Analyse des Bilderbuches "In den Wald hinein" und Erstellung eines Konzepts zur szenischen Umsetzung mit Schülern einer Grundschule


Hausarbeit (Hauptseminar), 2017

27 Seiten, Note: 1,0

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Merkmale und Strukturen im Bilderbuch
2.1 Fünfdimensionales Modell zur Bilderbuchanalyse - Eine Untersuchung an Anthony Brownes Bilderbuch In den Wald hinein
2.2 Das Thema Märchen im Buch
2.3 Interdependenz von Bild und Text

3 Konzept zur szenischen Umsetzung von In den Wald hinein
3.1 Mögliches Skript einer szenischen Umsetzung

4 Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

„Medienangebote für Kinder gibt es heute in großer Anzahl und in vielfältigen Formen. Das Bilderbuch, ein Medium mit Tradition, muss sich neben neueren [...] Medien behaupten, die zum selbstverständlichen Bestandteil des Alltags vieler Kinder auch jüngeren Alters geworden sind.“[1]

So steht das Bilderbuch im Spannungsverhältnis zum gesellschaftlichen Mediengebrauch und ästhetischen Erfahrungswandel.[2] Damit beschreiben Kruse / Sabisch nicht nur den veränderten Umgang mit Bilderbüchern durch die Rezipienten, sondern auch die Veränderung der visuellen Darstellungsmodi und Kommunikationsstrukturen durch die digitale Zäsur, sowie veränderte Bild- und Textrelationen des Mediums.[3]

Nach Kruse / Sabisch ist es nicht verwunderlich, dass sich mit dem wandelnden Verständnis des Bilderbuchs auch der Adressatenkreis und der Wirkungsanspruch des Genres verändern, die zum Assoziieren und Befragen herausfordern.[4] Da Bilder und Verbalsprache auf verschiedene Art und Weise kommunizieren und erzählen, erweist sich das Bilderbuch bei näherer Betrachtung als ein semiotisch sehr komplexes Erzählmedium und seine Analyse als eine interdisziplinäre Herausforderung.[5]

Durch diese Komplexität und dadurch, dass das Bilderbuch ein in seiner Spezifik allumfassendes, narratives Medium ist, ist ein Analyse des Bilderbuchs nicht als geschlossenes Konzept denkbar, sondern benötigt vielfältige offene Wege des Zugangs.[6] So muss sich die Bilderbuchanalyse nach Thiele auf jedes Buch neu einlassen und sich jedem Buch aus anderen Blickwinkeln nähern.[7] Das heißt, sie kann keinem starren Schema folgen, sondern muss sich auf die jeweilige Bild-Text-Struktur, sowie auf die ästhetischen, dramaturgischen und thematischen Besonderheiten des Buches einlassen.[8] Hinsichtlich des dramaturgischen Aspekts, erzählen narrative Medien Geschichten in ihrer jeweils besonderen Erzählweise.[9] Der Film erzählt in bewegten, flüchtigen Bildern, ergänzt durch den Ton. Des Weiteren „erzählt“ die Bühne nach Thiele durch unmittelbar erfahrbare Sprache, Körpersprache und Kulisse. Damit scheint das Bilderbuch für Thiele nur unter Einbeziehung der anderen narrativen Medien erfasst zu werden, da sich nach ihm auf komplexe Weise viele ästhetische Merkmale in diesem Genre bündeln, so dass textliche, bildnerische, dramaturgische und filmische Formen des Erzählens ineinandergreifen.[10] Durch bewusst inszenierte Bauformen des Erzählmaterials, durch die Gliederung der Bilder und Texte und deren Verknüpfungen und die Dramatisierung von Raum, Zeit und Figuren, zeigt sich die Spezifik des Bild-Text-Erzählens und die dadurch bestehende Nähe zwischen der großen Bühne und dem Bilderbuch als „Papierbühne“.[11] Nach Thiele ist es die Einheit von Literatur und darstellender Kunst, die das Bilderbuch in die große Nähe zum Bühnendrama bringt und es deutlich von der reinen Literatur abgrenzt. Im Bühnendrama sowie im Bilderbuch bilden Handlung, Figurenrede und das szenische Bild die zentralen Elemente.[12] Wenn man das Bilderbuch als eine Abfolge „eingefrorener“ dramatischer Szenenbilder auffasst, ergänzt um den Erzähler (den Text), so ergeben sich nach Thiele neue Perspektiven auf das Medium.

So soll in dieser Arbeit das Bilderbuch In den Wald hinein von Anthony Browne unter Beachtung der Theorie analysiert und ein Konzept zur szenischen Umsetzung mit Schülerinnen und Schülern in der Grundschule vorgestellt werden. Zunächst sollen Merkmale und Strukturen im Bilderbuch (Kapitel 2) und das Fünfdimensionale Modell zur Bilderbuchanalyse nach Staiger an dem Bilderbuch In den Wald hinein untersucht (Kapitel 2.1) und auf das Thema Märchen im Buch (Kapitel 2.2) und auf Bild-Text-Interdependenzen (Kapitel 2.2) im Bilderbuch (Kapitel 2.3) eingegangen werden. Im Folgenden soll dann ein Konzept zur szenischen Umsetzung dieses Bilderbuchs mit Grundschülern vorgestellt werden.

2 Merkmale und Strukturen im Bilderbuch

Das Bilderbuch ist kein spezifisches Genre, sondern ein Medium der Kinderliteratur, das Texte aus vielen unterschiedlichen Gattungen und Genres, z.B. Märchen, Abenteuer, realistisch-problemorientierte oder fantastische Geschichten, Sprachspiele, Gedichte und Lieder oder auch Sachtexte vermittelt.[13] Dabei besteht die Besonderheit des Mediums Bilderbuch nach Staiger in der Art und Weise der Informationsvergabe an den Rezipienten:

„Diese erfolgt in einer Kombination aus bildlichen und verbalen Codes, die in Abhängigkeit und Wechselwirkung zueinander stehen.“[14] Somit ist das Bilderbuch „eine spezielle Untergattung der Kinderliteratur, die in der Regel 30 Buchseiten nicht überschreitet und sich durch eine enge Wechselbeziehung von Bild und Text auszeichnet“[15]

Nach Schröder besteht das Bilderbuch formal aus einer Aneinanderreihung von Einzelbildern und einem durchlaufenden Text, der über, unter oder im Bild platziert ist,[16] wie in Anthony Brownes Bilderbuch In den Wald hinein, in dem jede Seite mit einem Bild versehen ist - vier der Bilder im Buch erstrecken sich über eineinhalb Seiten - unter, über oder neben dem ein kurzer Text, ein kurzer Satz oder ein Wort steht.[17] Nach Staiger hebt sich das Bilderbuch durch die Struktur, die das hierarchische Verhältnis zwischen Bild und Text überwindet, vom illustrierten Buch ab, in welchem das Bild lediglich den Text erläutert und kommentiert und somit eine dienende Rolle einnimmt.[18] Auch in Anthony Brownes Bilderbuch wird diese hierarchische Struktur überwunden, wodurch sich Bild und Text ergänzen und einander dienen.

Auch heute richtet sich zwar der größte Anteil von Bilderbüchern noch an Kinder, die noch nicht oder erst seit kurzem lesen können - also eine Altersgruppe von etwa zwei bis acht Jahren - allerdings existiert neben diesen inzwischen auch eine andere Kategorie von Bilderbüchern, die sich für breitere Ziel- und Altersgruppen geöffnet hat und „doppelt adressiert“ ist.[19] Nach Schröder äußert sich diese Adressierung nicht nur durch die Integration zeitgenössischer Kunststile, sondern auch durch verschiedene Lesarten, die durch intertextuelle Bezüge zu Literatur und Kunst und durch komplexe narrative Erzählstrukturen (z.B. verschiedenen Realitätsebenen) erschaffen werden.

„Diese Bilderbücher kommunizieren auf mehreren Ebenen mit den verschiedenen Zielgruppen [… ] und sind in Bezug auf Format, Ausstattung, Seitenumfang, Thema sowie Erzähl- und Bildstil deutlich anspruchsvoller und komplexer […] als das „traditionelle“ Bilderbuch. Sie setzen sich vielschichtig, kritisch und intelligent mit „auch für Erwachsene höchst interessanten Sprachkonstruktionen und Bilderwelten“ […] auseinander.“[20]

Um den vielen Facetten des Bilderbuchs als multimodalem Text, als Erzähltext und als Medium gerecht zu werden, stellt Staiger ein Modell mit fünf Dimensionen zur mehrdimensional ausgerichteten Analyse von Bilderbüchern vor, die nicht nur im konkreten Bilderbuch untrennbar miteinander verbunden sind, sondern auch im Hinblick auf dessen Analyse.[21] Dieses Modell soll nach Staiger allerdings nicht als Checkliste dienen, die bei einer Bilderbuchanalyse abgearbeitet werden soll, sondern lediglich als Werkzeugkasten, aus dem das Analyseinstrumentarium für ein konkretes Bilderbuch zusammengestellt werden kann und wobei, je nach Erkenntnisinteresse, bestimmte Aspekte stärker in den Fokus treten.[22] Diese fünf Dimensionen nach Staiger sollen im Folgenden kurz erläutert und am Bilderbuch In den Wald hinein von Anthony Browne untersucht werden.[23]

2.1 Fünfdimensionales Modell zur Bilderbuchanalyse - Eine Untersuchung an Anthony Brownes Bilderbuch In den Wald hinein

Narrative Dimension:

→ Die histoire: WAS wird erzählt? Welcher Stoff liegt der erzählten Geschichte zugrunde - eine neue Geschichte oder die Adaption eines bekannten Stoff und wie wird der Stoff konkret in eine Handlung überführt, mit Figuren als Handlungsträger, einem Schauplatz und einem Geschehensverlauf.[24] In dem Bilderbuch In den Wald hinein von Anthony Browne wird eine neue Geschichte mit der Form eines alten Stoffs, des Märchens Rotkäppchen, verknüpft. Ein Junge, hier gleichermaßen der Ich-Erzähler, wird von einem Gewitter geweckt. Am nächsten Morgen ist sein Vater verschwunden. Der Junge vermisst ihn und auch die Mutter weiß nicht, wann der Vater wiederkommt. Sie schickt den Jungen mit einem Korb mit Kuchen zu seiner Großmutter, da es dieser sehr schlecht geht. Die Mutter weist den Jungen darauf hin, auf dem Weg zur Großmutter um den Wald herum zu gehen. Der Junge entschließt sich jedoch aufgrund des kürzeren Weges durch den Wald zu laufen. Dort wird er dreimal angesprochen: Von einem missmutigen Burschen, der seine Kuh gegen den Kuchen des Jungen tauschen möchte, von einem Mädchen mit Dirndlkleid und goldenen Zöpfen, die den Kuchen haben möchte und von zwei verängstigten, von ihren Eltern verlassenen Kindern, die ihm ihr Leid klagen. Der Junge verweigert den Tausch, den Kuchen, den Trost und die Hilfe. Dennoch erhält er kurz darauf eine magische Gabe: Als er friert, wünscht er sich einen Mantel, woraufhin ein roter Wintermantel an einem Ast hängt. Schließlich kommt der Junge am Haus der Großmutter an, die in ihrem Bett liegt und den Jungen freudestrahlend empfängt. Und auch der Vater steht plötzlich vor dem Jungen. Da es der Großmutter schon wieder besser geht, kehren der Junge und sein Vater nach Hause zurück, wo sie von der Mutter empfangen werden.[25]

In dem Bilderbuch spielt das Thema Angst eine wesentliche Rolle. Bereits auf der ersten Seite wird der Rezipient durch das Gewitter und den im Bild aufgeschreckten Jungen sensibilisiert. Im Folgenden sind es vor allem die Sorge des Jungen um seinen Vater und die Darstellung des Waldes im Verlauf der Geschichte, die das Thema aufgreifen.

Ein wesentlicher Schauplatz in Brownes Bilderbuch ist der Wald, der hier in den Bildern zunehmend detailliert dargestellt ist und eine semantisierte Funktion übernimmt. So kann der Raum in Bilderbüchern nach Staiger unterschiedliche Funktionen übernehmen: teilweise dient der dargestellte Schauplatz lediglich als Kulisse, er kann jedoch auch zur Figurencharakterisierung beitragen oder semantisiert sein, also mit bestimmten Werten oder Vorstellungen verbunden.[26] So werden bei Browne auch die Familie am Anfang und Ende der Geschichte durch die bildliche Darstellung der Wohnungen charakterisiert und deren Gemütslage vermittelt.[27] Doch auch durch ihre äußere Erscheinung im Bild (z.B. Gesichtsausdruck, Kleidung) und durch Namensnennung und Kommentare des Erzählers oder anderer Figuren im Schrifttext werden die Figuren in Bilderbüchern charakterisiert, implizit vor allem durch ihre eigene Figurenrede und durch ihr Verhalten gegenüber anderen Figuren und ihrer Umgebung. Die Konstellation der Figuren wird im Bilderbuch oftmals durch ihre Positionierung im Raum angezeigt.[28] In Brownes Bilderbuch werden die Beziehungen der Figuren, die in der Geschichte keine Namen haben, durch die bildliche Darstellung bzw. durch Erzählungen des Ich-Erzählers, charakterisiert. So wirken der Junge und seine Mutter zu Beginn der Geschichte eher distanziert, da jede Figur für sich und im großen Abstand zu der anderen Figur steht. Am Ende der Geschichte umarmen sich die Figuren bzw. sind mit einladenden Gesten dargestellt, die eine folgende Umarmung der Figuren vermuten lassen. Zu der Beziehung des Jungen zu seiner Oma gibt es ein direktes Zitat des Jungen: „Ich liebe meine Oma.“[29] Zu der Beziehung zu seinen Eltern gibt es keine konkreten Aussagen, wobei das in die Bilder eingearbeitete Zitat „Komm nach hause, Papa“ und „Ich vermisste meinen Papa“ ein gutes Verhältnis des Jungen zu seinem Vater und die einladende Geste der Mutter auf der letzten Seite der Geschichte auch ein gutes Verhältnis zu seiner Mutter vermuten lässt.[30]

→ Der discours: WIE wird erzählt? Aus welcher Erzählperspektive und in welchem Erzählmodus? Aus welcher Sicht wird erzählt? Wie viel weiß der Erzähler? Wie mittelbar wird das Erzählte präsentiert? (Ereignisse und Gespräche werden in der Erzählerrede zusammengefasst oder in direkter Figurenrede wiedergegeben.)[31]

In Brownes Bilderbuch In den Wald hinein wird die Geschichte aus der Perspektive des Jungen erzählt. Er gibt sowohl indirekte als auch direkte Rede der anderen Figuren der Geschichte wieder, erzählt den Handlungsverlauf und äußert seine Gedanken und Gefühle, die der anderen Figuren sind ihm allerdings nicht bekannt. Die Gefühle des Jungen werden vorrangig durch den Text wiedergegeben. Nach Staiger können mentale Prozesse wie Gedanken oder Gefühle einer Figur sowohl verbalsprachlich als auch bildlich dargestellt werden. Die beiden Teile der Erzählinstanz im Bilderbuch - Text und Bild - können somit entweder homogen sein, also sich gegenseitig ergänzen bzw. umschreiben, oder aber heterogen und damit verschieden oder sogar widersprüchlich im Hinblick auf Erzählperspektive und Erzählmodus.[32] Während die Bilder die Angst des Jungen durch die Darstellung des Waldes wiedergeben, der Junge selber auf den Bildern aber oft nur von hinten zu sehen bzw. sein Gesichtsausdruck auf den Bilder, auf denen sein Gesicht zu sehen ist, meistens gleich ist, spricht er im Text seine Gefühle direkt aus: „[…] doch kaum hatte ich ihn übergezogen, begann ich mich zu fürchten.“; „ich war verloren.“; „Ich hatte schreckliche Angst.“[33] u.a. Somit ergänzt der Text an dieser Stelle die Bilder.

Ein weiterer Aspekt im discours ist nach Staiger das Verhältnis von erzählter Zeit und Erzählzeit, bei dem die Spezifika der beiden Zeichensysteme, Text und Bild, betrachtet werden müssen: Hier erhält ein einzelnes, monoszenisches Bild - im Gegensatz zur Verbalsprache - nicht zwingend eine Tempusmarkierung. Nur in einem pluriszenischen Bild können zeitliche Abläufe bildlich, als Markierung von Bewegung oder in einer Bildfolge dargestellt werden. Deshalb übernimmt nach Staiger im Bilderbuch in der Regel der Schrifttext die Darstellung der zeitlichen Ordnung (In welcher Reihenfolge werden die Ereignisse in der Erzählung wiedergegeben?), die Zeitdauer (Wie viel Zeit nimmt ein Ereignis in Anspruch und wie umfangreich ist es im Text dargestellt?) sowie Frequenz (Wie oft findet ein Ereignis in der Geschichte statt und wie oft wird es im Diskurs dargestellt?).

Nach Staiger fällt es dem Rezipienten bei manchen Bilderbüchern sehr schwer die zeitliche Dimension der Erzählung ohne diese verbalsprachlich vermittelten Informationen zu erfassen, da nicht deutlich wird, wie viel erzählte Zeit in den Leerstellen zwischen den Doppelseiten vergangen ist.[34] In Brownes Bilderbuch In den Wald hinein wird die Geschichte in monoszenischen Bildern dargestellt. Die Bilder sind zwar in einer chronologischen Reihenfolge angeordnet, allerdings gibt es zwischen den Bildern größere Zeitsprünge, wodurch sich der Rezipient denken muss, was zwischen den einzelnen dargestellten Szenen passiert. Nur durch den Text „Am nächsten Morgen“ und „Am Tag darauf“ erfährt man, dass es sich auf den ersten Seiten der Geschichte um verschiedene, aufeinanderfolgenden Tage handelt. Allerdings bleibt offen, wie viel erzählte Zeit vergangen ist, seitdem der Junge zu seiner Oma losgelaufen ist, bis er mit seinem Vater schließlich wieder zu Hause ankommt. Diesen Aspekt geben weder der Text, noch die Bilder wieder. Hier liegt die Vermutung nah, dass es sich um ein paar Stunden bzw. einen Tag handelt, da auch der Text keine zeitlichen Angaben wie zu Beginn der Geschichte macht. Eine weitere Differenz zwischen Text und Bild ist bei diesem Aspekt das unterschiedliche Voranschreiten der Zeit. Obwohl sowohl der Text, als auch die Bilder in der Zeit springen, hat man das Gefühl, dass der Text linearer voranschreitet, während die Bilder größere Sprünge machen. Ein Beispiel ist der Verlauf zwischen den Szenen, als die Mutter den Jungen ermahnt, dass er nicht durch den Wald gehen soll, sondern außen herum und der direkt folgenden Szene, in der der Junge sich im Wald befindet. Hier knüpft der Text wie bei einer Erzählung, besonders durch das Wort „Aber“ direkt an das Gesagte der Mutter an. Bei dem Bild weiß man allerdings nicht, wie lange es gedauert hat, bis der Junge in den Wald gelaufen ist, da man nicht weiß, wie weit er mit seiner Familie vom Wald entfernt wohnt und wie lange er sich schon im Wald befindet.

Bildliche Dimension:

Diese Dimension umfasst nach Staiger alle Aspekte der visuellen Gestaltung und des Designs, einschließlich der Typografie. Grundlegende Kategorien der visuellen Gestaltung sind Linie, Farbe, Raum und Fläche. Diese Gestaltungselemente werden im Bilderbuch nicht beliebig eingesetzt, sondern sie folgen bestimmten Konventionen und Regeln der visuellen Kommunikation und erzeugen auf diese Weise Sinnangebote für den Betrachter und sind damit ausschlaggebend für die Wirkung der Bilder auf den Rezipienten.[35] An dieser Stelle sollen ein paar, für die vorliegende Analyse relevante, Beispiele genügen: Farbe (Farbkontraste, Hell-Dunkel-Kontraste, Licht I Schatten, Farbsymbolik), Raum (Vor-/ Mittel-/ Hintergrund, Perspektive, Bildausschnitt, Bildraum), Fläche (Flächenformen, Flächenkontraste, Figur-Grund-Verhältnis), Komposition (Bildaufbau, Gesamtkomposition (z.B. Bild zum Text /Text im Bild)), Zusammenwirken der Elemente, Bewegung, Bildränder, Bildfolgen (enge Bildfolgen (zeigen einen chronologischen und kontinuierlichen Ablauf von Ereignissen) / weite Bildfolgen (mit größeren Zeitsprüngen zwischen den einzelnen Bildern - sind oftmals nur mit dem begleitenden Schrifttext verständlich)) und Typografie (Schrift als Bild (Typopiktorialität, Ikonotext)).[36]

[...]


[1] Oberhuemer, Pamela u.a. (1988): Kind und Bilderbuch. Erfahrungen – Beispiele – Informationen für Praxis, Ausbildung und Fortbildung, S.17.

[2] Vgl. Kruse, Iris / Sabisch, Andrea (2013): Fragwürdiges Bilderbuch. Skizzen zu Theorie, Methodologie und Didaktik – Zur Einleitung. In: Fragwürdiges Bilderbuch. Blickwechsel - Denkspiele – Bildungspotenziale. München: kopaed, S. 7

[3] Vgl. Kruse / Sabisch 2013, S.7

[4] Vgl. Kruse / Sabisch 2013, S.7

[5] Vgl. Staiger, Michael (2014): Erzählen mit Bild-Schrifttext-Kombinationen. Ein fünfdimensionales Modell der Bilderbuchanalyse. In: Julia Knopf & Ulf Abraham (Hrsg.): BilderBücher. Band 1, Theorie. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren, S. 12

[6] Vgl. Thiele, Jens (2000). Das Bilderbuch. Ästhetik – Theorie – Analyse – Didaktik – Rezeption. Oldenburg: Isensee. S. 92

[7] Vgl. Thiele 2000 S. 92

[8] Vgl. Thiele 2000, S. 13

[9] Vgl. Thiele 2000, S. 39

[10] Vgl. Thiele 2000, S. 39

[11] Vgl. Thiele 2000, S. 48

[12] Vgl. Asmuth 1994 zit. nach Thiele 2000, S. 48

[13] Vgl. Staiger 2014, S. 12

[14] Staiger 2014, S. 12

[15] Thiele 2003a, S.71 zit. nach Schröder, Bettina (2015): Bild(er)leser wissen mehr! Das Bilderbuch als Vermittler von „Visual Literacy“: Eine Aufgabe für die Kinder- und Jugendbibliotheksarbeit? S. 46

[16] Vgl. Schröder 2015, S. 46

[17] Vgl. Browne, Anthony: In den Wald hinein. Oldenburg: Lappan 2004.

[18] Vgl. Schröder 2015, S. 46

[19] Vgl. Schröder 2015, S. 47

[20] Schröder 2015, S. 47

[21] Vgl. Staiger 2014, S. 13

[22] Vgl. Staiger 2014, S. 21

[23] Vgl. Staiger 2014, S. 13 ff.

[24] Vgl. Staiger 2014, S. 15

[25] Vgl. Browne 2004

[26] Vgl. Staiger 2014, S. 15

[27] Vgl. Browne 2004

[28] Vgl. Staiger 2014, S.16

[29] Browne 2014

[30] Vgl. Browne 2004

[31] Vgl. Staiger 2014, S. 16

[32] Vgl. Staiger 2004, S. 17

[33] Browne 2004

[34] Vgl. Staiger 2014, S. 17

[35] Vgl. Staiger 2014, S. 18

[36] Vgl. Staiger 2014, S. 18

Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Analyse des Bilderbuches "In den Wald hinein" und Erstellung eines Konzepts zur szenischen Umsetzung mit Schülern einer Grundschule
Hochschule
Universität der Künste Berlin
Note
1,0
Jahr
2017
Seiten
27
Katalognummer
V374447
ISBN (eBook)
9783668517400
ISBN (Buch)
9783668517417
Dateigröße
624 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bilderbuch, szenische Interpretation, Analyse, In den Wald, Modelle, Bilderbuchanalyse, Staiger, Browne
Arbeit zitieren
Anonym, 2017, Analyse des Bilderbuches "In den Wald hinein" und Erstellung eines Konzepts zur szenischen Umsetzung mit Schülern einer Grundschule, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/374447

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Analyse des Bilderbuches "In den Wald hinein" und Erstellung eines Konzepts zur szenischen Umsetzung mit Schülern einer Grundschule



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden