Inklusive Perspektiven auf die ubiquitären Erscheinungsformen der Depression in unserer Gesellschaft


Bachelorarbeit, 2017

61 Seiten, Note: 1.8


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

A; Depressionen im Schatten von Vorurteilen. Stigmatisierung und Exklusion
1. Die Depression
1.1. Begriffsbestimmung und Krankheitsverständnis
1.2. Epidemiologie
1.3. Erscheinungsformen
1.4. Darstellung möglicher Erkrankungsursachen
1.5. Möglichkeiten einer Behandlung
2. Wo die Depression der Sozialen Arbeit begegnet - Ein Streiflicht durch verschiedene Arbeitsfelder.
2.1. Soziale Hilfen
2.2. Kinder- und Jugendhilfe
2.3. Altenhilfe/Gerontologie
2.4. Gesundheitsbereich
3. Rechtliche Dimension
4. "Unsere Gesellschaft stigmatisiert eine Erkrankung" - Exklusion der Depression
4.1. Der Begriff des Stigmas
4.2. Der Exklusionsbegriff.
4.3. Stigmatisierung psychischer Erkrankungen am Beispiel der Depression
4.3.1. Zwei Beispiele aus unserer Gesellschaft
4.3.2.1. Der Suizid des Nationalfußballspielers Robert Enke
4.3.2.2. Germanwingsabsturz Flug 4U9525

В; Inklusive Perspektiven, insbesondere aus dem Blickwinkel der Sozialen Arbeit
5. Der Inklusionsbegriff.
6. Stigmabewältigung - Entstigmatisierung
7. Inklusive Chancen der Sozialpsychiatrie
8. Interdisziplinäre. multiprofessionelle Zusammenarbeit in der Depressionsbegleitung
9. Teilhabechancen am Beispiel der Arbeitswelt
10. Interkulturelle Dimension
11. Systemische Soziale Arbeit - eine inklusive Chance bei depressiven Störungen?
11.1. Depressionsverständnis aus systemischer Perspektive
11.2. Systemische Soziale Arbeit in der ambulanten Sozialpsychiatrie
11.3. Systemtheoretische Gedanken zur gesellschaftlichen Inklusion
12. Reflexion und Fazit

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Vorwort

Zu Beginn dieser für mich besonderen Arbeit möchte ich einigen Menschen meinen herzlichsten Dank aussprechen - besonders wird diese Bachelorthesis für mich deshalb, weil sie den Abschluss eines großartigen Studiums markiert, welches mich durch viele Höhen und Tiefen zu dem Menschen gemacht hat, der ich heute bin - gleichsam liegt mir das meiner Bachelorthesis zugrunde liegende Thema ganz besonders am Herzen, da ich dieser unglaublich vielschichtigen „Erkrankung“ der Depression selbst in den letzten Jahren immer wieder tief in die Augen blickte.

Ganz herzlich möchte ich meinen lieben Professoren Herrn Jo Jerg und Herrn Thomas Hörnig danken - beide haben mich fachlich wie auch persönlich durch diesen spannenden Prozess begleitet und fungieren als offizielle Prüfer dieser Abschlussarbeit. Mein großer Dank gilt außerdem meiner Partnerin Katarina und meiner Familie, die mich stets so liebevoll begleiten! Auch möchte ich meinen lieben Freundinnen und Freunden danken, die immer ein offenes Ohr für mich haben und mich freundschaftlich wie auch fachlich sehr unterstützt haben. Namentlich möchte ich hier Ellen, Maren, Annika, Maria, Simon und Johannes nennen.

1. Einleitung

Die Weltgesundheitsorganisation geht davon aus, dass die Depression im Jahre 2020 zweithäufigste Volkskrankheit sein wird. Bereits heute leiden weltweit etwa 350 Millionen Menschen unter Depressionen (vgl. BMG 2016).

Ursache für 40 % der mit Behinderungen verbrachten Lebensjahre ist die Depression (vgl. WHO 2012).

Grund genug, meine Bachelorthesis diesem Thema zu widmen! Da mein Studium der Sozialen Arbeit den Rahmen für diese Thesis bildet, dient mein vornehmliches Erkenntnisinteresse weniger den medizinisch-psychologischen Aspekten, als vielmehr der gesellschaftlichen, soziologischen Dimension dieser weitreichenden Erkrankung. Da es sich bei der Depression allerdings um eine psychische Erkrankung handelt, wird die Bezugsdisziplin 'Psychologie' in meiner gesamten Arbeit eine wichtige Rolle spielen.

Die organmedizinische Dimension werde ich hingegen nahezu ausklammern.

In den Jahren meines Studiums galten meine vornehmlichen Interessen und Studienschwerpunkte folgenden beiden Arbeitsfeldern: der Gerontologie sowie der Arbeit mit Menschen mit Behinderungserfahrungen. In beiden Feldern habe ich neben theoretischer Wissenserweiterung auch vielfältige Praxiserfahrungen gesammelt. Ob im städtischen Seniorenbüro Ludwigsburg, im Altenpflegeheim, in der Biographiearbeit mit einem körperlich sehr eingeschränkten Menschen, im Rahmen des Wohnens in einer inklusiven Wohngemeinschaft auf dem Campus oder schließlich in meinem Praxissemester in einer Lebensgemeinschaft in einem inklusiven Dorf. Überall habe ich mit Menschen gelebt und gearbeitet, die 'anders' waren, gewissermaßen eingeschränkt und in ihrer Lebensführung der Hilfe von außen bedurften - und stets habe ich die vielfältigen Versuche erlebt, mit diesem 'Anderssein' umzugehen.

Das im Verlauf der letzten Jahre gesellschaftlich so brisant gewordene, komplexe Thema der Inklusion hat mich also beständig begleitet und mich hat die Frage bewegt, wieso die Inklusion vornehmlich ein Thema der äußerlich sichtbaren Behinderungen zu sein scheint - überfordert es unsere Gesellschaft, die psychische Dimension mit zu bedenken? Ist es zu viel verlangt, den Menschen im21. Jahrhundert als eine Einheit von Körper, Geist und Seele zu betrachten und damit einhergehend die psychische Dimension genauso ins Blickfeld zu nehmen wie die der geistigen und körperlichen Behinderungen?

Weder habe ich auf diese großen Fragen bislang eine auch nur annähernd befriedigende Antwort gefunden, noch kann ich mich damit abfinden, dass psychische Erkrankungen in unserer modernen Gesellschaft nach wie vor noch immer so stark tabuisiert, stigmatisiert und exkludiert werden. Eine Studie aus dem Jahre 2013 kam sogar zu dem Ergebnis, dass in Deutschland trotz Aufklärungskampagnen eine zunehmende Stigmatisierungstendenz psychischer Erkrankungen zu erkennen ist (vgl. Heydendorff undDreßing 2016: 135).

In der vorliegenden Arbeit möchte ich diese meine These wissenschaftlich untersuchen und mich in einem nächsten Schritt auf die Suche nach möglichen Antworten begeben. Welche Wege geht die Soziale Arbeit und was kann sie vielleicht noch tun, um das 'Image' depressiver Erkrankungen in unserer modernen Gesellschaft zu verbessern? Wie kann es trotz medialer Großereignisse wie beispielsweise dem Germanwings- Flugzeugabsturz vor zwei Jahren in den französischen Alpen gelingen, Depressionen von ihrer großen Last der Stigmatisierung zu befreien? Und wie können chronisch depressive Menschen, die schon lange nicht mehr am gesellschaftlichen Leben teilhaben, wieder inkludiert werden?

Im ersten Teil dieser Bachelorthesis soll zunächst die komplexe Erkrankung vorgestellt und ihre Verortung in Arbeitsfeldern der Sozialen Arbeit aufgezeigt werden. Nach einem Blick auf die rechtliche Dimension werde ich mich intensiv den Themen Stigmatisierung und Exklusion widmen und diese anhand von Praxisbeispielen auf die Depression beziehen: Tragische Ereignisse mit großer medialer Wirkung, wie der Suizid des Profifußballspielers Robert Enke oder der genannte Flugzeugabsturz und ihre bedenklichen Folgen für die gesellschaftliche Stellung der Depression, sollen beleuchtet werden.

Der zweite Teil der Arbeit soll dann ganz im Zeichen der Inklusion stehen und immer wieder die Frage nach inklusiven Perspektiven auf depressive Erkrankungen beleuchten. Zunächst werden Möglichkeiten einer Stigmabewältigung aufgezeigt. Im nächsten Schritt werden sozialarbeiterische Handlungsmöglichkeiten im Feld der Sozialpsychiatrie besprochen. Daran anschließend wird untersucht, welche Bedeutung eine interdisziplinäre, multiprofessionelle Zusammenarbeit in einer inklusiven Depressionsbehandlung einnimmt. Teilhabechancen depressiv erkrankter Menschen werden am Beispiel des Arbeitsmarktes beleuchtet und auch die interkulturelle Dimension darf in unserer offenen Gesellschaft nicht außer Acht gelassen werden. Das letzte Kapitel wendet schließlich systemische Ansätze auf vorgestellte Themengebiete an, um aufzuzeigen, welch besonderer Stellenwert der Systemtheorie in Bezug auf ein inklusives Depressionsverständnis zukommt.

A; Depressionen im Schatten von Vorurteilen. Stigmatisierung und Exklusion

1. Die Depression

1.1. Begriffsbestimmung und Krankheitsverständnis

Zu Beginn dieser Arbeit soll der Versuch einer begrifflichen Annäherung an 'die Depression' unternommen werden. Weit verbreitet ist dieser Krankheitsbegriff und doch umfasst er eine so vielschichtige Erkrankung, dass es unbedingt notwendig erscheint, eine knappe Begriffsdefinition als Grundlage für diese Arbeit vorzunehmen.

Der Begriff kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „niederdrücken“ (vgl. Hegerl und Niescken 2004: 14). Bereits in diesem Begriff immanent wird eines der generellen Hauptsymptome einer Depression ausgedrückt - die niedergedrückte Stimmungslage (vgl. Fröhlich-Gildhoff2017: 168).

Wie umfassend und vielseitig der Begriff der Depression tatsächlich ist, definiert Fröhlich-Gildhoff im Fachlexikon der Sozialen Arbeit: „Depression ist die Bezeichnung für eine Gruppe phänomenologisch verwandter psychischer Zustände, die sich in Schweregrad, Ursache und Verlauf jedoch erheblich unterscheiden und von normal psychologischen Reaktionen bis hin zu schweren psychiatrischen Erkrankungen reichen können“ (Fröhlich-Gildhoff 2017: 168). Injedem Fall ist die Stimmung beziehungsweise Affektivität der Betroffenen krankhaft verändert. Man rechnet die Erkrankung daher den sogenannten 'affektiven Störungen' zu. Wie alle Krankheiten, wird auch die Depression von der Weltgesundheitsorganisation international klassifiziert. Sie ist in dieser internationalen statistischen Klassifikation ICD-10 (International Classification of Diseases, in der zehnten Überarbeitung) unter den Ziffern F30-F39 der affektiven Störungen angesiedelt (vgl. Wittchen u.a. 2010: 7). Feinere Untergliederungen der verschiedenen Depressionsformen in spezifische Diagnoseschlüssel, sind für diese Arbeit nicht relevant.

Wie Fröhlich-Gildhoff im Fachlexikon der Sozialen Arbeit beschreibt, sei es nicht möglich, aus dem Oberbegriff 'Depression' ein bestimmtes Krankheitsverständnis abzuleiten. Zu vielfältig und individuell einzigartig sei diese psychische Störung und es würde den Betroffenen in keiner Weise gerecht werden, dies zu tun.

Vor dem Hintergrund der Thematik dieser Arbeit, welche sich mit Stigmatisierung und Exklusion depressiv erkrankter Menschen befasst, wird das Krankheitsverständnis daher an dieser Stelle auch nicht weiter besprochen. Es soll bewusst ganz offen gehalten werden. Darüber hinaus sei erwähnt, dass die Festlegung auf eine bestimmte Definition der Erkrankung für die Fragestellung dieser Bachelorthesis auch keinerlei Relevanz besitzt.

1.2. Epidemiologie

Zweifelsohne ist die Depression eine sehr weit verbreitete Erkrankung. Fasst man unterschiedliche Studienergebnisse zusammen, kann man konstatieren, dass etwa 20 % der Bevölkerung mindestens einmal im Leben depressiv erkranken. Man zählt die Depression daher zu den „Volkskrankheiten“ (vgl. Fröhlich-Gildhoff2017: 168): „Nach Studien der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der Weltbank und des European Brain Council [1] sind Depressionen in Europa und Deutschland seit Anfang der 1990er-Jahre noch vor anderen Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus oder koronaren Herzerkrankungen als die gesellschaftlich belastendste Krankheitsgruppe einzuordnen“ (Wittchenu.a. 2010: 7).

Wirft man einen Blick auf weitere markante Kennzahlen, wird einem das Ausmaß der Erkrankung immer deutlicher, auch was volkswirtschaftliche Aspekte anbelangt: Neuropsychiatrische Störungen machen nahezu 20 % der Krankheitslast in Europa aus, in der EU sogar 26 %. Bis zu50% längerer Arbeitsausfallzeiten gehen auf das Konto depressiver Störungen und über die Hälfte der schweren Depressionen werden überhaupt nicht behandelt. Zusammen mit Angstzuständen verursachen Depressionen in der EU Kosten in Höhe von 170 Mrd. Euro pro Jahr (vgl. WHO 2012).

Unter den mit Behinderung verbrachten Lebensjahren steht die Depression an erster Stelle aller Erkrankungen, was folgende Grafik in absoluten Zahlen sichtbar macht:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Übersicht über Krankheiten mit starker Beeinträchtigung, Lopez et al., 2006

Wie es dazu kommt, dass die Depression die meisten mit Beeinträchtigung gelebten Lebensjahre aller Erkrankungen verursacht, wird verständlich, wenn man sich typische Krankheitsverläufe anschaut. In der überwiegenden Mehrzahl verlaufen depressive Störungen episodisch rezidivierend. Bei nahezu zwei Drittel der Betroffenen folgt auf eine Ersterkrankung mindestens eine zweite Episode. Während des gesamten Lebens treten bei wiederkehrenden Erkrankungen durchschnittlich sechs Krankheitsphasen auf. Die Häufigkeit dieser Phasen ist dabei höchst unterschiedlich (vgl. Wittchen u.a. 2010: 20).

Interessant ist dabei noch zu erwähnen, dass viele gesellschaftlich bekannte Persönlichkeiten an Depressionen litten, so beispielsweise „Abraham Lincoln, Ludwig van Beethoven, Robert Schumann, Leo Tolstoi, Isaac Newton, Hermann Hesse, Paul Gauguin, Frederic Chopin, Gustav Mahler, Martin Luther, Marilyn Monroe, Prinz Claus von Holland, Winston Churchill u.v.a.“ (Hautzinger 2006: 19). Berühmte Beispiele jüngster deutscher Geschichte werden an späterer Stelle dieser Arbeit intensiv beleuchtet.

Dieser kurze Abriss über die Epidemiologie der Depression soll deren hohe gesellschaftliche Bedeutung aufzeigen und damit einen Beitrag zum Verständnis leisten, warum das dieser Arbeit zugrunde liegende Thema gesellschaftliche, wie im Besonderen auch sozialpädagogische Relevanz besitzt.

1.3. Erscheinungsformen

Wie bereits in Kapitel 1.1. deutlich wurde, handelt es sich bei der Depression um ein äußerst komplexes Krankheitsbild, welches sich individuell völlig unterschiedlich ausprägen kann. Daher ist es nicht möglich und auch nicht sinnvoll, ein einheitliches Krankheitsverständnis zu entwickeln. Vielmehr muss es darum gehen, den depressiven Menschen in seiner Einzigartigkeit und seiner spezifischen Lebenswelt zu sehen. Um dennoch eine Vorstellung davon zu bekommen, wie sich die Depression äußern kann, werden in diesem Kapitel unterschiedliche Erscheinungsformen und Symptome dieser vielschichtigen psychischen Störung vorgestellt.

Zunächst seien einige typische Symptome genannt, die mehr oder weniger in allen Depressionsformen vorkommen können. Sie zeigen sich entweder isoliert alleine oder auch gemeinsam. Die drei Leitsymptome „gedrückte Stimmung“, „Interessen- und Freudlosigkeit“ sowie „Antriebsstörungen“, spielen nahezu beijeder Depression eine Rolle (vgl. Drong und Lachemann 2016: 45). Die ’gedrückte Stimmung’ wird oft als grundlose Traurigkeit erlebt und geht auch häufig mit Weinen einher. Die Interessenlosigkeit zeigt sich im Verlust der Freude an Menschen und Dingen und einem sozialen Rückzug. Die Antriebsstörung führt dazu, dass das Leben als unglaublich anstrengend empfunden wird. Kleinste Aufgaben erscheinen als unüberwindbare Hürden und nicht selten sind die Betroffenen nicht einmal mehr dazu in der Lage, das eigene Bett zu verlassen, um beispielsweise das Badezimmer aufzusuchen. Die Kraft für diese Aufgabe scheint einfach nicht mehr vorhanden zu sein (vgl. ebd.: 45). Typische Nebensymptome, die allerdings genauso belastend und stark auftreten können wie die Hauptsymptome, sind insbesondere Konzentrationsstörungen, Schuldgefühle, ein vermindertes Selbstwertgefühl, Schlafstörungen, innere Unruhe, ein verminderter Appetit, Suizidgedanken und -handlungen. Die Diagnostik orientiert sich an den klassischen Depressionssymptomen. Man spricht dann von einer depressiven Erkrankung, wenn für mindestens zwei Wochen mindestens zwei Hauptsymptome sowie zwei Nebensymptome auftreten. Je mehr Symptome hinzukommen, desto höher wird der Schweregrad der Depression diagnostiziert (vgl. ebd.: 46). Für eine differenzierte Diagnosestellung sind in Bezug auf die Symptome deren Fortbestehen und Schwere sowie die daraus resultierenden Einschränkungen und Behinderungen von großer Bedeutung.

Vor der Einführung der modernen Diagnostik war es üblich, Depressionen nach ihren damals vermuteten Ursachen grob zu unterteilen. Man unterschied die neurotische Depression von der reaktiven, welche als Reaktion auf ein belastendes Lebensereignis eintritt. Von diesen beiden exogenen Formen grenzte man die endogene ab, welche man auf rein körperliche Ursachen zurückführte (vgl. Wittchen u.a. 2010: 8). Inzwischen hat die Forschung allerdings gezeigt, dass diese klaren Abgrenzungen wenig sinnvoll sind, da Depressionen stets mehr oder weniger sowohl auf fehlangepasste, reaktive, als auch auf körperliche Ursachen zurückzuführen sind. Deshalb spricht man heute in der Regel nur noch vom Oberbegriff der 'depressiven Störung'.

Unterteilt werden diese Störungen allerdings in depressive Episoden (Synonym: Major Depression), Dysthymia, bipolare affektive Störungen und sonstige depressive Störungen (vgl. ebd.: 9-12). Die Diagnosekriterien der depressiven Episode entsprechen den bereits beschriebenen. Unter einer Dysthymia versteht man eine etwas leichtere Erkrankung, die allerdings chronisch verläuft. Bipolare affektive Störungen kommen wesentlich seltener vor. Bei diesen wechseln sich depressive Phasen mit manischen beziehungsweise hypomanischen Phasen ab. In manischen Phasen ist die Stimmung der Betroffenen übertrieben positiv und sie neigen nicht selten zu Selbstüberschätzung. Unter den sonstigen depressiven Störungen fasst man Mischformen zusammen, welche man diagnostisch nicht eindeutig zuordnen kann (vgl. ebd.: 9-12). Von der soeben vorgestellten Systematik abzugrenzen, sind solche Depressionen, die direkt mit einer anderen, körperlichen Erkrankung in Verbindung stehen. Diabetes kann zum Beispiel die körperliche Ursache für eine leichte chronische Depression sein (vgl. First und Rief 2017: 242).

Auch wenn Selbstmord ein eigenes, anderes Thema darstellt, wird er an späterer Stelle dieser Arbeit eine Rolle spielen, und es sei deshalb erwähnt, dass er eine Begleiterscheinung schwerer Depressionen sein kann. 65% -90% aller Suizide werden durch psychische Erkrankungen verursacht - am häufigsten durch Depressionen (Wittchenu.a. 2010: 25).

1.4. Darstellung möglicher Erkrankungsursachen

Im vorangegangen Kapital wurde aufgezeigt, wie sich eine Depression äußern kann und wie vielfältig und daher oft nicht leicht diagnostizierbar sie ist. In diesem Kapitel sollen mögliche Erkrankungsursachen besprochen werden. Vorweg sei gesagt, dass es auch heute noch keine eindeutigen, gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnisse gibt, welche dieses komplexe Krankheitsbild vollständig erklären könnten. Außerdem werden so zahlreiche, unterschiedliche Ursachen diskutiert, dass man diesem Thema eigens eine Arbeit widmen könnte. An dieser Stelle kann daher nur überblicksartig auf typische Erkrankungsursachen eingegangen werden.

Inzwischen ist es wissenschaftlicher Konsens, dass immer ein Zusammenspiel aus unterschiedlichen Faktoren zum Ausbruch einer depressiven Erkrankung führt. Man bezeichnet die Ursachen daher als „multifaktoriell“ (Möller u.a. 2013: 94).

Dabei kann man grob drei Ursachenbereiche unterscheiden: die genetischen, die neurobiologischen sowie die psychologischen Faktoren (vgl. Müller 2015: 21).

In Bezug auf die genetischen Faktoren wurde festgestellt, dass das eigene Erkrankungsrisiko bei einem kranken Elternteil steigt. Auch Zwillingsstudien bestätigen eine genetische Komponente. Auf neurobiologischer Ebene besteht bei einer ausgeprägten depressiven Erkrankung nachweislich eine Dysbalance im Hirnstoffwechsel. Verschiedene Neurotransmitter scheinen aus dem Gleichgewicht geraten zu sein. Darüber hinaus lassen sich in unterschiedlichen Hirnregionen Veränderungen im Vergleich zu gesunden Gehirnen feststellen (vgl. ebd.: 21). Wenngleich solche Veränderungen bereits mit bildgebenden Verfahren sichtbar gemacht werden können, so ist man hinsichtlich deren Auswirkungen und Behandlungsmöglichkeiten, wissenschaftlich noch ziemlich am Anfang der Forschung. Psychologische Faktoren können sehr vielfältiger Natur sein. Allerdings sind schicksalhafte, traumatische Erfahrungen neben einem ungünstigen Erziehungsstil häufig beteiligt. Außerdem kann die Bereitschaft, eine Depression zu entwickeln, auch stark mit bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen in Verbindung stehen - der Hang zur Melancholie oder eine hohe Aufopferungsbereitschaft sind Wesenszüge, die ein hohes Risiko in sich tragen (vgl. ebd.: 22).

Die moderne Stressforschung sieht heute einen großen Zusammenhang zwischen belastenden, stressfördernden Lebensumständen und dem Ausbruch einer Depression. Dauerstress kann das körperliche und seelische Gleichgewicht aus der Balance bringen, und auch die Hirnchemie nachweislich negativ verändern (vgl. Hautzinger 2006: 26).

An dieser Stelle wird deutlich erkennbar, in welcher Weise sich die unterschiedlichen Ursachen gegenseitig bedingen und verstärken. So sind äußere Lebensumstände dazu in der Lage, inneren Stress auszulösen, welcher wiederum das Nervensystem und den Hormonhaushalt negativ verändern kann. Die letzte Folge ist dann eine Veränderung der Hirnchemie und der Ausbruch einer depressiven Störung, wie folgendes Schaubild verdeutlicht:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Hypothesen zur Genese derDepression, Waelsch, 2008

Unbedingt zu beachten ist an diesem Modell, dass es sich lediglich um eine Hypothese handelt. Was aufgrund der unterschiedlichen, einwirkenden Faktoren im Gehirn tatsächlich passiert, ist bislang nur ansatzweise erforscht.

1.5. Möglichkeiten einer Behandlung

Welche Behandlungsmöglichkeiten haben sich auf der Grundlage der multifaktoriellen Entstehungsursache depressiver Erkrankungen entwickelt? Tatsächlich gibt es mittlerweile unzählige Behandlungsmethoden und ständig kommen neue hinzu. Im Rahmen dieser Arbeit seien die wichtigsten, wissenschaftlich anerkannten Ansätze vorgestellt.

Grundsätzlich gibt es zwei wissenschaftlich anerkannte Hauptbehandlungswege: Zum einen eine psychotherapeutische Behandlung, zum anderen eine pharmakologische Therapie. In der Regel sollten leichtere Erkrankungen in erster Linie psychotherapeutisch behandelt werden. Bei schwereren Formen ist stets eine Kombinationstherapie zu empfehlen (Wittchen u.a. 2010: 30).

Durch Studienergebnisse wissenschaftlich eindeutig belegt, ist die Wirksamkeit folgender drei Psychotherapieverfahren: kognitive Verhaltenstherapie, tiefenpsychologisch fundierte Therapie, analytische Psychotherapie (Psychoanalyse).

Folglich werden auch nur diese Therapieformen von den gesetzlichen Krankenkassen finanziert (vgl. Drong und Lachemann 2016: 51 ff.).

Neben Hausärzten als erste Anlaufstelle, nehmen psychosoziale Beratungsstellen und sozialpsychiatrische Dienste als Einrichtungen der Sozialen Arbeit auch eine äußerst wichtige Rolle ein. Neben der akuten Krisenintervention, dienen sie oft auch als vermittelndes Bindeglied in eine weitere, spezifische Therapie.

Enorm auf dem Vormarsch sind in den letzten Jahren systemische Therapieansätze, insbesondere auch in den Einrichtungen der Sozialen Arbeit. Diese werden an späterer Stelle meiner Bachelorthesis noch eine wichtige Rolle spielen.

Wird eine Depression so belastend, dass es notwendig wird, die betroffene Person aus ihrer Lebenswelt und ihrem häuslichen Umfeld für eine gewisse Zeit 'herauszunehmen', oder ist in absehbarer Zeit kein ambulanter Therapieplatz verfügbar, muss eine stationäre Therapie in Erwägung gezogen werden. Im Jahre 2008 standen hierfür in Deutschland 1401 Einrichtungen zur Verfügung (Wittchenu.a. 2010: 27).

Neben den vorgestellten klassischen Therapiemethoden, gibt es eine Vielzahl weiterer Behandlungsmöglichkeiten aus den Bereichen der Alternativmedizin, der Bewegungs­und Tanztherapie, achtsamkeitsbasierter Techniken und vielen anderen mehr.

Das erste Kapitel hat nun den Grundstein für die vorliegende Arbeit gelegt. Auf diesem Basiswissen über die komplexe Erkrankung der Depression soll nun das eigentliche Erkenntnisinteresse aufgebaut werden. Aufgrund meines Studienfaches liegt es natürlich in meinem besonderen Interesse, mich darauf zu fokussieren, was die Soziale Arbeit leisten kann, um Depressionen zu entstigmatisieren und inklusive Prozesse vorantreiben zu können. Aus diesem Grunde werde ich im nächsten Kapitel zunächst knapp beleuchten, welche Berührungspunkte zwischen Depressionen und der Sozialen Arbeit bestehen.

2. Wo die Depression der Sozialen Arbeit begegnet - Ein Streiflicht durch verschiedene Arbeitsfelder

Wie bereits aus der bisherigen Arbeit hervorgeht, sind depressive Erkrankungen aufgrund ihrer Häufigkeit und Schwere ein wichtiges, gesellschaftliches Thema. Infolgedessen begegnet die Soziale Arbeit der Depression auf vielfältige Weise. Soziale Arbeit ist die Arbeit mit Menschen und da es keine 'Gesellschaftsgruppe' gibt, die von Depressionen verschont bleibt, können Berührungspunkte mit der Erkrankung in allen

Arbeitsfeldern der Sozialen Arbeit liegen. An dieser Stelle sollen Hauptarbeitsfelder und ihre Kontaktpunkte mir der Depression vorgestellt werden.

2.1. Soziale Hilfen

Präventionsarbeit, Beratung und Betreuung sind zentrale Aufgaben der Sozialen Arbeit. Auch rechtliche Betreuungen spielen häufig eine Rolle.

Hauptzielgruppen sind arme Menschen, obdachlose Menschen, straffällig gewordene Menschen, Menschen mit Migrationshintergrund und andere. Die Soziale Arbeit bietet in diesen Bereichen ambulante, teilstationäre und auch vollstationäre Hilfsangebote an (vgl. Hochuli-Freundund Stotz 2011: 30).

Warum sind Depressionen in der Sozialen Arbeit nun ein relevantes Thema? Wie bereits an anderer Stelle erläutert, spielen äußere Lebensumstände und Stress bei der Entstehung einer depressiven Erkrankung eine große Rolle. Die soeben genannten Zielgruppen befinden sich alle in schwierigen, belastenden Lebenswelten. So ist es nicht verwunderlich, dass depressive Störungen bei diesen Menschen vermehrt vorkommen (vgl. Müller 2015: 27).

2.2. Kinder- und Jugendhilfe

Die Kinder- und Jugendhilfe ist ein sehr umfassender Bereich der Sozialen Arbeit: Neben den Schutzaufgaben des Jugendamtes sind hier Familienbegleitung und -unterstützung, Schulsozialarbeit, Kinderbetreuung und Heimerziehung, Bildung und viele weitere Bereiche zu nennen (vgl. ebd.: 24 f.).

Wenn nun ein Elternteil oder ein Kind an einer Depression erkrankt, hat dies einen großen Einfluss auf das ganze Familiensystem und natürlich auch auf die Arbeit mit einer solchen Familie. Die Soziale Arbeit hat in diesen Fällen die Aufgabe, die Familien entsprechend zu unterstützen und im Falle einer Kindeswohlgefährdung - die bei einer schweren Depression des Elternteils auch vorkommen kann - entsprechend zu handeln. Da Depressionen immer wieder sehr eng mit Suizidalität in Verbindung stehen, ist die Soziale Arbeit auch hier gefragt, dies zu erkennen und darauf zu reagieren (vgl. ebd.: 25 f.).

2.3. Altenhilfe/Gerontologie

Neben körperlichen Erkrankungen und Demenz spielen psychiatrische Erkrankungen bei älteren Menschen auch eine zentrale Rolle. Im Alter sind deutlich mehr Menschen von Depressionen betroffen als in anderen Lebensabschnitten. Dafür gibt es einige Gründe: soziale Isolation, unfreiwillige Wohnortwechsel, gesundheitliche Belastungen, Altersarmut, Verlusterfahrungen und viele weitere. Spezifisch bei alten Menschen gehen Depressionen häufig auch mit wahnhaften Ideen einher. Oft ist der gesundheitliche Allgemeinzustand so schlecht, dass Depressionen gar nicht erkannt werden, beziehungsweise sich als larvierte Depressionen hinter körperlichen Symptomen verstecken, die keine organische Ursache aufweisen.

Alte Menschen haben nur sehr erschwerten bis gar keinen Zugang zu Psychotherapien. Neben der medikamentösen, antidepressiven Behandlung kommt daher sozialpädagogischen Interventionen eine besondere Rolle zu. Ob in stationären oder ambulanten Settings, stets sind Beratung und psychosoziale Begleitung von großer Bedeutung (vgl. ebd.: 28 ff.).

2.4. Gesundheitsbereich

Der Kliniksozialarbeit kommt eine tragende Rolle zu. Aber auch im Bereich der Gesundheitsförderung, dem betreuten Wohnen für psychisch kranke Menschen oder in Selbsthilfegruppen begegnet die Soziale Arbeit der Depression.

Es gibt unzählige weitere Bereiche, in denen die Soziale Arbeit tätig ist. Injedem dieser Bereiche können Depressionen eine Rolle spielen. Konkrete Interventionen aus dem Bereich der Sozialen Arbeit werden an späterer Stelle erläutert.

3. Rechtliche Dimension

Dem Recht kommt in der Sozialen Arbeit eine ganz besonders wichtige Bedeutung zu, denn es sind Gesetze, welche die Soziale Arbeit überhaupt erst zum Handeln beauftragen. So ist es für diese Arbeit unabdingbar, einen Blick auf rechtliche Grundlagen der Depression zu werfen.

Artikel 1 GG besagt: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt“.

Artikel 3 GG erweitert: „Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden“.

Im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland wird die Würde des Menschen hervorgehoben. Außerdem wird klar betont, dass niemand aufgrund seiner Behinderung benachteiligt werden darf. Für die Depression als psychische Behinderung ist dies von großer Bedeutung. An späterer Stelle meiner Bachelorthesis werde ich mich mit der Frage auseinandersetzen, inwieweit unsere Gesellschaft diese Grundrechte in Bezug auf die Depression teilweise missachtet.

Besonders wichtig ist auch die UN-Behindertenrechtskonvention. Neben zahlreichen anderen wichtigen Artikeln ist für diese Arbeit insbesondere Artikel 3 der Allgemeinen Grundsätze relevant. Darin wird festgelegt, dass ein Grundsatz der ganzen Konvention die Nichtdiskriminierung ist. Inwiefern Menschen mit Depressionen diskriminiert werden, wird wichtiger Bestandteil meiner Arbeit sein.

Auch das Gesetz zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen (BGG) aus dem Jahre 2002 sowie das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) sind von großer Bedeutung. Für diese Arbeit besonders hervorzuheben ist Abschnitt 6 des AGG, welcher die Antidiskriminierungsstelle des Bundes rechtlich verankert.

Da diese Bachelorthesis im Studiengang der Sozialen Arbeit entsteht, möchte ich nun einen besonderen Blick auf das Sozialrecht werfen. Das Sozialgesetzbuch hält eine Fülle von Leistungen zur Teilhabe von Menschen mit Behinderungserfahrungen sowie zum Ausgleich von Nachteilen bereit (vgl. Oehler 2013: 107). Da es sich bei psychischen Erkrankungen um nicht sichtbare Behinderungen handelt, wird sehr häufig gar nicht erst an solche Rechte gedacht. Wie bei einer körperlichen beziehungsweise geistigen Behinderung auch, muss bei psychischen Störungen die Behinderung ebenfalls versorgungsamtlich festgestellt werden. Erst dann können Leistungen in Anspruch genommen werden. Die Feststellung der Behinderung ist in§2 SGB IX geregelt und richtet sich nach § 69 SGB IX. Zu beachten gilt, dass kurze depressive Episoden keine Behinderung im Sinne des Gesetzes darstellen. § 2 Abs. 1 SGB IX regelt dazu:

„Menschen sind behindert, wenn ihre körperliche Funktion, geistige Fähigkeit oder seelische Gesundheit mit hoher Wahrscheinlichkeit länger als sechs Monate von dem für das Lebensalter typischen Zustand abweichen und daher ihre Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeinträchtigt ist. Sie sind von Behinderung bedroht, wenn die Beeinträchtigung zu erwarten ist“.

Wie bei allen anderen Behinderungen, gilt auch bei psychischen, die Einteilung nach Schweregrad (GdB) (vgl. Oehler 2013: 107). Für diese Feststellung des Grades der Behinderung ist in Bezug auf die Depression eine fachärztliche Untersuchung erforderlich.

Weiterhin regelt das Sozialrecht den Anspruch auf eine adäquate Behandlung, darauf gehe ich im Rahmen dieser Arbeit allerdings nicht näher ein.

Was man aus zivilrechtlicher Sicht in Bezug auf depressive Erkrankungen unbedingt wissen sollte, ist die Tatsache, dass eine schwere Depression zur Geschäftsunfähigkeit führen kann. Eine mittelgradige allerdings nicht (vgl. ebd.: 188).

Mit diesem Kapitel wurde einerseits gezeigt, auf welch vielfältige Weise Depressionen in der Sozialen Arbeit eine Rolle spielen können, andererseits wurde auch verdeutlicht, dass es im Umgang mit depressiven Störungen zahlreiche rechtliche Themen zu beachten gilt. Damit wurden die Grundsteine gelegt, um nun dem Haupterkenntnisinteresse nachzugehen, inwieweit Stigmatisierung und Exklusion bei Depressionen eine Rolle spielen und welche inklusiven Bemühungen es seitens der Sozialen Arbeit gibt, beziehungsweise welche es noch geben könnte. Als Grundlage dafür wird zunächst der Begriff des Stigmas näher betrachtet.

4. "Unsere Gesellschaft stigmatisiert eine Erkrankung" - Exklusion der Depression

4.1. Der Begriff des Stigmas

Zunächst wird nun der Begriff des Stigmas im Allgemeinen erläutert. Im zweiten Schritt wird dann der Versuch einer Begriffsannäherung in Bezug auf die Stigmatisierung psychischer Erkrankungen vorgenommen.

Der Begriff des Stigmas diente vormals als Verweis auf körperliche Zeichen, die verborgenen Eigenschaften eines Individuums zu offenbaren. Dabei ging es auch um den moralischen Zustand der Menschen. Diese Zeichen wurden teilweise in den Körper eingebrannt oder geritzt und sollten öffentlich zeigen, dass es sich um Sklavinnen und Sklaven, Verbrecherinnen und Verbrecher oder Verräterinnen und Verräter handelte (vgl. Tiemann 2013: 6).

[...]

Ende der Leseprobe aus 61 Seiten

Details

Titel
Inklusive Perspektiven auf die ubiquitären Erscheinungsformen der Depression in unserer Gesellschaft
Hochschule
Evangelische Hochschule Ludwigsburg (ehem. Evangelische Fachhochschule Reutlingen-Ludwigsburg; Standort Ludwigsburg)
Note
1.8
Autor
Jahr
2017
Seiten
61
Katalognummer
V374463
ISBN (eBook)
9783668519749
ISBN (Buch)
9783668519756
Dateigröße
817 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Inklusion Depression Psychische Erkrankung Exklusion Stigmatisierung Systemisches
Arbeit zitieren
Elija Landbeck (Autor:in), 2017, Inklusive Perspektiven auf die ubiquitären Erscheinungsformen der Depression in unserer Gesellschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/374463

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