Wie verändert die Digitalisierung im Gesundheitswesen die Beziehung zwischen Arzt und Patient?


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 2017

33 Pages, Note: 1,3


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung

2 Digitalisierung im Gesundheitswesen und Digitale Patienten
2.1 Begriffsverständnis
2.2 Ursachen und Treiber
2.3 Digitalisierung auf Seiten der medizinischen Leistungserbringer
2.4 Digitale Patienten - Digitalisierung auf Seiten der Patienten

3 Veränderung der Arzt-Patienten-Beziehung
3.1 Veränderte Rollen von Arzt und Patient
3.2 Implikationen und Potenziale für die Beziehung zwischen Arzt und Patient
3.3 Probleme, Herausforderungen und Lösungsansätze
3.3.1 Akzeptanz
3.3.2 Entpersonalisierung
3.3.3 Überforderung
3.3.4 Informations- und Angebotsselektion
3.3.5 Herausforderungen durch den Einsatz von MDSS

4 Fazit

5 Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

Das Gesundheitswesen befindet sich durch die fortschreitende Digitalisierung in einem Prozess der Veränderung. Dabei bringt diese Veränderung mehr mit sich als den bloßen Einsatz von Technologien. Vielmehr verändern sich auch die Strukturen der Gesundheitsversorgung sowie die Art und Weise der Interaktion zwischen den beteiligten Akteuren. Die Digitalisierung und der damit verbundene Einsatz von neuen Technologien stellt dabei keinen Selbstzweck dar, sondern es existiert eine Vielzahl an Gründen und Treiber, auf die in Abschnitt 2.1 dieser Arbeit näher ein- gegangen wird.1

Traditionell ist das Rollenverständnis von medizinischem Fachpersonal und Pati- enten durch eine klare Trennung von Laie und Experte definiert.2 Im Rahmen der Digitalisierung im Gesundheitswesen, die in den Abschnitten 2.2 sowie 2.3 für die beteiligten Akteure beschrieben wird, kommt es zu einer Neudefinition der klassi- schen Rollen, die auch die Beziehung zwischen Patient und Fachpersonal verän- dert.3 Im Rahmen von Studien sowie Fachliteratur und auch von Seiten der Ärzte selbst werden teilweise Bedenken geäußert, dass die mit der Digitalisierung einher- gehenden Veränderungen zu einer Störung dieser Beziehung führen könnten.4

Der Fokus dieser Arbeit liegt daher auf der Frage, wie die Digitalisierung die Rollen von sowohl Arzt, im weitgefassten Sinne als medizinischem Leistungserbringer, als auch Patient und damit letztlich die Beziehung zwischen beiden Seiten verändert. Aufbauend auf den mit der Digitalisierung im Gesundheitswesen einhergehenden Veränderungen widmet sich Kapitel 3 dieser Frage und betrachtet damit verbun- dene Potenziale, Probleme, Herausforderungen sowie Lösungsstrategien. Abschlie- ßend wird ein zusammenfassendes Fazit der Entwicklung gezogen. Methodisch fo- kussiert sich die Arbeit auf die systematische Auswertung von Fachliteratur, Fach- zeitschriften sowie aktueller Studien.

2 Digitalisierung im Gesundheitswesen und Digitale Patienten

Für die Betrachtung der Veränderungen der Arzt-Patienten-Beziehung ist ein grundlegendes Verständnis der Digitalisierung im Gesundheitswesen selbst not- wendig. In den folgenden Abschnitten werden hierzu die zugrundeliegenden Be- griffsverständnisse sowie die Treiber, Ursachen und Ausprägungen der Digitalisie- rung auf Seiten der Ärzte wie auch auf Seiten der Patienten dargelegt.

2.1 Begriffsverständnis

Die Digitalisierung im Gesundheitswesen ist ein vielschichtiges Themengebiet. Dies zeigt sich in den unterschiedlichen Definitionsansätzen und Begriffsverständ- nissen, die in der Fachliteratur genutzt werden. Eine einheitliche Definition existiert nicht.5 Vielfach findet im Zusammenhang mit der Digitalisierung im Gesundheits- wesen der Begriff des eHealth Verwendung, der sich allgemein auf die Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien im Gesundheitswesen be- zieht.6 Oh et al. (2005) identifizierten insgesamt 51 verschiedene Definitionsansätze für eHealth. Alle dabei gefundenen Definitionsansätze beziehen sich direkt oder indirekt auf Technologien.7 Die genutzten Definitionen sind abhängig vom jewei- ligen Kontext und umfassen unterschiedliche Anwendungen und Technologien.8 Eine weitere häufig genutzte Terminologie ist die des Health 2.0. Van de Belt et al. (2010) konnten in einer Studie hierfür 46 unterschiedliche Definitionsansätze in 44 Fachartikeln identifizieren, die sich auf verschiedene Schwerpunkte fokussieren. Die Mehrheit der identifizierten Definitionsansätze stellt dabei insbesondere die Beziehung zwischen Patienten und medizinischen Leistungserbringern in den Mit- telpunkt, was auch dem Fokus dieser Arbeit entspricht.9

Auch zum Begriff der Digitalen Patienten existiert keine einheitliche Definition, vielmehr sind die Begrifflichkeiten noch in Entstehung und Wandel. Vielfach wird in diesem Zusammenhang auch von ePatienten gesprochen. Gemeinsam sind den verwendeten Begrifflichkeiten und Definitionen überwiegend, dass sich auf die Su- che von medizinischen Informationen im Internet durch Patienten sowie auf eine aktive Beteiligung der Patienten bezogen wird.10

Die unterschiedlichen Begrifflichkeiten können zusammenfassend als Sammelbegriffe für die zugrundeliegenden Wandlungsprozesse innerhalb des Gesundheitswesens verstanden werden.11

2.2 Ursachen und Treiber

Die wachsende Bedeutung der Digitalisierung im Gesundheitswesen ist auf unter- schiedlichste Wandlungsprozesse zurückzuführen und ist eng verknüpft mit weite- ren Transformationen, wie dem demografischen, ökonomischen sowie technologi- schen Wandel. Dieser vielschichtige strukturelle Wandel ist gleichzeitig Resultat wie auch Ursache der Digitalisierung.12 Der demografische Wandel sowie die Zu- nahme chronischer Erkrankungen stellen das Gesundheitswesen weltweit vor Her- ausforderungen.13 Die Digitalisierung bietet hier Möglichkeiten zu einer effiziente- ren und effektiveren medizinischen Versorgung bei gleichem Personaleinsatz.14

Weiterhin nimmt die Fülle medizinischer Informationen stetig zu, was es Ärzten erschwert alle relevanten Entwicklungen bezüglich Therapien und Krankheiten zu überblicken. Alleine im Jahr 2010 wurden mehr als 800.000 medizinische Fachar- tikel veröffentlicht.15 Eine ähnliche Problematik ergibt sich auch bei der Verschrei- bung von Medikamenten. Die für eine korrekte und sichere Medikation erforderli- chen Informationen sind von Ärzten nur bedingt in ihrer Gesamtheit und in ihrer Komplexität zu erfassen.16 Medizinische Fehler führen so zu jährlich über 250.000 Todesfällen in den USA und sind damit die dritthäufigste Todesursache im Land.17 Hier bietet der Einsatz von Technologien die Möglichkeit, die Ärzte bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Gleichzeitig führt die Digitalisierung selbst zu einer Zunahme von Daten sowie Informationen, was wiederum den Einsatz von Technologien erfordert, die helfen diese zu bewältigen und sinnvoll nutzbar zu machen.18

Die Digitalisierung im Gesundheitswesen wird auch von den Patienten geprägt. Im Zentrum steht hier insbesondere das Internet sowohl als Informationsinstrument wie auch als Plattform für Austausch und Vernetzung von Patienten.19 Auch die Entwicklung von Gesundheit als Trend, der das alltägliche Leben durchzieht, spielt eine wichtige Rolle.20 Der Stellenwert der eigenen Gesundheit nimmt zu.21 Eben- falls der Anspruch nach Transparenz fördert die Digitalisierung im Gesundheitswe- sen. Ein Transparenzanspruch durchzieht nahezu alle öffentlichen Teilbereiche. Aus Sicht der Patienten bietet das Gesundheitswesen jedoch noch eine vergleichs- weise geringe Transparenz.22 Auf Seiten der medizinischen Leistungserbringer müssen Wege gefunden werden, dem steigenden Transparenzanspruch der Patien- ten gerecht zu werden, wobei die Digitalisierung Lösungsansätze bietet.23

Es zeigt sich, dass die Digitalisierung im Gesundheitswesen sowohl auf Seiten der Patienten als auch der medizinischen Leistungserbringer zu verorten ist.

2.3 Digitalisierung auf Seiten der medizinischen Leistungserbringer

Wie in Abschnitt 2.2 bereits angeführt wurde, nimmt die Fülle und Komplexität von Informationen und Daten im Gesundheitswesen immer weiter zu. Dementspre- chend gewinnt der Einsatz von modernen Medical Decision Support Systemen (MDSS) zunehmend an Bedeutung.24 Unter MDSS werden Computersysteme ver- standen, die medizinische Leistungserbringer unterstützen, klinische Entscheidun- gen zu treffen. Unabhängig von der eingesetzten Technologie geht es dabei um die Verarbeitung medizinischer Patientendaten oder medizinischen Wissens zur Inter- pretation solcher Daten.25 Mittels Verfahren des Data Mining sowie Aspekten des maschinellen Lernens unterstützen moderne MDSS medizinische Leistungserbrin- ger dabei aus der Fülle an Informationen die relevanten zu gewichten sowie auf deren Grundlage eine evidenzbasierte Entscheidung zu treffen. Dies ist insbeson- dere relevant, da Studien zeigen, dass die Gesundheitsversorgung in vielen Ländern noch wenig evidenzbasiert und somit oftmals nicht optimal ausgerichtet ist.26

Eingesetzt werden MDSS auf Seiten der medizinischen Leistungserbringer in den Bereichen Diagnose, Therapie, sowie insbesondere Medikation.27 Im Rahmen der Medikation können so beispielsweise Electronic Medical Records (EMR) mit Da- tenbanken zu Risikofaktoren und -klassen von Medikamenten verknüpft werden. Das MDSS überprüft und verknüpft automatisch die relevanten Informationen und kann bei einer potenziellen Fehlverschreibung warnend intervenieren und Alterna- tiven vorschlagen. Die Entscheidungsfindung des MDSS findet dabei mittels eines klinischen Entscheidungsbaumes statt.28 Neben der Umsetzung evidenzbasierter Strategien ermöglicht die Verknüpfung von EMRs mit einem MDSS eine Erhöhung der Behandlungssicherheit sowie verbesserte Diagnosemöglichkeiten.29 Die für eine erfolgreiche Behandlung relevanten Informationen werden dann zur Verfü- gung gestellt, wenn sie benötigt werden. Letztlich können so Behandlungsfehler reduziert, sowie die Ergebnisse der Behandlungen verbessert werden.30

Weiter gewinnt das Thema der Telemedizin an Bedeutung und stellt einen zentralen Aspekt der Digitalisierung im Gesundheitswesen dar.31 Ersichtlich wird dies unter anderem daran, dass im Jahr 2016 das Gesetz für sichere digitale Kommunikation und Anwendungen im Gesundheitswesen verabschiedet wurde, das bis Mitte 2018 einen flächendeckenden Anschluss von Krankenhäusern und Arztpraxen an die Te- lematik-Infrastruktur gewährleisten soll.32 Gemäß Definition stellt Telemedizin ei- nen Sammelbegriff dar, der verschiedene Versorgungskonzepte vereint, bei denen eine medizinische Leistung im Rahmen der Gesundheitsversorgung unter Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien über räumliche Distanzen er- bracht werden. Diese Leistungen können die Bereiche Diagnostik, Therapie, ärztli- che Entscheidungsberatung sowie Rehabilitation umfassen.33 Die am häufigsten ge- nutzten Formen der Telemedizin sind die Telekonsultation sowie das Telemonito- ring.34 So kann im Rahmen des Telemonitorings eine dauerhafte und umfassende Überwachung der zentralen Gesundheitsparameter von Risikopatienten erfolgen, was ein präventives Vorgehen mit zeitgenauer Intervention ermöglicht.35 Im Falle einer Diabetes-Erkrankung können so Daten bezüglich Körpergewicht, Blutzucker und Blutdruck automatisiert an den behandelnden Arzt übermittelt werden.36 Im Rahmen der Telekonsultation kann eine allgemeine medizinische Informationen o- der eine Beratung in einer auftretenden Akutsituation durchgeführt werden.37 Die Interaktion zwischen Arzt und Patient kann dabei auf verschiedensten Wegen, wie beispielsweise durch Videokonferenzen, erfolgen.38

2.4 Digitale Patienten - Digitalisierung auf Seiten der Patienten

Wie in Abschnitt 2.1 bereits dargelegt, steht bei der Betrachtung der Digitalisierung im Gesundheitswesen auf Seiten der Patienten insbesondere das Internet als Infor- mationsinstrument sowie als Plattform für Austausch und Vernetzung von Patien- ten im Zentrum.39 Durch die weite Verbreitung von sowohl Internet als auch inter- netfähigen (mobilen) Endgeräten sind Informationen leicht und ortsunabhängig zu beschaffen.40 Patienten informieren sich vermehrt online und überprüfen die vom Arzt erhaltene Diagnose.41 Das Statistische Bundesamt gibt an, dass im Jahr 2015 rund 40 Millionen Menschen online nach Gesundheitsinformationen gesucht ha- ben, was einem Anteil von 67 Prozent der Internetnutzer ab 10 Jahren entspricht.42

Eine zentrale Rolle spielt die Entwicklung des Internets hin zum Web 2.0, also zum Internet als partizipative und kollaborative Kommunikationsplattform. Online- Communities, beispielsweise zu spezifischen Erkrankungen, bieten die Möglich- keit der Bündelung von Wissen aus Forschungsberichten und Studien, des Erfah- rungsaustausches über Therapieformen oder Medikation und können als weltweite Wissensnetzwerke verstanden werden.43 Durch die Entwicklung des Web 2.0 hat auch die Bedeutung von Bewertungen und Rankings von Dienstleistungen zuge- nommen. Diese Entwicklung ist heute ebenfalls im Bereich der Gesundheitsversor- gung zu sehen, wo Bewertungsportale eine immer wichtigere Rolle einnehmen.44

Auch Fitnesstracker und Health-Apps erfahren auf Seiten der Patienten eine zuneh- mende Verbreitung. So nutzen laut einer Studie aus dem Jahr 2016 bereits 31 Pro- zent der Befragten einen Fitnesstracker und rund ein Drittel der Smartphone-Nutzer Health-Apps.45 Die Anwendungsfelder von Health-Apps sind vielfältig. Ein wich- tiges Anwendungsgebiet ist die Prävention, wobei Apps durch niedrigschwelligen Zugang beispielsweise zu einer Förderung des Gesundheitsbewusstseins der Pati- enten beitragen können. Auch bei Diagnostik und Therapie, insbesondere im Rah- men von telemedizinischen Anwendungen, finden Apps bereits Verwendung. In diesem Kontext werden Apps vermehrt auch von medizinischen Leistungsbringern eingesetzt.46 Patienten stehen auch der damit verbundenen Analyse ihrer Gesund- heitsdaten zunehmend offen gegenüber.47 So konnten sich 75 Prozent der im Rah- men einer Studie aus dem Jahr 2016 Befragten vorstellen, die durch Apps oder Fit- nesstracker erhobenen Daten an den behandelnden Arzt weiterzugeben.48

3 Veränderung der Arzt-Patienten-Beziehung

Die Beziehung zwischen medizinischem Leistungserbringer und Patient kann ver- standen werden als soziale Interaktion im Rahmen derer der Patient professionell betreut sowie behandelt wird. Der Erfolg der medizinischen Versorgung ist dabei abhängig vom Funktionieren dieser Beziehung.49 Wie in den folgenden Abschnitten gezeigt wird, kommt es im Rahmen der Digitalisierung zu einer Wandlung der Rollen und damit einhergehend zu einer Veränderung der Arzt-Patienten-Beziehung, die sowohl Potenziale als auch Herausforderungen mit sich bringt.

3.1 Veränderte Rollen von Arzt und Patient

Der Arzt als Experte verfügt gemäß den klassischen Rollen über ein Wissen, welches dem Patienten nicht zur Verfügung steht. Dieser Wissensvorsprung verleiht ihm Macht im Rahmen der Beziehung mit dem Patienten, bringt jedoch auch große Verantwortung mit sich.50 Dem traditionellen Rollenbild des Arztes als paternalistischem Leistungserbringer, der einen Wissens- und Erfahrungsvorsprung gegenüber dem Patienten hat und diesen aus einer Fürsorgeverpflichtung heraus behandelt, steht der passive Patient als untergeordneter Leistungsempfänger ohne Beteiligung in den Entscheidungsprozessen gegenüber.51

Durch die Verfügbarkeit von Informationen verschiebt sich die Informationsasym- metrie zwischen Arzt und Patient. So ist es möglich, dass Digitale Patienten letzt- lich über mehr spezifische Informationen verfügen als der behandelnde Arzt selbst. Insbesondere bei chronischen Erkrankungen informieren sich Patienten oft umfas- send über neue Therapien, Medikamente und Entwicklungen. Durch die Vernet- zung der Patienten bilden sich so Wissensressourcen, über die ein einzelner Arzt kaum verfügen kann.52 Die sich vor allem aus der Informationsasymmetrie erge- bende klare Trennung von Laie und Experte nimmt ab. Damit entwickeln sich Pa- tienten weg von der passiven Rolle als bloßem Leistungsempfänger hin zu einem aktiven Bestandteil in ihrer eigenen nunmehr partizipativen und auf gleichberech- tigter Kommunikation fußenden medizinischen Versorgung.53 Die Entwicklungen führen zu einer gesteigerten Autonomie und Eigenverantwortung der Patienten.54

Gleichzeitig entwickelt sich die Rolle des Patienten hin zu einem klassischen Kun- denmodell.55 Die Patienten vergleichen und bewerten Ärzte und deren Leistungen, holen sich Zweitmeinungen ein und stellen Anforderungen an die medizinischen Leistungserbringer. Die Entwicklungen der Digitalisierung führen demnach im Rahmen der Arzt-Patienten-Beziehung zu einer Marktmacht auf Seiten der Patienten, die so bislang nicht vorhanden war und die Patienten in die Rolle von eigenverantwortlichen und mündigen Kunden versetzt.56

Durch Patienteninformationen und verstärkte Evidenzfokussierung in Form von MDSS ergibt sich auch eine grundlegende Veränderung der Rolle des Arztes hin zu einer beratenden Funktion bei medizinischen Sachverhalten. Die Entscheidungen werden vermehrt von intelligenten Systemen vorbereitet und vom Arzt als soziale Komponente der Interaktion mit dem Patienten kommuniziert und bewertet.57 Die neue Rolle des Arztes entspricht damit der eines fachkundigen Beraters und Ver- trauten des Patienten, der den Patienten bezüglich möglicher Behandlungen und Alternativen berät und medizinische Sachverhalte interpretiert.58 Die Rolle des MDSS kann dabei mit der eines Autopiloten zur Unterstützung des medizinischen Leistungserbringers verglichen werden. Auf Basis von Algorithmen werden große Mengen an Daten verarbeitet und die zur Unterstützung von einzelnen Entschei- dungen benötigten Informationen dem medizinischen Leistungserbringer zeitgenau zur Verfügung gestellt und damit dessen Leistungsfähigkeit erhöht.59 Auf diese Weise können Ärzte ihre Entscheidungen überprüfen und sich auf die evidenzba- sierten Ergebnisse der MDSS beziehen und werden so von der eingangs dieses Ab- schnitts erwähnten hohen Verantwortung ein Stück weit entlastet.60 Die MDSS er- möglichen demnach auf Seiten der Ärzte eine bessere Absicherung von Entschei- dungen.61 Weiterhin kommt dem Arzt auch hinsichtlich der Patienteninformationen eine neue Rolle zu.

[...]


1 Vgl. Engelen (2014): 67; 70.

2 Vgl. Engelen (2014): 78; Walther/de Jong (2009): 6.

3 Vgl. Scheuer (2017): 312.

4 Vgl. Eckrich et al. (2016): 295-296; Obermann/Müller/Woerns (2015): 16.

5 Vgl. Fischer/Aust/Krämer (2016): 7.

6 Vgl. Fischer/Aust/Krämer (2016): 3; 5.

7 Vgl. Oh et al. (2005): 8.

8 Vgl. Häckl (2010): 62-64.

9 Vgl. Van de Belt et al. (2010): 10.

10 Vgl. Schachinger (2013): 30.

11 Vgl. Engelen (2014): 70.

12 Vgl. Fischer/Aust/Krämer (2016): 4.

13 Vgl. Walther/de Jong (2009): 5.

14 Vgl. Fischer/Aust/Krämer (2016): 13; Walther/de Jong (2009): 5.

15 Vgl. deBronkart (2014): 26.

16 Vgl. Woosley et al. (2016): 161-162.

17 Vgl. Makary/Daniel (2016): 2.

18 Vgl. Scheuer (2017): 312.

19 Vgl. Schachinger (2014): 12.

20 Vgl. Fischer/Aust/Krämer (2016): 4.

21 Vgl. Fjord (2016): 7.

22 Vgl. deBronkart (2014): 38.

23 Vgl. Rademacher/Remus (2010): 43-44; 52-54.

24 Vgl. Woosley et al. (2016): 161-162.

25 Vgl. Shortliffe (1987): 61.

26 Vgl. Kawamoto et al. (2006): 1.

27 Vgl. Scheuer (2017): 312-315.

28 Vgl. Woosley et al. (2016): 162-163.

29 Vgl. El-Kareh/Hasan/Schiff (2013): 4-7.

30 Vgl. Kawamoto (2006): 1; 3-4.

31 Vgl. Fischer/Aust/Krämer (2016): 13.

32 Vgl. Bundesministerium für Gesundheit (2017): o. S.

33 Vgl. Bundesärztekammer (2015): 2.

34 Vgl. Fischer/Aust/Krämer (2016): 13.

35 Vgl. Walther/de Jong (2009): 5.

36 Vgl. Bundesministerium für Gesundheit und Frauen (2016): o. S.

37 Vgl. Braga (2017): 95.

38 Vgl. Walther/de Jong (2009): 6.

39 Vgl. Schachinger (2014): 12.

40 Vgl. Müller (2010): 163.

41 Vgl. Belliger (2014): 103.

42 Vgl. Statistisches Bundesamt (2016): o. S.

43 Vgl. Belliger (2014): 100; 106.

44 Vgl. Kofahl/Horak (2010): 111-112.

45 Vgl. Bitkom (2016): 1-3.

46 Vgl. Albrecht (2016): 21-23.

47 Vgl. Fjord (2016): 7.

48 Vgl. Bitkom (2016): 4.

49 Vgl. Duffy et al. (2004): 495-496.

50 Vgl. Riggenbach (2007): 134; 136.

51 Vgl. Schmöllner (2008): 21-22.

52 Vgl. Belliger (2014): 106.

53 Vgl. Belliger (2014): 130.

54 Vgl. Scheuer (2017): 311.

55 Vgl. Dierks/Seidel (2005): 35.

56 Vgl. Rademacher/Remus (2010): 57-58.

57 Vgl. Scheuer (2017) 318-319.

58 Vgl. Rademacher/Remus (2010): 57; Scheuer (2017) 319.

59 Vgl. Woosley et al. (2016): 163.

60 Vgl. Scheuer (2017): 318.

61 Vgl. Scheuer (2017): 311.

Fin de l'extrait de 33 pages

Résumé des informations

Titre
Wie verändert die Digitalisierung im Gesundheitswesen die Beziehung zwischen Arzt und Patient?
Université
University of Duisburg-Essen
Note
1,3
Auteur
Année
2017
Pages
33
N° de catalogue
V374509
ISBN (ebook)
9783668519909
ISBN (Livre)
9783668519916
Taille d'un fichier
608 KB
Langue
allemand
Mots clés
Digitale Patienten, eHealth, ePatienten, Digtialisierung, Health 2.0, Arzt-Patienten-Beziehung, Arzt-Patienten-Verhältnis
Citation du texte
Thomas Schneider (Auteur), 2017, Wie verändert die Digitalisierung im Gesundheitswesen die Beziehung zwischen Arzt und Patient?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/374509

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