Krise und Krisenkommunikation. Die Plagiatsaffäre um Karl-Theodor zu Guttenberg


Trabajo Escrito, 2012

15 Páginas, Calificación: 1,7

Margarete Daalmann (Autor)


Extracto


Inhaltverzeichnis

1 Einleitung

2 Krisenkommunikation in der Regierungskommunikation
2.1 Definition der politischen Krise, Krisenarten und Verlauf.
2.2 Definition, Ziele und Besonderheiten der Krisenkommunikation im politischen System
2.3 Regeln der Krisenkommunikation

3 Karl-Theodor zu Guttenberg: Krise und Krisenkommunikation
3.1 Karl-Theodor zu Guttenberg vor der Krise
3.2 Plagiatsvorwürfe gegen Karl-Theodor zu Guttenberg
3.3 Chronik der Krisenkommunikation in Zitaten
3.4 Die Krisenkommunikation des Karl-Theodor zu Guttenbergs
3.5 „Vorerst gescheitert“

4 Fazit

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Karl-Theodor zu Guttenberg ist ein erfolgreicher und gefeierter Politiker. Der jüngste Verteidigungsminister aller Zeiten. Die Medien scheinen ihn zu lieben. Doch dann entpuppt sich seine Doktorarbeit als Plagiat. Die Krise beginnt. Zu Guttenberg muss reagieren: Zunächst spricht er von „abstrusen“ Vorwürfen, 14 Tage später tritt er zurück.

Die vorliegende Hausarbeit „Krise und Krisenkommunikation am Beispiel der Plagiatsaffäre um Karl­Theodor zu Guttenberg“ umreißt die Plagiats-Krise des Ministers. Die entscheidende Frage, die beantwortet werden soll ist: Hat zu Guttenberg Fehler in der Krisenkommunikation gemacht und wenn ja, welche?

Das Vorgehen in der Hausarbeit stellt sich wie folgt dar: In Punkt 2 wird der theoretische Hintergrund der Krisenkommunikation ausschließlich im Kontext der Regierungs-PR[1] vorgestellt. Bestimmende Fragen sind hier: Was ist eine Krise, wann spricht man von einer politischen Krise, welche Krisenarten- und Verläufe gibt es? Wie wird Krisenkommunikation definiert, welche Ziele werden verfolgt und was sind die besonderen Faktoren der Krisenkommunikation im politischen Feld? Sowie, last but not least: Welches sind die Grundregeln der Krisenkommunikation?

In Punkt 3 steht die Krise um Karl-Theodor zu Guttenberg und seine Krisenkommunikation im Mittelpunkt der Betrachtung. Es wird kurz zu Guttenbergs Situation vor der Krise umrissen und aufgezeigt, wie die Plagiatsaffäre ausgelöst wird und was GuttenPlag Wiki ist. Es folgt eine chronologische Wiedergabe ausgewählter Zitate von zu Guttenberg und der Bundeskanzlerin, die die Krisenkommunikation jener Tage prägnant darstellen und nachvollziehbar machen soll. Auf Zitate anderer Regierungsmitglieder, der Opposition und aus der Welt der Wissenschaft musste aus Gründen der Umfangsbeschränkung der vorliegenden Arbeit weitgehend verzichtet werden. Folgend wird die Krisenkommunikation Karl-Theodor zu Guttenbergs anhand des vorgestellten theoretischen Hintergrundes eingeordnet und bewertet. Dies geschieht mit Fokussierung auf die entscheidende Frage: „Hat zu Guttenberg Fehler in der Krisenkommunikation gemacht und wenn ja, welche? Der letzte Punkt dieses Kapitels beinhaltet ausschließlich Fakten rund um den Zeitraum des Erscheinens des Interview-Buches „Vorerst gescheitert“. Tiefergehende Analysen zur Frage nach der Inszenierung eines Comebacks entfallen, lediglich Guttenbergs eigener Standpunkt zu diesem Thema wird deutlich. Das Fazit führt die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit zusammen.

2 Krisenkommunikation in der Regierungskommunikation

2.1 Definition der politischen Krise, Krisenarten und Verlauf

Die Krise (hergeleitet aus dem griechischen „krisis“) „kennzeichnet [...] den Wende- oder Höhepunkt einer gefährlichen Entwicklung.“ Die Ziele der betroffenen Organisation oder Personen sind gefährdet. (Vgl. HELBIG/KRETSCHMER, 2006, S. 315) Weiter ist eine Krise ein Prozess, der weder gewünscht noch geplant ist und nur begrenzt beeinflussbar ist. Der Ausgang der Krise ist offen. (Vgl. HERBST, 1999)

Politische Akteure befinden sich ständig im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses, politische Konflikte sind an der Tagesordnung, der Eintritt in eine handfeste politische Krise ist zuweilen fließend. Nach Ansicht von HELBIG/KRETSCHMER (Vgl. HELBIG/KRETSCHMER, 2006, S. 316) ist ein „deutlicher Indikator für die Entwicklung einer ausgewachsenen Krise [...] die Art und Weise der Berichterstattung in den Medien [...] Wenn nicht mehr die Politik, sondern die Organisation oder ein politischer Akteur selbst zum Gegenstand der negativen Berichterstattung wird, stehen die Zeichen eindeutig auf Krise.“ HELBIG/KRETSCHMER (Vgl. HELBIG/KRETSCHMER, 2006, S. 316) unterscheiden dabei drei Arten der politischen Krise:

- Akute Krise innerhalb der Regierung (Bsp.: Medien decken Fehler oder Skandale um Politiker auf)
- Allgemeine Krisensituation, die im Land entsteht und Regierungskommunikation benötigt (Bsp.: Umweltkatastrophe)
- Schleichende Krise (Bsp.: unklare Machtverhältnisse, voranschreitender Vertrauensverlust)

Jede Krise verläuft dabei anders, wobei akute Krisen, wie Skandale, typischerweise blitzartig auftreten und von massivem medialen Interesse geprägt sind.

2.2 Definition, Ziele und Besonderheiten der Krisenkommunikation im politischen System

Das zentrale [...] Ziel jeder Krisenkommunikation ist der Erhalt von Glaubwürdigkeit und Vertrauen, im Idealfall sogar die Verhinderung der sich anbahnenden Krise.“

(Vgl. HELBIG/KRETSCHMER, 2006, S. 314) Weitere Ziele sind, das Öffentliche Interesse an der Krise zu schwächen und ihren zeitlichen Umfang so kurz wie möglich zu halten.

Die Krise ist nicht das Ereignis selbst, sondern die Medienberichte und öffentliche Debatte über die betroffenen politischen Akteure. Unter Krisenkommunikation versteht man neben konkreten Verhaltensregeln in der akuten Krise auch die systematische Vorbereitung auf Krisen, die Krisenprävention, um im Notfall nicht spontan reagieren zu müssen.

Die Krisenkommunikation der Regierung unterliegt besonderen Faktoren, die bei Wirtschaftsunternehmen nicht vorliegen. Dazu zählen die „extrem hohe mediale Präsenz, die

Regierungen und ihre Akteure -insbesondere Minister- genießen, [...] ein erhöhtes Krisenpotential durch aggressive Attacken von politischen Gegnern, [.und] inszenierte Kampagnen der Medien. (Vgl. HELBIG/KRETSCHMER, 2006, S. 315) Investigativer Journalismus und die Schnelllebigkeit der Politik sind weitere bestimmende Faktoren. Die Parteizugehörigkeit der einzelnen Akteure sowie die komplexen Organisationstrukturen verhindern oft eine einstimmige Kommunikation, zum Teil werden eigene Interessen verfolgt. (Vgl. HELBIG/KRETSCHMER, 2006, S. 315)

Darüber hinaus wird die Krisenanfälligkeit politischer Personen dadurch erhöht, dass politisches Handeln Konsequenzen für die ganze Bevölkerung hat und große Erwartungen an die Politik im Allgemeinen bestehen. Politische Akteure agieren in komplexen Strukturen, die sich schwer medial vermitteln lassen. Skandale hingegen steigern die Auflage, so wird politisches Handeln häufig verkürzt und emotionalisiert dargestellt. (Vgl. HELBIG/KRETSCHMER, 2006, S. 314-316)

2.3 Regeln der Krisenkommunikation

Zunächst ist essentiell, dass sich der politische Akteur eingesteht, dass er von einer Krise betroffen ist. Das Handeln sollte von folgenden Grundregeln geleitet werden:

- Aktiver Umgang mit der Krise: Ist der Akteur passiv, verliert er die Kontrolle über die Kommunikation, kann keine eigenen Deutungen liefern und fällt Spekulationen anheim. Kommuniziert er aktiv, kann er eigene Standpunkte in die Berichterstattung bringen. Von der eigenen Krise abzulenken ist nicht sinnvoll, da dies als negativ wahrgenommen werden könnte.
- Transparenz: Verschleierung ist nicht hilfreich. Finden Journalisten die Wahrheit schließlich heraus, ist die Glaubwürdigkeit restlos beschädigt. Um transparent handeln zu können, muss sich der Akteur zunächst alle Fakten selbst eingestehen.
- One-Voice-Policy: Die Kommunikation nach außen sollte einheitlich sein. Werden wild verschiedene Meinungen und Fakten durch den politischen Akteur nach außen gegeben, verschärft sich die Krise.
- Reaktion auf die Krise in kürzester Zeit: Andere Vorhaben sind zurückzustellen um eine zeitnahe Kommunikation zu ermöglichen (Vgl. HELBIG/KRETSCHMER, 2006, S. 317-321)

Weiter ist auch entscheidend zu verstehen, dass Krisen ein starkes emotionales Moment haben. Eine rein faktenorientierte, sachliche Kommunikationsstrategie wird die Krise verschärfen, da die emotionalen Bedürfnisse nicht beantwortet werden. Die emotionale Ansprache der Bevölkerung ist also mitentscheidend. (Vgl. JOHANNSSEN, 2009, S.67-68)

Um in der Krise adäquat reagieren zu können sind besondere Strukturen erforderlich. Dazu gehören das Issue-Management und der Krisenstab.

Das Issue-Management beinhaltet einerseits die genaue Beobachtung der Medien und anderer relevanter Akteure, damit eine Krise schon frühzeitig erkannt werden kann, und andererseits die Ausarbeitung von Reaktionsstrategien.

Eine zentrale Steuerungsinstanz, der Krisenstab, muss existieren. Er ist verantwortlich für die Kommunikation nach innen und außen und gewährleistet die Einhaltung der One-Voice-Policy. Der Krisenstab sollte aus Führungskräften und Kommunikationsfachleuten bestehen. (Vgl. HELBIG/KRETSCHMER, 2006, S. 317-321)

3 Karl-Theodor zu Guttenberg: Krise und Krisenkommunikation

3.1 Karl-Theodor zu Guttenberg vor der Krise

Vom Kreistag in Kulmbach erobert der adlige CSU- Politiker Karl-Theodor zu Guttenberg die Republik im Sturm. Eine bemerkenswerte politische Karriere: Ab 2002 Mitglied des Bundestages, 2008 Generalsekretär der CSU, 2009 wird er mit 37 Jahren der jüngste Bundesminister für Wirtschaft und Technologie und im selben Jahr der jüngste Bundesminister der Verteidigung. Parallel zu seiner politischen Karriere promoviert zu Guttenberg an der Universität Bayreuth. Er bekommt die Gesamtnote „summa cum laude“ und ist ab 2009 berechtigt, den Doktortitel unbefristet zu führen. (Vgl. WHO'S WHO., 2012)

Von den Medien gefeiert, erfreut er sich der Verteidigungsminister großer Beliebtheit bei den Bürgern. Bei einer Umfrage von Infratest-Dimap im Oktober 2010 geben 84% der Befragten an, dass zu Guttenberg ein Vorbild für andere Politiker im Land ist. (Vgl. INFRATEST BIMAP, 2010)

3.2 Plagiatsvorwürfe gegen Karl-Theodor zu Guttenberg

Prof. Dr. Andreas Fischer-Lescano, Rechtswissenschaftler an der Universität Bremen, möchte eine Rezension schreiben und liest zu diesem Zweck die Dissertation von zu Guttenberg „Verfassung und Verfassungsvertrag. Konstitutionelle Entwicklungsstufen in den USA und der EU“.

Fischer-Lescano gibt Textteile aus der Dissertation in die Suchmaschine „Google“ ein und findet diese wörtlich in einem Artikel der NZZ am Sonntag. Eine Quellenangabe in der Dissertation fehlt. Bei der Überprüfung anderer Stellen findet er weitere Plagiate aus mehreren Publikationen.

Fischer-Lescano informiert die Universität Bayreuth und den Redakteur der Süddeutschen Zeitung, Roland Preuß, über seinen Plagiatsverdacht. Am 16. 02.2011 veröffentlicht die Süddeutsche Zeitung den Artikel „Verteidigungsfall. Der vielbeschäftigte Abgeordnete zu Guttenberg veröffentlichte 2009 eine Doktorarbeit, die in Teilen schon anderswo stand“ (Vgl. PREUß/SCHULTZ, 2011 und PREUß, 2011). Damit beginnt die politische Krise Karl-Theodor zu Guttenbergs.

Verschiedene Zeitungen berichten zeitnah über weitere Plagiatsfunde. GuttenPlag Wiki wird von einer unbekannten Person am 17.02.2011 gegründet. Auf dieser Plattform suchen Internetnutzer gemeinsam nach Plagiaten in der Dissertation und dokumentieren ihre Ergebnisse. Ziel von GuttenPlag Wiki ist es „die wissenschaftliche Integrität eines Doktortitels in Deutschland zu sichern“ (Vgl. GuttenPlag Wiki, 2012)

1218 Plagiatsfragmente aus 135 Quellen auf 371 von 393 Seiten (94.4%) in 10421 plagiierten Zeilen (63.8%)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung: Visualisierung der Plagiate

Quelle: GuttenPlag Wiki, 2012

Das Ergebnis Anfang April ist eindeutig: 1218 Plagiatsfragmente aus 135 Quellen auf 371 von 393 Seiten. Zu Guttenberg hat sich umfangreich bei anderen Autoren bedient.

3.3 Chronik der Krisenkommunikation in Zitaten

Nach Veröffentlichung des Artikels „Verteidigungsfall“ in der Süddeutschen Zeitung am 16.02.2011 nimmt die Krise ihren Lauf. Die chronologische Darstellung prägnanter Zitate von zu Guttenberg und der Bundeskanzlerin Merkel zeigt eindrucksvoll die Krisenkommunikation jener Tage[2]:

Zu Guttenberg, 16.2.2011, Statement in der Süddeutsche Zeitung:

„Dem Ergebnis der [...] Prüfung sehe ich mit großer Gelassenheit entgegen. Ich habe die Arbeit nach bestem Wissen und Gewissen angefertigt.“ (Vgl. PREUß/ SCHULTZ, 2011)

Zu Guttenberg, 16.02.2011, Schriftliche Erklärung

“Der Vorwurf, meine Doktorarbeit sei ein Plagiat, ist abstrus. Ich bin gerne bereit zu prüfen, ob bei über 1200 Fußnoten und 475 Seiten vereinzelt Fußnoten nicht oder nicht korrekt gesetzt sein sollten und würde dies bei einer Neuauflage berücksichtigen.“ (vgl. SPIEGEL ONLINE POLITIK, 02/2011)

17.02.2011: Zu Guttenberg und Bundeskanzlerin Merkel: Lagebesprechung im Kanzleramt.

18.02.2011: Zu Guttenberg verzichtet vorerst bis zur Klärung der Vorwürfe auf seinen Doktortitel.

[...]


[1] Regierungs-PR = Regierungs-Public Relations bezeichnet die Öffentlichkeitsarbeit der Regierung

[2] Auf die Darstellung von Aussagen aus den Reihen der Wissenschaft und der Opposition musste weitestgehend verzichtet werden. Klar ist jedoch, dass massiv die Rückgabe des Titels, sowie der Rücktritt zu Guttenbergs gefordert wurden. Der Druck auf zu Guttenberg ist mit Fortgang der Krise stetig gewachsen.

Final del extracto de 15 páginas

Detalles

Título
Krise und Krisenkommunikation. Die Plagiatsaffäre um Karl-Theodor zu Guttenberg
Universidad
University of Applied Sciences Magdeburg  (Fachbereich Soziale Arbeit, Gesundheit und Medien)
Curso
Politische Kommunikation / Regierungskommunikation
Calificación
1,7
Autor
Año
2012
Páginas
15
No. de catálogo
V373519
ISBN (Ebook)
9783668510609
ISBN (Libro)
9783668510616
Tamaño de fichero
492 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Universität Bayreuth, Karl-Theodor zu Guttenberg, Krisenkommunikation, Plagiatsaffäre, Guttenberg, zu Guttenberg, GuttenPlag Wiki, Regierungs-PR, Doktortitel zu Guttenberg, jüngster Verteidigungsminister, Plagiat, CSU, „Vorerst gescheitert“
Citar trabajo
Margarete Daalmann (Autor), 2012, Krise und Krisenkommunikation. Die Plagiatsaffäre um Karl-Theodor zu Guttenberg, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/373519

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