Robo Advisors als Konkurrenz zur klassischen Anlageberatung. Chancen und Risiken für Banken


Tesis (Bachelor), 2017

86 Páginas, Calificación: 2,0


Extracto


Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
II
Abkürzungsverzeichnis
IV
Abbildungsverzeichnis
VI
Quellenverzeichnis
VII

Robo Advisors als Konkurrenz zur klassischen Anlageberatung ­
Chancen und Risiken für Banken
Inhaltsverzeichnis
... I
Robo Advisors als Konkurrenz zur klassischen Anlageberatung ­ Chancen und
Risiken für Banken
... II
1. Einführung
... 1
1.1 Problemhinführung
... 1
1.2 Zielsetzung der Arbeit
... 3
1.3 Gang der Untersuchung
... 4
2. Grundlagen
... 5
2.1 Begriffsdefinition sowie Einordnung des Begriffs Robo Advice in den Bereich der
FinTechs
... 5
2.2 Charakteristika eines Robo Advisor
... 7
2.2.1 Kundenmehrwert durch digitales Nutzererlebnis
... 8
2.2.2 Weitgehende Automatisierung des Anlageprozesses mit Hilfe von
Algorithmen
... 8
2.2.3 Anlagekonzept und Gebührenstruktur
... 10
3. Aktuelle Marktsituation im Bereich Robo Advice
... 11
3.1 Vergleich mit anderen FinTech-Branchen
... 11
3.2 Situation in Deutschland im internationalen Vergleich
... 14
3.3 Red-Ocean-Markt ­ Vergleich einiger relevanter Player
... 16
3.3.1 Auswahl der Anbieter und der Vergleichskriterien
... 18
3.3.2 Scalable Capital
... 20
3.3.3 Whitebox
... 21
3.3.4 Ginmon
... 23
3.3.5 Easyfolio
... 24
3.3.6 Fazit und Zusammenfassung
... 26
3.4 Analyse und Bewertung von Umfragewerten
... 29
4. Situation der Banken im Hinblick auf Robo Advisors
... 34
4.1 Darstellung der aktuellen Situation
... 34
4.2 Vertrauen, Mehrwert und Kundennutzen als zentrale Aspekte im Wettbewerb
zwischen Bank und Robo Advisor
... 35
4.3 Zusammenarbeit mit Robo Advisors als Chance für Banken
... 37
4.3.1 Akquisition von etablierten Robo Advisors
... 38
4.3.2 Kooperation mit erfolgreichen Anbietern
... 39
4.3.3 Eigenständige Gründungen außerhalb bestehender Strukturen
... 40
4.3.4 Vereinfachung und Digitalisierung eigener Prozesse
... 42
5. Grenzen und Chancen von Robo Advisors
... 43
5.1 Aufsichts- und zivilrechtliche Anforderungen
... 43
II

5.1.1 Abgrenzung gängiger Geschäftsmodelle anhand aufsichtsrechtlicher
Kriterien
... 43
5.1.2 Arten der Erlaubnis und damit einhergehende Pflichten
... 45
5.1.2.1 Anlage- und Abschlussvermittler
... 46
5.1.2.2 Anlageberater
... 47
5.1.2.3 Finanzportfolioverwalter
... 49
5.1.2.4 Zusammenfassende Erkenntnisse
... 50
5.1.3 Weitere Besonderheiten und Pflichten
... 51
5.1.4 Regulatorische Herausforderungen durch die Mifid-2-Richtlinie
... 52
5.2 Kritik an der Anlagestrategie von Robo Advisors
... 56
5.2.1 Kritische Würdigung von passiv gemanagten Indexfonds
... 56
5.2.2 Gefahr des Herdentriebs
... 59
6. Robo Advice als Konkurrenz zur klassischen face-to-face-Beratung
... 61
6.1 Problem des fehlenden persönlichen Ansprechpartners
... 61
6.2 Attraktivität für kleinere Anleger ­ Die Demokratisierung der Algorithmen
... 62
6.3 Herausforderung Beratungsprotokolle
... 64
6.4 Künstliche Intelligenz in der Beratung
... 67
6.5 Berücksichtigung von alternativen Anlageformen
... 69
7. Fazit und Ausblick in die Zukunft
... 72
Quellenverzeichnis
... VII
Bücher (Monographien)
... VII
Bücher (Sammelwerke)
... VII
Graue Literatur / Berichte / Reports
... VIII
Internetdokumente
... IX
Interviewmaterial
... IX
Schriften eines Autors
... X
Zeitschriftenaufsätze
... X
Zeitungsartikel
... XIII
III

Abkürzungsverzeichnis
Abb.
Abbildung
Abs.
Absatz
AGB
Allgemeine Geschäftsbedingungen
AI
Artificial Intelligence
Art.
Artikel
BaFin
Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht
biw
Bank für Investments und Wertpapiere
bzw.
beziehungsweise
B2B
Business to Business
B2C
Business to Costumer
ca.
circa
CAPM
Capital Assets Pricing Model
CFA
Chartered Financial Analyst
CVaR
Conditional Value at Risk
DAB
Direkt Anlage Bank
DAX
Deutscher Aktienindex
d.h.
das heißt
Dr.
Doktor
dt.
deutsch
EGBGB
Einführungsgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuch
ETC
Exchange Traded Commodities
ETF
Exchange Traded Funds
EUR
Euro
F.A.Z
Frankfurter Allgemeine Zeitung
FinTech
Finanztechnologie
GewO
Gewerbeordnung
ggf.
gegebenenfalls
GmbH
Gesellschaft mit beschränkter Haftung
HSBC
Hongkong & Shanghai Banking Corporation Holdings
INKA
Internationale Kapitalanlagegesellschaft
k.A.
keine Angabe
IV

KWG
Kreditwesengesetz
Ltd.
Limited
mbH
mit beschränkter Haftung
MiFID 2
Markets in Financial Instruments Directive 2
Mindestanl.
Mindestanlage
mind.
mindestens
Mio.
Millione(n)
Mrd.
Milliarde(n)
MSCI
Morgan Stanley Capital International
Nr.
Nummer
o.ä.
oder ähnliche/-r/-s
o.V.
ohne Verfasser
p.a.
pro Jahr
PDF
Portable Document Format
p.M.
pro Monat
Schwab Intel. Portf.
Schwab Intelligent Portfolios
S.
Seite(n)
S & P 500
Standard & Poor´s 500
u.a.
unter anderem/-n
USD
US-Dollar
VaR
Value at Risk
VermAnlG
Vermögensanlagegesetz
Verw. Verm.
Verwaltetes Vermögen
Vgl.
Vergleiche
WpHG
Wertpapierhandelsgesetz
z.B.
zum Beispiel
V

Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Segmente der FinTech-Branche
6
Abb. 2: Übersicht über die FinTech-Unternehmen in Deutschland
12
Abb. 3: Anteil der im Jahr 2015 aktiven FinTech-Unternehmen
13
Abb. 4: Führende Robo Advisor in den USA
14
Abb. 5: Robo Advisor ­ Anbieter im direkten Vergleich
17
Abb. 6: Performance von Scalable Capital seit April 2016
20
Abb. 7: Performance von Whitebox seit Mai 2016
21
Abb. 8: Performance von Ginmon seit Mai 2016
23
Abb. 9: Performance von Easyfolio seit Mai 2016
25
Abb. 10: Landkarte der Robo Advisors in Deutschland
26
Abb. 11: Performance Robo Advice Anbieter Mai 2016 bis März 2017
28
Abb. 12: Umfrageergebnisse Robo Advisor
30
Abb. 13: Prognose Robo Advisors 2016 bis 2020
31
Abb. 14: Risiken und Nachteile der Robo Advisors
32
Abb. 15: Anlageberatung nach KWG
48
Abb. 16: Rechtliche Positionierung der Anbieter
50
Abb. 17: Mifid 2 im Beratungsprozess ­ Welche Anbieter erfüllen die
Anforderungen bereits?
53
Abb. 18: Jährliche Gebühren der Robo Advisor bei einer Anlage von 50.000
EUR, inklusive durchschnittlicher ETF-Gebühren von 0,25%
70
Abb. 19: Gebührenunterschied zwischen selbst zusammengestelltem ETF-
Portfolio und ETF-Portfolio abzüglich Robo-Advisor-Gebühren
71
VI

1. Einführung
1.1 Problemhinführung
,,Bankgeschäfte sind unerlässlich, Banken sind es nicht."
1
Jenes bekannte Zitat
von Bill Gates führt perfekt an die Problematik, die in dieser Arbeit behandelt
werden soll, heran. Das Internet und die Digitalisierung haben in der
Vergangenheit bereits viele Wirtschaftsbereiche auf den Kopf gestellt und
machen auch vor der Finanzbranche keinen Halt. FinTechs, Unternehmen, die
innovative Technologien mit Finanzdienstleistungen verbinden,
2
treten in den
letzten Jahren vermehrt am Markt auf und versuchen die Finanzindustrie in
allen Bereichen zu revolutionieren.
3
Genau auf dieses Phänomen spielt Bill
Gates mit seiner Aussage an. Seiner Meinung nach setzen FinTechs mit
neuartigen Geschäftsmodellen traditionelle Finanzinstitute immer mehr unter
Druck und versuchen diese sogar teilweise vom Markt zu verdrängen. Sie sind
meist in nur einem Geschäftsbereich einer klassischen Bank tätig und schaffen
es so, den Kundennutzen durch internetbasierte Angebote, die vor allem auf
leichte Bedienbarkeit, Effizienz, Transparenz und Automatisierung setzen, zu
optimieren. Potenziale in diesen Bereichen werden von klassischen Banken
bislang oftmals noch nicht hinreichend ausgeschöpft.
4
Grundsätzlich lassen sich die Unternehmen der FinTech-Branche in Analogie
zu den klassischen Wertschöpfungsbereichen einer Universalbank nach den
Segmenten Finanzierung, Vermögensmanagement, Zahlungsverkehr und
sonstige FinTechs unterscheiden. Im Rahmen dieser Arbeit wird näher auf den
Bereich Vermögensmanagement, genauer gesagt auf die Geldanlage mit Hilfe
von Robo Advisors eingegangen. Hierbei handelt es sich um eine
automatisierte Form des Geldanlageprozesses, bei dem eine Algorithmen-
1
Gates, Bill in Seidel (2016), S. 8
2
Vgl. Kawai (2016), S.1
3
Vgl. Dorfleitner, Hornuf, Schmitt, Weber, (2016), S. 1
4
Vgl. Dorfleitner, Hornuf, Schmitt, Weber, (2016), S. 4
1

basierte Software Portfoliovorschläge für den Kunden macht. Risikopräferenz
sowie Zeithorizont des Investments werden vorab vom System abgefragt.
5
Auch wenn Robo Advice in Deutschland im Vergleich zu den USA noch in den
Kinderschuhen steckt, so sind bereits im Jahr 2013 die ersten beiden Anbieter
(Quirion und Cashboard) an den Markt gegangen. Mittlerweile sind 23 Robo
Advisors in Deutschland tätig und verwalten im Moment ca. 800 Mio. . Das
monatliche Wachstum beträgt 20 ­ 30 Mio. .
6
Dass dies nur einen beachtlich
kleinen Teil aller in Deutschland verwalteter Vermögen darstellt, steht außer
Frage. Jedoch liegt die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate im Segment
Robo Advice bei rund 1200%. Daraus lässt sich schließen, dass in diesem
Markt enormes Zukunftspotenzial steckt.
7
Aus diesem Grund sollten sich nun
auch traditionelle Finanzinstitute dem Thema annähern und sich nicht komplett
verschließen. Im Laufe der Arbeit wird die Situation der Banken, die nun
regelrecht unter Wettbewerbsdruck stehen, noch genauer analysiert. Unter
anderem wird darauf eingegangen, welche Möglichkeiten des Markteintritts für
klassische Universalbanken möglich sind.
Außerdem stellt sich die berechtigte Frage, ob die Anbieter als Anlageberater,
Finanzportfolioverwalter oder lediglich als Abschluss- oder Anlagevermittler
auftreten. Neben Besonderheiten bei der Regulierung von Robo Advisors macht
es zusätzlich Sinn den Umgang mit Beratungsprotokollen nicht außen vor zu
lassen. In diesem Zusammenhang muss auch auf einige Neuerungen, die
durch die MiFID-2-Richtlinie ab Januar 2018 in Kraft treten, eingegangen
werden.
Auffällig ist, dass die meisten Robo Advisors hauptsächlich in passiv
gemanagte Indexfonds investieren, um so die Kunden mit vergleichsweise
niedrigen Gebühren locken zu können. Aus diesem Anlass wird daher die
Anlagestrategie zu einem späteren Zeitpunkt unter die Lupe genommen und in
diesem Zusammenhang auch kritisch gewürdigt. Unter anderem wird zu
5
Vgl. Dengl (2016)
6
Vgl. Jordan (2017a)
7
Vgl. Dorfleitner, Hornuf, Schmitt, Weber (2016), S. 40
2

Vergleichszwecken aktives Portfoliomanagement gegenübergestellt, wodurch
sich bestimmte Nachteile bei passiv gemanagten ETF´s ableiten lassen.
Fakt ist, dass sich durch einen fehlenden persönlichen Ansprechpartner bei der
Geldanlage Kosten sparen lassen. Dies ermöglicht auf der anderen Seite auch
kleineren Anlegern Zugang zu digitaler Vermögensverwaltung. Die
Automatisierung im Bereich der Online-Vermögensverwaltung hat ein
weitreichendes, disruptives Potenzial, da sich durch die ,,Demokratisierung von
Algorithmen" und das Vordringen von künstlicher Intelligenz in den
Anlageprozess ungeahnte Möglichkeiten auftun. Werden Robo Advisor also
immer mehr zur Konkurrenz für die klassische face-to-face-Beratung? Diese
Frage wird im Laufe der Arbeit beantwortet werden.
Aufgrund des Wettbewerbsdrucks und nicht zuletzt auch wegen der
zunehmenden Regulierung besteht bei den klassischen Banken konkreter
Handlungsbedarf. Im Folgenden werden ­ von dieser Problematik ausgehend ­
Chancen und Risiken, die sich durch den Markteintritt von Robo Advisor
ergeben, analysiert und diskutiert.
1.2 Zielsetzung der Arbeit
Ziel der Arbeit ist es, die Situation der Banken im Hinblick auf den
Wettbewerbsdruck durch die in jüngster Zeit vermehrt auftretenden Robo
Advisor darzustellen und den Markt zu analysieren. Insbesondere soll dabei ein
Augenmerk auf die Grenzen und Chancen gelegt werden. Nach der
Abhandlung von aufsichts- und zivilrechtlichen Anforderungen sowie einer
kritischen Würdigung der Anlagestrategie von Robo Advisor folgt schließlich
eine Analyse, inwieweit automatisierte Anlageberatung als Konkurrenz zur
klassischen face-to-face-Beratung anzusehen ist. Trotz vieler Chancen, die sich
insbesondere für kleinere Anleger ergeben, stehen diesen auch nicht zu
vernachlässigende Risiken gegenüber. Am Ende der Arbeit wird die Frage,
inwieweit Robo Advisor die Anlageberatung beeinflussen oder gar
revolutionieren, beantwortet sein.
3

1.3 Gang der Untersuchung
Vorab werden dem Leser in einem Grundlagenteil die notwendigen
Basisinformationen zur Thematik gegeben. Neben einer Begriffsdefinition sowie
einer Einordnung in den Bereich der FinTechs wird außerdem auf die
wichtigsten Charakteristika von Robo Advisors näher eingegangen. Darauf
aufbauend wird die noch sehr junge Branche Deutschlands mit anderen
FinTech-Branchen sowie auch international verglichen. Dies geschieht anhand
mehrerer Grafiken, die entweder selbst erstellt oder aus verschiedenen Studien
und Berichten entnommen sind. Grundsätzlich beschränkt sich die Arbeit auf
die Situation in Deutschland. Lediglich zu Vergleichszwecken werden Beispiele
anderer Nationen aufgeführt. Zusätzlich wird ein Bewusstsein dafür geschaffen,
dass sich die zahlreichen Start-ups nicht alle am Markt halten werden können
und es zu einigen Fusionen und Übernahmen kommen wird. Neben dieser
sogenannten Marktbereinigung werden am Ende des Kapitels dann noch
ausgewählte Umfragewerte zur Thematik bewertet, womit der Abschnitt einen
runden Abschluss findet. Des Weiteren wird im Folgenden die Lage der Banken
im Hinblick auf Robo Advisor erläutert. Unter anderem wird analysiert, wie
Banken am besten reagieren und wie ggf. auch Potential in der scheinbar
prekären Situation gesehen werden kann. Bevor eine kritische Würdigung der
Anlagestrategie von Robo Advisor erfolgt, müssen zuerst noch aufsichts- und
zivilrechtliche sowie regulatorische Anforderungen, die sich bei der digitalen
Anlageberatung ergeben, geklärt werden. Abschließend wird dann die
automatisierte Anlageberatung anhand ausgewählter Kriterien mit der
klassischen Anlageberatung verglichen. Schließlich kann dann in einem Fazit
attestiert werden, inwieweit Robo Advisor als Konkurrenz zur persönlichen
Beratung angesehen werden und wie sie in Zukunft den Markt verändern.
Die jeweilige methodische Vorgehensweise wird je nach Notwendigkeit in den
jeweiligen Kapiteln zu Beginn skizziert. Des Weiteren wird darauf verwiesen,
dass im Rahmen der Arbeit eine Limitation auf private Anleger erfolgt.
Logischer Grund hierfür ist, dass Robo Advisor nicht für institutionelle Anleger
mit größeren Anlagebeträgen konzipiert sind.
4

2. Grundlagen
2.1 Begriffsdefinition sowie Einordnung des Begriffs Robo Advice in den
Bereich der FinTechs
Betrachtet man den Begriff Robo Advice genauer, so muss man feststellen,
dass es sich weder um einen Roboter, noch um die Erbringung von ,,Advice"
(dt. Beratung) im eigentlichen Sinne handelt. In der Literatur versteht man unter
einem Roboter eine Maschine, die der menschlichen Gestalt nachgebildet ist
(Humanoid). Dies hat jedoch rein gar nichts mit den heutigen Angeboten von
Robo Advisors zu tun. Auch von ,,Advice" zu sprechen erscheint nicht ganz
richtig. Die klassische Beratung von Privatkunden ist mehr als ein
Portfoliovorschlag, der anhand eines vom Kunden vorher ausgefüllten
Fragebogens erstellt wird. Laut Definition handelt es sich bei Beratung nicht nur
um die Beherrschung von Handlungstechniken, sondern vielmehr um die
kontextuell herzustellende Mischung aus Handlungs-
und
Reflexionskompetenz.
8
Genau diese Reflexionskompetenz ist bei Robo Advisors nicht zu finden, da es
sich um automatisierte Anlageberatung handelt. Der Hauptunterschied zur
herkömmlichen Beratung ist, dass der gesamte Prozess ohne den
menschlichen Anlageberater stattfindet. Vorab klickt sich der Kunde durch
einen vom Anbieter entwickelten Fragebogen, anhand dessen das persönliche
Risikoprofil und der gewünschte Zeithorizont des Kunden ermittelt wird.
9
Logischerweise sind diese Fragen ähnlich zu denen, die sonst im ersten
Beratungsgespräch gestellt werden. Daraufhin erstellt der Algorithmen-basierte
Robo Advisor auf den vorherigen Erkenntnissen aufbauend einen oder mehrere
Portfoliovorschläge für den Kunden. Da von den Anbietern nur eine relativ
niedrige Gebühr verlangt wird, wird bei der Auswahl der Fonds meist auf passiv
gemanagte Indexfonds (z.B. ETF´s) zurückgegriffen.
10
8
Vgl. D.Cocca (2017), S. 3
9
Vgl. Fein (2015), S. 2-3
10
Vgl. Sironi, 2016, S. 22-23
5

Das Portfolio wird nur bei einigen wenigen Anbietern automatisch angepasst,
wenn der Kunde Geld einzahlt, abzieht oder sich die Marktsituation ändert
(laufendes Rebalancing). Vorteil ist sicherlich, dass auch Anleger mit kleinem
Kapital ohne viel Fachwissen an den Entwicklungen der Kapitalmärkte teilhaben
können. Freilich kann der Kunde, nachdem er vom Computer eine diversifizierte
Anlagestrategie erhalten hat, diese nachträglich nur in grundsätzlichen Zügen,
nicht aber auf Basis von Einzel-Investments anpassen.
11 12 13
Neben Social Trading, Personal Financial Management sowie Anlage &
Banking ist Robo Advice der vierte Teilbereich des Segments
Vermögensmanagements im Bereich FinTechs.
Abb. 1: Segmente der FinTech-Branche
14
11
Vgl. Bohnhoff, S.14
12
Vgl. Dengl (2016)
13
Vgl. Gabriel (2015)
14
Vgl. Dorfleitner, Hornuf (2016), S.11
6

In diesem Segment sind demnach FinTechs angesiedelt, die sich mit der
Beratung, Anlage, Vermögensverwaltung oder der aggregierten Darstellung von
persönlichen Finanzkennzahlen anbieten. Bei den
Portfoliomanagementsystemen (Robo Advisors) unterscheidet die BaFin noch
zwischen ,,automatisierter Anlageberatung", bei der eine einmalige
Anlageempfehlung gegeben wird, und ,,automatisierter
Finanzportfolioverwaltung", wobei fortlaufend Empfehlungen ausgesprochen
werden.
15
2.2 Charakteristika eines Robo Advisor
Robo Advisor werden von vielen als die Zukunft der Gelanlage im
Privatkundengeschäft gehandelt. Da sich insbesondere durch die Finanzkrise
bei einigen Privatanlegern ein hohes Misstrauen gegenüber Banken und
Finanzdienstleistern entwickelt hat, ist sicherlich ein guter Nährboden für das
Entstehen eines neuen, auf die Bedürfnisse des Kunden zugeschnittenen und
im Vergleich zu traditionellen Angeboten deutlich günstigeren Geschäftsmodells
im Bereich der Geldanlage geschaffen. In der Vergangenheit konnten nur
diejenigen Personen, die sich intensiv mit den Themen Geldanlage und
Vermögensaufbau beschäftigt haben, selbständig ihr Vermögen verwalten. Alle
anderen waren auf einen Bank- oder Anlagenberater angewiesen. War bisher
aus Kostengründen Vermögensverwaltung nur für wohlhabendere Kunden
möglich, so wird nun durch das Geschäftsmodell des Robo Advice erstmals
einer breiten Bevölkerungsgruppe der Zugang zu professioneller Geldanlage
ermöglicht. Trotz teilweise unterschiedlicher Ausrichtung in Bezug auf
Kundengruppen, verbindet die meisten Anbieter doch eine Reihe von
gemeinsamen Charakteristika, die im Folgenden näher erläutert werden.
15
Vgl. Dorfleitner, Hornuf (2016), S. 7-8
7

2.2.1 Kundenmehrwert durch digitales Nutzererlebnis
Die Schaffung eines neuartigen Nutzererlebnisses bekommt bei Finanz- und
Anlageprodukten eine ganz besondere Bedeutung zugeschrieben. Zum einen
richtet sich das Angebot bei Robo Advice auch an wenig erfahrene Kunden,
weshalb komplexe Produkte einfach und verständlich aufbereitet sein müssen.
Zum anderen sind Produkte, die bei der Geldanlage in Frage kommen, keine
typischen Impulskaufprodukte. Entsprechend hoch muss daher der Mehrwert
für einen (potentiellen) Kunden sein, um sich für den Kauf des Produkts zu
entscheiden. Das vorher angesprochene Nutzererlebnis soll beim Robo Advice
durch eine Verschlankung und Vereinfachung des kompletten Prozesses
geschehen. Außerdem soll die ,,User Experience" nicht auf einen einmaligen
Anmelde- oder Depoteröffnungsprozess und die Durchführung einer einmaligen
Geldanlage begrenzt werden, sondern die ganzheitliche Beratung in den
Vordergrund stellen. Durch den Schwerpunkt auf das Nutzererlebnis können
Robo Advisors durchaus auch in der heutigen Zeit noch langfristige
Kundenbeziehungen aufbauen.
16
2.2.2 Weitgehende Automatisierung des Anlageprozesses mit Hilfe von
Algorithmen
Wie bereits in vorherigen Kapiteln erwähnt, muss der Kunde beim Robo Advice
lediglich selbst entscheiden, wann er wie viel Geld anlegen möchte und wie viel
Risiko er dafür bereit ist, einzugehen. Bei diesen beiden Fragen wird der Kunde
vom Robo Advisor unterstützt. Alle weiteren Entscheidungen wie Asset
Allokation, Fondsauswahl, Transaktionsausführung, Rebalancing,
Überwachung der Anlagen und Reporting geschehen automatisiert. Wichtig ist
dabei, dass die Entscheidungen nicht von Investmentgremien oder
Einzelpersonen, sondern von vorab auf Basis objektiver Kriterien definierter
Algorithmen getroffen werden. Als Folge daraus entstehen Kostenvorteile, die
direkt an den Kunden weitergegeben werden können.
17
16
Vgl. Everling, Lempka (2016), S. 176-177
17
Vgl. Everling, Lempka (2016), S. 177-178
8

Trotz aller Kostenvorteile, die Algorithmen bieten, muss jedoch auch der Frage
nachgegangen werden, ob Algorithmen tatsächlich besser als Menschen sind.
In jüngster Vergangenheit waren Algorithmen oftmals an der Verbreitung von
Fake-News schuld. Auch die Algorithmen von Google, Facebook oder
Partnerbörsen stehen unter Kritik, da sie Meinungen und Stimmungen durch
gezielte Streuung von Nachrichten beeinflussen können. Beispielsweise soll
auch ein Algorithmus den Ausgang der letzten US-Wahl manipuliert haben.
Fakt ist aber, dass die Wirtschaft nicht mehr ohne Algorithmen auskommt, vor
allem in Bereichen, in denen eine nüchterne Analyse effektiver als ein
Bauchgefühl ist. Im strategischen Einkauf beispielsweise können Algorithmen
die Qualität der Kaufentscheidungen verbessern und so den Nutzen für
Unternehmen und Kunden verbessern.
Reflektiert man dies nun auf das Bankgeschäft und speziell auf Robo Advisors,
so lässt sich zum einen feststellen, dass oftmals Geld in Aktien von
Lieblingsunternehmen angelegt oder in spezielle Fondstipps von Freunden
investiert wird. Diesbezüglich ist der Robo Advisor sicherlich im Vorteil, da er
sich grundsätzlich von panischen oder ängstlichen Stimmungen (prozyklisches
Verhalten) nicht anstecken lassen kann. Jedoch muss auch beachtet werden,
dass ein Algorithmen-basierter Robo Advisor keine wirtschaftlichen und
politischen Umstände voraussehen kann, bei welchen ein menschlicher
Portfolioverwalter eventuell noch rechtzeitig intervenieren und gegensteuern
könnte.
18
Klar ist auch, dass Algorithmen ohne Menschen nicht existent wären.
Da Algorithmen nur mit Wenn-dann-Schemen arbeiten, sind diese mit der
nötigen Vorsicht zu genießen. Hinter den Maschinen stehen immer noch
Menschen, die den Algorithmus nach ihren Vorstellungen programmieren
können, um dann für sich den höchstmöglichen Profit zu generieren. Alles in
allem sind Algorithmen somit mit Sicherheit ein Hilfsmittel, das auch der breiten
Masse Portfolioverwaltung bietet. Dabei dürfen jedoch auch die negativen
Aspekte, die ein Algorithmen-basiertes Programm mit sich bringt, nicht aus den
Augen gelassen werden.
18
Vgl. Dämon (2016)
9

2.2.3 Anlagekonzept und Gebührenstruktur
Die Anlagestrategien der Robo Advisors unterscheiden sich meist nur im Detail.
Grundsätzlich setzen alle Anbieter auf eine breite Diversifikation, um
entsprechend der Modern Portfolio-Theorie ein optimales Rendite-Risiko-
Verhältnis zu erreichen. Hauptsächlich setzen sie dabei auf passiv gemanagte
Investmentfonds sowie Exchange Traded Funds (ETF´s) oder Indexfonds.
19
Auf die Vor- und Nachteile dieser Anlagestrategie wird zu einem späteren
Zeitpunkt der Arbeit noch näher eingegangen.
Fakt ist laut einer Studie von Morningstar, dass breit diversifizierte Portfolios auf
Basis passiv gemanagter Investmentfonds nur zu laufenden Kosten von
durchschnittlich 0,5% führen. Andere Quellen sprechen von Gebühren bis zu
1%.
20
Logischerweise sind die Kosten für aktiv gemanagte Fonds mit ca. 2%
im Schnitt deutlich höher. Auch sollen automatisches Rebalancing sowie die
kosteneffiziente Wiederanlage von Dividenden und Ausschüttungen zu
Renditeverbesserungen von rund 0,4% pro Jahr führen.
21
Hinsichtlich Kosten und Anlagestrategie bietet sich so den Kunden eine sehr
hohe Transparenz. Über Prognoserechnungen kann jeder Anleger einsehen,
wann und ob er die sich selbst gesteckten Anlageziele erreichen wird. Diese
Zielerreichung ist für die meisten Kunden viel relevanter als kurzfristige
Gewinne und hilft zudem prozyklisches Verhalten zu vermeiden. Neben den
laufenden Kosten gibt es meist noch eine Pauschalgebühr. Im Regelfall
erhalten Robo Advisors keine Rückvergütungen oder Provisionen von den
Fondsanbietern, sodass sie anbieterunabhängig arbeiten können. Dies ist
wiederum ein Vorteil für den Kunden. Letztendlich darf aber auch hier nicht
vergessen werden, dass es unseriöse Anbieter geben kann, die das ,,Image"
der Robo Advisors missbrauchen und über eine moderne Oberfläche teure
Produkte verkaufen.
22
19
Vgl. Everling, Lempka (2016), S. 178
20
Vgl. Hofmann (2017), S. 50
21
Vgl. Morningstar (2014)
22
Vgl. Everling, Lempka (2016) S. 179
10

3. Aktuelle Marktsituation im Bereich Robo Advice
Nachdem nun im Grundlagenteil die wichtigsten Charakteristika abgehandelt
worden sind, folgt nun auf dieser Basis die Beschreibung und Analyse der
aktuellen Marktsituation. Vorab wird die Situation in der Branche der Robo
Advisor mit denen anderer FinTechs verglichen. Hierfür wird eine Studie, die im
Auftrag des Bundesministeriums für Finanzen erstellt wurde, herangezogen.
Analysiert wurden Marktvolumina deutscher FinTech-Unternehmen für den
Zeitraum von 2007 bis 2015. Um einen Überblick und ein Gefühl für die
bestehenden Volumina zu bekommen, eignet sich dieser Bericht sehr gut.
Allerdings endet der Betrachtungszeitraum der im Jahr 2016 veröffentlichten
Studie bereits im Jahr 2015. Sinnvollerweise wurden aufgrund des
Branchenwachstums mehrmals aktuellere Werte aus diversen andern Quellen
einbezogen. Somit soll eine möglichst korrekte und aktuelle Darstellung der
aktuellen Marktsituation gewährt werden. Anschließend wird der Status quo des
deutschen Marktes ­ unter anderem im internationalen Vergleich ­
beschrieben. Da es sich hier nur um einen Exkurs handelt und keine detaillierte
Studie zum internationalen Vergleich vorliegt, werden in diesem Abschnitt
lediglich Zeitschriften- und Buchquellen analysiert sowie darauf aufbauend eine
eigene Grafik erstellt. Folglich werden einige relevante deutsche Player
vorgestellt. Abschließend werden die Ergebnisse einer aktuellen
Kundenumfrage in Kontext zu den vorher dargestellten Inhalten gestellt.
3.1 Vergleich mit anderen FinTech-Branchen
Betrachtet man den gesamten deutschen FinTech-Markt, so betrug das
Gesamtmarktvolumen im Jahr 2015 rund 2,2 Mrd. EUR. Zudem kann die
Branche eine starke durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 150%
aufweisen, wenn man die letzten sechs Jahre betrachtet. In nachfolgender
Grafik bekommt man einen Überblick über die Verteilung der einzelnen
Segmente. Die in der Übersicht angegebene Grundgesamtheit von 433
FinTech-Firmen enthält auch Unternehmen, die durch Fusionen, Aufkäufe,
Insolvenz oder Aufgabe der Geschäftstätigkeit nicht mehr (selbst) am Markt
11
Final del extracto de 86 páginas

Detalles

Título
Robo Advisors als Konkurrenz zur klassischen Anlageberatung. Chancen und Risiken für Banken
Universidad
Heidenheim University of Cooperative Education
Calificación
2,0
Autor
Año
2017
Páginas
86
No. de catálogo
V375445
ISBN (Ebook)
9783668527072
ISBN (Libro)
9783668527089
Tamaño de fichero
1794 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
robo advice, FinTech, Digitalisierung, Bank, Robo Advisor, Bankgeschäft, Geldanlage, Robo Advicory, MIFID, Anlagegeschäft, Retail Banking, Asset Management, ETF, Vermögensverwaltung
Citar trabajo
Michael Rögele (Autor), 2017, Robo Advisors als Konkurrenz zur klassischen Anlageberatung. Chancen und Risiken für Banken, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/375445

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