Karl Poppers Abgrenzungskriterium als Antwort auf das Induktionsproblemin

Ein überholtes Relikt vergangener Tage oder eine wissenschaftliche Komponente mit noch heutiger Gültigkeit?


Seminararbeit, 2016

15 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


I
Inhaltsverzeichnis
Tabellenverzeichnis ... II
1. Wissenschaft, die Wissen schafft ...1
2. Die Probleme der empirischen Wissenschaften ...2
2.1. Das Problem der Induktion ...2
2.2. Der Versuch das Induktionsproblem zu lösen nach Karl Popper ...3
2.2.1. Das Problem der Abgrenzung ...3
2.2.2. Das Abgrenzungskriterium als normative Komponente ...3
3. Kritik ...6
3.1. Kuhn ...7
3.2. Lakatos ...8
3.3. Feyerabend ...9
4. Fazit ­ Falsifikationismus überholt? ...9
Literaturverzeichnis ...12

II
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Gegenüberstellung von kühnen und behutsamen Theorien
5

1
1. Wissenschaft, die Wissen schafft
,,Nichts tut dem Mann der Wissenschaft mehr not, als etwas über ihre Geschichte zu
wissen und über die Logik der Forschung: ... über den Weg, Irrtümer zu entdecken;
über die Rolle, die die Hypothesen spielen und die Einbildungskraft; und über die
Methode der Nachprüfung." - Lord Acton
1
Nicht ohne Grund befinden sich Lord Actons Worte auf der ersten Seite Karl Poppers
Schriften zur Logik der Forschung. Die Darstellung Poppers Wissenschaft, dem
Zweck seiner Methodologie worin die Wissenserweiterung in der Erkenntnis liegt,
fasst Lord Acton hiermit prägnant zusammen.
Von der Annahme das Wissenschaft Wissen schafft, indem Bewiesenes angenommen
und Unbewiesenes verworfen wird, birgt einige Probleme in sich. Doch auch die
Annahme von Wahrscheinlichem statt Bewiesenem kann die grundlegenden Probleme
einer derartigen empirischen Wissenschaft nicht beseitigen.
In der folgenden Ausarbeitung soll es im Speziellen um das von Karl Popper
geschaffene Abgrenzungskriterium als Antwort auf das Induktionsproblem gehen,
welches vorab in einem kurzen Kapitel erläutert wird. Nach einer kurzen Darstellung
des normativen Kriteriums wird es im Anschluss in die Kritik genommen. Hierbei wird
ein besonderes Augenmerk auf die kritischen Äußerungen Thomas Kuhns, Imre
Lakatos und Paul Feyerabends gelegt. Im Fazit wird versucht die abschließende Frage
zu diskutieren, in wie weit die Kritik gerechtfertigt ist und wie sich daraus
Konsequenzen für das Abgrenzungskriterium als wissenschaftliche Methodologie
ergeben. Es wird versucht eine Antwort auf die Fragestellung zu finden, ob das
Abgrenzungskriterium ein überholtes Relikt vergangener Tage oder eine normative
Komponente mit noch heutiger Gültigkeit ist.
Die Ausarbeitung stützt sich vorwiegend auf Poppers Werk ,,Logik der Forschung"
und für kritische Aspekte die Hauptwerke der angesprochenen Philosophen sowie
einige Werke der Sekundärliteratur.
1
Lord Acton in Popper, Karl: Logik der Forschung. Tübingen 1976. 6. Auflage.

2
2. Die Probleme der empirischen Wissenschaften
2.1.Das Problem der Induktion
Bereits David Hume (1711 ­ 1776) hat das induktive Schließen in der Wissenschaft
als problematisch herausgestellt.
Dabei ist unter einem induktiven Schluss eine Folgerung von einer Teilmenge auf eine
Gesamtmenge zu verstehen. Eine gewisse Eigenschaft, die für alle Elemente einer
Teilmenge zutreffend ist, wird schlussfolgernd als zutreffende Eigenschaft für alle
Elemente in der Gesamtmenge angenommen.
2
Schwan a
1
ist weiß.
Schwan a
2
ist weiß.
...
Schwan a
k
ist weiß.
Alle Schwäne sind weiß.
Hume kritisiert, dass unser natürlicher Instinkt uns verleite bei Beobachtungen von
Regelmäßigkeiten, zwar einen festen, aber rational nicht begründbaren Glauben an
einen allgemeingültigen Zusammenhang zu entwickeln. Auch wenn in der
Vergangenheit auf ein beobachtetes Ereignis E
1
stets E
2
folgte, kann nach Hume nicht
darauf geschlossen werden, dass grundsätzlich nach E
1
auch E
2
eintreten wird, da der
Rückgriff auf vergangene Beobachtungen keine Aussage über zukünftige Ereignisse
legitimiert.
3
Denn dies würde unweigerlich bedeuten, dass ,,die Zukunft der
Vergangenheit ähnlich sein wird."
4
Karl Popper (1902 ­ 1994) greift Humes Induktionsskepsis in einem verstärkten
Rahmen auf. Nach Popper birgt der Schluss nach Induktion nicht nur einige Skepsis
in sich, sondern Hume hat mit seinen Ansätzen für Popper den Nachweis erbracht,
dass das Induktionsproblem nicht lösbar sei
5
. Immerhin können ,,nur bestimmte
2
vgl. o.V.: Induktion. In: Handlexikon zur Wissenschaftstheorie. Hrsg. Von Helmut Seiffert & Gerard
Radnitzky. München 1989. S. 150 ­ 153 (S. 151)
3
Hume, David: Eine Untersuchung über den menschlichen Verstand. Hamburg 1993. 12. Auflage. S.
35f.
4
vgl. ebd. S. 47ff.
5
vgl. Popper, Karl: Logik der Forschung. S. 11

3
Ereignisse beobachtet und immer nur eine beschränkte Anzahl von Ereignissen"
6
berücksichtigt werden, so dass für Popper allgemeine Sätze (Naturgesetze), die für
eine uneingeschränkte Anzahl von Beobachtungen gelten sollen nicht geltend gemacht
werden können.
7
Auch wenn Hume keinen Zweifel an der Alternativlosigkeit der
induktiven Schlusspraktik lässt, versucht Popper eine alternative Methodik für die
Begründung allgemeiner Sätze der empirischen Wissenschaften zu finden.
2.2.Der Versuch das Induktionsproblem zu lösen nach Karl Popper
Popper formuliert für den Versuch induktive Schlüsse zu ziehen, die theoretische
Notwendigkeit der Aufstellung eines Induktionsprinzips bzw. eines Satzes, ,,der
gestattet, induktive Schlüsse in eine logische zugängliche Form zu bringen"
8
. Jedoch
scheitert ,,eine empirische Auffassung des Induktionsprinzips"
9
an der Tatsache, dass
dieses Prinzip wiederrum induktiv gerechtfertigt sein müsste, es also unweigerlich ,,zu
einem unendlichen Regreß"
10
kommen würde.
11
Als einzige kurzweilige Lösung dieses Problems sieht Popper eine radikale Abkehr
von allen induktionslogischen Versuchen und formuliert als Alternative seine
deduktive Methodik der Nachprüfung.
2.2.1.
Das Problem der Abgrenzung
Als zweite große Hürde in der Erkenntnistheorie formuliert Popper das sogenannte
Abgrenzungsproblem, mit dem er zum Ausdruck bringt, dass ein Kriterium geschaffen
werden muss, das es erlaubt eine Unterscheidung von Sätzen der Wissenschaften und
Sätze metaphysischer Behauptungen vorzunehmen
12
.
2.2.2.
Das Abgrenzungskriterium als normative Komponente
Er schlägt für die geforderte Abgrenzung von empirischen gegenüber nicht-
empirischen Theorien vor, dass ,,Ein empirisch-wissenschaftliches System [...] an der
Erfahrung scheitern können [muss]"
13
. Dieses Abgrenzungskriterium stellt eine
methodologische Festsetzung dar, mit der zum einen ,,das Induktionsproblem [...]
gegenstandlos geworden [ist], weil es seiner für die Wissenschaftsentwicklung nicht
6
Popper, Karl: Die beiden Grundprobleme der Erkenntnistheorie. Tübingen 1994. 2. Auflage. S. 3
7
vgl. Popper, Karl: Die beiden Grundprobleme der Erkenntnistheorie. S. 3
8
Popper: Logik der Forschung. S. 4
9
a.a.O. S.5
10
ebd.
11
vgl. a.a.O. S. 4ff.
12
vgl. Popper, Karl: Die beiden Grundprobleme der Erkenntnistheorie. S. 4
13
Popper: Logik der Forschung. S. 15. Auslassung & Einfügung F.R.
Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Karl Poppers Abgrenzungskriterium als Antwort auf das Induktionsproblemin
Untertitel
Ein überholtes Relikt vergangener Tage oder eine wissenschaftliche Komponente mit noch heutiger Gültigkeit?
Hochschule
Universität Rostock  (Philosophische Fakultät)
Veranstaltung
Wissenschaftstheorie
Note
1,7
Autor
Jahr
2016
Seiten
15
Katalognummer
V376001
ISBN (eBook)
9783668527676
ISBN (Buch)
9783668527683
Dateigröße
457 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Karl Popper, Abgrenzungskriterium, Wissenschaftstheorie
Arbeit zitieren
Frederike Röder (Autor:in), 2016, Karl Poppers Abgrenzungskriterium als Antwort auf das Induktionsproblemin, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/376001

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