Pädagogische Intervention bei kindlicher Adipositas


Dossier / Travail de Séminaire, 2016

24 Pages, Note: 1,3


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Zusammenfassung

Vorwort

1. Definition

2. Diagnose und Messverfahren

3. Ursachen von Übergewicht und Adipositas

4. Physische und psychische Folgen der Adipositas

5. Übergewicht/ Adipositas bei Kindern
5.1. Wenn das Essen zur Sucht wird
5.2. Wann ist eine Therapie notwenig?
5.3. Wann ist Hilfe von außen sinnvoll?
5.4. Wer bietet Programme an?
5.4.1. Qualitätsmerkmale von Programmen

6. Das Projekt TigerKids im Kindergarten
6.1. Projektinhalte von TigerKids
6.2. Umsetzung im Kindergarten
6.3. Alltagstauglichkeit von TigerKids
6.4. Nachhaltigkeit von TigerKids

7. Fazit

Literaturverzeichnis

Zusammenfassung

„Übergewicht und Adipositas im Kindes- und Jugendalter haben in den letzten beiden Jahrzehnten stark an Häufigkeit zugenommen. In Deutschland sind 15% der 3- bis 17-Jährigen übergewichtig, 6,3% adipös. Kindliche Adipositas führt zu hohen psychosozialen Belastungen und beeinträchtigt ernsthaft Lebensqualität und Lebenserwartung.“ (Koletzko, Verwied-Jorky, Strauß, Herbert, Duvinage 2011, Seite 42) Gekennzeichnet durch die Interaktion von Vererbungsfaktoren und Umweltfaktoren, stellt die Adipositas eine chronische Erkrankung dar. (Vgl. Korsten- Beck 2008, Seite 223) Alles andere als zufriedenstellend, sind die Therapiemöglichkeiten bei kindlicher Adipositas. Medikamente kommen bei kindlicher Adipositas kaum zum Einsatz, die bariatrische Chirurgie ist wenigen Fällen nur älteren Jugendlichen mit morbider Adipositas vorbehalten. Die übliche Verhaltenstherapie ist personal- und kostenaufwendig. (Vgl. Koletzko, Verwied- Jorky, Strauß, Herbert, Duvinage 2011, Seite 42) In Anbetracht der finanziellen Ressourcen unseres Gesundheitswesens kommt der Gesundheitsförderung, der Prävention und der Identifizierung von Risikogruppen eine besondere Bedeutung zu. (Vgl. Korsten- Beck 2008, Seite 223) Strukturierte Schulungsprogramme, über mindestens ein Jahr, werden bisher nur begrenzt finanziert. Preiswerte, leicht umsetzbare Angebote mit einem geringem Aufwand, wie TigerKids, können bei mäßigem Übergewicht und fehlenden komplizierenden Begleitfaktoren dazu beitragen, den Body-Mass-Index zu reduzieren. (Vgl. Koletzko, Verwied-Jorky, Strauß, Herbert, Duvinage 2011, Seite 42)

Vorwort

Fast täglich sind im Nachmittags- und Abendprogramm Beiträge über übergewichtige und adipöse Kinder und Jugendliche und deren Probleme im Alltag zu sehen. Es stellt sich die Frage, ob die Präsenz der Problematik Adipositas bei Kindern und Jugendlichen in der Gesellschaft wirklich deutlich zunahm oder uns dies durch Medienstrategien der einzelnen Sendeanstalten suggeriert wird. Betrachtet man die Ergebnisse von 2007 erhobenen Kinder- und Jugendgesundheitssurveys (KiGGS) des Robert Koch-Instituts, wird allerdings die alarmierende Wahrheit deutlich. Die repräsentative Studie ergab, dass von circa 17000 ausgewählten Kindern und Jugendlichen 15 % der befragten Kinder und Jugendlichen, von drei bis siebzehn Jahren, an Übergewicht leiden. Dies sind ungefähr 1,9 Millionen Kinder und Jugendliche. Erschreckend: Immer noch sind bis zu 12 Prozent der I-Dötzchen übergewichtig. (Vgl. Korsten- Beck 2008, Seite 223) „Zwischen Ernährung und Erziehung besteht ein enger Zusammenhang.Von Anfang an ist für die Entwicklung des Kindes bedeutend, wer dem Kind welche Nahrung gibt, wie auf die Bedürfnisse des Kindes reagiert wird, wie diese befriedigt werden und wie die Interaktion bei der Nahrungsaufnahme gestaltet ist. All dies ist entscheidend für die Entwicklung, Sozialisation und Erziehung des Kindes.“ (Methfessel, Höhn, Miltner- Jürgensen 2016, Seite 13) In vielen europäischen Sprachen zeigt sich eine enge Verbindung von Erziehung und Ernährung. Kinder benötigen die Nahrung für Geist und Seele, ebenso wie für die Entwicklung des Körpers. Und für die Entwicklung von Körper und Geist bedarf es Pflege. Noch heute findet sich eine enge Beziehung zwischen Ernährung und Erziehung, beispielsweise dann, wenn Hunger und Durst auch auf Bildung und Wissen bezogen werden: Kinder werden mit Wissen „gefüttert“ und „gefüllt“. Sie „dürsten nach Wissen“. (Vgl. Methfessel, Höhn, Miltner- Jürgensen 2016, Seite 13)

1. Definition

„Bis zur Jahrhundertwende wurde übermäßige Fettansammlung mit „Fettleibigkeit“, „Dickleibigkeit“ oder mit „Corpulenz“ bezeichnet. […]. Der Begriff „Adipositas“ wurde erst Mitte des 20. Jahrhunderts eingeführt […]. (Jacob 1998, Seite 2) Einen Menschen bezeichnet man dann als übergewichtig, wenn sein Gewicht mehr beträgt, als das für seine Körpergröße optimal angesehene Normalgewicht. Adipositas bezeichnet starkes, krankhaftes Übergewicht und wird heute als chronische Krankheit angesehen. Das Wort Adipositas, kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „Fettsucht“. Differenziert wird zischen der primären und der sekundären Adipositas. (Vgl. Valentin 2008, Seite 25) „Bei der primären Form handelt es sich um eine übermäßige Erhöhung der Körpermasse und des Körperfettanteil ohne eine erkennbare Grunderkrankung. Die sekundäre Adipositas hingegen ist das Resultat einer körperlichen Störung aufgrund genetischer Ursachen oder hormoneller Störungen. Adipositas tritt am häufigsten in der primären Form, bedingt durch ein Überschreiten des individuellen Energiebedarf, in Erscheinung.“ (Valentin 2008, Seite 25)

2. Diagnose und Messverfahren

Bei Erwachsenen kann man sich einfach nach der Broca- Formel orientieren: Körpergröße (in cm) minus 100. Das Ergebnis entspricht dem Normalgewicht. Je nach Körperbau kann das Gewicht um zehn Prozent unter- oder überschritten werden- ohne, dass daraus medizinisch nachteilige Konsequenzen entstehen würden. Das Broca- Normalgewicht hängt sehr stark von der Körpergröße ab, deshalb ist diese Berechnung für sehr große bzw. sehr klein gewachsen Menschen ungeeignet. Exakter ist die Beurteilung des Körpergewichts mithilfe des BMI (Body- Mass- Index). Der BMI wird aus Gewicht und Größe berechnet:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Der BMI eignet sich sehr gut, um den Schweregrad des Übergewichts einteilen zu können:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle: Vgl. Valentin 2008, Seite 16

Die Anwendung des BMI bei Kindern wird bereits international akzeptiert. (Vgl. Valentin 2008, Seite 15 bis 17)

3. Ursachen von Übergewicht und Adipositas

Trotz light- Produkten und Fitnesswelle sind immer mehr Kinder und Erwachsene zu dick. Warum ist das so? Liegt es wirklich nur an mangelnder Disziplin eines jeden einzelnen? Die Ursachen und die Krankheitsentstehung der Adipositas sind komplex- grundsätzlich ist sie eine Folge einer Energieimbalance, das heißt, dass die Energieaufnahme den Energieverbrauch, über einen längeren Zeitraum hinweg, übersteigt. Untersuchungen zeigen, dass eine tägliche Fehlbilanz von zwei Prozent (circa 125 kJ/Tag) oder 15 Minuten Fernsehen statt Bewegung zur Adipositas führen können. (Vgl. Korsten- Beck 2008, Seite 224) In Dänemark haben Forscher eine Untersuchung mit Adoptivkindern gemacht. Sie verglichen das Gewicht der Adoptivkinder mit ihren leiblichen Eltern und mit ihren Adoptiveltern. Sie fanden heraus, dass Essgewohnheiten, Vorbildfunktion und Nahrungsangebot von den Adoptiveltern geprägt war. Von den leiblichen Eltern wurden nur die Gene mit auf den Weg gegeben. Das Ergebnis: Es gab keine Übereinstimmung mit den Adoptiveltern, aber eine hohe Übereinstimmung mit den leiblichen Eltern: die Gene hatten mehr Einfluss als das Erlernte. Ein entsprechendes Ergebnis zeigte eine Untersuchung von getrennt aufwachsenden Zwillingen. Trotz unterschiedlicher Lebensbedingungen hatte sich das Gewicht der Zwillingspärchen sehr ähnlich entwickelt. Vererbung spielt also eine entscheidende Rolle. (Vgl. Kast- Zahn 1999, Seite 29) „Eine angeborene Disposition zu Übergewicht und Adipositas und damit verbundene metabolische Risiken müssen nicht zwangsweise genetisch bedingt sein, sondern können durch Umweltfaktoren während der Schwangerschaft, die zu metabolischen Adaptationen führen, verursacht werden.“ (Korsten- Beck 2008, Seite 224) Immer wieder kommen Stimmen auf, ob auch Hormonstörungen oder andere Erkrankungen für das Übergewicht verantwortlich sein können. Doch in weniger als ein Prozent aller Fälle sind es organische Ursachen, die mit Übergewicht einhergehen. (Vgl. Kolbe, Weyhreter 2003, Seite 27) „In seltenen Fällen kann es durch Sauerstoffmangel oder Verletzungen zu Schäden in Gehirnbereichen kommen, die das Appetit- und Sättigungszentrum beeinflussen. Dies kann zu einer enormen Gewichtszunahme führen. Echte oder klassische hormonelle Störungen, die Fettsucht verursachen, wie Unterfunktion der Schilddrüse oder Mangel an Wachstumshormonen, sind sehr selten und können gut behandelt werden.“ (Kolbe, Weyhreter 2003, Seite 27) Dagmar Knopf schreibt in ihrem Artikel „Müdigkeit macht hungrig“, dass Schlafmangel in das Neurone Kontrollsystem eingreift, indem er zum einen die Selbstkontrolle senkt und andererseits die attraktive Schokoladentorte für das müde Gehirn noch attraktiver erscheinen lässt, als sie sowie so schon ist. (Vgl. Knopf 44/2016, Seite 37) „Dreijährige, die zu wenig Nachtruhe bekommen, sind demnach im Alter von sieben Jahren häufiger übergewichtig als Kinder mit ausreichendem Schlaf.“ (Knopf 44/2016, Seite 37) Manchmal kommt es vor, dass auch der Appetit seltsame Kapriolen schlägt. Vor allem negative Emotionen wie Stress, Einsamkeit, Trauer oder Langweile scheinen den Weg Richtung Kühlschrank zu bahnen. Comfort eating bezeichnen die Fachleute dieses Essverhalten. (Vgl. Tenzer 44/2016, Seite 14) „Ernährungspsychologen sehen Probleme vor allem dann entstehen, wenn Betroffene keine Alternativen mehr haben, mit negativen Emotionen umzugehen. Dann kann dieses Essverhalten- über Jahre hinweg praktiziert- zu Übergewicht führen. Die Folgen gehen dann weit über ein bisschen „Kummerspeck“ hinaus.“ (Tenzer 44/2016, Seite 16) Die Ursachen, wie Ärger mit den Eltern, in der Schule oder Freunden, werden durch die Naschattacken natürlich nicht beseitigt. Wer immer wieder mit dem Griff in die Chipstüte reagiert, anstatt die Schwierigkeiten anzusprechen oder die Situation aktiv zu verändern, verharrt in seiner Lage: Der nächste Konflikt und die nächste Essattacke sind programmiert. (Vgl. Tenzer 44/2016, Seite 16) Die Filmemacherin Stephanie Soechtig meint, dass die Nahrungsmittelindustrie Schuld ist. Sie verkauft uns Essen, das Unmengen an Zucker enthält. So beinhalten 80% der 600000 Produkte, die es in amerikanischen Supermärkten zu kaufen gibt, beigesetzten Zucker. Mit massiver Lobarbeit und Einflussmaßnahme auf Politik und Wissenschaft gelingt es der Industrie, ihre Produkte weiter ohne große Hürden in den Markt zu drücken. Zwar ist der Film hauptsächlich ein den USA gedreht, vieles aber auf hiesige Verhältnisse übertragbar. Sehr berührend zeigt Soechtig, wie übergewichtige Kinder und ihre Familien sich mit Diäten herumquälen und doch nur gegen Windmühlen kämpfen. (Vgl. Soechtig 2015)

4. Physische und psychische Folgen der Adipositas

„Auch wenn das Übergewicht im Kindesalter noch keine akuten gesundheitlichen Probleme bereitet, sollte doch ernst genommen werden. Denn mehr als die Hälfte der übergewichtigen Kinder werden zu dicken Erwachsenen, die ein stark erhöhtes Risiko für vielerlei Erkrankungen tragen.“ (Kolbe, Weyhreter 2003, Seite 21) Das herausragende Gesundheitsproblem besteht in den Sekundär- und Folgeerkrankungen. Die folgende Abbildung fasst die wichtigsten Folgeerkrankungen zusammen. (Vgl. Warschburger, Metermann, Fromme 2005/ Mannhardt 2005/ Kolbe, Weyhreter 2003)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

5. Übergewicht/ Adipositas bei Kindern

5.1 Wenn Essen zur Sucht wird

Durch das Essen lassen sich negative Gefühle und Langweile gut vertreiben. Dabei können sich die Kinder sogar relativ wohl fühlen. Häufig entstehen durch emotionales Essverhalten Bedürfnisse, manchmal auch Süchte oder Abhängigkeiten, wie sie uns von Drogen, Alkohol oder Nikotin bekannt sind. (Vgl. Kolbe, Weyhreter 2003, Seite 41) Was aber hilft, wenn es so weit ist? Eine Diät allein führt nicht weiter. Sie kann die Symptome sogar verschlimmern- durch den erzwungenen Verzicht auf Nahrungsmittel wird die Stimmung der Kinder oft weiter verschlechtert, was wiederum den Appetit auf die geliebten Snacks steigert. Vielmehr kommt es darauf an, dass die Kinder Alternativen an die Hand bekommen, um ihre Emotionen zu regulieren. (Vgl. Tenzer 44/2016, Seite 18)

5.2 Wann ist eine Therapie notwendig?

Diese Entscheidung liegt bei der behandelnden Ärztin oder dem Arzt, die das Kind betreuen. Denn schließlich hängt die Antwort nicht nur vom Gewicht ab.

[...]

Fin de l'extrait de 24 pages

Résumé des informations

Titre
Pädagogische Intervention bei kindlicher Adipositas
Université
Karlsruhe University of Education
Cours
Professionelles Handeln I mit Praxisanteil
Note
1,3
Auteur
Année
2016
Pages
24
N° de catalogue
V373823
ISBN (ebook)
9783668514737
ISBN (Livre)
9783668514744
Taille d'un fichier
431 KB
Langue
allemand
Mots clés
Adipositas
Citation du texte
Jutta Häuselmann (Auteur), 2016, Pädagogische Intervention bei kindlicher Adipositas, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/373823

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