Business Ethics - Auswirkungen von Bagatellkorruption auf international tätige Unternehmen


Trabajo Escrito, 2005

25 Páginas, Calificación: 1,7


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1. Einführung

2. Moralphilosophische Modelle unternehmerischen Handelns

3. Makroökonomische, empirisch belegte Nachteile der Korruption

4. Die Legende vom „efficient grease“ und „speed money“

5. Staatliche Intervention oder „Insel der Integrität“ als Lösungsansatz

6. Literaturverzeichnis

1. Einführung

Die Globalisierung der Märkte und die Ausweitung der Aktivitäten der großen Konzerne auf andere Kulturbereiche bringen neue Herausforderungen mit sich. Unternehmen stehen vor neuen Konflikten, die es zu lösen gilt, um erfolgreich im Markt zu agieren. (vgl. Bannenberg/Schaupensteiner 2004: 10) Ein Hauptproblem, das durch die Globalisierung ausgelöst wird, ist der rechtsleere Raum, in den ein Unternehmen eintritt, sobald es über Grenzen hinweg agiert. Das Unternehmen ist zwar jeweils an nationale Gesetze gebunden, doch kann es durch seine grenzüberschreitenden Einflussbereiche Lücken zwischen den Regulierungen der einzelnen Länder nutzen, da keine eindeutige Verantwortung im interkulturellen Raum einer einzigen nationalen Regierung zugeteilt werden kann.

Manager können bzw. müssen sich bei ihren Entscheidungen nicht mehr auf ein bestimmtes Gesetzeswerk berufen, sondern es bleibt ihnen ein Interpretationsspielraum.

Die Wirtschaftsethik setzt dort ein, wo gesetzliche Regelwerke enden. Aus diesem Grund nimmt die internationale Bedeutung von Wirtschaftsethik als Ersatz der Kontrolle durch den Staat, mit der fortschreitenden Globalisierung zu. (vgl. Crane/Matten 2004: 19)

Crane stellt einen Vergleich an, um die Bedeutung der Handlungen international tätiger Unternehmen zu verdeutlichen. Der Jahresumsatz von General Motors ist betragsmäßig gleich hoch, wie das Bruttoinlandsprodukt Dänemarks. Ausgehend von diesem Vergleich stellt sich die Frage, welche Verantwortung Unternehmen dieser Größe sowohl moralisch als auch gesellschaftlich tragen, wenn man bedenkt, welche Funktionen durch die Regierung eines Landes erfüllt werden und wie die Mitbestimmung in Ländern strukturiert ist. Bei General Motors bestimmt die relativ geringe Anzahl der Aktionäre die Handlungen des Unternehmens bis auf wenige Regulierungen autonom, im Vergleich zu Landesregierungen, in denen allen Bürgern das allgemeine Wahlrecht zusteht und damit die Bürger selbst entscheiden. Globalisierung führt somit auch zu einer steigenden Forderung nach unternehmerischer Verantwortung durch das Umfeld, welche unter dem Begriff des “Corporate Citizenship“ zusammengefasst wird. (vgl. Crane/Matten 2004: 19f)

Eines der Hauptkonfliktfelder der mit der Internationalisierung geforderten Ethik ist die des Umgangs mit Korruption. (vgl. Bannenberg/Schaupensteiner 2004: 10)

Für den Begriff Korruption findet sich keine Legaldefinition im Gesetz. (vgl. Transparency International 2004: 28) Korruption stammt vom lateinischen Begriff “corrumpere“ ab und bedeutet so viel wie Bestechlichkeit, Verderbtheit, Sittenverfall. Bannenberg definiert Korruption als „alle Verhaltensweisen (…), bei denen sich Personen mit öffentlichen oder privaten Aufgaben auf Kosten der Allgemeinheit als unangemessen bewertete Vorteile verschaffen“ (Bannenberg/Schaupensteiner 2004: 26)

Unter Korruption versteht man im Allgemeinen die Vergehen der Bestechung und Bestechlichkeit, der Vorteilsgewährung und Vorteilsnahme, Betrug, Untreue, wettbewerbsbeschränkende Absprachen, Submissionsbetrug, Geldwäsche, Schmuggel, Käuflichkeit politischer Entscheidungen, Abgeordnetenbestechung und die Umgehung der Bestimmungen zur Parteienfinanzierung. Kennzeichen für die Korruption ist, dass sie zwischen zwei Personen geschieht, dem Vorteilsnehmer und Vorteilsgeber und dass die Opfer des Vergehens nicht direkt identifizierbar sind. (vgl. Transparency International 2004: 26)

Korruption führt zu Verschwendung von Steuergeldern, lahmt die öffentliche Verwaltung, treibt die Kosten der Privatwirtschaft in die Höhe und untergräbt das Vertrauen der Bevölkerung in den Staat (Bannenberg/Schaupensteiner 2004: 10)

Die Weltbank geht davon aus, dass im internationalen Geschäftsverkehr jährlich ungefähr 70 Mrd. Euro in das Korruptionsgeschäft investiert werden. Korruption ist ein Wirtschaftszweig, der keine Arbeitsplätze schafft. Entgegen der weitläufigen Ansicht, Korruption sei ein reines Problem der Entwicklungsländer, ist kein Land weltweit bei der Korruption auszunehmen; einziger Unterschied kann im Grad der Durchdringung und dem Aufwand der Verfolgung gemacht werden. (vgl. Bannenberg/Schaupensteiner 2004: 10ff)

In der Literatur wird zwischen großer Korruption und Bagatellkorruption differenziert. (vgl. Murray 1997: 86f) Große Korruption ist unstreitig in keiner Kultur richtig oder gewollt und wird vom Großteil aller Bevölkerungen verurteilt.

Bagatellkorruption dagegen, als das weltweit gängigste Korruptionsvergehen, ist schwieriger abzugrenzen und zu bewerten. Diese Form der Korruption zeichnet sich dadurch aus, dass Verhaltensleistung durch geringe Zahlungen belohnt wird, wobei keine differenzierte Differenzierung nach der Höhe der Beträge gemacht werden kann. Die Beträge unterscheiden sich allerdings klar von denen der großen Korruption. In vielen post-kommunistischen Ländern ist die Bagatellkorruption besonders weit verbreitet. Die Bezahlung dient meist dazu, Vorgänge zu beschleunigen oder zu vereinfachen. (vgl. Murray 1997: 84f) Es wird unterschieden zwischen „grease money“ also Schmiergeld und „speed money“, der Beschleunigungszahlung. (vgl. Gonzales/Güth/Levati 2001: 3)

Im Folgenden wird aufgrund der ähnlichen Anwendbarkeit davon ausgegangen, dass beide Fälle bei den gesellschaftlichen Auswirkungen gleichzustellen sind. Die Unterschiede sind nur durch die Zielsetzung der Anwendung und ihrer späteren Auswirkungen unterscheidbar. Die Prozesse der Interaktionen sind identisch.

Oft werden durch Beamte unterer und mittlerer Ebenen Korruptionszahlungen erwartet, ohne dass offizielle Preise für Verhaltensleistungen existieren. Das Problem hierbei ist, dass die Beamten meist in besonders gefährdeten Ländern so wenig Lohn bekommen, dass er nicht zum Überleben ausreicht und daher inoffiziell davon ausgegangen wird, dass gewisses Zusatzeinkommen realisiert wird. Das Problem der Verhaltenszuwendungen besteht, wie zuvor erwähnt, in der Abgrenzung. Wo ist der Unterschied zwischen der Bezahlung von Hafenarbeitern, um die Arbeit zu beschleunigen und dem Trinkgeld einer Bedienung in einem Restaurant? Zweifellos stellt aber speziell die Bagatellkorruption eine Bedrohung für die Gesellschaft dar und es nachfolgend wird die Frage aufgeworfen, wie sich Korruptionszahlungen auswirken und wie idealer Weise international tätige Unternehmen handeln sollten. (vgl. Murray 1997: 84f)

2. Moralphilosophische Modelle unternehmerischen Handelns

Zwei Ansatzpunkte für Verhaltensstrategien werden zum einen im kulturellen Relativismus und zum anderen im kulturellen Imperialismus als maximale Ausprägung des Absolutismus gesehen. (vgl. Bain 1997: 125) Als kultureller Relativismus gilt, wenn versucht wird, sich den lokalen Gegebenheiten blind anzupassen. Dem Motto folgend: „When in Rome, do as the Romans do“. Bei dieser Form der Handlung werden externe kulturelle Normen und Standards außer Acht gelassen und man handelt, als kenne man nur die lokalen Handlungsnormen. Zumeist ist diese Verhaltensweise ein Indikator für Normenverfall, da international tätige Unternehmen aus Industrieländern den Markt betreten, die traditionell aus den Ursprungsländern sehr viel höhere Werte und Normen kennen, diese aber vor Ort nicht anwenden.

Im Gegensatz dazu handeln Vertreter des kulturellen Imperialismus überall so, wie es die Normen und Standards des Ursprungslandes verlangen. Regionale Unterschiede kommen nicht zur Geltung und der Handelnde agiert als Fremdkörper ignorant gegenüber den Handlungspartnern. (vgl. Bain 1997: 125ff)

Lenin sah im Imperialismus die Endstufe eines vollständig ausgeprägten Kapitalismus, in dem alle negativen Aspekte der Ausbeutung aus den Ursprungsländern in andere Kulturen übertragen werden.(vgl. de George 1999: 511) Der Imperialismus ist weiterhin durch die Überzeugung geprägt, den einzig richtigen Weg zu beschreiten und von der Umgebung eine Anpassung zu erwarten. Dieser Weg wird langfristig zu erhöhtem Konfliktpotential führen, da die Ignoranz der örtlichen Normen erhöhte Diskrepanzen zwischen Bevölkerung und Unternehmen mit sich bringt. Absolutismus stellt eine wünschenswerte Form des Imperialismus dar. Statt in der Mentalität eines Eroberers zu handeln, wird damit versucht, universelle Standards zu finden, die weltweit gültig sind. Diese Form der internationalen Unternehmensführung benötigt das meiste Feingefühl und einen Überblick über die Kulturen, sowie die Fähigkeit der Einschätzung durch ethische Evaluierung. Darum ist reiner Absolutismus äußerst schwierig zu realisieren. (vgl. Schuler/Briscoe 2004: 270f)

Es gibt Bereiche in denen die Handlungsstrategien beider Ansichten äquivalent sind, insbesondere in Gebieten, in denen internationale Übereinstimmung über die Respektierung herrscht, beispielsweise bei der Beachtung der Menschenrechte.

Korruption ist als besonders kontrovers zwischen diesen beiden Ansätzen zu bewerten. Korruption unterliegt besonders in Industrieländern hoher Strafandrohung, während in Schwellenländern oftmals die Schritte dagegen noch nicht sehr fortgeschritten sind. (vgl. Bain 1997: 125ff) Relativismus kann als moralische Rechtfertigung für Korruption genutzt werden. (vgl. Mittendorf/Ling 2002: 1)

Bain sieht die pauschale Verdammung aller Tatbestände der Korruption als kritisch an, denn was nach westlicher Ansicht als Korruption gewertet werden muss, ist unter Umständen als Teil des Lohnes vor Ort anzusehen. Die Lösung des Problems liegt sicherlich in einem Mittelweg zwischen diesen extremen Handlungsmustern. (vgl. Bain 1997: 125ff)

Es ist nötig, im Fall der Bagatellkorruption stets neu zu entscheiden, ob die Bestechung im speziellen Kontext gerechtfertigt ist, womit noch nicht ausgesagt wird, ob es damit als legal oder effizient für das Unternehmen anzusehen ist. (Mittendorf/Ling 2002: 1f)

3. Makroökonomische, empirisch belegte Nachteile der Korruption

Empirisch beobachtbar ist, dass Korruption vor allem in Schwellenländern auftritt. Die Begründung liegt darin, dass der staatliche Einfluss noch sehr hoch ist, was wiederum dazu führt, das Bagatellkorruption durch die häufige Abhängigkeit der Unternehmen von Handlungen der Behörden gefördert wird. (Abid/Davodi 2000: 7ff)

Korruption wird begünstigt durch Handelsbarrieren, die die Regierungen aufrechterhalten. Es bestehen sowohl für Importeure Anreize zu bestechen, als auch für inländische Unternehmen, die ihrerseits aktiv werden, um ihre Alleinstellung im Markt zu erhalten. Eine weitere Quelle der Bagatellkorruption ist im Subventionswesen zu sehen, in denen die Möglichkeit der Bevorzugung durch den Staat Anreize bietet. Preisregulierungen, welche originär zur Senkung der Preise führen sollten, können durch Bestechung manipuliert werden. Auch verschiedene staatliche Praktiken des Devisenhandels führen zu verstärktem Ansporn der Manipulation.

Durch zu niedrige Löhne im öffentlichen Sektor besteht außerdem ein Anreiz für die Beamten zum Bezug von Zusatzeinkommen, welche durch genauere Ausführungen bei der „effizient grease“-Theorie im nächsten Abschnitt genauer erörtert werden. Begünstigt werden Korruptionszahlungen auch durch ein hohes Aufkommen an natürlichen Ressourcen, die sich in der Hand der Regierungen befinden und wohl mit den Motivationen des Subventionserhalts vergleichbar sind. (vgl. Mauro 1997: 4ff)

Unter Zugrundelegung der Hauptursachen der Korruption, die anhand ihrer Tatbestände in der Regierungsführung betrachtet wurden, lassen sich empirische Beobachtungen machen.

Regierungen, die strukturelle Reformen angehen und dadurch versuchen, den hohen Regulierungsgrad abzubauen, verzeichnen überdurchschnittliche Wirtschaftswachstumsraten. Der Effekt auf die Wirtschaft ist eine höhere Gewinnerzielung für jede einzelne Unternehmung und es steigt die direkte Investitionsquote aus dem Ausland. (vgl. Abed/Davoodi 2000: 7ff)

Es stellt sich daher die Frage, warum Unternehmen an Korruption teilnehmen, um sich einen kurzfristigen Vorteil gegenüber der Konkurrenz zu verschaffen, obwohl erwiesen ist, dass die Vorteile der Unterstützung eines korruptionsfreien Staates langfristig viel größer wären.

Wie hat nachgewiesen, dass in der Periode zwischen 1980 und 1985 die Investitionsquote gemessen am Inlandsprodukt mehrerer Referenzländer verglichen zum Korruptionsindex von Transparency International positiv mit dem Faktor 0,12 korreliert. Das bedeutet, dass eine relative Verminderung der Korruption zu einer massiven Erhöhung der Investitionen führt. Eine weitergehende Untersuchung der Auswirkungen von Korruption auf Direktinvestitionen aus dem Ausland hat ergeben, dass eine Erhöhung der Korruption mit einer starken Steuererhöhung in dem betroffenen Staat verglichen werden kann, was dazu führt, dass das Land an Attraktivität für Investoren verliert.

Einerseits ist dadurch belegt, dass Korruption einen Mengeneffekt auf Investitionen aus dem Ausland mit sich bringt, andererseits lassen sich auch Unterschiede in der Form der Investition feststellen. Bei korrupteren Ländern ist es weniger wahrscheinlich, dass sich die multinationalen Unternehmen selbständig auf den Markt wagen. Sie werden tendenziell eher Kooperationen mit lokalen Unternehmen eingehen, da diese die nötigen lokalen Kenntnisse haben, um vor Ort Geschäfte abwickeln zu können und die Koordinationskosten für diese Unternehmen damit günstiger sind.

[...]

Final del extracto de 25 páginas

Detalles

Título
Business Ethics - Auswirkungen von Bagatellkorruption auf international tätige Unternehmen
Universidad
University of Trier
Calificación
1,7
Autor
Año
2005
Páginas
25
No. de catálogo
V37572
ISBN (Ebook)
9783638368698
Tamaño de fichero
515 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Business, Ethics, Auswirkungen, Bagatellkorruption, Unternehmen
Citar trabajo
Robert Recknagel (Autor), 2005, Business Ethics - Auswirkungen von Bagatellkorruption auf international tätige Unternehmen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/37572

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