Die Magisterarbeit untersucht zeitgenössische Mädchenbücher aus dem Ersten Weltkrieg, damit aus dem ersten totalen Krieg der Neuzeit, der als die "Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts" in die Weltgeschichte einging. Mit seiner mörderischen Gewalt und seinen zerstörerischen Folgen raubte er einer ganzen Generation Kindheit und Jugend. Er griff in ihr Leben hinein, durchdrang alle Daseinsbereiche und hinterließ auch nach seinem Ende seine grausamen Spuren. Er vereinnahmte dabei nicht nur den Alltag, sondern auch Kunst und Literatur - nicht zuletzt die Kinder- und Jugendliteratur.
Der Krieg überlagerte alles andere, was es an Themen in der Kinder- und Jugendliteratur zu jener Zeit gegeben haben mag. Eine wahre Flut von Kriegsgeschichten erschien in den ersten Monaten des Krieges, darunter eine stattliche Anzahl von Mädchenbüchern. Bekannte und beliebte Backfischautorinnen schrieben nun zeitgeschichtliche Erzählungen, durchdrungen von Vaterlandsliebe und Opferbereitschaft. Ein neues Genre entstand, die Mädchen-Kriegsliteratur, in der die typischen Elemente der Backfischliteratur nun plötzlich an Bedeutung verloren oder sogar völlig obsolet wurden. Dennoch blieb der Mädchenliteratur immer noch eine starke didaktische Funktion anhaften.
Um die einzelnen Aspekte der Kriegsthematik besser beleuchten zu können, soll innerhalb dieser Arbeit zunächst ein Abriss über den Ersten Weltkrieg mit seinem Ablauf und seinen Besonderheiten gegeben werden. Auf diesen historischen Teil folgt ein Überblick über die deutsche Literatur während des Weltkrieges unter besonderer Berücksichtigung der Kinder- und Jugendliteratur, speziell auch der Mädchenliteratur. Danach soll auf einige einzelne Werke der zeitgenössischen Mädchen-Kriegsliteratur eingegangen werden, wobei deren wichtige Aspekte im Einzelnen beleuchtet werden: Bewertung des Krieges und in dem Zusammenhang die Darstellung der Kriegsschuld und der Motivation zum Krieg; der mentale Zustand der Bevölkerung, wie er in den Mädchenbüchern geschildert wird; die Darstellung der Kriegshandlungen und führender Persönlichkeiten; der Umgang mit dem Tod, der sonst in den Mädchenbüchern höchstens eine Randrolle gespielt hatte und nun näher ins Zentrum der Geschichten rückt und diese oft nachhaltig beeinflusst; die weibliche Rolle im Krieg; der Stellenwert des Glaubens an Gott; und schließlich in einem letzten Kapitel die erzieherische Funktion des Krieges am Beispiel von Else Urys "Nesthäkchen und der Weltkrieg".
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- DER ERSTE WELTKRIEG
- Die Voraussetzungen
- Imperialismus und Weltmachtsstreben
- Militarismus in der Gesellschaft
- Julikrise und Kriegsausbruch
- „Augusterlebnis“ und „Geist von 1914“
- Kriegsverlauf
- Das Kriegsjahr 1914
- Das Kriegsjahr 1915
- Das Kriegsjahr 1916
- Das Kriegsjahr 1917
- Das Kriegsjahr 1918
- Die deutsche Heimatfront
- Kriegspropaganda
- Die Folgen des Ersten Weltkriegs
- Politische Folgen
- Kriegführung und Mentalitätswandel
- Die Voraussetzungen
- DIE DEUTSCHE LITERATUR IM ERSTEN WELTKRIEG
- Allgemein
- Kinder- und Jugendliteratur
- Mädchenliteratur
- UNTERSUCHUNG EINZELNER TITEL DER DEUTSCHEN MÄDCHEN-KRIEGSLITERATUR
- Vorbereitung auf den Krieg in der Vorkriegszeit
- Der Krieg – Unglück oder „gewaltige Zeit“?
- Die Kriegsschuld
- Motivation zum Krieg – Vaterlandsliebe und Fremdenhass
- Vaterlandsliebe
- Fremdenhass und „Fremdenanbeterei”
- Das Bild der Russen
- Das Bild der Engländer
- Die Franzosen
- Völker aus den Kolonialgebieten
- Belgier
- Die Rolle Amerikas
- Die Italiener
- Feindesliebe
- Der,,Geist von 1914”
- Die Auguststimmung
- Patriotismus im Alltag
- Solidarität
- Heldenmut und Opferfreudigkeit
- Pflichtbewusstsein
- Mut, Siegesgewissheit und Durchhaltewille
- Die Heimatfront
- Die Kriegshandlungen
- Die Russen in Ostpreußen
- Schlachten und Siege
- Internierungen und Gefangenschaft
- Die wirtschaftliche Situation
- Gräuelpropaganda
- Feindliche Fliegerangriffe
- Der Seekrieg
- Spione und Spionageangst
- Verwundete und Kriegsversehrte
- Der Umgang mit dem Tod
- Todesbereitschaft und Bewusstsein der Todesnähe
- Soldatentod
- Die Erfahrung des Tötens
- Tod von Zivilisten
- Darstellung führender Persönlichkeiten
- Kaiser Wilhelm II.
- Hindenburg
- Andere
- Die weibliche Rolle in der Mädchenkriegsliteratur
- Martialische Frauen
- Frauen als emotionaler Rückhalt
- Weibliche Arbeit und ihre Organisation
- Frauen verrichten Männerarbeit
- Frauen als Engelsgestalten
- Die jüngeren Mädchen
- Geldsammlungen
- Interesse am Kriegsverlauf
- Beziehung zwischen Mann und Frau
- Glaube und Berufung auf Gott
- Der Krieg als Erzieher
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Darstellung des Ersten Weltkriegs in der zeitgenössischen deutschen Mädchenliteratur. Sie analysiert, wie dieser Krieg in der Literatur für junge Mädchen abgebildet wurde, welche Themen und Motive prägend waren und welche Auswirkungen diese Darstellung auf die junge Generation hatte.
- Die Rolle der Mädchen-Kriegsliteratur im Kontext der historischen Ereignisse
- Die Darstellung von Vaterlandsliebe, Opferbereitschaft und Heldenmut in der Mädchenliteratur
- Die Konstruktion von Feindbildern und die Auswirkungen auf die Wahrnehmung der „anderen“
- Die Einflüsse des Krieges auf die Lebenswelt von Mädchen und Frauen
- Die Rolle der Literatur als Erziehungsinstrument und die Vermittlung von Kriegsideologien
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und skizziert den historischen und literarischen Kontext der Mädchen-Kriegsliteratur. Sie beleuchtet die Bedeutung des Krieges für die Kinder- und Jugendliteratur und die Rolle des Militärismus in der deutschen Gesellschaft. Das erste Kapitel bietet einen Überblick über den Ersten Weltkrieg, seine Ursachen, seinen Verlauf und seine Folgen. Es geht dabei auf die Voraussetzungen des Krieges, den Verlauf der einzelnen Kriegsjahre sowie die Auswirkungen auf die deutsche Heimatfront und die Kriegspropaganda ein. Das zweite Kapitel widmet sich der deutschen Literatur im Ersten Weltkrieg, wobei ein besonderer Fokus auf Kinder- und Jugendliteratur, speziell der Mädchenliteratur liegt. Hier werden die Entwicklungen der Mädchenliteratur vor dem Hintergrund des Krieges, die typischen Elemente der Backfischliteratur und die Entstehung des Genres der Mädchen-Kriegsliteratur betrachtet. Das dritte Kapitel untersucht ausgewählte Titel der Mädchen-Kriegsliteratur. Es analysiert verschiedene Aspekte der Kriegsthematik, wie die Darstellung von Vaterlandsliebe, die Konstruktion von Feindbildern, die Auswirkungen des Krieges auf das Alltagsleben von Mädchen und Frauen sowie die Rolle von Glaube und Religion. Darüber hinaus befasst sich das Kapitel mit der Darstellung des Krieges als Erziehungsinstrument und die Vermittlung von Kriegsideologien.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den folgenden Schlüsselbegriffen: Mädchenliteratur, Erster Weltkrieg, Kriegsideologie, Vaterlandsliebe, Feindbild, Kriegserfahrung, Geschlechterrollen, Literatur und Gesellschaft.
- Quote paper
- Naemi Fast (Author), 2006, Der erste Weltkrieg in der zeitgenössischen deutschen Mädchenliteratur, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/374595