El Niño. Grundlegende Fakten und ein Vergleich der Auswirkungen in den Jahren 1997 und 2015

Mit exemplarischen Beispielen


Facharbeit (Schule), 2017

44 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 El Niño - Die Grundlagen
1.1 Walkerzirkulation
1.1.1 Passatwinde und Corioliskraft
1.1.2 Meeresströmungen
1.1.3 Thermokline
1.2 El Niño- Anomalie
1.2.1 Änderung der Wassertemperatur im Pazifik
1.2.2 Vordringen der Kelvinwellen
1.2.3 Zusammenbruch des südpazifischen Hochdruckgebiets
1.2.4 El Niños Auswirkungen auf den Pazifik
1.2.5 Klimatologische Änderungen im pazifischen Raum
1.2.6 Südlicher Oszillationsindex (SOI)
1.2.7 ENSO- Zusammenspiel zwischen SOI und EL NIÑO
1.2.8 Häufigkeit der ENSO-Ereignisse

2 El Niños 1997 und 2015
2.1 Zusammenfassung
2.1.1 Entwicklung der El Niños 1997 und 2015
2.1.2 Temperaturanomalien
2.1 Vergleich der Auswirkungen
2.1.1 Wirtschaft und Landwirtschaft
2.1.2 Dürre und Luftbelastung
2.1.3 Ökosystem im Pazifik- Korallenbleiche

3 Fazit

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abstract

In meiner Verwissenschaftlichen Arbeit zu dem Thema „El Niño-Grundlegende Fakten und ein Vergleich der Auswirkungen in den Jahren 1997/98 und 2015/16 mit exemplarischen Beispielen" werde ich folgende Fragen beantworten:

- Was ist El Niño?
- Wie wirkte sich das Klimaphänomen verglichen in den Jahren 1997 und 2015 aus?

Zuerst gehe ich kurz auf die Frage ein, was El Niño überhaupt ist und wo das Klimaphänomen auftritt. Anschließend beschreibe ich den gewöhnlichen, durch­schnittlichen klimatologischen und marinen Zustand im Pazifik und wie sich beide während eines El Niño-Ereignisses verändern. Im zweiten Teil meiner Arbeit vergleiche ich die beiden letzten großen El Niño-Ereignisse in den Jahren 1997/98 und 2015/16, die gravierende Schäden hinterließen und unter­schiedliche Sektoren beeinflussten. Denn El Niño wirkt sich vielseitig aus. So kommt es in normalerweise trockenen Regionen zu Überschwemmungen, in anderen Gebieten herrscht wiederum langanhaltende Trockenzeit und z.B. in Südostasien verschlechtert sich deutlich die Luftqualität.

Der letzte El Niño 2015/16 ist insofern noch aktuell, da sich die Auswirkungen bis in das Jahr 2016 zogen und viele Schäden noch bestehen.

1 El Niño - Die Grundlagen

Im Jahr 2015 wurde das Klimaphänomen El Niño von den Medien besonders stark publik gemacht. Es war von einem starken El Niño-Jahr die Rede, sogar noch stärker als der El Niño im Jahre 1997. Angesichts seiner gravierenden Auswirkungen bezeichnete man ihn als „Super El-Niño", der „Gigant im Pazifik" oder „das Wetterphänomen El Niño". Trotz seiner zunehmenden Bekanntheit in den letzten Jahren wussten nur wenige über das Phänomen Bescheid und über dessen tatsächlichen Vorgang im Pazifik. So handelt es sich bei El Niño nicht um eine Meeresströmung, sondern um eine Klimaanomalie im pazifischen Raum, die eine vollständige Umstellung der atmosphärischen Verhältnisse und folglich auch der ozeanischen Zustände verursacht. Im folgenden Text wird der klimatologische und der marine Zustand im Pazifik im Allgemeinen erklärt und anschließend dessen beide Veränderungen bei einem Eintreten von El Niño.

Das Wetter spielt sich in der Troposphäre ab und dieses ist abhängig von der Zusammensetzung der Atmosphäre, deren Wasseraufnahmefähigkeit und deren Dichte. Hauptentscheidend für das Wetter einer Region ist auch die Nähe und Lage zum Meer und ob es sich hierbei um ein warmes oder kaltes Gewässer handelt. In Küstenregionen, wie etwa in näherer Umgebung des Pazifiks, wird die aufgenommene Menge an Wasser aus dem Ozean in Form von Wolken und Niederschlag wieder auf der Erde verteilt (vgl. Klotz, 2008, www.uni-tuebingen/ El Niño).

Das geschieht durch Winde, die warme Luftmassen aus den äquatorialen Breiten in die kühleren Breiten transportieren und somit für einen relativ aus­geglichenen Wärmehaushalt sorgen (vgl. Klotz, 2008, www.uni-tuebingen/El Niño). Allgemein bilden sich hierbei um den gesamten Erdball mehrere groß­räumige Luftzirkulationen aus, die somit einen weiteren wichtigen Teil zur Bestimmung der Wetterdynamik der Atmosphäre leisten. Außerdem beeinflussen die Luftzirkulationen insbesondere das Klima der angrenzenden Gebiete (vgl. Caviedes, El Niño, S. 9).

In Zusammenhang mit dem Klimaphänomen El Niño steht die Walkerzirkulation, eine Luftzirkulation, die sich über den gesamten Pazifischen Ozean parallel zum Äquator ausbildet. Die Walkerzirkulation prägt das Klima der umgebenden Gebiete und die Natur hat sich ihr im Laufe der Zeit angepasst. Aufgrund dessen, dass der Pazifik der größte Ozean der Erde ist, ist er für das Wetter­geschehen weltweit von großer Bedeutung und die Walkerzirkulation hat eine relevante Wichtigkeit auch außerhalb des pazifischen Bereichs. Ein weiteres erwähnenswertes Merkmal des Pazifiks, dem Entstehungsort der Walkerzirkulation, ist seine immense Breite im Bereich des Äquators. Dadurch kann er eine enorme Menge an Sonnenergie aufnehmen und gibt in weiterer Folge viel mehr Feuchtigkeit und Wärme an die Atmosphäre ab, als alle anderen Ozeane zusammen. Eine Variabilität im Pazifik und in der Atmosphäre oberhalb des Pazifiks wirkt sich auch in weiter entfernten Teilen der Erde noch beachtlich aus. So kann eine Abweichung der Norm das Wetter nicht nur der umgebenen Kontinente, sondern auch anderer Teile der Erde extrem beeinflussen (vgl. Caviedes, El Niño, S. 9). " Einer dieser weniger regelmäßigen auftretenden Variabilität ist El Niño, der wohl wichtigste Schrittmacher des globalen Klimas in unserer Zeit." (Caviedes, El Niño, S. 9).

Bereits in der vorkolonialen Zeit konnten peruanische Fischer im Pazifik einen Anstieg der Meerestemperatur beobachten, welcher deutlich über dem Durchschnitt lag. Durch den merklichen Anstieg der Wassertemperatur wurde eine Veränderung des Fischangebotes vom Spätsommer bis in den Winter in Gang gesetzt. Zusätzlich wurde ein Anstieg der Luftfeuchtigkeit in Südamerika beobachtet, der in den „normalerweise" ariden Küstengebieten zu häufigen Regengüssen führte. Da dieses Phänomen häufig zur Weihnachtszeit auftrat, nannten die Fischer das Geschehen El Niño, das Christkind (vgl. Caviedes, El Niño, S. 9-10).

Anfang des 20ten Jahrhunderts begann man das Klimaphänomen dann genauer zu erforschen. Die Wissenschaftler lüfteten einige der bisher noch ungeklärten Fragen bezüglich El Niño, konnten allerdings dem Entstehungsgrund von El Niño nicht nachgehen. Schon früh wurde von Forschern gezeigt, dass El Niño ozeanische und atmosphärische Merkmale besitzt (vgl. Caviedes, El Niño, S. 9­10).

Unter diesem Merkmal des El-Nmo-Phänomens versteht man eine „Rückkopplung zwischen maritimem und meteorologischem System" (Caviedes, El Niño, S.12). Dabei stellen sich die regulären Verhältnisse, welche die Meerestemperatur im Pazifik sowie die Luftdruckgebiete bzw. die Luftzirkulationen im Bereich des pazifischen Ozeans betreffen, völlig um. Denn allgemein gibt es eine gegenseitige „Abhängigkeit zwischen Meeresströmungen, Winden und Lufttemperatur" (Caviedes, El Niño, S.12).

Tritt infolgedessen eine Veränderung in einem dieser Systeme ein, wie dies bei El Niño der Fall ist, so reagiert das andere darauf. Diese veränderten Abläufe haben einen gewaltigen, differenten Einfluss auf das Wetter angrenzender Kontinente und auch auf weiter entfernte Regionen (vgl. Ammann, 1998, www.elNiño./einleitung). Die Auswirkungen von El Niño sind gewaltig. Dürren, Überschwemmungen, wie auch Hungersnöte, all diese Katastrophen lassen sich auf das Klimaphänomen zurückführen.

1.1 Walkerzirkulation

Die Walkerzirkulation, ist für das Verstehen des Klimaphänomens El Niño von großer Bedeutung. Es handelt sich um eine geschlossene Luftzirkulation, die den stabilen Zustand im Pazifik beschreibt. Die Neutralphase, die in Zusammenhang mit der Walkerzirkulation steht, ist gekennzeichnet durch einen niedrigen Luftdruck über dem Westpazifik und einem hohen Luftdruck östlich des Pazifik (vgl. Malberg, Meteorologie, S. 338). Außerdem beschreibt die Walkerzirkulation den Zustand des Pazifiks bei „üblichen" Bedingungen, die das Klima der angrenzenden Kontinente stark prägt. In Abbildung 1 erkennt man ein Luftdruckgefälle, welches zwischen Tief- und Hochdruckgebiet im Pazifik vorherrscht und durch die Passatwinde in tieferen Höhenlagen wieder geschlossen wird. Des Weiteren bildet sich auch im Ozean selbst, bedingt durch die Passatwinde ein geschlossener Kreislauf (vgl. Ammann, 1998, elNiño. /kl).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Walkerzirkulation

Wie die schematische Darstellung der Walkerzirkulation in Abb.1 veranschaulicht, kommt es über dem Westpazifik in der Nähe Indonesiens unter dem Tiefdruckeinfluss zu einer intensiven aufsteigenden Luftbewegung, verbunden mit Wolkenbildung und tropischen Regenfällen (vgl. Malberg, Meteorologie, S. 338). Die Luft steigt in Folge eines Tiefs auf, da warme Luft eine geringere Dichte hat als kältere Luft. Außerdem findet man hier eine warme Meeresströmung vor, die das Tiefdruckgebiet deutlich stabilisiert (vgl. Ammann, 1998, www.elNiño. /k1).

Die aufgestiegenen Luftmassen aus dem Tiefdruckgebiet werden in höheren Luftlagen durch Westwindströme nach Osten hin beweget. Über dem Ostpazifik dagegen, vor der Küste Perus und Nordchile, befindet sich ein Hochdruckgebiet über der Region, welches die vom Westen kommende Luft zum Absinken zwingt und die Luft am Boden wieder auseinanderströmt (vgl. Ammann, 1998, www.elNiño. /k1).

Das stabile Hochdruckgebiet vor der westlichen südamerikanischen Küste wird durch die dort vorherrschenden relativ kalten Wassertemperaturen begünstigt. Außerdem überwiegt entlang der nordchilenischen und peruanischen Küste in Verbindung mit der Passatinversion über dem Ostpazifik Niederschlagsarmut. Infolge dessen befindet sich hier trockenes Klima, was die Entstehung einer Küstenwüste, der Atacamawüste bewirkt hat (vgl. Malberg, Meteorologie, S. 338). Für einen Ausgleich des nun vorherrschenden Druckunterschiedes zwischen dem Hoch und dem Tief über dem Pazifik sorgen die Passatwinde.

1.1.1 Passatwinde und Corioliskraft

Die Passatwinde über dem Pazifik haben ihren Ursprung aus dem Südpazifischen Hoch, welches sich über den Osterinseln befindet, und dem Nordpazifischen Hoch, dessen Entstehungsort oberhalb der Insel Hawaii liegt. Aus diesen beiden Hochdruckgebieten strömen die Passatwinde Richtung Äquator, wo sich eine Reihe von Tiefs befinden. Diese Tiefdruckgebiete lassen sich auf die Innertropische Konvergenzzone (ITC) zurückführen, die weltweit in der Nähe des Äquators ausgerichtet ist (vgl. Caviedes, El Niño, S. 12).

Die nun aus südöstlicher und nordöstlicher Richtung strömenden Passatwinde treffen in der Nähe des Äquators aufeinander und werden durch die Corioliskraft abgelenkt. Unter Einfluss der Corioliskraft, eine durch die Erdrotation bedingte Ablenkungskraft, verwandeln sich die Passatwinde in äquatoriale Ostwinde (vgl. Caviedes, El Niño, S. 12). Diese Winde nehmen nun die überflüssige Luft, welche bedingt durch das südamerikanische Hochdruckgebiet am Boden angelangt ist, mit. Die nun nach Westen wehenden Winde erwärmen sich auf ihrem Weg und steigen, aufgrund ihrer geringeren Dichte, über der südasiatischen Inselwelt auf. In diesem Gebiet treffen die äquatorialen Ostwinde auf die Westwinde, die in Kombination mit der ITC diese Region zum größten Gebiet mit dauerhafter Bewölkung und viel Niederschlag macht. Gleichzeitig bewegt sich die aufgestiegene Luft in höherer Atmosphäre wieder nach Osten und sinkt wegen des dort vorherrschenden Hochs ab (vgl. Baldenhofer, 2016, www.enso./ #normal).

Das Aufsteigen der Luft in der westpazifischen Tiefdruckzone, sowie das Absinken im ostpazifischen Hoch, gekoppelt mit den äquatorialen Ostwinden und der nach Westen gerichteten Strömung, lassen den Luftkreislauf schließen (vgl. Malberg, Meteorologie, S. 338).

Betrachtet man unter Einfluss der Passatwinde, sowie der Luftzirkulation den Vorgang im Ozean, so lässt dieser einen ähnlichen Kreislauf beschreiben. Aufgrund dessen, da die Zustände der Atmosphäre, sowie die Meerestemperaturen eng mit einander verbunden sind. Das heißt, dass die Meerestemperatur vor einer Küste einen entscheidenden Einfluss auf das dort vorherrschende Luftdruckgebiet hat. Schließlich ist sie für die Stabilität eines sich dort befindenden Hoch- bzw. Tiefdruckgebiets verantwortlich (vgl. Ammann, 1998, www.elNiño. /k1).

1.1.2 Meeresströmungen

Die Meeresströmungen haben mit der allgemeinen Zirkulation der Atmosphäre die größte Rolle im Klima- und Wettergeschehen. Denn sie sind neben den atmosphärischen Luftzirkulationen für den globalen Temperaturaustausch verantwortlich. Die bedeutende Funktion der Strömungen besteht darin, dass sie einen Ausgleich der unregelmäßigen aufgenommenen Energie der Erde schaffen. Hierbei unterscheidet man zwischen den kalten und den warmen Meeresströmungen, die das Klima der angrenzenden Kontinente unterschiedlich bestimmen (vgl. Forkel, 2015, www.klima-der-erde).

Die beschriebene Walkerzirkulation gewährleistet, dass der Humboldstrom kaltes und nährstoffreiches Wasser vor die südamerikanische Westküste bringt, wodurch das Küstenklima stark durch den Strom bestimmt wird.

Bei dem Humboldstrom handelt sich um eine kalte Meeresströmung, die ihren Entstehungsort in der Antarktis hat. Der Humboldtstrom transportiert das kalte nährstoffreiche Wasser von dort aus entlang der Küste Südamerikas und beeinflusst damit das Klima entlang der Küste. Dort beträgt die Wassertemperatur um die 18 bis 22°C und begünstigt somit optimale Bedingungen für eine Vielzahl an Fischen. Außerdem bedeutet kaltes Wasser immer Fischreichtum und dies ist die wichtigste Lebensvoraussetzung für das gesamte Ökosystem inklusive der Menschen. Denn nicht nur viele peruanische Bewohner sind von der Fischerei abhängig, sondern auch die Wirtschaft profitiert sehr davon (vgl. Ammann, 1998, www.elNiño. /k1).

Etwas südlich des Äquators leiten nun die Passatwinde, die Richtung Westen zum Äquator wehen, den Humboldtstrom dann weiter bis nach Neuguinea und den Philippinen. Aus der folgenden Abbildung (Abb. 2) „pazifische Meeresströmungen" lässt sich ersehen, dass sich der dadurch entstehende Wasserüberschuss in zwei weitere Ströme aufspaltet: den Kuro-Shio-Strom, welcher vor den Küsten Chinas und Japans nach Norden fließt und den Ostaustralischen Strom, welcher entlang der Küste Australiens nach Süden hin abgeleitet wird (vgl. Caviedes, El Niño, S. 10).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: pazifische Meeresströmungen

Aufgrund der äquatorialen Sonneneinstrahlung steigen die Wassertemperaturen Richtung Westen hin an. An der Ostküste von Australien und Indonesien findet man im Vergleich zum Ostpazifik höhere Meerestemperaturen vor, die 29 Grad erreichen können (vgl. Caviedes, El Niño, S. 10). „Diese warmen Temperaturen mit der daran geknüpften Kondensation sind die Quelle für die starken Monsunniederschläge in Südostasien und Nordaustralien" (vgl. Klotz, 2008, www.uni-tuebingen/El Niño).

1.1.3 Thermokline

Es wurde schon früh erkannt, dass das warme Wasser im Westen des äquatorialen Pazifiks viel weiter nach unten reicht als das warme Wasser auf der Ostseite. Der Übergang der warmen und der kalten Wasserschicht wird durch die Thermokline bestimmt, die bei 20° Grad Celsius Wassertemperatur festgelegt ist. Sie trennt somit die Wassertemperaturen die höher als 20° Celsius sind von jenen, die niedriger als 20° Celsius sind (vgl. Caviedes, El Niño, S. 10).

In den normalen Jahren reicht die Thermokline zwischen Peru und den Galapagos-Inseln in etwa 40m Tiefe, während sie auf der asiatischen Seite bis zu einer Tiefe von 120 m abtauchen kann (vgl. Caviedes, El Niño, S. 10).

In Abbildung 3 lässt sich eine Abhängigkeit zwischen der Walkerzirkulation und dem Meeresspiegelunterschied im tropischen Westpazifik und dem äquatorialen Ostpazifik erkennen. Die östlichen Passatwinde, die eng in Verbindung mit der Walkerzirkulation stehen, sorgen dafür, dass sich die Wassermassen westwärts auftürmen. Das führt schließlich dazu, dass das Wasser im Westen des Pazifiks entlang des Äquators 60 cm höher liegt, verglichen mit dem Ostpazifik.

Erklären lässt sich der beachtliche Wasserspiegelunterschied durch die im Westen geringere Dichte des warmen Wassers und durch die von Osten kommenden Passatwinde (vgl. Baldenhofer, 2016, www.enso.info/enso).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Thermokline

1.2 El Niño- Anomalie

Doch im Falle eines El N¡ño-Jahres kommt das abgestimmte System durcheinander. So lässt der nach Westen gerichtete kalte Wasserstrom deutlich nach oder hört ganz auf, da die Ostwinde stark geschwächt sind.

Dadurch sinkt die Thermokline im Osten bis in 80m Wassertiefe. In der Abbildung 4: " Thermokline: El Niño Conditions-Normal Conditions", wird der Verlauf der Thermokline in einem El Niño-Jahr und bei gewöhnlichen Bedingungen verglichen. Es lässt sich eine deutliche Verschiebung der Thermokline nach oben (auf der westlichen Seite) bzw. nach unten (auf der östlichen Seite) im Pazifiks erkennen. Hingegen in den normalen Jahren verläuft die Thermokline im östlichen Pazifik schräg nach oben. Dies lässt die sehr milden Wassertemperaturen vor der südamerikanischen Küste erklären (vgl. Baldenhofer, 2016, www.enso.info/enso).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Thermokline: El Niño Conditions-Normal Conditions

1.2.1 Änderung der Wassertemperatur im Pazifik

Vor Ozeanien erhöht sich die Thermokline um bis zu 26m, woraus man schließen kann, dass die Wassertemperaturen während eines El Niño-Ereignis im Gegensatz zur Neutralphase deutlich niedriger sind. Die Abnahme der Wassertemperatur vor den ostasiatischen Küsten, sowie vor der Küste Australiens führt folglich zu einer geringeren Verdunstung und zu einer Abschwächung der Monsun-Niederschläge. Gleichzeitig taucht die Thermokline im Ostpazifik in die Tiefe. Als Folge der Senkung erkennt man einen merklichen Anstieg der Meerestemperatur in den Küstengewässern von Ecuador und Peru von 20°C auf 25° bis 29°C. Solch eine Änderung hat fatale Folgen für die gesamte marine Tierwelt. Denn mit dem Auftrieb des warmen Wassers durch das Absinken der Thermokline wird der Humboldtstrom verdrängt oder bleibt komplett aus (vgl. Caviedes, El Niño, S. 12).

1.2.2 Vordringen der Kelvinwellen

Erklären lässt sich das Phänomen der veränderten Wassertemperaturen durch das Vordringen der sogenannten Kelvinwellen.

Diese großräumigen, äquatorialen Kelvinwellen entstehen, wenn die Passatwinde nachlassen und sich der von ihnen verursachte Wasserberg nach Osten bewegt. Auf ihrem Weg Richtung Südamerika unterdrücken sie das kalte aufsteigende Wasser, sodass sie die Meerestemperaturen ansteigen lassen. Dieser Vorgang lässt sich so vorstellen, wie das Ausbreiten vertikaler Wasserwellen (vgl. Caviedes, El Niño, S. 11).

„Die Ausbreitungsgeschwindigkeit von Kelvinwellen an der Meeresoberfläche hängt im Wesentlichen von der Wassertiefe und der Erdanziehungskraft ab. Im Durchschnitt benötigt eine Kelvinwelle zwei Monate, um den Meeresspiegelunterschied von Indonesien nach Südamerika zu übertragen" (Ammann, 1998, www.elNiño./k1_2.). Die Kelvinwellen treffen nach Überquerung des tropischen Pazifiks an der Südamerikanischen Westküste auf und bringen eine Meeresspiegelerhöhung von ca. 30 cm mit sich, so dokumentiert beim El Niño 1997/98. Diese Veränderung bleibt natürlich nicht ohne Folgen. So bewirkt die Erhöhung des Meeresspiegels ein Absinken der Thermokline. Wobei das kalte und nährstoffreiche von dem warmen und nährstoffarmen Wasser verdrängt wird. Das Eintreffen der Kelvinwellen sorgt nun vor der Südamerikanischen Küste für warme Wassertemperaturen (vgl. Ammann, 1998, www.elNiño./k1_2.).

Nachdem die Kelvinwellen auf die Küste aufgetroffen sind und sich somit ein Wasserüberschuss gebildet hat, spalten sich die Wellen in drei Richtungen auf.

Großteils werden die Kelvinwellen von der Küste reflektiert und bewegen sich nun entlang des Äquators von Osten nach Westen (siehe Abb. 5). Die re¬flektierten Wellen werden auch als Rossbywellen bezeichnet. Die restlichen Teile der Kelvinwellen werden entlang der Küste nach Norden und nach Süden abgeleitet. Infolgedessen hat sich der Meeresspiegelunterschied im östlichen Pazifik wieder ausgeglichen (vgl. Ammann, 1998, www.elNiño./k1_2.)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5: Aufspaltung der Kelvinwellen

1.2.3 Zusammenbruch des südpazifischen Hochdruckgebiets

Bis dato konnte nicht vollständig geklärt werden, was die auslösenden Faktoren für einen El Niño sind.

Wesentlich ist jedoch, dass das Hochdruckgebiet über dem Südpazifik eine bedeutsame Rolle bei einem Eintreten von El Niño spielt. Hauptentscheidend ist die Stärke des südpazifischen Hochdruckgebiets, dessen Entstehungsort, wie man aus der Abbildung 6 erkennen kann, über Tahiti (Polynesien) liegt. Aus diesem Hochdruckgebiet strömt ursprünglich der Südost-Passat. Nimmt aus bisher noch unerklärlichen Gründen das Hochdruckgebiet an Stärke ab, so kommt es im Extremfall zum Zusammenbruch der gesamten Walkerzirkulation. Die Schwäche bzw. der Zusammenbruch des Antizyklons und eine Erhöhung des Luftdrucks über Indonesien bringen einen El Niño in Gang, der die Normalphase komplett umkehrt (vgl. Caviedes, El Niño, S. 12).

[...]

Ende der Leseprobe aus 44 Seiten

Details

Titel
El Niño. Grundlegende Fakten und ein Vergleich der Auswirkungen in den Jahren 1997 und 2015
Untertitel
Mit exemplarischen Beispielen
Note
1
Autor
Jahr
2017
Seiten
44
Katalognummer
V373903
ISBN (eBook)
9783668515741
ISBN (Buch)
9783668515758
Dateigröße
1861 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
niño, grundlegende, fakten, vergleich, auswirkungen, jahren, beispielen
Arbeit zitieren
Lara Maierbrugger (Autor:in), 2017, El Niño. Grundlegende Fakten und ein Vergleich der Auswirkungen in den Jahren 1997 und 2015, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/373903

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