Die Erosion und der darauffolgende Zusammenbruch des Sowjet-Imperiums Ende der 1980er Jahre stellte die Erforschung von demokratischen Übergängen bzw. die Erforschung von Systemwechseln vor neue Herausforderungen. Stand die Forschung bis dato vor allem im Zeichen von Struktur- und Modernisierungstheorie (zu nennen wäre hier unter anderem Lipset), so gewannen Ende der 1980er Jahre auch Akteurstheorien (wie exemplarisch die Arbeit von O'Donnell und Schmitter) zunehmend an Bedeutung. Blickt man auf die vorherrschenden politischen Theorien zu Transformationsprozessen, kommt man nicht umhin festzustellen, dass die großen Paradigmen der politologischen Theoriebildung System und Handeln sind.
Im Fokus dieser Arbeit steht die Herausarbeitung der Aussagekraft von der Modernisierungs- und Akteurstheorie, sowie dem Theorem des Dilemmas der Gleichzeitigkeit anhand der Transformationsprozesse in Weißrussland und Ungarn. In Hinblick auf die Problematiken, welche bei der Beschreibung von Transformationsprozessen entstehen, stellt sich die Frage, ob die klassischen Theorien bei der Beschreibung dieser Transformationen versagen oder ob sie trotz der schwierigen Umstände ihre Erklärungskraft behalten. Um dieser Frage nachzugehen, sollen in dieser Masterarbeit exemplarisch die Modernisierungstheorie von Lipset (1959/1994) und die Akteurstheorie von O’Donnell und Schmitter (1986) gegenübergestellt und anhand von Ungarn und Weißrussland miteinander verglichen werden. Bei der Bewertung der Erklärungskraft der beiden Theorien soll zudem das Dilemma der Gleichzeitigkeit mit betrachtet werden, stellt es doch einen Gegenentwurf zu den monokausalen Theorien dar.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Theoretischer Rahmen
- 2.1. Modernisierungstheorie nach Lipset
- 2.1.1. Argumentationsstruktur
- 2.1.2. Kritik
- 2.2. Akteurstheorie von O'Donnell, Schmitter und Whitehead
- 2.2.1. Liberalisierung, Demokratisierung und Konsolidierung
- 2.2.2. Krise eines autoritären Systems
- 2.2.3. Kritik an der empirisch-deskriptiven Akteurstheorie
- 2.3. Das Dilemma der Gleichzeitigkeit
- 2.3.1. Probleme der National- und Staatenbildung
- 2.3.2. Probleme der Demokratisierung
- 2.3.3. Probleme beim Umbau der Wirtschaft
- 2.3.4. Kritik
- 2.1. Modernisierungstheorie nach Lipset
- 3. Analyse Weißrusslands
- 3.1. Modernisierungstheorie am Beispiel Weißrusslands
- 3.2. Akteurstheorie am Beispiel Weißrusslands
- 3.2.1. Liberalisierungsphase
- 3.2.2. Demokratisierungsphase
- 3.2.3. Konsolidierungsphase
- 4. Analyse Ungarns
- 4.1. Modernisierungstheorie am Beispiel Ungarns
- 4.2. Akteurstheorie am Beispiel Ungarns
- 4.2.1. Liberalisierungsphase
- 4.2.2. Demokratisierungsphase
- 4.2.3. Konsolidierungsphase
- 5. Dilemma der Gleichzeitigkeit – Analyse Weißrussland und Ungarn
- 6. Vergleich der Ergebnisse
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Masterarbeit setzt sich zum Ziel, die Erklärungskraft der Modernisierungstheorie und der Akteurstheorie im Hinblick auf politische Transformationsprozesse zu vergleichen. Dabei werden die Transformationsprozesse in Weißrussland und Ungarn analysiert. Die Arbeit untersucht, ob und inwieweit die beiden Theorien die beobachteten Entwicklungen in den beiden Ländern erklären können. Die wichtigsten Themenschwerpunkte der Arbeit sind:- Die Modernisierungstheorie nach Lipset
- Die Akteurstheorie von O'Donnell, Schmitter und Whitehead
- Das Dilemma der Gleichzeitigkeit
- Die politische Transformation in Weißrussland
- Die politische Transformation in Ungarn
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der politischen Transformationsprozesse ein und stellt die Forschungsfrage der Arbeit dar. Sie erläutert die Relevanz der beiden Theorien für die Analyse von Transformationsprozessen und stellt die beiden Fallbeispiele Weißrussland und Ungarn vor.
Das zweite Kapitel widmet sich dem theoretischen Rahmen der Arbeit. Es werden die Modernisierungstheorie nach Lipset und die Akteurstheorie von O'Donnell, Schmitter und Whitehead vorgestellt und kritisch analysiert. Der Fokus liegt auf der Erklärungskraft der beiden Theorien im Hinblick auf politische Transformationsprozesse. Darüber hinaus wird das Dilemma der Gleichzeitigkeit, das sich aus der gleichzeitigen Transformation in verschiedenen Bereichen ergibt, erörtert.
In den Kapiteln 3 und 4 werden die beiden Fallbeispiele Weißrussland und Ungarn anhand der beiden Theorien analysiert. Es werden die Entwicklungen in den jeweiligen Ländern in Bezug auf die Modernisierungstheorie und die Akteurstheorie betrachtet.
Im fünften Kapitel wird das Dilemma der Gleichzeitigkeit anhand der beiden Fallbeispiele analysiert. Es werden die spezifischen Herausforderungen, die sich aus der gleichzeitigen Transformation in den verschiedenen Bereichen ergeben, dargestellt.
Das sechste Kapitel widmet sich dem Vergleich der Ergebnisse der beiden Analysen. Es werden die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Weißrussland und Ungarn im Hinblick auf die Erklärungskraft der beiden Theorien herausgestellt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen der politischen Transformation, Modernisierungstheorie, Akteurstheorie, Weißrussland, Ungarn, Dilemma der Gleichzeitigkeit und der Erklärungskraft von Theorien. Die Arbeit analysiert die politische Transformation in den beiden Ländern anhand der beiden Theorien und untersucht, ob und inwieweit diese die beobachteten Entwicklungen erklären können.- Citation du texte
- M.Ed. Christoph Grave (Auteur), 2017, Die Erklärungskraft von Modernisierungstheorie und Akteurstheorie. Vergleich der politischen Transformationsprozesse in Weißrussland und Ungarn, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/373695