Regenbogenfamilien. Sind Schwule oder Lesben schlechtere Eltern?


Ensayo, 2016

12 Páginas, Calificación: 1,3

Anónimo


Extracto


Sind Schwule und Lesben schlechtere Eltern?

Wenn man an eine Familie denkt, besteht diese in unserer Vorstellung häufig aus Mutter, Vater und dem Kind. Dieses Verständnis von Familie hat sich in den vergangenen Jahren etwas ausgeweitet und es sind eine Vielzahl an Familienformen entstanden. Hier fallen mir beispielsweise Patchworkfamilien oder Pflegefamilien ein. In diesem Essay soll es jedoch um eine andere Familienform gehen, welche sich auch immer häufiger zeigt: die Regenbogenfamile.

In einer Regenbogenfamilie leben die Kinder entweder bei einem homosexuellen Elternteil oder bei einem gleichgeschlechtlichen Pärchen. Diese Familien kämpfen nach wie vor mit extremen Vorurteilen der Gesellschaft, sind von Nachteilen im rechtlichen Sinne betroffen und besonders konservative Positionen sind sich im unklaren darüber, ob Lesben und Schwulen Kinder haben sollten und dürften. Ich stelle mir in diesem Essay demnach folgende Frage: Sind Schwule und Lesben schlechtere Eltern?

Eine gleichgeschlechtliche Elternschaft ist eine Tatsache, welche nichtmehr geleugnet werden sollte. Durch die vermehrte öffentliche Präsenz von Regenbogenfamilien gibt es auch zunehmend Herausforderungen, welchen sich betroffene Familien stellen müssen. Sie werden häufig mit klischeehaften Einstellungen konfrontiert und stoßen regelmäßig auf Kritik von der Gesellschaft. Diese befürchtet, bei den Kinder würden sich früher oder später Entwicklungsstörungen zeigen. Diese Vorurteile der Gesellschaft verunsichern die betroffenen Familien extrem und das ganze Zusammenleben der Familie ist durch diese beeinflusst.

Um der Frage nachzugehen, ob Schwule oder Lesben tatsächlich schlechtere Eltern sind möchte ich zu Beginn meines Essays gerne ein paar Definitionen und Daten ansprechen.

Definition von Familie

Dass sich das Verständnis des Familienbegriffs in den vergangenen Jahren gewandelt hat, hatte ich ja bereits erwähnt. Es ist zwar wie bei vielen Begriffen schwierig eine allgemeingültige Definition des Familienbegriffs zu treffen, jedoch finde ich die Definition von Nave-Herz in diesem Fall sehr treffend. Nave-Herz sagt in ihrer Definition folgendes:

Familie bezeichnet die Übernahme der Reproduktions- oder der Sozialisationsfunktion. Sie besitzt ein Kooperations- und Solidaritätsverhältnis und eine bestimmte Rollenstruktur mit genau geregelten Rollendefinitionen. Zudem weist die Familie eine Generationsdifferenzierung auf und auch nicht die Ehe gilt für Nave-Herz als Familien-Merkmal, sondern das Zusammenleben von verschiedenen Generationen, da es „zu allen Zeiten und in allen Kulturen auch Familien gab (und gibt), die nie auf einem Ehesubsystem beruht haben oder deren Ehesubsystem im Laufe der Familienbiographie durch Rollenausfall, infolge von Tod, Trennung oder Scheidung, entfallen ist“ (vgl. Nave-Herz, Rosemarie: Familie heute. Wandel der Familienstrukturen und Folgen für die Erziehung: Primus Verlang, 5. Auflage, S.15.)

Somit bilden auch alleinerziehende Väter oder Mütter sowie nichteheliche und gleichgeschlechtliche Elternpaare eine Familie mit ihren Kindern. Wenn man nach dem Wohlergehen der Kinder schaut, sollte man meiner Meinung nach nicht nach der Familienstruktur, sondern nach der Qualität im Zusammenleben schauen. Denn für die Kinder ist es nicht wichtig, ob die Eltern verheiratet sind oder nicht oder ob sie von verschiedenen Geschlechtern sind. Für die Kinder ist nur das Verantwortungsbewusstsein und die Zuneigung der Eltern wichtig. Das ist nur dann gegeben, wenn die Eltern bereit sind, den Bedürfnissen ihrer Kinder nachzukommen.

Aktuelle Zahlen gleichgeschlechtlicher Elternpaare

Was die aktuellen Zahlen der gleichgeschlechtlichen Elternpaare mit Kindern betrifft ist es schwierig, präzise Aussagen zu finden. Die Angaben unterscheiden sich von Quelle zu Quelle und ich kann nur grobe Daten nennen. Ich vermute, dass diese Ungenauigkeit über die Zahlen an der Dunkelziffer liegt. Es gibt vermutlich nach wie vor einige Homosexuelle, die es nicht wagen, zu ihrer Orientierung zu stehen und somit ist die sexuelle Orientierung kein statistisches Erkennungsmerkmal.

Um jedoch einen groben Überblick geben zu können, habe ich mir unter anderem die Auswertungen des Mikrozensus angeschaut, welche Daten zur Bevölkerungsstruktur sowie zur wirtschaftlichen und sozialen Lage der Bevölkerung veröffentlicht. Im Jahre 2004 gibt es laut Mikrozensus 87.000 gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften, wovon mehr als die Hälfte davon von Männern geführt wurde. Von den 87.000 gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften waren rund 41.000 zugleich eingetragene Lebenspartnerschaften. (vgl. Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) e.V. In: https://www.lsvd.de/recht/lebenspartnerschaft/statistik.html, zuletzt überprüft am 03.03.2017)

In den meisten Fällen ist es so, dass die Kinder nicht aus der gleichgeschlechtlichen Beziehung stammen, sondern aus einer vorangegangenen heterosexuellen Beziehung und nun bei dem Elternteil leben, welches sich sexuell umorientiert hat. Es gibt jedoch auch einen Teil der gleichgeschlechtlichen Paare, welche sich bewusst dafür entscheidet, ein Kind beispielsweise durch eine Adoption, durch die Aufnahme eine Pflegekindes oder durch künstliche Befruchtung zu bekommen.

Möglichkeiten der Fortpflanzung

Eine Möglichkeit für gleichgeschlechtliche Paare wäre es, ein Pflegekind aufzunehmen. Bei dieser Möglichkeit kommen sowohl Paare ist Betracht, welche nicht verheiratet sind, als auch Einzelpersonen. Auch Lesben und Schwule haben seit Mitte der 80er Jahre das Recht dazu Kinder zu adoptieren, was jedoch noch immer ein schwieriges Thema ist, da die Chancen für sie durch die Vorurteile der Gesellschaft sehr schlecht stehen. Eine andere Option ist die Stiefkindadoption, welche seit 2005 eine Möglichkeit darstellt, gemeinsam Kinder zu haben. Seit der Überarbeitung des Lebenspartnerschaftsgesetzes können nämlich der Mann oder die Frau das Kind des Partners, welches aus einer vorangegangenen heterosexuellen Beziehung stammt, adoptieren. Das funktioniert jedoch nur, sofern das andere leibliche Elternteil diesem Schritt zustimmt. In diesem Fall haben beide gleichgeschlechtliche Partner die volle elterliche Sorge für das Kind. (vgl. Lebenspartnerschaftsgesetz der Bundesrepublik Deutschland: §9 Abs. 7 LPartG, In: https://dejure.org/gesetze/LPartG/9.html, zuletzt überprüft am 03.03.2017) Wenn diese Stiefkindadoption nicht stattfindet, ist die Rede von einer „Co-Elternschaft“, wobei jedoch die rechtliche Absicherung fehlt. (Vgl. Lähnemann, L. (1997): Lesben und Schwule mit Kindern-Kinder homosexueller Eltern-Dokumente lesbisch-schwuler Emanzipation des Fachbereichs für gleichgeschlechtliche Lebensweisen Nr.16 der Senatsverwaltung für Schule Jugend und Sport, Fachbereich für gleichgeschlechtliche Lebensweisen. Berlin, S.40-42.)

Die dritte Möglichkeit wäre die künstliche Befruchtung. Dies passiert vor allem bei lesbischen Frauen durch heterologe Befruchtung von anonymen Spendern, ausländische Samenbanken oder durch bekannte Samenspender. Hier gibt es vielfältige Konstellationen. Ein schwules Paar dagegen kann den Wunsch nach einem genetisch von einem Partner abstammenden Baby nur dann realisieren, wenn eine Frau als Leihmutter eingespannt ist. Hier trägt die Leihmutter das Kind mit einer gespendeten Eizelle und dem Samen eines der Partner aus. Dies ist in Deutschland jedoch durch die aktuelle Rechtslage problematisch.

Schwule und lesbische Eltern haben jedoch mit einigen weiteren Diskriminierungen zu kämpfen. Positionen, welche sich gegen die Erziehungsberechtigung von homosexuellen Paaren aussprechen sind der Meinung, Schwule und Lesben wären keine guten Eltern, da sie nicht ausreichend „mentale Kapazitäten“ für die Erziehung der Kinder hätten, da sie sich zu sehr um ihr eigenes psychisches Wohlergehen kümmern würden. Außerdem nehmen sie an, dass die Beziehungen homosexueller Paare nicht von langer Dauer seien und sie ihre Partner häufig wechseln würden. Auch das „Coming-Out“ sei für ihre Kinder psychischer Stress und sehr belastend.

Weiterhin wird behauptet, die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder von homosexuellen Paaren eines Tages selbst homosexuell werden würden, sei höher als bei Kindern aus heterosexuellen Partnerschaften. Auch die „Geschlechtstypizität“ spielt bei Kritikerinnen und Kritikern eine große Rolle. Sie sind der Meinung, dass die fehlenden Rollenbilder bei Töchtern dazu führen würden, dass diese zu männlich werden und bei Söhnen, dass diese sich zu weiblich entwickeln würden. (vgl. Plaß, Michael: Diskursanalyse zur Sozialisation in Regenbogenfamilien: Homosexualität und Heteronormativität Hrsg. Prof Dr. Dr. Elisabeth Zwick, LIT Verlag Dr. W. Hopf Berlin 2012, S.55.)

Auf einige der genannten Punkte möchte ich jetzt in Bezug auf lesbische Mütter, schwule Väter und zum Schluss in Bezug auf die Regenbogenkinder genauer eingehen. Ich finde es dabei wichtig, lesbische Mütter und schwule Väter separat zu betrachten, da es einfach in vielen Untersuchungen und Forschungen ebenso getrennt wird und dadurch Ergebnisse nicht pauschal genannt werden können.

Lesbische Mütter

Lesbische Mütter zeigen sich nach verschiedenen Studien wie beispielsweise von Patterson (1995) und Kurdek (1993) eine große partnerschaftliche Solidarität durch den fehlenden männlichen Part. Bei Frauen wird viel Wert auf Gleichberechtigung gelegt und dadurch zeigen sich Frauen häufig sehr zufrieden in ihrer Beziehung. Ihre Kinder haben die Möglichkeit, einen „egalitären Partnerschaftsstil“ zu lernen und diesen in späteren eigenen Beziehungen wieder einzubringen. (vgl. Plaß, Michael: Diskursanalyse zur Sozialisation in Regenbogenfamilien: Homosexualität und Heteronormativität Hrsg. Prof Dr. Dr. Elisabeth Zwick, LIT Verlag Dr. W. Hopf Berlin 2012, S.56.) In der Studie von Charlotte Patterson ist die Rollenverteilung in einer lesbischen Partnerschaft so dargestellt, dass die biologische Mutter in der Regel die Hausarbeit erledigt und und gemeinsame Kind versorgt und die „Co-Mutter“ der Erwerbsarbeit nachkommt.

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Final del extracto de 12 páginas

Detalles

Título
Regenbogenfamilien. Sind Schwule oder Lesben schlechtere Eltern?
Universidad
University of Hildesheim
Calificación
1,3
Año
2016
Páginas
12
No. de catálogo
V374065
ISBN (Ebook)
9783668514300
ISBN (Libro)
9783668514317
Tamaño de fichero
456 KB
Idioma
Alemán
Notas
Bitte anonym veröffentlichen und die Matrikelnummer auf der ersten Seite unkenntlich machen. Danke.
Palabras clave
regenbogenfamilien, sind, schwule, lesben, eltern
Citar trabajo
Anónimo, 2016, Regenbogenfamilien. Sind Schwule oder Lesben schlechtere Eltern?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/374065

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