„Denn unter dem Vorwand, dass ihm die Hässlichkeit der alten Gebäude und die engen krummen Straßen zuwider seien, steckte [Nero] die Stadt in Brand, und zwar so offen, dass viele Konsulare seine Kammerdiener, die sie mit Werg und Fackeln in ihren Häusern ertappten, nicht anzurühren wagten […]“
Mit diesen eindringlichen Worten beschreibt der römische Literat und Kaiserbiograf Sueton den Hergang des Großbrands von Rom und legt mit seinen Worten eine Brandstiftung durch Kaiser Nero dar, ohne dem Ereignis tatsächlich beigewohnt zu haben. Vermutlich war er im Jahr 64 n. Chr., als das Feuer ausbrach und neun Tage lang in den Straßen und Bezirken der Hauptstadt wütete, noch nicht einmal geboren. Antiken Quellen zufolge brach der Brand im Circus Maximus aus und griff von dort, durch den Wind angefacht, auf die anliegenden Gebäude über, die aus leicht brennbarem Material bestanden. Nur vier von vierzehn Stadtbezirken blieben verschont; die drei Stadtteile Circus Maximus, Palatin sowie der Isis und Serapis brannten völlig nieder.
Was die Ursachen des Brandes anbetrifft, gehen sowohl die Meinungen in den antiken Quellen als auch in heutigen wissenschaftlichen und belletristischen Werken auseinander. Während die einen davon ausgehen, dass Nero selbst den Brand befahl, sehen andere die Ursache bei den Christen, oder ziehen auch eine nicht intendierte Brandursache in Betracht. Es sind vor allem solche Quellen wie Sueton und Cassius Dio die eine Brandstiftung durch den Kaiser nahelegen. Fast zweitausend Jahre christlicher Geschichtsschreibung und der bekannte Film Quo vadis, von Peter Ustinov taten ihr Übriges und kreierten das Bild eines grausamen Herrschers ohne Mitgefühl und echtes Empfinden. Eine kritischere Auseinandersetzung fand erst mit der modernen Geschichtsschreibung durch vorwiegend englische, französische und rumänische Historiker unter Anwendung der Quellenkritik statt. Um folglich näher auf die Frage eingehen zu können, ob Nero den Brand von Rom 64 n. Chr. tatsächlich legte, ist es hilfreich, Informationen über die Person des Kaisers an sich zusammenzutragen. Es stellt sich die Frage, ob er wirklich ein derart „verrückter“ und „tyrannischer“ Kaiser war, wie es nicht selten heute noch geglaubt wird. Denn eine rational logische Tat wäre die Brandstiftung in einer gut beleuchteten Vollmondnacht nicht gewesen.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung: Eine Geschichtsschreibung, die Fragen aufwirft
- II. Das widersprüchliche Bild des Kaiser Nero
- III. Die Gerüchteküche um den Großbrand von Rom
- IV. Die Brandursache
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem Großbrand von Rom im Jahr 64 n. Chr. und untersucht die verschiedenen Theorien über seine Ursache, insbesondere die Rolle des Kaisers Nero. Sie analysiert die antiken Quellen und die moderne Geschichtsschreibung, um ein differenziertes Bild des Brandes und der Person Neros zu zeichnen.
- Die Rolle des Kaisers Nero im Brand von Rom
- Die Darstellung Neros in antiken Quellen und in der modernen Geschichtsschreibung
- Die Ursachen des Brandes: Zufall, Intrige, Brandstiftung?
- Die Auswirkungen des Brandes auf Rom und die römische Gesellschaft
- Die Rolle der Christen im Kontext des Brandes
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Widersprüche in der Geschichtsschreibung über den Brand von Rom und stellt die verschiedenen Theorien über seine Ursache vor. Kapitel II widmet sich der komplexen Persönlichkeit des Kaisers Nero und analysiert die Quellen, die ihn als „verrückten“ und „tyrannischen“ Herrscher darstellen. Kapitel III befasst sich mit den Gerüchten und Spekulationen um den Großbrand von Rom, während Kapitel IV die verschiedenen Theorien über die Brandursache untersucht und die Rolle der Christen in diesem Kontext beleuchtet.
Schlüsselwörter
Nero, Brand von Rom, antike Quellen, Geschichtsschreibung, Christen, Brandursache, Intrige, Zufall, Brandstiftung, römische Gesellschaft, politische Macht, Herrscherbild, Quellenkritik
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- Caroline Thon (Author), 2017, Kaiser Nero und der Brand von Rom. Zwischen Zufall, Intrige und Brandstiftung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/373778