungsgeschichte und die philosophische Bedeutung von Anerkennung
- 2.2 Die „Karriere“ des Anerkennungsbegriffs seit Ende des 20. Jahrhunderts und seine Bedeutungsfacetten im wissenschaftlichen Diskurs
- 2.3 Der Anerkennungsbegriff und -diskurs in der Erziehungswissenschaft - eine kritische Auseinandersetzung
- 3 Das Bedürfnis des Kindes nach Anerkennung
- 4 Die Anerkennungstheorie nach Axel Honneth - Intersubjektive Anerkennung als Grundlage für die Entwicklung einer positiven Selbstbeziehung
- 4.1 Eine Einführung in Honneths anerkennungstheoretische Konzeption
- 4.2 Die drei Formen intersubjektiver Anerkennung nach Honneth
- 4.2.1 Liebe als affektive Form von Anerkennung
- 4.2.2 Recht als kognitive Form von Anerkennung
- 4.2.3 Solidarität oder soziale Wertschätzung als dritte Form der Anerkennung
- 5 Mangelnde Anerkennung im Kindesalter als Ursprung für aggressives Verhalten bei Kindern und Jugendlichen
- 5.1 Definition der Begriffe Aggression und aggressives Verhalten
- 5.2 Aggressives Verhalten bei Kindern und Jugendlichen aufgrund mangelnder Anerkennung im Kindesalter - Eine Darstellung zweier verschiedener Erklärungsansätze
- 5.2.1 Aggression als Folge des beim Kind unzureichend erfüllten Bedürfnisses nach Anerkennung
- 5.2.2 Die Ausbildung aggressiven Verhaltens aufgrund einer gestörten Identitätsbildung im Zuge mangelnder wechselseitiger Anerkennung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Bedeutung von Anerkennung für die gesunde seelische Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Sie argumentiert, dass mangelnde Anerkennung im Kindesalter zu einer gestörten Selbstbeziehung und in Folge dessen zu aggressivem Verhalten führen kann. Dabei werden verschiedene Erklärungsansätze für die Entstehung von aggressivem Verhalten im Zusammenhang mit mangelnder Anerkennung beleuchtet.
- Die Bedeutung von Anerkennung für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen
- Die Entstehung und Bedeutung des Anerkennungsbegriffs in der wissenschaftlichen Diskussion
- Die drei Formen intersubjektiver Anerkennung nach Axel Honneth
- Die Rolle von Anerkennung bei der Identitätsbildung
- Mangelnde Anerkennung als Ursache für aggressives Verhalten bei Kindern und Jugendlichen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik der Anerkennung ein und beleuchtet die Bedeutung von Anerkennung für die gesunde seelische Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Es werden verschiedene Aspekte der Anerkennungsthematik diskutiert, darunter die philosophischen Wurzeln des Begriffs, die Karriere des Anerkennungsbegriffs in den Sozialwissenschaften und die Bedeutung von Anerkennung in der Erziehungswissenschaft.
Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der wissenschaftlichen Bedeutung des Anerkennungsbegriffs. Es wird auf die philosophischen Wurzeln des Begriffs sowie auf die Bedeutung von Anerkennung im Kontext der Erziehungswissenschaft eingegangen. Der Fokus liegt dabei auf der kritischen Auseinandersetzung mit dem pädagogischen Gehalt von Anerkennung.
Das dritte Kapitel widmet sich dem Bedürfnis des Kindes nach Anerkennung. Es werden die Altersspannen des Kindes- und Jugendalters im Kontext der Arbeit definiert und die entwicklungspsychologische Einteilung der Lebensphasen erläutert. Die Bedeutung des Bedürfnisses nach Anerkennung für die gesunde Entwicklung von Kindern und Jugendlichen wird hervorgehoben.
Das vierte Kapitel präsentiert die Anerkennungstheorie von Axel Honneth und beschreibt die drei Formen intersubjektiver Anerkennung: Liebe, Recht und Solidarität. Es wird erläutert, wie diese Formen von Anerkennung die Entwicklung einer positiven Selbstbeziehung beeinflussen.
Das fünfte Kapitel untersucht die Auswirkungen von mangelnder Anerkennung im Kindesalter auf das Verhalten von Kindern und Jugendlichen. Es werden verschiedene Erklärungsansätze für die Entstehung von aggressivem Verhalten im Zusammenhang mit mangelnder Anerkennung vorgestellt.
Schlüsselwörter
Anerkennung, Selbstbeziehung, Identitätsbildung, aggressives Verhalten, Kinder, Jugendliche, Erziehungswissenschaft, Philosophie, Axel Honneth, Intersubjektivität, Liebe, Recht, Solidarität.
- Quote paper
- Eva Herrmann (Author), 2015, Mangelnde Anerkennung im Kindesalter. Ein Ursprung für aggressives Verhalten von Kindern und Jugendlichen?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/373135