Horazens Carmina 2,5 und 2,8. Eine Analyse und ein Vergleich


Ensayo, 2017

17 Páginas, Calificación: 2,3


Extracto


2
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung ... 1
2 Analyse und Interpretation der carmina 2,5 und 2,8 ... 2
2.1 Carmen 2,5 ... 2
2.2 Carmen 2,8 ... 6
3 Die Darstellung der Lalage und der Barine ... 11
3.1 Erste Nennung ... 11
3.2 Adressatenfrage ... 12
3.3 Etymologie ... 13
3.4 Historische Authentizität der Charaktere ... 14
4 Fazit ... 15

1
1 Einleitung
Quintus Horatius Flaccus wird 65 v. Chr. in Venusia geboren. Trotz einfachen Verhältnissen
erhält er ­ vor allem durch seinen Vater veranlasst ­ Bildung in Rom und Athen.
1
Anschlie-
ßend durchläuft er eine militärische Schnellkarriere und nimmt als Kommandant an der
Schlacht von Philippi teil.
2
Nach Rom zurückgekehrt, erlebt er als Mittdreißiger die Entwick-
lung der pax augusta. Er lernt den um fünf Jahre älteren Vergil kennen und wird Mitglied im
Maecenas-Kreis.
3
Nach einer ersten Schaffensperiode erlangt Horaz vor allem mit den ersten
drei Odenbüchern, die zwischen 30 und 23 v. Chr. entstehen, großen Ruhm. Als Dichter der
augusteischen Zeit markiert die sich ausbreitende Friedenszeit unter Augustus einen Wende-
punkt in Horazens Werk. Während in den Satiren und Epoden gesellschaftliche Missstände in
scharfem Ton kritisiert werden, herrscht nun in den Oden, die nach der Schlacht von Actium
entstehen, ein gemäßigter Ton vor. Mit zurückhaltendem Lob preist Horaz die pax augusta
und ist, wie auch Vergil, dankbar für den Frieden.
4
In der Tradition der imitatio und aemulatio stehend, greift Horaz in den Oden als princeps
,,auf die Versmaße der äolischen Lyrik, des Alkaios und Sapphos, und zum Teil auch auf de-
ren Motive zurück [...]."
5
Er behandelt kleine private Themen, die er nicht zufällig aneinan-
der reiht, sondern sorgfältig komponiert.
6
In ihrer Vielfalt gehören sie dem Symposion-
Kontext der augusteischen Zeit an, in dem ,,Gespräche mit Freunden, Possenreißer, Musik,
Tanz, Trinkspiele, [.] Flirts und andere frivole Vergnügungen [...]"
7
thematisiert werden. Die
vorliegende Arbeit setzt sich mit den Oden 2,5 und 2,8 auseinander, in denen die Erotik eine
große Rolle spielt und neben ernsten Themen wie Freundschaft nicht vernachlässigt werden
darf. Während Horaz in der Ode 2,5 dem Leser bzw. Zuhörer das Bild einer unreifen römi-
schen Jungfrau zu vermitteln scheint, preist er in der Ode 2,8 die Durchtriebenheit einer Hetä-
re. Durch das unterschiedliche Versmaß bereits angedeutet, stellen die beiden Oden auf den
ersten Blick gegensätzliche Frauen dar.
8
Im Verlauf dieser Arbeit soll untersucht werden, ob
dieser erste Eindruck nach einer ausführlichen Analyse bestehen bleiben kann. Anhand aus-
1
Vgl. Satire 1,6, die ab Vers 45 einige wichtige Informationen über Horazens Leben enthält.
2
Vgl. Fuhrmann (2005), 306.
3
Vgl. Satire 1,6, 54ff., in der Horaz beschreibt, wie er durch Varius und Vergil in den Maecenas-Kreis einge-
führt wird: quid essem, quod eram.
4
Horaz verfasste die ersten drei Odenbücher zwischen 30 und 23 v. Chr.; etwa um dieselbe Zeit verfasste Vergil
seine Aeneis (29 - 19 v. Chr.). Die beiden Werke haben die Dankbarkeit für die pax augusta gemeinsam. vgl.
dazu Lefèvre (1984), 7f.
5
Fuhrmann (2005), 306. Von insgesamt 88 Gedichten stehen 33 Gedichte in alkäischem und 22 Gedichte in
sapphischem Versmaß.
6
So hängen einzelne Oden thematisch zusammen, wie z.B. die Oden 2,6 und 2,7, die das Thema der Freund-
schaft behandeln.
7
Stein-Hölkeskamp (2005), 231.
8
Während die Ode 2,5 in der alkäischen Strophe verfasst ist, steht die Ode 2,8 in der sapphischen Strophe.

2
gewählter Kriterien sollen die beiden Frauen miteinander in Beziehung gesetzt werden, um
abschließend zu verdeutlichen, welche Rolle die Erotik in Horazens Lyrik spielt.
2 Analyse und Interpretation der carmina 2,5 und 2,8
Um zu untersuchen, wie Lalage und Barine in den Oden 2,5 und 2,8 dargestellt werden, ist es
nötig, die einzelnen Oden ausführlich zu analysieren und interpretieren. Dabei spielen vor
allem sprachliche Mittel eine große Rolle, die in enger Verbindung zum inhaltlichen Kontext
stehen und somit besondere Bedeutung erfahren. Im Anschluss an die Analyse soll das
Hauptaugenmerk auf Lalage und Barine gelenkt werden, um die beiden Frauengestalten an-
hand verschiedener Kriterien miteinander in Beziehung zu setzen.
2.1 Carmen 2,5
West macht zu Beginn seines Kommentars darauf aufmerksam, dass die Ode 2,5 ,,an
adaption of fragment 417 of Anacreon"
9
zu sein scheint. Horaz reiht sich damit in die
Praxis der imitatio ein, indem er Elemente seiner griechischen Vorbilder übernimmt. Im
Verlauf der Ode macht er aber deutlich, dass er eigene Pointen hinzufügt und seine
griechischen Vorbilder übertrifft. Der reinen imitatio folgt demnach die aemulatio,
durch die Horaz als originell gelten kann.
In der Ode 2,5 rät Horaz einem anonymen Liebhaber, sich mit der noch jungen Lalage
in Geduld zu üben und erteilt einen ,,advice to an impatient husband."
10
Inhaltlich lässt
sich die Ode in drei Teile gliedern, die mit nondum (V.1), nunc (V.6) und iam (V.10)
eine zeitliche Entwicklung veranschaulichen:
,,Zwei kunstvoll variierte dreiteilige Perioden zeichnen in den beiden ersten Strophen die
Gegenwart; das Monokolon tolle...uvae, das die Moral des Ganzen enthält, führt zum
zweiten durch das dreimalige anaphorische iam sinnfällig gegliederten Teil, der die Zu-
kunft ausmalt, um schließlich im letzten der mit steigender Ausführlichkeit [...] gegebe-
nen drei Vergleiche den Blick zur Gegenwart zurückzulenken."
11
Bereits das erste Wort nondum (V.1) ,,gibt [...] das Thema des Ganzen [...]"
12
und bildet mit
dem zweiten nondum (V.2) und nec (V.3) ein Trikolon, das die fehlende Reife Lalages ins
Zentrum stellt. Nisbet und Hubbard vermuten, dass das Mädchen sehr jung sein muss ,,as the
age even for legal marriage was 12 [...]."
13
Parallel zu den temporalen Adverbien sind iugum
(V.1), munia (V.2) und tauri pondus (V.3f.) als Klimax zu sehen, die in einem Nutztier-
9
West (1998), 38.
10
Quinn (1980), 205.
11
Kiessling und Heinze (1955), 180.
12
Ebd.
13
Nisbet und Hubbard (1978), 80.

3
Kontext stehen und als Metaphern erotische Anspielungen beinhalten. So deutet iugum (V.1)
auf ,,sexual partnership and submission to marital duties"
14
und munia (V.2) auf ,,conjugal
duties"
15
hin. Tauri pondus (V.4f.) erzielt eine ,,deliberately loaded language"
16
, indem pon-
dera in Adams ,,Latin Sexual Vocabulary" eine Umschreibung für die männlichen Hoden sind
und taurus ,,a symbol of virility" ist.
17
Darüber hinaus steht subacta (V.1) ,,sometimes with a
sexual implication"
18
und cervice (V.2) als cervix vulvae in einem gynäkologischen Kon-
text.
19
Die oben aufgeführten Doppeldeutigkeiten veranlassen West dazu, klarzustellen:
,,Every word is double entendre."
20
Horaz führt dieses Prinzip auch in der zweiten Strophe fort, wenn er mit tuae iuvencae (V.5f.)
erstmals ein Subjekt nennt. An dieser Stelle ist festzuhalten, dass sich Horaz ­ indem er das
Mädchen nicht als solches, sondern als junge Kuh benennt ­ in die antike Tradition einreiht,
in der üblicherweise ,,names of young animals"
21
für die Bezeichnung junger Mädchen be-
nutzt werden. Die exempla für die kindlichen Freuden einer Kuh werden im Folgenden durch
die temporalen Adverbien nunc (V.6)...nunc (V.7), die analog zum Trikolon in der ersten
Strophe zu sehen sind, strukturiert und sind erotisch überlagert. So dienen virentis campos
(V.5f.) dazu, ,,the sap of youth"
22
des Mädchens dazustellen, ein Ausdruck, der bereits in der
griechischen Literatur bei Demosthenes, Anacreon und Euripides erscheint.
23
Horaz nimmt
die erotischen Anspielungen vor allem mit ludere (V.8) und udo salicto (V.7f.) wieder auf.
Adams nennt ludere in Verbindung mit den Elegikern und nach Nisbet und Hubbard ,,a dense
salictum might also give cover to a flirtatious or amorous girl [...]."
24
Hinter der detaillierten
Beschreibung der ländlichen Atmosphäre, die durch fluviis (V.6), solantis aestum (V. 7) und
udo salicto (V.7 f.) gekennzeichnet ist, verbergen sich außerdem Bukolik-Anklänge, die auf
den Topos des locus amoenus verweisen. Nisbet und Hubbard merken an, dass auch Vergil
nach griechischem Vorbild sowohl in der Aeneis als auch in den Eclogae den Ausdruck des
solantis aestum gebraucht.
25
In den ersten beiden Strophen lehnt sich Horaz an griechische
sowie an lateinische Vorbilder wie Anacreon und die Elegiker an. Er steht somit in der Tradi-
tion der imitatio, die er im weiteren Verlauf zu einer aemulatio ausbaut.
14
Quinn (1980), 206.
15
West (1998), 35.
16
Quinn (1980), 206.
17
Vgl. Adams (1982), 51. Nisbet und Hubbard (1978), 81.
18
Nisbet und Hubbard (1978), 80.
19
West (1998), 35-6.
20
West 1998, 36.
21
Nisbet und Hubbard (1978), 82.
22
Ebd.
23
Vgl. ebd.
24
Vgl. Adams (1982), 162. Nisbet und Hubbard (1978), 83.
25
Vgl. Nisbet und Hubbard (1978), 83: Verg. Aen. 7. 495 sowie Verg. Ecl. 2. 8ff.

4
Die bisher im Präsens gebrauchten Verben werden in der dritten Strophe durch den Imperativ
tolle (V.9), der ein Futur impliziert und auf das folgende Verb im Futur distinguet (V.11) vor-
bereitet, abgelöst. Horaz tritt als praeceptor amoris auf und greift ,,[.] zu dem neuen, hellenis-
tischer Dichtung geläufigen Vergleich herber Jungfräulichkeit mit der unreifen Traube om-
phax"
26
, wie er bei Philodem und Theokrit verwendet wird. Das Hyperbaton cupidinem immi-
tis uvae (V.9f.) unterstreicht dabei die neue Zeitebene, die einen Blick auf die zukünftige reife
junge Frau bietet und durch das Trikolon iam (V. 10, 13 und 15) fortgeführt wird. Iam bedeu-
tet in diesem Zusammenhang ,,presently", im Sinne von ,,grapes can mature very rapidly, as
do girls in southern climates."
27
Horaz übernimmt demnach die ,,metafore agresti"
28
aus den
ersten beiden Strophen auch für die dritte Strophe und verknüpft in den folgenden Versen auf
künstlerische Weise die ,,Verschränkung der Worte ­ Subs. und Adj. zwischen je einem Paar
von Subst. und Adj. ­ [mit] dem malenden Inhalt [...]."
29
So drücken die Klangfarben der
Konstruktion lividos / distinguet autumnus racemos / purpureo varius colore (V.10-12) das
Reifen der Traube aus, wobei purpureo colore (V.12) in einem erotischen Kontext steht und
auf den üppigen Reifungsprozess des jungen Mädchens verweist.
30
Die vierte Strophe wird durch das zweite Element des Trikolons, iam (V.13), eingeleitet und
führt die futurische Zeitebene durch sequetur (V.13), dempserit (V.14), apponet (V.15) und
petet (V.16) fort. Zugleich imitiert Horaz an dieser Stelle ,,one of the most famous lines in
ancient love-poetry [of] Sappho"
31
und überträgt somit griechische Elemente ins Lateinische.
Nisbet und Hubbard gehen jedoch davon aus, dass Horaz mit einer gewissen Ironie die sap-
phischen Verse imitiert, womit er sein griechisches Vorbild übertreffen würde. Mit dem an-
schließenden Hyperbaton ferox aetas (V.13f.) webt Horaz das eindringende Element der Zeit
ein und deutet einen inhaltlichen Umbruch an. Harrison benennt einen solchen inhaltlichen
Umbruch, der nach der ersten Hälfte einer Ode vollzogen wird, mit dem Begriff des ,,turn in
the middle."
32
Bianco merkt diese Besonderheit ebenso an: ,,Ma quel che è particolare in qu-
est'ode è che, accanto al tema della ragazza ancor giovane [...] compaia uno die temi più
pensosi di Orazio, un tema insistente nella sua poesia, la tristezza per la ferox aetas, del tempo
che passa inesorabilmente [...]."
33
Horaz beschwert den Gedanken an den brevis dies durch
die nachfolgende Konstruktion illi quos tibi dempserit / apponet annos (V.14f.). West geht
26
Kiessling und Heinze (1955), 181.
27
Nisbet und Hubbard (1978), 85.
28
Bianco (1993), 25.
29
Kiessling und Heinze (1955), 181.
30
Vgl. West (1998), 36 und Nisbet und Hubbard (1978), 86.
31
Ebd.
32
Harrison (2010), 56.
33
Bianco (1993), 25.
Final del extracto de 17 páginas

Detalles

Título
Horazens Carmina 2,5 und 2,8. Eine Analyse und ein Vergleich
Universidad
University of Freiburg
Calificación
2,3
Autor
Año
2017
Páginas
17
No. de catálogo
V375555
ISBN (Ebook)
9783668531277
ISBN (Libro)
9783668531284
Tamaño de fichero
908 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Horaz, Ode, Hetäre, Lyrik, Latinistik, Klassische Philologie
Citar trabajo
Anuschka Wanner (Autor), 2017, Horazens Carmina 2,5 und 2,8. Eine Analyse und ein Vergleich, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/375555

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