Alleine im 16. und 17. Jahrhundert verschleppten die spanischen Eroberer 600000 Afrikaner in ihre amerikanischen Kolonien. In den Südstaaten der USA, deren Wirtschaft entscheidend vom Einsatz von Sklaven abhing, blieb die Sklaverei bis 1865 bestehen. Die Folgen sind in den betroffenen Ländern bis heute zu spüren. Doch wie konnten Kolumbus und seine Nachfolger überhaupt annehmen, es sei normal, Menschen wie eine beliebige Ware zu handeln? Die Antwort ist einfach: Im Genua des 15. Jahrhunderts, in dem Kolumbus aufgewachsen war, und in vielen Gegenden des Mittelmeerraums waren Sklaverei und Sklavenhandel alltägliche Phänomene mit einer jahrhundertelangen Tradition. Mit dieser Tradition und ihrer Entwicklung vom 12. bis zum 15. Jahrhundert wird sich die vorliegende Hausarbeit beschäftigen.
Die mittelalterliche Sklaverei war in der mediävistischen Forschung, von einigen Ausnahmen abgesehen, erst ab den 60er Jahren und verstärkt ab Mitte der 90er Jahre ein Thema. Im Geschichtsbewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit ist sie noch lange nicht angekommen. Ein Grund dafür dürfte sein, dass die Sklaverei nicht in das verbreitete Bild eines “christlichen Mittelalters” passt. Außerdem hat wohl der Einfluss marxistischer Vorstellungen, die eine Trennung von antiker ”Sklavenhaltergesellschaft” und mittelalterlicher ”Feudalgesellschaft” vorsehen, eine Rolle gespielt. Hinzu kommen begriffliche Probleme: Im Mittelalter existierten sehr verschiedene Formen von persönlicher Unfreiheit, von denen die Sklaverei nur schwer abgegrenzt werden kann.
Deswegen wird eine Erläuterung der wichtigsten Quellenbegriffe am Anfang dieser Arbeit stehen. Im zweiten Teil werde ich dann aus einer sozial- und wirtschaftsgeschichtlichen Perspektive Art und Umfang der mittelalterlichen Sklaverei und des Sklavenhandels zu bestimmen versuchen. Im letzten Teil wird es um das Verhältnis der Kirche und mittelalterlicher Glaubensvorstellungen zur Sklaverei gehen.
Der Schwerpunkt der Arbeit wird auf der Situation in Genua liegen. Wo es die Quellenlage erfordert, werde ich aber auch auf andere Städte wie Florenz oder Venedig eingehen, in denen die Verhältnisse ähnlich waren.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Begriffe
- Strukturen und Entwicklungen von Sklaverei und Sklavenhandel in Oberitalien
- Herkunft der Sklaven
- Einsatz und Zahl der Sklaven in Genua
- Soziale Stellung der Sklaven
- Christentum und Sklaverei
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Sklaverei und den Sklavenhandel in Genua vom 12. bis zum 15. Jahrhundert. Sie beleuchtet die Entwicklung und Strukturen dieser Praktiken im Kontext Oberitaliens und betrachtet dabei die unterschiedlichen Bezeichnungen für Sklaven, deren Herkunft, ihren Einsatz und ihre soziale Stellung. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Beziehung zwischen Christentum und Sklaverei.
- Entwicklung der Sklaverei und des Sklavenhandels in Genua vom 12. bis 15. Jahrhundert
- Bedeutung der Begriffe "servus" und "sclavus" im mittelalterlichen Kontext
- Herkunft und soziale Stellung der Sklaven in Genua
- Der Einfluss von Krieg und Kriegsgefangenschaft auf die Sklaverei
- Das Verhältnis zwischen Kirche und Sklaverei
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung stellt die Sklaverei und den Sklavenhandel in Genua als alltägliche Phänomene im 15. Jahrhundert vor und führt in die Thematik ein, die sich mit der Entwicklung dieser Praktiken vom 12. bis zum 15. Jahrhundert beschäftigt. Sie verortet die Arbeit im Kontext der mediävistischen Forschung und benennt einige der Herausforderungen, die sich aus der Erforschung der mittelalterlichen Sklaverei ergeben, insbesondere die begrifflichen Unschärfen und die Schwierigkeit, die Sklaverei von anderen Formen der Unfreiheit abzugrenzen. Der Fokus der Arbeit auf Genua wird begründet, unter Berücksichtigung ähnlicher Verhältnisse in anderen oberitalienischen Städten.
Begriffe: Dieses Kapitel analysiert die wichtigsten Begriffe zur Bezeichnung von Sklaven im Mittelalter, "servus/ancilla" und "sclavus/sclava". Es untersucht die semantischen Schwierigkeiten bei der Abgrenzung von Sklaverei und anderen Formen der Unfreiheit, insbesondere im Bezug auf "servus". Das Kapitel vergleicht die unterschiedliche Entwicklung und Bedeutung der Begriffe "servus" und "ancilla", und betont die Bedeutung des Kontextes und regionaler Gegebenheiten bei der Interpretation. Die Entwicklung des Begriffs "sclavus" wird im Zusammenhang mit der Herkunft der Sklaven aus slawischen Gebieten erläutert und der Zusammenhang zwischen ethnischer Herkunft und rechtlicher Stellung thematisiert.
Strukturen und Entwicklungen von Sklaverei und Sklavenhandel in Oberitalien: Dieser Abschnitt befasst sich mit den verschiedenen Wegen, die im mittelalterlichen Italien zur Sklaverei führten. Neben der fortdauernden Tradition der Schuldknechtschaft wird die Versklavung im Krieg als bedeutendster Faktor hervorgehoben. Der Fokus liegt auf Genua, wobei die Quellenlage in anderen Städten wie Florenz und Venedig mit einbezogen wird um Vergleiche zu ermöglichen. Es werden die Herkunftsländer der Sklaven und die damit verbundenen Bezeichnungen in genuesischen Dokumenten analysiert, die den engen Zusammenhang zwischen rechtlicher Stellung und ethnischer Herkunft unterstreichen.
Schlüsselwörter
Sklaverei, Sklavenhandel, Genua, Oberitalien, Mittelalter, 12. Jahrhundert, 15. Jahrhundert, "servus", "sclavus", Kriegsgefangene, soziale Stellung, Christentum, ethnische Herkunft, Quellenkritik.
Häufig gestellte Fragen zur Hausarbeit: Sklaverei und Sklavenhandel in Genua (12.-15. Jahrhundert)
Was ist der Gegenstand dieser Hausarbeit?
Die Hausarbeit untersucht die Sklaverei und den Sklavenhandel in Genua zwischen dem 12. und 15. Jahrhundert. Sie beleuchtet die Entwicklung und Strukturen dieser Praktiken im Kontext Oberitaliens, berücksichtigt die Bezeichnungen für Sklaven, deren Herkunft, ihren Einsatz und ihre soziale Stellung und analysiert das Verhältnis zwischen Christentum und Sklaverei.
Welche Kapitel umfasst die Hausarbeit?
Die Hausarbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zu den Begriffen „servus“ und „sclavus“, ein Kapitel zu den Strukturen und Entwicklungen von Sklaverei und Sklavenhandel in Oberitalien, ein Kapitel zum Christentum und Sklaverei und ein Fazit.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit konzentriert sich auf die Entwicklung der Sklaverei und des Sklavenhandels in Genua, die Bedeutung der Begriffe „servus“ und „sclavus“, die Herkunft und soziale Stellung der Sklaven, den Einfluss von Krieg und Kriegsgefangenschaft auf die Sklaverei und das Verhältnis zwischen Kirche und Sklaverei.
Wie werden die Begriffe "servus" und "sclavus" behandelt?
Das Kapitel „Begriffe“ analysiert die semantischen Unterschiede zwischen „servus/ancilla“ und „sclavus/sclava“ und die Schwierigkeiten bei der Abgrenzung von Sklaverei und anderen Formen der Unfreiheit. Es untersucht die unterschiedliche Entwicklung und Bedeutung der Begriffe und betont den Einfluss von Kontext und regionalen Gegebenheiten auf deren Interpretation. Die Entwicklung des Begriffs „sclavus“ wird im Zusammenhang mit der Herkunft der Sklaven aus slawischen Gebieten erläutert.
Wie beschreibt die Arbeit die Strukturen und Entwicklungen der Sklaverei in Oberitalien?
Der Abschnitt zu den Strukturen und Entwicklungen untersucht die verschiedenen Wege zur Sklaverei im mittelalterlichen Italien, insbesondere die Versklavung im Krieg und die fortdauernde Tradition der Schuldknechtschaft. Der Fokus liegt auf Genua, wobei Vergleiche zu anderen oberitalienischen Städten wie Florenz und Venedig gezogen werden. Es werden die Herkunftsländer der Sklaven und der Zusammenhang zwischen rechtlicher Stellung und ethnischer Herkunft analysiert.
Welche Quellen werden verwendet?
Die Arbeit basiert auf genuesischen Dokumenten, die den engen Zusammenhang zwischen rechtlicher Stellung und ethnischer Herkunft der Sklaven belegen. Die Quellenlage in anderen oberitalienischen Städten wird ebenfalls berücksichtigt, um Vergleiche zu ermöglichen. Die Arbeit thematisiert auch die Herausforderungen der Quellenkritik bei der Erforschung der mittelalterlichen Sklaverei.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Sklaverei, Sklavenhandel, Genua, Oberitalien, Mittelalter, 12. Jahrhundert, 15. Jahrhundert, „servus“, „sclavus“, Kriegsgefangene, soziale Stellung, Christentum, ethnische Herkunft, Quellenkritik.
Welche Schlussfolgerungen zieht die Arbeit?
(Die Zusammenfassung des Fazits fehlt im bereitgestellten Text und kann daher nicht beantwortet werden.)
- Quote paper
- Moritz Deutschmann (Author), 2005, Sklaverei und Sklavenhandel in Genua vom 12. bis zum 15. Jahrhundert, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/37355