„Die Jugend von heute...“, das ist die typische Floskel nach der in der Regel nichts Positives zu erwarten ist. Auf sie folgt immer der Vorwurf, der vorangegangenen Generation nicht gerecht zu werden. Jugendliche von heute gelten als zu orientierungslos oder zu zielstrebig, zu träge oder zu temperamentvoll, zu dick oder zu dünn, zu irgendetwas, um die Jugend von gestern
zufrieden stellen zu können. Die nächste Generation anzuklagen scheint eine lange Tradition zu haben, aber es war dieser eine Vorwurf zu viel, der mich dazu veranlasste, dieser wissenschaftlichen Arbeit das Thema zu verleihen. Den Jugendlichen wird pauschalisiert vorgeworfen, politikverdrossen und desinteressiert am gesellschaftlichen Leben zu sein. Aber gerade sie sind unsere Zukunft. Vorurteile und Pauschalisierungen helfen einer wissenschaftlichen Analyse wenig, aber eine differenzierte Betrachtung kann die Einstellung von Jugendlichen zur Politik ermitteln und so Indikatoren erfassen, die sich auf gesellschaftliche Prozesse und auf das gesamtpolitische System auswirken können. Aber nicht nur einer wissenschaftlichen Analyse, sondern auch dem Alltag helfen die Vorwürfe nicht, ist das Jugendalter doch eines, in dem die Selbstfindung noch in großen Schritten voranschreitet und beeinflussbar ist. Das Interesse am Partizipationsverhalten der Jugendlichen sollte dem
Interesse der Anklage vorangestellt sein, um mögliche Defizite zu bemerken und Mittel zur Verbesserung zu finden.
Ich habe mir die Frage nach einem spezifischen Umgang von Jugendlichen und Politik gestellt, weil gerade Schülerinnen und Schüler oft als politikverdrossen betitelt werden. Motiviert sah ich mich als angehende Lehrkraft, der Frage nach Ursachen und Erscheinungsformen der Verdrossenheit bei Jugendlichen auf den Grund zu gehen und herauszufinden, wie stark sie
wirklich ausgeprägt ist und wie ihr entgegengewirkt werden kann. Deshalb lehnt sich mein Hauptaugenmerk auf die Verortung von Politik in der Schule und spezifisch am Gymnasium in Bayern. Hier soll die herausragende Rolle der Sozialkunde als Unterrichtsfach der politischen Bildung hervorgehoben werden und damit verbunden auch den gesamten schulischen Kontext
bis zur Jahrgangsstufe zehn, auf die der Sozialkundeunterricht schließlich aufbauen kann, dargelegt werden. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Begriffliche Abgrenzung
- Politikverdrossenheit
- Politikerverdrossenheit
- Parteienverdrossenheit
- Demokratieverdrossenheit
- Conclusio
- Indikatoren von Politikverdrossenheit
- Nachwuchsprobleme
- Wahlen
- Wahlverhalten
- Wahlbeteiligung
- Wahlalter als Indikator
- Erklärungsansatz
- Herausforderungen für die politische Bildung
- Politik in der Schule
- Lehrplan Sozialkunde für das Gymnasium
- Politik und Schüler
- Kompetenzen
- Demokratie-Lernen
- Mündigkeit
- Überforderung
- Bezug zur Lebenswelt
- Außerschulische Lernorte
- Umfrage
- Ergebnisse
- Datenauswertung und Schlussfolgerung
- Politisches Interesse
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Entwicklung der Politikverdrossenheit bei Jugendlichen und untersucht insbesondere den Zusammenhang zwischen Politikverdrossenheit und der Art und Weise, wie am bayerischen Gymnasium über Politik kommuniziert wird. Die Arbeit zielt darauf ab, die Ursachen und Erscheinungsformen von Politikverdrossenheit bei Jugendlichen zu erforschen und herauszufinden, wie stark sie ausgeprägt ist und wie ihr entgegengewirkt werden kann.
- Begriffliche Abgrenzung und Analyse von Politikverdrossenheit, Politikerverdrossenheit, Parteienverdrossenheit und Demokratieverdrossenheit
- Identifizierung von Indikatoren für Politikverdrossenheit bei Jugendlichen, insbesondere im Kontext von Wahlen und Wahlbeteiligung
- Analyse der Herausforderungen für die politische Bildung im Kontext der Politikverdrossenheit, insbesondere am Gymnasium
- Untersuchung des Einflusses des Sozialkundeunterrichts und des schulischen Kontextes auf die politische Einstellung von Jugendlichen
- Auswertung einer Umfrage zur politischen Einstellung von Gymnasialschülerinnen und -schülern im Münchener Umland
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in das Thema Politikverdrossenheit ein und beleuchtet die Problematik der Pauschalisierung von Jugendlichen als politikverdrossen. Es wird die Relevanz einer differenzierten Betrachtung der Einstellungen von Jugendlichen zur Politik hervorgehoben, um Indikatoren für gesellschaftliche Prozesse und das gesamte politische System zu erfassen.
Das zweite Kapitel widmet sich der begrifflichen Abgrenzung verschiedener Formen der Verdrossenheit, wie Politik-, Politiker-, Parteien- und Demokratieverdrossenheit. Es wird betont, dass eine klare Abgrenzung dieser Begriffe notwendig ist, um die Ursachen der Verdrossenheit zu verstehen und Möglichkeiten zur Verbesserung zu identifizieren.
Das dritte Kapitel behandelt verschiedene Indikatoren für Politikverdrossenheit, insbesondere im Kontext von Nachwuchsproblemen und Wahlen. Es werden Themen wie Wahlverhalten, Wahlbeteiligung und das Wahlalter als Indikatoren für Politikverdrossenheit beleuchtet.
Das vierte Kapitel untersucht die Herausforderungen für die politische Bildung im Kontext der Politikverdrossenheit, insbesondere am Gymnasium. Es analysiert die Rolle des Sozialkundeunterrichts, den Lehrplan für das Gymnasium und die Bedeutung von Kompetenzen, Demokratie-Lernen, Mündigkeit, Überforderung und dem Bezug zur Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler.
Das fünfte Kapitel präsentiert die Ergebnisse einer Umfrage zur politischen Einstellung von Gymnasialschülerinnen und -schülern im Münchener Umland und bietet eine detaillierte Datenauswertung und Interpretation.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Begriffen Politikverdrossenheit, politische Bildung, Gymnasium, Sozialkunde, Wahlbeteiligung, Jugendliche, Einstellungen, Indikatoren, Herausforderungen und Umfrage.
- Arbeit zitieren
- Tara Shawket (Autor:in), 2017, Entwicklung der Politikverdrossenheit. Wie hängen die Politikverdrossenheit und die Art und Weise wie am bayrischen Gymnasium über Politik kommuniziert wird zusammen?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/375633