Im Laufe der Arbeit soll untersucht werden, ob die Indios bei der Entdeckung Amerikas tatsächlich als Tiere gesehen wurden und aufgrund welcher Umstände sich diese Ansicht verändert hat und welche Rolle die Autoren der Spanischen Spätscholastik dabei einnahmen.
Für uns ist heute relativ klar, was ein Mensch und was ein Tier ist – zumindest auf den ersten Blick. Niemand würde heute auf die Idee kommen, einer bestimmten Bevölkerungsgruppe das Menschsein abzusprechen. Bei genauerer Betrachtung fällt diese Trennung jedoch nicht so leicht. So wird die Gefährdungshaftung des Tierhalters in § 833 BGB auf die tierische Unberechenbarkeit zurückgeführt, die auf dem willkürlichen Verhalten eines Tieres beruht, das von keinem vernünftigen Wollen geleitet wird. Aber Tiere verhalten sich nicht nur unberechenbar und willkürlich, sondern zeigen manchmal Verhaltensweisen, die uns irgendwie „menschlich“ vorkommen. So können manche Tierarten, beispielsweise Schimpansen, durchaus Werkzeuge benutzen. Bereits seit der Antike denken Philosophen über die Frage nach, was den Menschen ausmacht. Diese Frage ist heute immer noch nicht abschließend geklärt. Im Gegenteil gibt es sogar Bestrebungen z.B. des Philosophen Peter Singer, die Trennlinie von Mensch und Tier zu verschieben bzw. neu zu ziehen. Dies kann jedoch nicht willkürlich geschehen, sondern bedarf bestimmter Kriterien, die eine gewisse Sinnhaftigkeit beinhalten. Die Frage, was den Menschen vom Tier unterscheidet, ist von Philosophen in der Geschichte immer wieder gestellt worden. So auch von spanischen Gelehrten, die sich mit einem zu ihrer Zeit aktuellen Problem befassen mussten: der Entdeckung Amerikas. Die Bewohner dieser Neuen Welt mussten in das Weltbild der Europäer eingeordnet werden. Aufgrund ihrer fremden Sitten und Bräuche wurden häufig auch Tiervergleiche gezogen. In der einsetzenden Diskussion wurde somit auch die Eigenschaft des „Menschseins“ thematisiert. Zunächst soll der historische Kontext erläutert werden, um sodann einige Quellen vorzustellen, welche die Indios als Tiere darstellen. Danach werden die Werke von zwei Vertretern der Spanischen Spätscholastik im Hinblick darauf untersucht, welche Aussagen sich darin über den Unterschied von Mensch und Tier finden lassen, und wie diese Texte die Diskussion um die Indiofrage beeinflusst haben.
Inhaltsverzeichnis
- A. Einleitung
- B. Die Spanische Spätscholastik
- C. Das Verhältnis von Mensch und Tier
- I. Die Entdeckung Amerikas
- 1. Die Grundlage des Indiobildes
- 2. Die Indios sind keine Monster
- 3. Die „tierische“ Behandlung der Indios
- II. Die Sonderstellung des Menschen nach Vitoria
- 1. Relektion „De potestate civili“
- 2. Relektion „De temperantia“
- 3. Relektion „De Indis“
- III. Die Sonderstellung des Menschen nach Suárez
- 1. Autor und Werk
- 2. Unterscheidung von Mensch und Tier
- 3. Zwischenbetrachtung
- IV. Die Bulle „Sublimis Deus“
- 1. Entstehung
- 2. Inhalt und Wirkung
- 3. Motivation
- 4. Die Bulle und Vitoria
- 5. Rücknahme der Bulle
- V. Weitere Entwicklung
- 1. Pedro Cieza de León und José de Acosta
- 2. Das Gutachten von Yucay
- 3. Francisco López de Gómara
- 4. Die natürlichen Sklaven
- I. Die Entdeckung Amerikas
- D. Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht das Verhältnis von Mensch und Tier in der spanischen Spätscholastik, insbesondere im Kontext der Entdeckung Amerikas und der damit verbundenen ethischen Fragen. Die Arbeit analysiert die philosophischen Konzepte von Francisco de Vitoria und Francisco Suárez und deren Einfluss auf die Behandlung der indigenen Bevölkerung.
- Das Indiobild in der spanischen Spätscholastik
- Die philosophischen Konzepte von Vitoria und Suárez zur Unterscheidung von Mensch und Tier
- Die Rolle der Bulle „Sublimis Deus“ in der Diskussion um die Rechte der Indios
- Die Entwicklung des Denkens zum Verhältnis von Mensch und Tier im Kontext der Kolonialisierung Amerikas
- Ethische Fragen der Kolonialisierung im Lichte der spät-scholastischen Philosophie
Zusammenfassung der Kapitel
A. Einleitung: Diese Einleitung führt in das Thema der Seminararbeit ein und skizziert den Forschungsansatz. Sie umreißt den historischen Kontext der spanischen Spätscholastik und die zentrale Fragestellung nach dem Verhältnis von Mensch und Tier, insbesondere im Bezug auf die Kolonisierung Amerikas.
B. Die Spanische Spätscholastik: Dieses Kapitel bietet einen Überblick über die philosophischen und theologischen Strömungen der spanischen Spätscholastik. Es beleuchtet die wichtigsten Denker und ihre Einflüsse, welche die Debatte um das Verhältnis von Mensch und Tier prägten. Der Fokus liegt auf dem Kontext, in dem die späteren Diskussionen um die Behandlung der Indios stattfanden.
C. Das Verhältnis von Mensch und Tier: Dieses Kapitel bildet den Kern der Arbeit. Es analysiert detailliert die unterschiedlichen Perspektiven auf das Verhältnis von Mensch und Tier, vor allem im Kontext der Eroberung und Kolonisierung Amerikas. Die Kapitel I-V untersuchen verschiedene Aspekte dieser komplexen Thematik aus unterschiedlichen Blickwinkeln.
C.I. Die Entdeckung Amerikas: Dieses Kapitel befasst sich mit der ersten Begegnung zwischen Europäern und den indigenen Völkern Amerikas. Es untersucht, wie diese Begegnung das Denken über das Verhältnis von Mensch und Tier beeinflusste und das Bild der Indios in der europäischen Wahrnehmung prägte. Es analysiert die Grundlage des Indiobildes, die teilweise auf rassistischen und eurozentristischen Vorurteilen basierte.
C.II. Die Sonderstellung des Menschen nach Vitoria: Dieses Kapitel analysiert die philosophischen Argumente von Francisco de Vitoria, einem bedeutenden Denker der spanischen Spätscholastik. Es untersucht, wie Vitoria die Sonderstellung des Menschen gegenüber dem Tier begründet und wie diese Argumentation in den Kontext der Behandlung der Indios einzuordnen ist. Seine Schriften „De potestate civili“, „De temperantia“ und „De Indis“ werden eingehend betrachtet, und zwar im Hinblick auf ihre Bedeutung für die damalige Debatte über den Status der Indios.
C.III. Die Sonderstellung des Menschen nach Suárez: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Ansichten von Francisco Suárez. Es vergleicht und kontrastiert Suárez' Philosophie mit der Vitorias und untersucht, wie Suárez die Unterscheidung zwischen Mensch und Tier begründet und wie diese Begründung sich auf die Behandlung der indigenen Bevölkerung auswirkt. Der Fokus liegt auf den Aspekten Vernunft, Freiheit und Sozialnatur.
C.IV. Die Bulle „Sublimis Deus“: Dieses Kapitel untersucht die päpstliche Bulle „Sublimis Deus“ und ihre Bedeutung für die Rechte der Indios. Es analysiert die Entstehung, den Inhalt, die Wirkung und die Motivation hinter dieser Bulle und deren Verhältnis zu Vitorias philosophischen Überlegungen. Die Diskussion um die Rücknahme der Bulle wird ebenfalls beleuchtet.
C.V. Weitere Entwicklung: Dieses Kapitel verfolgt die Entwicklung des Denkens zum Verhältnis von Mensch und Tier nach der Veröffentlichung der Bulle „Sublimis Deus“. Es betrachtet die Werke von verschiedenen Autoren und deren Perspektiven auf die Behandlung der Indios. Der Fokus liegt auf der Frage nach den „natürlichen Sklaven“ und wie diese in den philosophischen Diskurs eingebunden wurde.
Schlüsselwörter
Spanische Spätscholastik, Mensch-Tier-Verhältnis, Indios, Francisco de Vitoria, Francisco Suárez, Bulle „Sublimis Deus“, Kolonialisierung Amerikas, Naturrecht, Vernunft, Freiheit, Sozialnatur, Ethik, Rechtfertigung der Eroberung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Seminararbeit: Das Verhältnis von Mensch und Tier in der spanischen Spätscholastik
Was ist der Gegenstand der Seminararbeit?
Die Seminararbeit untersucht das Verhältnis von Mensch und Tier in der spanischen Spätscholastik, insbesondere im Kontext der Entdeckung Amerikas und der damit verbundenen ethischen Fragen. Schwerpunkt ist die Analyse der philosophischen Konzepte von Francisco de Vitoria und Francisco Suárez und deren Einfluss auf die Behandlung der indigenen Bevölkerung.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Das Indiobild in der spanischen Spätscholastik; die philosophischen Konzepte von Vitoria und Suárez zur Unterscheidung von Mensch und Tier; die Rolle der Bulle „Sublimis Deus“ in der Diskussion um die Rechte der Indios; die Entwicklung des Denkens zum Verhältnis von Mensch und Tier im Kontext der Kolonialisierung Amerikas; und ethische Fragen der Kolonialisierung im Lichte der spät-scholastischen Philosophie.
Welche Autoren und Schriften werden analysiert?
Die Arbeit analysiert die philosophischen Schriften von Francisco de Vitoria (u.a. „De potestate civili“, „De temperantia“, „De Indis“) und Francisco Suárez. Zusätzlich werden die Werke von Pedro Cieza de León, José de Acosta und Francisco López de Gómara betrachtet, sowie das Gutachten von Yucay und die päpstliche Bulle „Sublimis Deus“.
Wie ist die Seminararbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zur spanischen Spätscholastik, ein zentrales Kapitel zum Verhältnis von Mensch und Tier (unterteilt in die Entdeckung Amerikas, Vitorias und Suárez' Philosophie, die Bulle „Sublimis Deus“ und weitere Entwicklungen) und eine Schlussbetrachtung. Ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung, Zusammenfassungen der Kapitel und Schlüsselwörter sind ebenfalls enthalten.
Was ist der Fokus des Kapitels zur Entdeckung Amerikas?
Dieses Kapitel untersucht die erste Begegnung zwischen Europäern und Indigenen und wie diese Begegnung das Denken über das Verhältnis von Mensch und Tier beeinflusste. Es analysiert die Grundlage des Indiobildes, welches oft auf rassistischen und eurozentristischen Vorurteilen beruhte.
Wie werden Vitoria und Suárez in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit analysiert die philosophischen Argumente von Vitoria und Suárez zur Unterscheidung von Mensch und Tier und wie diese Argumentationen in den Kontext der Behandlung der Indios einzuordnen sind. Ihre unterschiedlichen Perspektiven werden verglichen und kontrastiert.
Welche Rolle spielt die Bulle „Sublimis Deus“?
Die Arbeit untersucht die päpstliche Bulle „Sublimis Deus“, ihre Entstehung, ihren Inhalt, ihre Wirkung und Motivation, sowie ihr Verhältnis zu Vitorias Philosophie und die Diskussion um ihre Rücknahme.
Was wird in der Schlussbetrachtung zusammengefasst?
Die Schlussbetrachtung fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen und zieht Schlussfolgerungen hinsichtlich des Verhältnisses von Mensch und Tier in der spanischen Spätscholastik und dessen Auswirkungen auf die Kolonisierung Amerikas.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Spanische Spätscholastik, Mensch-Tier-Verhältnis, Indios, Francisco de Vitoria, Francisco Suárez, Bulle „Sublimis Deus“, Kolonialisierung Amerikas, Naturrecht, Vernunft, Freiheit, Sozialnatur, Ethik, Rechtfertigung der Eroberung.
- Arbeit zitieren
- Alexander Schwarz (Autor:in), 2016, Der Einfluss der Literatur auf das Menschenbild der amerikanischen Ureinwohner bei der Entdeckung Amerikas, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/375507