Algerien: Eine Keimzelle des islamischen Terrors.


Dossier / Travail de Séminaire, 2005

44 Pages, Note: 1,5


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Konfliktentstehung
2.1. Kolonialzeit und Befreiungskampf
2.2. Autonomie und die Ereignisse bis 1988

3. Konfliktverlauf
3.1. Terrorismus als Antwort auf Armut und Repression
3.2. Kampf gegen den Terror
3.3 Algerien auf dem Weg in eine stabile Zukunft?

4. Konfliktparteien
4.1. Staatliche Akteure
4.2. Nichtstaatliche Akteure

5. Analyse

6. Schlussfolgerungen

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Im Zusammenhang mit den Globalisierungsprozessen im neuen Jahrtausend stehen politische Analysen zu internationalen und nationalen Konflikten im Mittelpunkt zahlreicher wissenschaftlicher Arbeiten. Jede Konfliktstudie mit Bezügen auf territoriale Schwerpunkte, gewinnt immer mehr an nationaler und internationaler Bedeutung, weil deren Ergebnisse für weittragende, die Kontinente überschreitende Entscheidungen durch einzelne Staaten und internationale Organisationen im Globalisierungsprozess, an Bedeutung gewinnen.

Der hohe politische Stellenwert und die sich daraus ergebenden Folgerungen aus den außenpolitischen Analysen wurden im jüngsten Zeitabschnitt, nach den Ereignissen des 11. September und im bestehenden Irak- und Afghanistan - Konflikt deutlich.

Der Konfliktbegriff wird in philosophischen wie politischen Analysen vielfältig interpretiert. Es wird nach Wasmuth,[1] Wolleh[2] davon ausgegangen, dass sie integrale Bestandteile menschlichen Handelns sind und zwischen zwei und mehr Parteien ausgetragen werden. Wolleh unterscheidet vier Konfliktphasen und deren Bearbeitung.[3] Sie dienen als orientierende, theoretische Grundlage der Untersuchung.

Die Arbeit wendet sich einer Analyse der Demokratischen Volksrepublik Algerien zu, weil sich in diesem zweitgrößten afrikanischen, islamischen Staat, in dessen innenpolitischer und außenpolitischer Entwicklung, die Mehrzahl der aktuell wirksamen Konflikte abspielen und sich analysieren lassen.

Der Algerische Staat von der EG nur durch das Mittelmeer getrennt, hat sich am Rande der europäischen Gemeinschaft, aber umgeben von weiteren islamischen Anrainerstaaten, zu einem Krisenherd an Europas Grenzen entwickelt.

Es soll unter Beachtung der historischen, religiösen, wirtschaftlichen, innen- und außenpolitischen Bedingungen, die möglichen Wurzeln des islamischen Fundamentalismus in diesem Lande analysiert werden. Diese Betrachtungen basieren auf den Grundlagen der realistischen Konflikttheorie Huntigtons[4] und der Friedenstheorie Senghaas[5]. Für die Analyse der Konfliktursachen wird in Bezug auf Elsenhans[6] der Begriff der Staatsklasse und des Staatsklassenkonfliktes genutzt, die für die algerische Situation aussagekräftig erscheinen.[7]

Es handelt sich in Algerien um den Versuch von Lösungen eines innerstaatlichen Konfliktes mit militärischen und zivilen Mitteln. Der Konflikt scheint eine sehr komplexe Wirksamkeit zu haben und verläuft bereits über einen längeren Zeitraum.

Die kritische Analyse soll einen Beitrag zur politischen Debatte leisten.

Die Arbeit erhebt nicht den Anspruch der Darstellung einer umfassenden, historischen, religiösen, wirtschaftlichen Analyse der algerischen Bedingungen und des Staates. Sie beschränkt sich auf wesentliche Eckpunkte aus den unterschiedlichen Arbeiten für die aktuellen Entwicklungen. Es werden Berichte, Analysen von vor allem algerischen, französischen[8] und einigen wenigen deutschen Autoren[9] zum Thema ausgewertet sowie aktuelle Artikel der algerischen und französischen Presse.[10] Eigene Erkenntnisse während eines Algerienaufenthaltes zwischen 1988 – 1994 wurden einbezogen.

Die Arbeit geht von folgenden wissenschaftlichen Fragestellungen aus:

1. Gibt es in Algerien einen Zusammenhang zwischen der historischen und religiösen Entwicklung sowie den aktuellen innenpolitischen Konflikten?
2. Haben die postkolonialen wirtschaftlichen und kulturellen Einflüsse sowie die wirtschaftliche Entwicklung seit der Unabhängigkeit 1962 Auswirkungen auf die aktuellen Konflikte?
3. Wie haben sich die innenpolitischen Strukturen entwickelt, um den Herausforderungen der nationalen Konflikte gerecht zu werden?
4. Lassen sich am Beispiel der algerischen Konflikte Parallelen zu den Konfliktmustern nach Huntington und Senghaas erkennen?

Aus diesen Fragen lassen sich folgende Hypothesen ableiten:

1. Es kann sicherlich davon ausgegangen werden, dass die momentanen Konflikte aus den historischen - religiösen Entwicklungen resultieren.
2. Es ist anzunehmen, dass die Kolonialzeit und die seit der Unabhängigkeit 1962 folgenden wirtschaftlich-soziale Entwicklungen in direktem Zusammenhang mit den aktuellen Problemen stehen.
3. Man kann weiterhin vermuten, dass die innenpolitischen und sozialen Strukturen in Algerien nicht dazu beigetragen haben, die entstandenen nationalen Konflikte angemessen zu lösen.
4. Einzelne Aspekte des huntingtonschen Konfliktmusters sind mit Sicherheit auf die innenpolitische Situation Algeriens anwendbar.

2. Konfliktentstehung

Dieses Kapitel soll sich mit der bewegten Geschichte Algeriens beschäftigen.

Der historische Abriss ist für die Arbeit von Bedeutung da angenommen wird, dass aus den historischen Ereignissen Einflüsse bis zu den aktuellen Problemen wirksam sind.

Es wird auf die Arbeiten von Schliephake[11] und Naylor[12] zur Geschichte Algeriens und von Werenfels sowie Bennoune[13] zur algerischen Entwicklung nach 1962 verwiesen.

Die Arbeit analysiert vorrangig ausgewählte Begebenheiten aus diesen Veröffentlichungen, beginnend aus der französischen Kolonialära, dem Befreiungskampf sowie die folgende Autonomie ab 1962. Es werden die Phasen der Staatsentwicklung bis zu den Ereignissen um die Wahl 1992, der darauf folgende nationale Konflikt sowie seine grenzüberschreitenden Auswirkungen bis zur aktuellen Situation dargestellt.

2.1. Kolonialzeit und Befreiungskampf

Das heutige Staatsgebiet Algeriens war seit ca. 1200 v. Chr. Siedlungsbereich verschiedener Völkerschaften mit unterschiedlichen Herrschaftsformen.[14] Frühzeitig nahmen der Mittelmeerraum und die nordafrikanische Küste eine bedeutende strategische sowie handelspolitische Stellung ein. Die Phönizier gründeten Handelsstützpunkte, die Römer sowie Vandalen folgten.[15]

Im 7. Jahrhundert besetzten muslimische Araber Nordafrika und Spanien,

einschließlich der Gebiete des heutigen Algeriens.[16] Mit dem Vordringen der Christen während der Reconquista in Spanien, flohen Hunderttausende Mauren nach Nordafrika.[17] Der spanische König Ferdinand der Katholische versuchte, die ständigen Behinderungen des Handels durch die Araber im Mittelmeer zu bekämpfen

Die von den Mauren zu Hilfe gerufenen Türken gliederten die Region in das Osmanische Reich ein und blieben die vorherrschende Macht von 1529 – 1830.[18]

Mit der Landung einer französischen Expeditionsarmee bei Sidi-Ferruch[19] am 14.6.1830, wurde die Kolonialzeit in Nordafrika unter französischer Regierung eingeleitet. Die freiheitsliebenden Araber und Berber islamischen Glaubens verloren durch die christlichen Eroberer ihre politischen, wirtschaftlichen und dominierenden religiösen Positionen.[20]

Das neue Territorium Algerien wurde als bedeutendste Kolonie in den französischen Staat eingegliedert. Die militärische Eroberung und spätere Erschließung Algeriens verband sich mit großen humanen Opfern beider Seiten.[21] Der bewaffnete Widerstand gegen die Besatzungsmacht konnte erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts eingeschränkt werden.

Die Nutzung der Ressourcen des Landes wurde in den folgenden 130 Jahren weitgehend auf den französischen Export ausgerichtet. Es zählten dazu die Eisenerz- und Kupfer- Marmorgewinnung, später erfolgte die Ausbeutung der umfangreichen Öl- und Gasvorkommen der algerischen Sahara in und um Hassi Messaoud.

Am Ende des 19. Jahrhunderts hatten die französischen Siedler die ertragsreichsten Regionen des Landes vereinnahmt. Es erfolgte ein umfangreicher landwirtschaftlicher Export von Getreide, Gemüse, Wein und Zitrusfrüchten nach Europa.[22]

Die koloniale Unterdrückung wurde durch die Einführung des Französischen als Amtssprache, der französischen Gerichtsbarkeit,[23] der Wehrpflicht und des Bildungssystem als Versuche des Importes eines französischen Nationalbewusstseins fortgesetzt.[24]

Die politischen, wirtschaftlich-sozialen Verhältnisse spitzten sich durch die mangelnde Partizipation der algerischen Bevölkerung am gesellschaftlichen Leben immer weiter zu.

Mit den verstärkten Forderungen nach nationaler Unabhängigkeit wehrten sich die armen Bevölkerungsschichten vor allem in den ländlichen Bereichen, gegen die

„christliche Ausbeutung und Unterdrückung“. Es bildete sich die Befreiungsbewegung FLN (Front de liberation nationale), die 1954 den bewaffneten Kampf gegen die Franzosen einleitete. Der Aufstand wurde durch

Serien von Attentaten gegen französische Einrichtungen, die französische Bevölkerung, Polizei und Armee eingeleitet. Es entwickelte sich eine Untergrundbewegung, die aus den Berggebieten bis in die Städte operierte. Die Franzosen bekämpfen den einsetzenden, algerischen islamischen Terrorismus,

mit rücksichtlosen Vergeltungsaktionen.[25]

Die französische Regierung versuchte mit politischen und militärischen Mitteln Algerien zu „befriedigen“ und als französisches Staatsgebiet zu erhalten.[26]

Nach fünf Jahren blutiger Kämpfe versuchte Frankreich eine friedliche Beilegung des Konfliktes. Die Friedensbemühungen ab 1959, führten am 18.3.1962 zum Abkommen von Evian – les – Bains. Der französische Präsident Charles de Gaulle entließ am 3. Juli 1962 Algerien in die Unabhängigkeit[27] und 1965 erhielt der Staat die volle Souveränität.[28]

Die 130 Jahre französischer Besatzung, die von mehreren arabischen Generationen geführten bewaffneten Auseinandersetzungen, die Erfahrungen aus den Untergrundkämpfen unter Nutzung der geographischen Gegebenheiten des Landes, die islamische Unterstützung der Befreiungsbewegung gegen die christliche, europäische Welt, hat das Bewusstsein der algerischen Bevölkerung bis in unsere Zeit hinein geprägt. Sie haben erfahren, dass ihre angewandten taktischen Mittel und Methoden im bewaffneten Kampf Erfolg versprechen können, die arabisch-islamischen Ziele durchzusetzen.

2.2. Autonomie und die Ereignisse bis 1988

Nach der Unabhängigkeit setzte sich nach militärischen Auseinandersetzungen Ahmed Ben Bella mit Hilfe von Oberst Boumediene, an die Spitze des Staates. Ben Bella wurde im Herbst 1963 durch einen Volksentscheid als Präsident bestätigt. Es wurde eine Verfassung angenommen, die einzig die FLN als Regierungspartei legitimierte. Ahmed Ben Bella errichtete ein zentralistisches, autoritäres Einparteiensystem laizistischer Prägung, mit dem Präsidenten an der Spitze.[29] Die FLN stellte im Staatssystem das Symbol der Befreiung und der nationalen Einheit dar.[30]

Der Präsident konnte sich mit diesem Staatssystem auf die ALN (Armée de liberation nationale), die ANP (Armeé Nationale Populaire), sowie auf die städtischen Eliten stützen. Diese Oberschicht wurde für ihre Loyalität zur FLN im Befreiungskampf belohnt. Ihr wurden schrittweise die Betriebe und Ländereien der abgezogenen Kolonisten übergeben. Die Regierungsphase unter Ben Bella war von vielen innen- und außenpolitischen Auseinandersetzungen geprägt. Die Erwartungen der westlichen Welt, die den Ländern des Maghreb gute Startchancen auf den Grundlagen der von den Kolonialherren gut ausgebauten Infrastruktur und Rohstoffbasis eingeräumt hatten, bestätigten sich nicht für Algerien. Der erwirtschaftete Gewinn wurde von den neuen Eliten nur in begrenztem Maße an die Bevölkerung weitergegeben. Unruhen und Streiks waren die Folge.[31]

Das Regime Ben Bellas endete am 19.Juni 1965 durch einen Militärputsch unter Führung des Oberst Houari Boumediene.

Oberst Boumediene wurde in Personaleinheit Partei-, Armee- und Staatschef. Er setzte die Verfassung außer Kraft und ernannte 26 Offiziere zum Revolutionsrat. Die Entscheidungen belegen, dass bereits in den Anfängen des algerischen Staates durch eine Generalsclique die Grundlagen einer Militärregierung gelegt wurden.[32]

In der Regierungszeit Boumedienes wurden politische Stabilität und ein bescheidener wirtschaftlicher Aufschwung erreicht.

In erster Linie versuchte der Präsident, vorrangig aus den hohen Erlösen des Öl- und Gasexportes, die wirtschaftliche Entwicklung des Landes voranzutreiben. Die ärmeren Bevölkerungsschichten profitierten von hohen staatlichen Sozialleistungen. Es gelang ihm durch diese Maßnahmen im Lande, seine mangelnde politische Legitimität zu kompensieren.[33]

Die regierenden Militärs unter Boumediene hatten ein koloniales Erbe übernommen, dass Algerien weitgehend zu einem Energie-, Rohstoffe exportierenden Agrarstaat, ohne Industrie und Kleingewerbe gemacht hatte.

Die Industriegüter wurden überwiegend aus Frankreich importiert.[34]

Die Militärjunta Boumediens stand vor der Aufgabe, die kolonialen Fehlentwicklungen zu korrigieren und die wirtschaftliche Unabhängigkeit zu fördern.

Man entschied sich für den Aufbau einer nationalen Stahlindustrie, der Petrochemie sowie chemischen Industrie. Mit diesen Investitionsvorhaben sollte das Land auf dem Weltmarkt eine weitgehende Autonomie erreichen. Der Neuaufbau nach dem Muster sozialistischer Planwirtschaft, sollte vor allem durch erhöhte Erdöl- und Erdgasexporte finanziert werden. Ein Ausbau der staatlichen Energieförderung wurde vorgenommen.[35]

Der kurzen Blüte des algerischen Entwicklungsmodells folgten ab 1975/76 eine zunehmende Verschlechterung der Wirtschafts- sowie Versorgungslage der Bevölkerung. Es hatte sich im Lande ein zunehmendes Wohlstandsgefälle entwickelt.[36] Die Großfamilien litten unter der Wohnungsknappheit.[37]

Die wirtschaftlichen Fehlentwicklungen und Disproportionen führten Algerien ungewollt in die völlige Abhängigkeit der Weltmarktpreise für Öl und Gas, mit

[...]


[1] Wasmuth, Ulrike C.: „Wozu und zu welchem Ende untersuchen wir Konflikte?“ In: dies. (Hrsg.) „Konfliktverwaltung: Ein Zerrbild unserer Demokratie? Analyse zu fünf innenpolitischen Streitfällen“, Berlin, 1992. S. 18 – 62.

[2] Wolleh, Oliver: „Zivile Konfliktbearbeitung in ethnopolitischen Konflikten“, In: Informationen zur politischen Bildung, Bonn, 11. Mai. 2001. S. 26 – 37.

[3] Ebenda. S. 28.

[4] Huntigton, Samuel P.: „Kampf der Kulturen: Die Neugestaltung der Weltpolitik im 21. Jahrhundert“, München, 2002.

[5] Senghaas, Dieter: „Droht ein internationaler Kulturkampf?“, In: ders. (Hrsg.) „Wohin driftet die Welt? Über die Zukunft friedlicher Koexistenz“, Frankfurt/M., 1994. In Eingrenzung des Untersuchungsgegenstandes wird auf eine detaillierte theoretische Darstellung der Friedens- und Konflikttheorie verzichtet.

[6] Elsenhans, Hartmut: „Staatsklassen“, In: Schulz, Manfred: „Entwicklung: die Perspektive der Entwicklungssoziologie“, Opladen, 1997. S. 161 – 186.

[7] Die Begriffsbestimmungen werden in der Analyse der Konfliktakteure unter Gliederungspunkt 4.1. vorgenommen.

[8] Amari, Malek: „Le père et le fis: Le F.L.N., le F.I.S., et après?“, Paris, 1996. Reporters sans Frontiers: Le drame Algérien: un peuple en otage“, Paris, 1996.

[9] Köfer, Christine: „Die Algerienkrise“, Frankfurt/M., 1997.

Hasel, Thomas: „Machtkonflikt in Algerien“, Berlin, 2002

[10] Le Matin; Liberté; El watan; www.algeriadaily.com; www.algeria.com; www.mayliselouma.dz; www.algeria-watch.de

[11] Schliephake, Konrad: „Arabische Maghrebstaaten: Von der Antike bis zur Kolonialzeit“, In:

Informationen zur politischen Bildung 272, Bonn, 2001.

[12] Naylor, Phillip Chiviges: „The historical dictionary of Algeria“, Lanham, 1994.

[13] Bennoune, Mahfoud: „The making of contemporary Algeria, 1830 – 1987: colonial upheavals

and post independence development”, Cambridge, 1988.

[14] Schliephake, Konrad: „Arabische Maghrebstaaten: Von der Antike bis zur Kolonialzeit“, In:

Informationen zur politischen Bildung 272, Bonn, 2001. S. 16.

[15] Karthago war der wichtigste Stützpunkt, von dem sie aus lange das westliche Mittelmeer beherrschten. Nach der Zerstörung 146 v. Chr. durch die Römer wurden bis 439 n. Chr. schrittweise die Gebiete in das Römische Reich eingegliedert. Noch heute zeugen die imposanten Überreste der von Sklaven erbauten Siedlungen in Timgad, Tipasa und Guelma von der einstigen römischen Blütezeit sowie vom Aufenthalt der Vandalen im 5.Jahrh. n. Chr Nyssen, Hubert: „L’ Algérie“, Paris, 1972. S. 20.

[16] Innere Unruhen zwischen den christlichen Sekten Nordafrikas begünstigten den islamischen Eroberungszug aus dem Mittleren Osten. Die im algerischen Bereich lebenden Berber leisteten nur hinhaltenden Widerstand gegen die Invasion. Sie übernahmen in der Folgezeit den islamischen Glauben, doch behielten sie ihre eigene Sprache. Der Konflikt zwischen den arabophonen und berbérophonen Sprachgruppen hält bis heute in den schwerer zu erreichenden Bergregionen Algeriens an. Auf diesen interessanten Konflikt kann in dieser Arbeit allerdings nur am Rande eingegangen werden. Mit der Errichtung des Kalifats von Cordoba in Spanien sicherten sie über 500 Jahre ihre politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Einflüsse auf Westeuropa. Nyssen, Hubert: „L’ Algérie“, Paris, 1972. S. 13.

[17] Sie förderten in den Städten Wirtschaft und Wissenschaft. Der Saharahandel mit Sklaven, Gold und Elfenbein sowie die Seeräuberei stellten eine wichtige Einnahmequelle dar. Die algerischen Küstenstädte Algier und Oran waren bis in das 19. Jh. Stützpunkte arabischer Seeräuber. Schliephake, Konrad: „Arabische Maghrebstaaten: Von der Antike bis zur Kolonialzeit“, In: Informationen zur politischen Bildung 272, Bonn, 2001. S. 17.

[18] Sheikhzadegan, Amir: „Der Griff des politischen Islam zur Macht“, Bern, 2003. S. 227.

[19] Zur Umgehung der starken Festung Algier. Das Osmanische Reich befand sich zu diesem Zeitpunkt selbst in einer Krise und konnte seinen Untertanen keine militärische Hilfe leisten.

[20] Schliephake, Konrad: „Arabische Maghrebstaaten: Von der Antike bis zur Kolonialzeit“, In:

Informationen zur politischen Bildung 272, Bonn, 2001. S. 17.

[21] Immer wieder kam es gegen die christliche Besatzung zu lokalen Aufständen aus den schwer zugänglichen Bergregionen (Großer Atlas-Dschurdschura, Dschebel Aures). Unter Emir Abd el- Kader wurden die aufständischen Stämme vereint und kämpften bis 1847.

[22] Die Landwirtschaft diente vor der Kolonisation überwiegend der Sicherung des individuellen Bedarfs. Der Boden befand sich in Gemeinbesitz der arabischen Bauern. In der Landwirtschaft arbeiteten 2/3 der Bevölkerung als freie Kleinbauern. Mit der französischen Agrarkolonisation verloren die arabischen Bauern die fruchtbaren Ebenen zwischen Gebirge und Mittelmeer, durch Enteignung an die eingewanderten französischen Siedler. Die Araber wurden auf großen Gütern ihres ehemals eigenen Landes, zu Tagelöhnern der französischen Siedler. Später gab es ca. 1 Million Siedler.

[23] lange Zeit Militärgerichtsbarkeit gegen islamisches Recht.

[24] „Frankreich von Dünkirchen bis Tamanrasset“ Schliephake, Konrad: „Arabische Maghrebstaaten: Von der Antike bis zur Kolonialzeit“, In: Informationen zur politischen Bildung 272, Bonn, 2001. S. 17.

[25] Verschärft wurde die Situation durch die Entscheidung Frankreichs die algerischen Nachbarstaaten Marokko und Tunesien 1956 in die Unabhängigkeit zu entlassen. Strunz, Herbert; Dorsch, Monique: „Algerien: Krise und Hoffnung, Frankfurt/M., 2002. S. 17. Cornaton, Michel: „Les camps de regroupment de la guerre d´Algérie”, Paris, 1998.

[26] Algerien, später Teile Algeriens um Oran , verloren ihren kolonialen Status und wurden zum französischem Staatsgebiet. Der Einsatz der 400.000 Mann starken Besatzungsarme verursachte tägliche Kosten von einer Milliarde Franc. Das äußerst harte Vorgehen der Armee unter extensiver Anwendung der Folter, wurde international sowie von der französischen Öffentlichkeit und vielen Politikern verurteilt. Die Armeeführung fühlte sich in ihrem Handeln verraten und versuchte Algerien für Frankreich zu erhalten. Die Algerienkrise schwächte das politische System Frankreichs derart, dass es am 13. Mai 1958 zu einem Militärputsch kam, der die Vierte Republik beendete. Menyesch, Dieter: „Die Entwicklung Frankreichs seit 1945“, In: Informationen zur politischen Bildung 186, Bonn, 1994. S. 5ff.

[27] Köfer, Christine: „Die Algerienkrise“, Frankfurt/M., 1997. S. 97.

[28] Daraufhin verließen die über eine Millionen französischen Siedler und über 100.000 algerische Kollaborateure fluchtartig das Land. Insgesamt hatte der acht Jahre andauernde Befreiungskrieg 27.000 Franzosen und schätzungsweise über einer Millionen Algerier das Leben gekostet. Strunz, Herbert; Dorsch, Monique: „Algerien: Krise und Hoffnung, Frankfurt/M., 2002. S. 17.

[29] Trotz der laizistischen Prägung verkündete die Führung offiziell ein Islamischer Staat zu seien.

[30] Köfer, Christine: „Die Algerienkrise“, Frankfurt/M., 1997. S. 80.

[31] Schliephake, Konrad: „Arabische Maghrebstaaten: Von der Antike bis zur Kolonialzeit“, In:

Informationen zur politischen Bildung 272, Bonn, 2001. S. 20.

[32] Werenfels, Isabelle: „Algerien – wechselnde Militärregime“, In: Informationen zur politischen

Bildung 272, Bonn, 2001. S. 20.

[33] Köfer, Christine: „Die Algerienkrise“, Frankfurt/M., 1997. S. 82ff.

[34] Die landwirtschaftliche Produktion war im wesentlich auf den Bedarf der Kolonialmacht ausgerichtet. Der wachsende Eigenbedarf an Fleisch, Milch, Fetten und Getreide bei ständig steigenden Bevölkerungszahlen konnte bei weitem nicht gedeckt werden. Schumacher, Tobias: „Die Maghreb – Politik der Europäischen Union“, Wiesbaden, 1998. Tabelle, S. 88. Der industrielle Sektor war durch die Franzosen nur in sehr begrenztem Umfang etabliert wurden. Industrielle Güter wurden aus dem Mutterland importiert und Rohstoffe exportiert. Nach dem Abzug der Kolonialmacht und der Algerienfranzosen schlossen die wenigen industriellen Betriebe. Der Frankreichexport kam fast gänzlich zum erliegen. Köfer, Christine: „Die Algerienkrise“, Frankfurt/M., 1997. S. 46.

[35] Mit der Industrialisierung des Landes ging eine Welle der Verstaatlichungen einher. Bis 1974 wurden alle noch in privaten Besitz befindlichen Industriebetriebe der staatlichen Kontrolle unterstellt. Der Staatsplan sah zwischen 1971 bis 1977 die Projektierung und den Bau von ca. 1000 Industrieprojekten mit einem Investitionsvolumen von bis zu 50% des BIP vor. Nur kapp 50% der Vorhaben wurden realisiert. Köfer, Christine: „Die Algerienkrise“, Frankfurt/M., 1997. S. 50ff.

[36] Ursachen dafür waren in erster Linie die fehlgeleiteten Investitionen und Entwicklungen im Industrie- und Agrarsektor sowie das Bevölkerungswachstum. Die Industrialisierung hatte nicht den gewünschten Effekt. Die Industrieanlagen waren durch mangelnde ausländische Nachfrage nicht ausgelastet und produzierten bei geringer Arbeitsproduktivität nicht kostendeckend. Der erhoffte Anstieg der Beschäftigtenzahlen wurde nicht erreicht. Die Arbeitslosenzahlen stiegen weiter an. Der einzige effektiv arbeitende Industriebereich war die Kohlenwasserstoffindustrie.

[37] Hasel, Thomas: „Machtkonflikt in Algerien“, Berlin, 2002. S. 249.

Fin de l'extrait de 44 pages

Résumé des informations

Titre
Algerien: Eine Keimzelle des islamischen Terrors.
Université
Martin Luther University  (Institut für Politikwissenschaft)
Cours
Regionale Konflikte und Terrorismus im globalen System
Note
1,5
Auteur
Année
2005
Pages
44
N° de catalogue
V37313
ISBN (ebook)
9783638366946
Taille d'un fichier
593 KB
Langue
allemand
Mots clés
Algerien, Eine, Keimzelle, Terrors, Regionale, Konflikte, Terrorismus, System
Citation du texte
Alexander Müller (Auteur), 2005, Algerien: Eine Keimzelle des islamischen Terrors., Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/37313

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