Kleine und mittlere Unternehmen werden im deutschen Sprachgebrauch unter dem Begriff des „wirtschaftlichen Mittelstands“ erfasst. Der Mittelstand bildet dabei nicht nur eine rein statistische Größe, die sich über quantitative Maße definiert, dem Mittelstand wird vielmehr auch ein besonderer gesellschaftlicher Wert beigemessen. Die Bedeutung kleiner und mittlerer Unternehmen für die Bundesrepublik kann anhand einiger Zahlen verdeutlicht werden. Es gibt in Deutschland rund 3,3 Millionen Mittelständler, was 99,7% aller umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen entspricht. Im Mittelstand sind mit 20 Millionen Menschen, mehr als zwei Drittel aller Arbeitnehmer beschäftigt, außerdem bilden kleine und mittlere Unternehmen über 80% aller Lehrlinge aus. Die Finanzierung mittelständischer Unternehmen ist in den vergangenen Jahren in den Fokus von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gerückt. Im internationalen Vergleich ist eine sehr schwache Eigenkapitalausstattung deutscher Unternehmen zu beklagen. Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen weisen eine sehr hohe Fremdfinanzierung auf. Die Eigenkapitalquote des deutschen Mittelstands beträgt weniger als 20%. Die Vergleichswerte im europäischen Ausland und den USA bewegen sich zwischen 30% und 45%.
In der Vergangenheit wurde die Eigenkapitalschwäche deutscher Unternehmen durch eine hohe Finanzierungsbereitschaft der Kreditinstitute kompensiert. Das so genannte Hausbankprinzip steht für die enge Zusammenarbeit von Mittelstand und Finanzinstituten. In Zukunft wird diese Kooperation maßgeblich durch BASEL II beeinflusst werden. Die Kreditkonditionen werden dann durch die individuelle Risikoklasse eines Unternehmens bestimmt, die durch ein so genanntes Rating ermittelt wird. Es ist mit einer Verknappung der Finanzierungsmittel zu rechnen, somit muss nach Finanzierungsalternativen gesucht werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Einführung in die Problematik
- 1.2 Mögliche Lösungsansätze
- 1.3 Abgrenzung des Untersuchungsgegenstands und Aufbau der Seminararbeit
- 2. Verschiedene Formen von KMU-Börsen und ihre Merkmale
- 2.1 Beteiligungs- und Unternehmensmärkte
- 2.2 Mittelstandssegmente an klassischen Wertpapierbörsen
- 2.3 Das „Gate M“ der Stuttgarter Börse
- 2.3.1 Der Organisationsgrad und die Anforderungen des Segments
- 2.3.2 Die Kosten eines Listings im Gate M
- 2.3.3 Die Akzeptanz des Segments
- 2.4 Der Prädikatsmarkt „,P“ der Börse München
- 2.4.1 Der Organisationsgrad und die Reglementierung dieses Segments
- 2.4.2 Die Kosten einer Notierung im Prädikatsmarkt
- 2.4.3 Die Akzeptanz des Segments
- 2.5,,nexxt\" - eine Gemeinschaftsaktion von Staat und Wirtschaft
- 2.5.1 Die Organisation und der Aufbau der KMU-Börse
- 2.5.2. Die Kosten des Dienstleistungsangebots
- 2.5.3 Die Akzeptanz und Nutzung von nexxt
- 2.6 Die Plattform „CHANGE“
- 2.6.1 Die Organisation und der Aufbau der KMU-Börse
- 2.6.2 Die Kosten des Dienstleistungsangebot
- 2.6.3 Die Akzeptanz und Nutzung von CHANGE
- 2.7 Der „,Unternehmensmarkt“
- 2.7.1 Der Aufbau der Plattform
- 2.7.2 Die Kosten der Dienstleistungen
- 2.7.3 Die Akzeptanz des Unternehmensmarkts
- 2.8 Bewertung der Beispiele hinsichtlich ihrer Problemlösungskompetenz
- 3 Das IPO für mittelständische Unternehmen
- 3.1 Einführung
- 3.2 Die Marktsegmente als Rahmen für eine Börsennotierung
- 3.2.1 Der Amtliche Markt
- 3.2.2 Der Geregelte Markt
- 3.2.3 Der Freiverkehr
- 3.3 Die einzelnen Schritte eines Going Public
- 3.3.1 Der Emissionspartner
- 3.3.2 Das Emissionskonzept
- 3.3.3 Das IPO-Marketing
- 3.3.4 Der Emissionspreis
- 3.3.5 Die Platzierungstechniken
- 3.3.6 Die IPO-Phasen am Beispiel des Bookbuilding-Verfahrens
- 3.3.7 Die Emissionskosten
- 3.4 Rechtliche Aspekte
- 3.4.1 Die Umwandlung der Rechtsform nach den Vorschriften des UmwG
- 3.4.2 Die Satzung und Organe der AG
- 3.4.3 Die Gestaltungsmöglichkeiten zur Wahrung des Familieneinflusses
- 3.4.4 Die Alternativen zur Rechtsform der AG
- 3.4.5 Die Rechnungslegungs- und Publizitätsvorschriften
- 3.5 Steuerliche Aspekte
- 3.5.1 Der Formwechsel einer GmbH in eine AG
- 3.5.2 Der Formwechsel einer Personengesellschaft in eine AG
- 3.5.3 Die steuerlichen Folgen für den einbringenden Gesellschafter
- 3.5.4 Die Besteuerung der Gesellschaft und der Anteilseigner
- 3.6 Bilanzielle Aspekte
- 3.7 Finanzierungswirkung
- 3.7.1 Der Finanzierungseffekt des Aufgelds
- 3.7.2 Der Finanzierungseffekt einer Kapitalerhöhung
- 3.8 Vorteile
- 3.9 Nachteile
- 3.10 Mittelständler an der Börse - zwei Beispiele
- 3.10.1 Die Allgäuer Alpenwasser AG
- 3.10.2 Die Jost AG
- 4. Kritische Würdigung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit KMU-Börsen und dem klassischen IPO als Finanzierungsalternativen für den Mittelstand. Ziel ist es, die Funktionsweise dieser Finanzierungsinstrumente zu analysieren und ihre Eignung für die spezifischen Bedürfnisse von Mittelständlern zu bewerten.
- Analyse verschiedener Formen von KMU-Börsen und ihrer Merkmale
- Bewertung der Eignung von KMU-Börsen als Finanzierungsinstrumente für den Mittelstand
- Darstellung der einzelnen Schritte eines klassischen IPO
- Bewertung der Eignung eines IPO als Finanzierungsinstrument für den Mittelstand
- Kritische Würdigung der Vor- und Nachteile von KMU-Börsen und dem klassischen IPO für den Mittelstand
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 führt in die Problematik des Mittelstandsfinanzierung ein und stellt die verschiedenen Lösungsansätze vor. Kapitel 2 analysiert verschiedene Formen von KMU-Börsen und ihre Merkmale. Die einzelnen Kapitel 2.3 bis 2.7 untersuchen verschiedene KMU-Börsen, wie z.B. das „Gate M“ der Stuttgarter Börse, den Prädikatsmarkt „,P“ der Börse München, die Plattform „CHANGE“ und den „,Unternehmensmarkt“.
Kapitel 3 beschäftigt sich mit dem klassischen IPO für mittelständische Unternehmen. Es behandelt die einzelnen Schritte eines Going Public und analysiert die rechtlichen, steuerlichen und bilanzielle Aspekte. Kapitel 3.10 stellt zwei Beispiele von Mittelständlern an der Börse vor, die Allgäuer Alpenwasser AG und die Jost AG.
Schlüsselwörter
KMU-Börsen, IPO, Mittelstandsfinanzierung, Going Public, Finanzierungsalternativen, Finanzierungsinstrumente, Börsennotierung, Emissionskosten, rechtliche Aspekte, steuerliche Aspekte, bilanzielle Aspekte, Vorteile, Nachteile.
- Citation du texte
- Tobias Wolf (Auteur), Stefanie Pollmann (Auteur), 2004, KMU-Börsen und das klassische IPO. Finanzierungsalternativen und Nachfolgemodelle für den Mittelstand?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/37344