Wolfgang Hildesheimer ist einerseits bekannt für seine absurden Stücke, andererseits kennt man ihn auch als eine Art Untergangspropheten, der das Ende der Fiktionen angekündigt hat. Wann dieses Szenario eintreten soll, konnte er nicht genau vorhersagen, man kann somit nur mutmaßen, wann die Welt der Fiktionen untergehen wird. Es wird wohl spätestens dann der Fall sein, wenn die Menschheit untergeht.
Lange vor solchen Weltuntergangstheorien hat sich ein junger Adliger namens Andrew Marbot einen Namen gemacht mit seinen Vorstellungen von Kunst und einer langen Liste an berühmten Persönlichkeiten, wie etwa Goethe, die er persönlich getroffen hat. Er hatte von diesen Untergangsszenarien noch nichts geahnt und konnte so unbeschwert durch Europa reisen und sich bilden und die verschiedensten Gemälde beurteilen. Einen Kunstkritiker wie ihn wird es wohl nie wieder geben, weniger wegen seinen Fähigkeiten, sondern weil es ihn nie gegeben hat. Bei Grabow-Ax heißt es über ihn: „Eine fiktive Figur, die so geschickt in die reale Kunst- und Kulturgeschichte eingeschrieben wurde, hatte es zuvor nie gegeben“. Und genau dieser Sir Andrew Marbot wurde von dem gleichen Mann erfunden, der Jahre vorher das Ende der Fiktionen prophezeit hat.
Wie das genau sein kann, darum soll es in dieser Arbeit gehen. Hierfür wird erst ein Blick auf "Das Ende der Fiktionen" geworfen werden, um herauszufinden, weshalb die Zeit für die Fiktionen abgelaufen sein soll. Danach soll "Marbot" etwas genauer betrachtet werden. Dabei soll zuerst untersucht werden, wie Hildesheimer es eigentlich schafft, dieses Werk so wirken zu lassen, dass es Leser dazu verführt hat zu glauben, dass Andrew Marbot wirklich gelebt hat. Hernach muss sich die Frage gestellt werden, ob Marbot eine Fiktion ist oder doch irgendetwas anderes, was sich mit den üblichen literaturwissenschaftlichen Begrifflichkeiten nicht bezeichnen lässt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Ende der Fiktionen
- Marbot. Eine Biographie.
- Hildesheimers Vorgehen in seinem Werk Marbot
- Marbot Fakt oder Fiktion?
- Marbot und Das Ende der Fiktionen – Ein Widerspruch?
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Widerspruch zwischen Wolfgang Hildesheimers These vom „Ende der Fiktionen“ und seinem eigenen Werk „Marbot“, einer fiktiven Biographie. Sie beleuchtet die Gründe, warum Hildesheimer das Ende der Fiktionen prophezeit und analysiert die Konstruktion von „Marbot“ als fiktive Figur, die in die reale Kunst- und Kulturgeschichte eingebettet ist.
- Die Gründe für Hildesheimers Prognose des „Endes der Fiktionen“
- Die Analyse von Hildesheimers Schreibstil und der Gestaltung von „Marbot“
- Die Frage nach der Fiktionalität von „Marbot“
- Der Widerspruch zwischen Hildesheimers Thesen und seinem Werk „Marbot“
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt Wolfgang Hildesheimer als einen Autor vor, der einerseits für absurde Stücke bekannt ist, andererseits aber auch das Ende der Fiktionen prophezeit hat. Sie führt Sir Andrew Marbot, eine fiktive Figur, ein, die von Hildesheimer erfunden wurde.
- Das Ende der Fiktionen: Dieses Kapitel untersucht die Gründe, warum Hildesheimer glaubt, dass die Zeit für Fiktionen abgelaufen ist. Dazu werden verschiedene Punkte aus Hildesheimers Argumentation beleuchtet, darunter die zunehmende Spezialisierung der Welt, die Fragwürdigkeit der literarischen Erfindung und die Auflösung der Grenzen zwischen Fiktion und Realität.
- Marbot. Eine Biographie: Dieses Kapitel befasst sich mit der fiktiven Biographie „Marbot“. Es analysiert, wie Hildesheimer es schafft, die Figur so realistisch darzustellen, dass Leser an ihre Existenz glauben. Die Frage, ob „Marbot“ eine Fiktion ist oder etwas anderes, wird ebenfalls erörtert.
Schlüsselwörter
Wolfgang Hildesheimer, Ende der Fiktionen, Marbot, Fiktion, Realität, Kunst, Kulturgeschichte, Biographie, Literaturwissenschaft, Widerspruch, Spezialisierung, Wahrheit, Zeit.
- Quote paper
- Hannes Höbald (Author), 2012, Ein Vergleich von Wolfgang Hildesheimers "Das Ende der Fiktionen" und "Marbot". Ein Widerspruch?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/376230