Diese Arbeit befasst sich mit der Allparteilichkeit in einem übergeordneten Kontext. Sie macht keinen Unterschied zwischen Neutralität und Allparteilichkeit, da die Neutralität als ein Bestandteil der Allparteilichkeit angesehen wird. Der Begriff wird von der philosophischen und psychologischen Seite her erörtert. Welche (ethischen) Werte beinhaltet die Allparteilichkeit? Soll der Mediator beziehungsweise die Mediatorin bestimmte Werte verinnerlicht haben, um der Allparteilichkeit in der Mediation gewachsen zu sein? Wie kommt der Mensch zu diesen Werten? Sind sie angeboren? Hat jede Person dieselben Werte? Sind die Werte erziehungsabhängig? Wenn ja, können sie in einer späteren Lebensphase noch erworben werden?
Der Begriff der Allparteilichkeit in der Mediation ist zentral, ohne diese ist eine Mediation nicht durchführbar. Allparteilichkeit bedeutet, sich den Teilnehmenden einer Mediation in gleicher Weise verpflichtet zu fühlen. Der Mediator versucht, die verschiedenen Sichtweisen in anteilnehmender Art zu verstehen und nicht zu werten. Sie vertritt alle Parteien gleichwertig und ergreift keine Partei für eine bestimmte Seite. Der Mediator ist sich bewusst, dass sie sich in puncto Ergebnis der Mediation neutral verhalten muss. Sie darf kein Eigeninteresse an einer bestimmten Lösung haben, die Parteien nicht beeinflussen, keine eigenen Ideen und Ansichten einbringen und soll alle Teilnehmenden gleich und vorurteilsfrei behandeln.
Die Allparteilichkeit hat ihre Grenzen bei Unfairness der Parteien, rechtswidrigen Beschlüssen oder Entscheidungen, die ganz klar einer Partei extreme Vorteile bringen. Tritt dies ein, sollte der Mediator Stellung beziehen und dem Fortgang der Mediation oder dem erzielten Ergebnis nicht zustimmen.
Diese Arbeit verfolgt zwei konkrete Ziele. In einem ersten Teil soll zunächst versucht werden zu klären, welche philosophischen und wertethischen Werte benötigt werden, um die Allparteilichkeit in einer Mediation zu leben und zufriedenstellend umzusetzen. Um die Werte zu beleuchte, wird vor allem das Buch "Ethik" von Nicolai Hartmann hinzugezogen. In dem zweiten Teil wird versucht, die Frage zu beantworten, ob diese Werte sich bei jedem Menschen finden und ob sie charakterabhängig sind. Welche Rolle spielt die Erziehung und Selbsterziehung? Mithilfe der Tiefenpsychologie erfolgt ein Klärungsversuch, welcher sich bewusst auf die Individualpsychologie nach Alfred Adler beschränkt.
Häufig gestellte Fragen
Was ist der Fokus dieser Arbeit?
Diese Arbeit befasst sich mit der Allparteilichkeit in der Mediation in einem übergeordneten Kontext. Sie untersucht die ethischen Werte, die mit Allparteilichkeit verbunden sind, und ob Mediatoren diese Werte verinnerlichen sollten.
Was ist Allparteilichkeit in der Mediation?
Allparteilichkeit in der Mediation bedeutet, sich den Teilnehmenden einer Mediation in gleicher Weise verpflichtet zu fühlen. Die Mediatorin versucht, die verschiedenen Sichtweisen in anteilnehmender Art zu verstehen und nicht zu werten. Sie vertritt alle Parteien gleichwertig und ergreift keine Partei für eine bestimmte Seite.
Welche Werte sind für Allparteilichkeit wichtig?
Zu den zentralen Werten für die Allparteilichkeit gehören Einfühlung, Nächstenliebe, Weisheit, Beherrschung, Vertrauen, Glaube, Bescheidenheit und Distanz.
Was bedeuten Einfühlung und Nächstenliebe im Kontext der Allparteilichkeit?
Einfühlung ermöglicht es der Mediatorin, die Gefühle der Parteien zu verstehen, ohne Partei zu ergreifen. Nächstenliebe, oder Menschenliebe, bedeutet die Achtung und das Wohlwollen gegenüber den Mitmenschen, was für die Allparteilichkeit unerlässlich ist.
Wie beeinflusst Weisheit die Allparteilichkeit?
Weisheit, die aus Wahrheit, Wissen und Einsicht besteht, ermöglicht es der Mediatorin, offen für alle Parteien zu sein, Andersartigkeit zu verstehen und zu tolerieren und Ruhe und Besonnenheit zu bewahren.
Warum sind Beherrschung und Masshalten wichtig?
Beherrschung ermöglicht es der Mediatorin, sich bei Antipathie, Ablehnung von Lösungen oder anderen Herausforderungen während der Mediation zu kontrollieren und die innere Harmonie zu bewahren.
Welche Rolle spielen Vertrauen und Glaube?
Vertrauen und Glaube an die Medianten und ihre Fähigkeit, ihren Konflikt zu lösen, sind entscheidend. Die Mediatorin muss darauf vertrauen, dass die Medianten das Beste wollen und eine akzeptable Lösung finden werden.
Warum sind Bescheidenheit und Distanz notwendig?
Bescheidenheit und Distanz helfen der Mediatorin, sich nicht moralisch über die Medianten zu erheben, ihre Würde zu respektieren und ihre Intimität zu wahren.
Wie entwickeln sich Werte laut der Arbeit?
Die Entwicklung der Werte beginnt in der Kindheit und wird von der Erziehung, den ökonomischen Verhältnissen, der Kulturzugehörigkeit, der Sozialisation der Eltern und den Genen beeinflusst. Fehlende Werte können durch Nacherziehung und tiefenpsychologische Auseinandersetzung im Erwachsenenalter entwickelt werden.
Kann jeder den Beruf einer Mediatorin ausüben?
Nein, nicht alle Menschen sind gleich gut geeignet, den Beruf einer Mediatorin auszuüben. Eine Mediatorin muss über eine umfangreiche Wert- und insbesondere Selbstkenntnis bedürfen.
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- Carmen Droll (Author), 2017, Allparteilichkeit in der Mediation. Eine Betrachtung der notwendigen Werte aus psychologischer und philosophischer Sicht, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/375930