Der Dual ist ein in den meisten slavischen Sprachen bereits geschwundener Numerus und dürfte auf den ersten Blick somit von vielen als irrelevant für die Auseinandersetzung in Form einer wissenschaftlichen Arbeit angesehen werden. Führt man sich jedoch vor Augen, dass einige Überreste im Polnischen auch heute noch in Gebrauch sind, kommt das Interesse insbesondere seitens der diachronen Sprachwissenschaft doch auf.
Dabei lassen sich mehrere zentrale Fragen bezüglich des Duals bilden. Wo hat der Dual aus diachroner Sicht betrachtet seinen Ursprung? Welche Wortarten waren oder sind noch vom Dual betroffen? War sein Schwund eine Parallelentwicklung in allen slavischen Sprachen oder lassen sich Unterschiede bezüglich des Entwicklungsprozesses erkennen? Ab wann verlor der Dual seine Obligatheit und Syntaktik? Warum kam es überhaupt zum Schwund des Duals? In welchen Verhältnis stehen Umgangssprache und Schrift- beziehungsweise Literatursprache diesbezüglich zueinander? Welche Wortarten waren besonders stark vom Schwund der Dualform betroffen und bei welcher Wortgruppe war die Verwendung des Duals besonders häufig? Und warum heißt es im Polnischen eigentlich mal w rękach und mal w ręku?
In der vorliegenden Hausarbeit versuche ich all diesen Fragestellungen nachzugehen und bisherige Thesen und Erkenntnisse diverser Sprachwissenschaftler einander gegenüberzustellen. Zu Beginn binde ich die grammatische Kategorie Numerus in einen gesamtslavischen beziehungsweise weltsprachlichen Kontext ein, indem ich die Situation in anderen slavischen und nichtslavischen Sprachen kurz beleuchte. Es folgt anschließend eine Trennung zwischen der morphologischen und der syntaktischen Ebene. Während im morphologischen Teil der Arbeit sowohl die Formen des Duals als auch ihre diachrone Entwicklung von der proto-indoeuropäischen Phase bis zum Sprachzustand des heutigen Polnisch thematisiert werden, widmet sich der syntaktische Teil tiefgründiger den einzelnen Satzgliedern Pronomen, Verb, Substantiv und Adjektiv beziehungsweise der Frage, inwiefern bezüglich des Duals eine Kongruenz im Satz zu erkennen war. Im letzten Teil wird schließlich die Verwendung des Duals in der Literatursprache unter Berücksichtigung von Werken berühmter polnischer Schriftsteller wie Jan Kochanowski, Mikołaj Rej, Adam Mickiewicz oder Henryk Sienkiewicz betrachtet.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Bisheriger Forschungsstand
- 3 Definition des Numerus Dual
- 3.1 Der Dual und andere Numeri in slavischen Sprachen
- 3.2 Der Dual und andere Numeri in nichtslavischen Sprachen
- 4 Die morphologische Ebene
- 4.1 Historische Entwicklung des Duals
- 4.1.1 Proto-Indoeuropäisch
- 4.1.2 Urslavisch
- 4.2 Polnisch
- 4.2.1 Frühere polnische Sprachgeschichte
- 4.2.2 Restformen des Duals im heutigen Polnisch
- 4.2.3 Ursachen für den Schwund des Duals
- 4.1 Historische Entwicklung des Duals
- 5 Die syntaktische Ebene
- 5.1 Betroffene Kasus und Wortarten
- 5.2 Syntaktik des Duals
- 6 Der Dual in der polnischen Literatur
- 7 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit dem Dual im Polnischen, einem Numerus, der in den meisten slavischen Sprachen bereits geschwunden ist. Der Fokus liegt dabei auf der diachronen Entwicklung des Duals, seinen morphologischen und syntaktischen Besonderheiten sowie seiner Verwendung in der polnischen Literatur.
- Die historische Entwicklung des Duals von der proto-indoeuropäischen Phase bis zum heutigen Polnisch.
- Die morphologischen Formen des Duals und die Ursachen seines Schwunds.
- Die syntaktischen Eigenschaften des Duals, insbesondere die betroffenen Kasus und Wortarten.
- Die Verwendung des Duals in der polnischen Literatur, einschließlich der Werke berühmter polnischer Schriftsteller.
- Die Einordnung des Duals in den Kontext der slavischen und nichtslavischen Sprachen.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des Duals im Polnischen ein und stellt die zentralen Fragestellungen der Arbeit vor. Im Kapitel "Bisheriger Forschungsstand" wird ein Überblick über einschlägige Literatur zum Thema Dual im Polnischen und anderen slavischen Sprachen gegeben. Das Kapitel "Definition des Numerus Dual" behandelt den Dual im Kontext der allgemeinen und vergleichenden Sprachwissenschaft, unter Einbezug anderer Numeri wie Singular, Plural, Trial und Paukal.
Kapitel 4 widmet sich der morphologischen Ebene des Duals und behandelt seine historische Entwicklung von der proto-indoeuropäischen Phase bis zum Sprachzustand des heutigen Polnisch. Hierbei werden auch die Restformen des Duals im heutigen Polnisch und die Ursachen seines Schwunds beleuchtet. Kapitel 5 widmet sich der syntaktischen Ebene des Duals, insbesondere den betroffenen Kasus und Wortarten, und untersucht die syntaktischen Regeln der Dualverwendung.
Schließlich wird in Kapitel 6 die Verwendung des Duals in der polnischen Literatursprache unter Berücksichtigung von Werken berühmter polnischer Schriftsteller betrachtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die grammatische Kategorie Numerus, insbesondere den Dual (liczba podwójna), und beleuchtet seine historische Entwicklung, morphologischen Formen, syntaktischen Regeln und Verwendung in der polnischen Literatur. Zu den wichtigsten Schlüsselbegriffen zählen: Numerus, Dual, Singular, Plural, Proto-Indoeuropäisch, Urslavisch, Polnisch, Morphologie, Syntax, Kasus, Wortarten, Kongruenz, Literatursprache, Jan Kochanowski, Mikołaj Rej, Adam Mickiewicz, Henryk Sienkiewicz.
- Quote paper
- Michal Perlinski (Author), 2016, Der Dual im Polnischen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/375232