Jeder Mensch verspürt das Verlangen nach sicheren Bindungen. Bereits die Eltern-Kind-Beziehung ist ausschlaggebend für eine gesunde und soziale menschliche Entwicklung. Zu Bezugspersonen entsteht grundsätzlich eine emotionale Beziehung, die idealerweise Schutz, Trost und Geborgenheit vermittelt. Bindungen sind bis ins hohe Erwachsenenalter eine wichtige Bedingung für seelisches Wohlergehen. Gerade im Jugendalter steigt das Interesse am Thema Liebe durch hormonelle Umschwünge (Pubertät) und die damit verbundene Geschlechtsreife. Eine Liebesbeziehung stellt in dieser Zeitspanne einen wertvollen Fortschritt dar. Das starke Bedürfnis nach emotionaler Stabilität und Sicherheit ist bei dem Übergang zum Erwachsenenalter somit gewährleistet. Ein festes Liebespaar unterstützt und tröstet sich gegenseitig in Belastungssituationen. Jugendliche erleben neue Formen sexueller Intimität und Zuneigung. Ein plötzlicher Trennungsverlust wie im genannten Fallbeispiel löst in Jennifer ein Ohnmachts- und Hilflosigkeitsempfinden aus. [...]
Die Fallarbeit möchte das traumapädagogische Fallverständnis im psychosozialen Handlungsfeld: Schulsozialarbeit fördern. Levine betont, dass ein emotionales Trauma nicht nur durch Todesfälle und physische Gewalteinwirkungen entstehen kann, sondern auch durch das Verlassen werden). Unerwartete Trennungen beeinflussen die individuelle Lebenswelt und gerade Jugendliche fallen in einer Krise durch sozial abweichendes Verhalten im zentralen Lebenskontext Schule auf. Dies führt zur völligen Überforderung pädagogischer Fachkräfte, aber auch zur sozialen Isolation der leidenden Person durch Unverständnis beziehungsweise durch fehlendes Fachwissen. Um jedoch auf pädagogischer Ebene intervenieren zu können, wird nach Gahleitner Traumasensibilität und die biopsychosoziale Berücksichtigung außergewöhnlicher Lebensereignisse gefordert. Die psychosoziale Beratung ist nicht nur aus erziehungswissenschaftlicher Sicht der zentrale Auftrag pädagogischer Praxis. Sie ist weiterhin eine bedeutungsvolle Handlungsform der Sozialen Arbeit im Spannungsfeld von Gesellschaft, Institution, Profession und Individuum. In der Fallarbeit begebe ich mich in die fiktive Rolle einer erfahrenen Schulsozialarbeiterin mit abgeschlossener Weiterbildung bei der Bundesarbeitsgemeinschaft für Traumapädagogik.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Zeitdiagnose
- 1.2 Fall Jennifer
- 1.3 Relevanz für die Psychosoziale Beratung
- 1.4 Aufbau der Fallarbeit
- 2. Theoretisches Fundament
- 2.1 Begriffsdefinitionen
- 2.1.1 Psychisches Trauma
- 2.1.2 Posttraumatische Belastungsstörung
- 2.1.2.1 Trennung und Trauer
- 2.1.2.2 Wenn das weibliche Geschlecht zu sehr begehrt
- 2.1.3 Soziologische Sichtweise auf das Jugendalter
- 2.1 Begriffsdefinitionen
- 3. Handlungsfeld: Schulsozialarbeit
- 3.1 Schulsozialarbeit an der Internationalen Gesamtschule Heidelberg
- 3.2 Personenzentrierte Beratung bei Traumatisierung
- 3.2.1 Erstgespräch mit Jennifer - Beratungsverlauf
- 4. Fallanalyse
- 4.1 Strukturdimension
- 4.2 Subjektdimension
- 4.3 Symbolische und Interaktive Dimension
- 4.4 Psychosoziale Diagnostik und Interventionsplanung
- 4.4.1 Biopsychosoziale Diagnostik
- 4.4.2 Traumapädagogische Intervention
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit setzt sich zum Ziel, die psychosoziale Beratung im Kontext der Traumatisierung von Jugendlichen zu beleuchten. Sie analysiert den Fall von Jennifer, einer 16-jährigen Schülerin, die unter den Folgen einer Trennung leidet und Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung zeigt.
- Traumapädagogisches Fallverständnis
- Psychosoziale Beratung bei Trennung und Trauer
- Biopsychosoziale Diagnostik und Intervention
- Personenzentrierte Gesprächsführung
- Bedeutung von Schulsozialarbeit in der Traumabearbeitung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und zeichnet ein Bild der aktuellen Lebenswelt von Jugendlichen im Spannungsfeld zwischen Leistungserwartung und emotionaler Belastung. Der Fall von Jennifer wird vorgestellt, der die Relevanz der psychosozialen Beratung im Schulkontext verdeutlicht.
Im zweiten Kapitel werden die wichtigsten theoretischen Grundlagen erläutert, die für die Analyse des Falls relevant sind. Hierzu zählen Definitionen von psychischem Trauma, Posttraumatischer Belastungsstörung, Trennung und Trauer, sowie die soziologische Sichtweise auf das Jugendalter.
Kapitel 3 widmet sich dem Handlungsfeld der Schulsozialarbeit und erläutert die Bedeutung personenzentrierter Beratung bei Traumatisierung. Das erste Gespräch mit Jennifer und der anschließende Beratungsverlauf werden skizziert.
Kapitel 4 präsentiert eine umfassende Fallanalyse, die die verschiedenen Dimensionen des Falls beleuchtet: Struktur-, Subjekt-, symbolische und interaktive Dimension. Schließlich wird die biopsychosoziale Diagnostik und die traumapädagogische Interventionsplanung im Detail vorgestellt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Bereiche Psychosoziale Beratung, Trauma, Traumatisierung, Posttraumatische Belastungsstörung, Schulsozialarbeit, Personenzentrierte Gesprächsführung, Biopsychosoziale Diagnostik, Traumapädagogische Intervention, Jugendalter, Trennung und Trauer, Fallanalyse.
- Citation du texte
- M.A Nadja Ksiazek (Auteur), 2017, Fallarbeit über (Paar-)Trennungen im Jugendalter, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/375622