Von sozialwissenschaftlicher Seite wird Alfred Schütz permanent als "Der Phänomenologe unter den Sozialwissenschaftlern" bezeichnet, gar als Begründer einer "Phänomenologischen Soziologie". Wieso und mit welcher Berechtigung eigentlich?
Dies untersucht der promovierte Philosoph (und diplomierte Sozialwissenschaftler) Michael P. Veit in dieser Arbeit genauer. Er tut dies durch die vergleichende Untersuchung der zentralen Begriffe der "Lebenswelt" und der "Natürlichen Einstellung" bei Edmund Husserl und Alfred Schütz und kommt zu dem Schluss, dass sich eine stringent phänomenologische Grundlage oder Methode bei Schütz allenfalls äußerst rudimentär, wenn überhaupt, nachweisen lässt.
Das Attribut "phänomenologisch" im Zusammenhang mit Schütz gehört insofern, zumindest vom Standpunkt exakter Philosophie aus, eher in der Bereich der Kolportage als der Wissenschaft.
Inhaltsverzeichnis
- ALFRED SCHÜTZ – VATER DER „PHÄNOMENOLOGISCHEN“ SOZIOLOGIE ?
- Eine vergleichenden Untersuchung der Begriffe der „Lebenswelt“ und der „Natürlichen Einstellung“ bei E. Husserl und A. Schütz
- Ein Versuch
- Worin genau besteht denn nun das Phänomenologische in Schütz' wissenssoziologischem Ansatz ?
- Neben der Befassung der beiden Autoren mit der „Lebenswelt“ erscheint die Auswahl der zu untersuchen Textabschnitte insbesondere deshalb sinnvoll, weil darüber hinaus primär der Begriff der „Natürlichen Anschauung“ bzw. „Weltanschauung“ im Zentrum beider Texte steht.
- Zunächst erscheint es aber sinnvoll, kurz die eher formale Einbettung der ausgewählten Texte in den größeren Zusammenhang zu skizzieren, die sie jeweils als Teile einer umfangreicheren Untersuchung inne haben, bevor auf Inhalte eingegangen werden kann.
- Nachdem die formale und inhaltliche Stellung der Texte im Gesamtzusammenhang der beiden Werke somit grob umrissen ist, kann nunmehr auf bestimmte Einzelheiten der zu untersuchenden Kapitel eingegangen werden.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Beziehung zwischen Alfred Schütz und Edmund Husserl, insbesondere hinsichtlich der Begriffe "Lebenswelt" und "Natürliche Einstellung". Ziel ist es, die phänomenologischen Aspekte in Schütz' wissenssoziologischem Ansatz aufzuzeigen und die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Husserl und Schütz in Bezug auf diese Konzepte herauszuarbeiten.
- Der Einfluss von Husserl auf Schütz' Werk
- Die Konzepte "Lebenswelt" und "Natürliche Einstellung" bei Husserl und Schütz
- Die Rolle der Phänomenologie in der Wissenssoziologie
- Die Relevanz der "Lebenswelt" für die Sozialwissenschaften
- Die Bedeutung der "Natürlichen Einstellung" für die Alltagswelt
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel konzentriert sich auf die Definition und Erläuterung der "Natürlichen Einstellung" bei Husserl und Schütz. Die "Natürliche Einstellung" wird als die unmittelbare, unhinterfragte Erfahrung der Wirklichkeit dargestellt, die der Mensch im Alltag macht. Das Kapitel beleuchtet die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Husserl und Schütz in Bezug auf die "Natürliche Einstellung" und ihre Bedeutung im Kontext ihrer jeweiligen philosophischer und sozialwissenschaftlicher Fragestellungen.
Das zweite Kapitel widmet sich der "Lebenswelt" als dem Erfahrungsfeld der "Natürlichen Einstellung" und untersucht, wie beide Autoren den Begriff verwenden. Es werden die Strukturmerkmale der Lebenswelt, wie sie von Husserl und Schütz beschrieben werden, sowie die Beziehung zwischen der Lebenswelt und den sozialen Strukturen, im Detail betrachtet. Das Kapitel zeigt, wie die "Lebenswelt" als Ausgangspunkt für Husserls phänomenologische Methode sowie für Schütz' wissenssoziologische Untersuchungen dient.
Das dritte Kapitel behandelt die weiteren Entwicklungen von Husserl und Schütz, ohne jedoch den Schwerpunkt auf die "Lebenswelt" oder die "Natürliche Einstellung" zu legen. Es bietet einen Einblick in die weitere Argumentationslinie beider Denker und ihre unterschiedliche Herangehensweise an die phänomenologische Methode und die Wissensforschung.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt zentrale Konzepte der Phänomenologie und Wissenssoziologie wie "Lebenswelt", "Natürliche Einstellung", "epoché", "Alltagswelt", "intersubjektivität", "Soziale Strukturen", "Wissensvorrat" und "Sinnprovinzen". Die Untersuchung beleuchtet, wie diese Konzepte bei Husserl und Schütz eingesetzt werden, um die menschliche Erfahrung der Welt und die damit verbundenen sozialen Prozesse zu erklären.
- Quote paper
- Dr. phil. Michael P. Veit (Author), 2017, Alfred Schütz. Vater der "Phänomenologischen" Soziologie?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/375730