Bioethische Diskussionen sind in Deutschland schon immer von besonderer Intensität gewesen. Das verdeutlichen sowohl die Debatten um den Schwangerschaftsabbruch als auch der Konflikt um die Embryonen- und Stammzellforschung, der in dieser Arbeit im Mittelpunkt steht.
Dieses Thema hat weltweit noch nicht den Status eines ausdrücklichen Verfassungsthemas gewonnen. In den meisten Ländern wird die Problematik der Embryonen- und embryonalen Stammzellforschung im Rahmen der Verfassungsbestimmungen über die Menschenwürde und über das Recht auf Leben behandelt. In dieser Arbeit geht es vor allem um die Menschenwürde, die für die Teilnehmer der deutschen Stammzelldebatte als „ethikgeprägtes Konzept“ und „tragendes Konstitutionsprinzip“ des Grundgesetzes für den Schutz früher Embryonen von elementarer Bedeutung ist. Da dazu aber keine konkrete Würdeschutzregelung existiert, müssen Ableitungen aus dem abstrakten Satz des Art. 1 Abs. 1 S. 1 GG „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ im Wege der Verfassungsinterpretation vorgenommen werden. Es stellt sich die Frage, ob bei der Interpretation der Menschenwürdegarantie zugunsten früher Embryonen von der Rechtsvergleichung als Rationalitätskriterium Gebrauch gemacht wurde.
Inhaltsverzeichnis
- A. Problemstellung
- B. Rechtsvergleichung zur Bestimmung des embryonalen Menschenwürdeschutzes
- I. Grundlagen für die vergleichende Interpretation der Menschenwürde
- 1. Grundrechtsqualität von Art. 1 Abs. 1 S. 1 GG
- 2. Interpretation des Grundgesetzes
- 3. Funktionen der Rechtsvergleichung für die Gestaltung des Menschenwürdeschutzes früher Embryonen
- II. Das Bundesverfassungsgericht im rechtsvergleichendem Diskurs
- 1. Der Embryo in vitro als Träger der Menschenwürde?
- 2. Das Bundesverfassungsgericht und die Rechtsvergleichung
- 3. Ergebnis und Bewertung
- III. Methode und Funktion der Rechtsvergleichung in der Gesetzgebung zur Bestimmung des embryonalen Würdeschutzes
- 1. Deutsche Gesetzeslage
- a) Das Embryonenschutzgesetz
- b) Das Stammzellgesetz: Sicherstellung des Embryonenschutzgesetzes
- 2. Entstehungsgeschichte von ESchG und StZG
- 3. Problematik des Offenlassens wesentlicher Statusfragen
- IV. Rechtsvergleichung mit Blick auf die europäische Rechtvereinheitlichung
- C. Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Frage des embryonalen Menschenwürdeschutzes im Kontext der biomedizinischen Forschung an Stammzellen und Embryonen. Im Fokus steht dabei eine rechtsvergleichende Analyse, um die Schutzbestimmungen der Menschenwürde in verschiedenen Rechtsordnungen zu beleuchten und deren Auswirkungen auf die deutsche Rechtslage zu erforschen.
- Die Bedeutung des Grundrechts der Menschenwürde im deutschen Rechtssystem
- Die unterschiedlichen Interpretationen des Embryonenschutzes in verschiedenen Rechtsordnungen
- Die Rolle der Rechtsvergleichung in der Gestaltung des deutschen Embryonenschutzrechts
- Die Herausforderungen und Chancen der europäischen Rechtvereinheitlichung im Bereich der biomedizinischen Forschung
- Die ethischen und rechtlichen Implikationen der Stammzellforschung im Kontext des Menschenwürdeschutzes
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel A führt in die Problemstellung ein und skizziert den aktuellen Forschungsstand zum Thema des embryonalen Menschenwürdeschutzes. Kapitel B bietet eine rechtsvergleichende Analyse der Schutzbestimmungen der Menschenwürde in verschiedenen Rechtsordnungen. Hierbei werden insbesondere die Grundrechtsqualität des Art. 1 Abs. 1 S. 1 GG und die unterschiedlichen Interpretationen des Embryonenschutzes im internationalen Kontext beleuchtet. Kapitel C befasst sich mit der Rolle der Rechtsvergleichung in der deutschen Gesetzgebung und analysiert die Entstehungsgeschichte von ESchG und StZG. Dabei wird insbesondere untersucht, inwieweit ausländisches Recht in die deutsche Rechtsentwicklung Eingang gefunden hat. Kapitel D schließlich diskutiert die Problematik des Offenlassens wesentlicher Statusfragen im deutschen Recht und untersucht die Möglichkeiten der europäischen Rechtvereinheitlichung im Bereich der biomedizinischen Forschung.
Schlüsselwörter
Embryonenschutz, Menschenwürde, Rechtsvergleichung, Stammzellforschung, Biomedizinische Forschung, Deutsches Recht, Europäische Rechtvereinheitlichung, Grundgesetz, Embryonenschutzgesetz, Stammzellgesetz, Ethik.
- Quote paper
- Linda Schönfelder (Author), 2014, Rechtsvergleichung zur Bestimmung des Schutzes der Menschenwürde in der biomedizinischen Forschung an Stammzellen und Embryonen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/373391