Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1. Grundgedanke
1.2. Problemstellung
2. Wissenschaftlicher Hintergrund
2.1. Die soziale Wahrnehmung
2.2. Stereotypisierung mit einhergehender Entstehung von Vorurteilen
2.3. Eindrucksbildung nach dem Kontinuum-Modell von Fiske & Neuberg
2.4. Nonverbale Kommunikation
2.5. Implizite Persönlichkeitstheorie
2.6. Attributionstheorie
2.7. Kovariationstheorie
3. Praxisbezug
4. Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
1.1. Grundgedanke
„Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance.“
Diese oft sprichwörtlich genutzte Aussage trifft sowohl im beruflichen als auch im privaten Kontext immer wiederkehrend auf unseren Alltag zu. Die Persönlichkeit unseres Gegenübers lässt sich meist nicht anhand einer einzelnen Impression erkennen, dennoch bildet der Mensch sich im ersten Moment einen sofortigen und nachhaltigen Eindruck zu der ihm gegenüb erstehenden Person. Um den Menschen aber vollständig richtig einschätzen oder bewerten zu können bedarf es aber einer Vielzahl weiterer Eindrücke, welche zum Teil bewusst und zum größten Teil unbewusst im menschlichen Gehirn verarbeitet werden. Das Gefühl auf Anhieb einen Menschen zu mögen oder bedeutende Sympathie für eine fremde Person zu empfinden kennen viele Menschen. Auf der anderen Seite ist das Gefühl, seinen Gegenüber von dem ersten Kontaktmoment nicht zu mögen, ebenfalls ein bekanntes Phänomen. Hieraus lässt sich vermuten, dass die Mechanismen der menschlichen Wahrnehmung vielschichtig und komplex sind. Durch die stetig wachsenden Anforderungen an die Menschen in der heutigen Gesellschaft, der damit verbundene Druck auf den Menschen direkt auf den ersten Moment an ein umfassendes und auch perfektes Bild abzugeben oder gar seinen Gegenüber nicht spüren zu lassen wie das persönliche Befinden aktuell ist, kann zu einer Charakterverzerrung führen welche in vielerlei Hinsicht beirren kann. Doch ist das bereits Erlebte auch in der Wahrnehmung des ersten Eindruckes relevant? Wie kann der erste Eindruck so entscheidend sein und welche Prozesse durchläuft der Mensch in dem Moment des ersten Eindrucks? Diese Fragestellungen bilden den Kern dieser Arbeit und werden in Ihrem Verlauf beantwortet und kritisch hinterfragt.
1.2. Problemstellung und Zielsetzung
Vielen Menschen fällt es schwer seinen Gesprächspartner im ersten Moment richtig einzuschätzen. Und obwohl man um diese Hürde weiß, wird trotzdem eine Art „Schubladendenken“ - Stereotypdenken[1] durchgeführt. Auf der anderen Seite ist es für die Gegenseite schwer im ersten Moment des Zusammentreffens den vermeintlich richtigen Eindruck zu hinterlassen. Das persönliche und aktuelle Empfinden spielen oftmals eine große Rolle in der Mimik und Gestik. Das Ziel dieser Arbeit ist es anhand der
Informationsverarbeitung der Menschen, neben den Persönlichkeits- und Attributionstheorien, auch die sehr individuellen Schlussfolgerungen ableitbar zu machen. Darüber hinaus wird versucht ein Fazit zu erstellen welches den Leser darüber aufklärt in welcher Art und Weise er in der Lage ist zukünftig seinen von anderen wahrgenommenen ersten Eindrücken zu verbessern bzw. diesen positiv zu beeinflussen. Aufgrund des vorgegebenen Umfangs dieser Seminararbeit kann im Folgenden nicht ausführlich auf die Unterschiede der Geschlechter in der sozialen Wahrnehmung eingegangen werden. Ebenfalls wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit auf die gleichzeitige Verwendung weiblicher und männlicher Sprachform verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichwohl für beiderlei Geschlecht.
2. Wissenschaftlicher Hintergrund
2.1. Die soziale Wahrnehmung
Innerhalb der Sozialpsychologie ist die soziale Kognition ein Teil der sozialen Wahrnehmung. Sie umfasst sich mit dem Verständnis, wie der Mensch über sich und andere Mitmenschen denkt. Darüber hinaus befasst sich die soziale Wahrnehmung mit dem Einfluss der beteiligten Prozesse auf die Urteils- und Verhaltensweisen.[2] Beeinflusst durch die Faktoren Aufmerksamkeit, Konzentration, Reflexion, Adaption, Emotionen und Rollenerwartungen findet die persönliche Eindrucksbildung statt. Hinzu kommen laut Schmidt[3], die persönlichen Faktoren wie Haltung, Erziehung, Werte und Einstellungen. Durch die angesprochenen beteiligten Prozesse innerhalb der sozialen Wahrnehmung kann es zu unterschiedlichen Auffassungen der jeweiligen Betrachter kommen. Die subjektive Auffassung ist maßgeblich für die spätere Urteilsbildung zuständig. Jeder Mensch nimmt seine persönliche Rolle im sozialen Gefüge ein, dieses beeinflusst den Menschen in seinem Verhalten maßgeblich und trägt entsprechend zu seiner individuellen Außenwirkung bei.
2.2. Stereotypisierung mit einhergehender Entstehung von Vorurteilen
Von der Stereotypisierung wird gesprochen wenn einer bestimmten kategorisierten Gruppe Eigenschaften zugesprochen werden. Der Volksmund spricht hier von „Schubladendenken“. Menschen werden feste identische Eigenschaften zugewiesen obwohl diese sehr unterschiedlich sein können. Die aus der ersten Wahrnehmung entstandenen Schlussfolgerungen reichen aus, um das Erlebte einer Gruppe mit gleichen Eigenschaften zu zuweisen.[4] Stereotypen können sowohl positiv, negativ als auch neutral sein. Um einen Stereotypen zu erstellen ist die soziale Kategorisierung erforderlich, welche sich durch eine bestimmte Gruppe, Nationalität, Klasse, Altersgruppe oder ein bestimmtes Geschlecht auszeichnet. Die Stereotypisierung erfolgt automatisch. Durch die Zuordnung bestimmter Verhaltensweisen oder Merkmale wird die Einteilung in diese Gruppen unterzogen.[5] Nach Petersen endet der Prozess nicht bereits mit der Kategorisierung sondern endet erst mit der Zuschreibung von Eigenschaften, Motiven und Fähigkeiten. Durch diese Zuschreibung entstehen Vorurteile welche für den weiteren Verlauf der Kommunikation von Bedeutung sind und sowohl positiv als auch negativ sein können. Grundsätzlich ist aber davon auszugehen, dass eine Fremdgruppe negativer eingeschätzt wird als die Eigene[6]. Oftmals werden die Vorurteile zu einer „ablehnenden und feindseligen Haltung gegenüber einer Person, die einer Gruppe angehört zugeschrieben, einfach deswegen, weil sie zu dieser Gruppe gehört und deshalb dieselben zu beanstandenden Eigenschaften haben soll, die man der Gruppe zuschreibt.“[7] In diesem Zusammenhang ist der Halo-Effekt zu erwähnen, dieser folgt dem Ökonomieprinzip und weist auf, dass dem Menschen bereits möglichst wenige aber dafür prägnante Informationen über seinen Gegenüber ausreichen um ein Urteil zu bilden. Diese Urteilsbildung findet binnen Bruchteilen von Sekunden statt und ist nur schwer revidierbar. Andere Merkmale des Menschen werden in den Hintergrund gedrängt, nur das prägnante Merkmal wird primär betrachtet. Auch wenn sich diese Urteilsbildung im
Nachhinein als falsch herausstellen sollte wird der Mensch weiter nach Argumenten und Informationen suchen seine einstige Einschätzung zu bestätigen.[8]
2.3. Eindrucksbildung nach dem Kontinuum-Modell von Fiske & Neuberg
Wie bereits in 2.2. angesprochen, erfolgt die Stereotypisierung automatisch, dennoch besteht die Möglichkeit diese erfolgte Eingruppierung im unmittelbaren Anschluss zu reflektieren und damit auch zu überdenken. Diesen Prozess bezeichnet man als die „kontrollierte Informationsverarbeitung"[9]. Das Kontinuum-Modell von Fiske & Neuberg aus dem Jahr 1990 geht davon aus, dass die Eindrucksbildung stets mit einer automatischen Kategorisierung der beobachtbaren Merkmale einer Person beginnt und infolge derer die Kategoriezugehörigkeit und den damit assoziierten stereotypischen Eigenschaften erfolgen. Nur wenn die Motivation zu einer kontrollierten Form der Informationsverarbeitung vorhanden ist, erfolgt diese eigenschaftsbasiert und individualisiert. Erst mit Aufnahme dieser werden individuelle Eigenschaften und Merkmale der Zielperson wahrgenommen. Die kategorialen Informationen werden durch die bewusste Entscheidung der Informationserweiterung zu einem Aufbau einer individuellen Charakteristik herangezogen und dienen nun der Beeinflussung der erneuten Kategorisierung des Gegenübers.[10] Man kann also von einer Unterdrückung der erstmalig erfolgten Stereotypisierung sprechen.[11]
2.4. Nonverbale Kommunikation
„Wir können nicht nicht kommunizieren. Kommunikation findet immer statt, wo Menschen
als soziale Wesen zusammen sind. Unser Körper verrät uns.“
Dieses Zitat von Paul Watzlawick ist in vielen Lehrbüchern aber auch in vielen Seminaren für Verkäufer oder angehende Vertriebsprofis aufzufinden. Der Mensch filtert viele Informationen über seinen Gegenüber bereits ohne verbale Kommunikation, die sogenannte nonverbale Kommunikation.
[...]
[1] Herkner, 1986 S.360
[2] Pendry, 2014, S.108
[3] Schmidt, 2012, S.32
[4] Zick, 2011, S. 33
[5] Petersen & Six, 2008, S. 21
[6] Allport, 1954, S. 7
[7] Allport, 1954, S. 7
[8] Myers, 2008, S. 387
[9] Petersen, 2011, S. 238
[10] Fiske & Neuberg, 1990, S. 4-5
[11] Pendry, 2014, S. 128