Darstellung des Geburtenrückgangs und Gründe für die Veränderung des Gebärverhaltens der Frau in Deutschland

Frauenpolitik und Geburtenrückgang


Hausarbeit, 2014

24 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


1. Einleitung...1
2. Entwicklung der Position der Frau in Beruf und Familie in der BRD seit 1949...2
3. Demographischer Wandel und Geburtenrückgang
3.1.
Demographischer Wandel: Schrumpfung, Vereinzelung,
Geburtenrückgang...5
3.2.
Aspekte und Ursachen des Geburtenrückgangs
3.2.1.
Vereinbarkeit von Beruf und Familie...6
3.2.2.
Veränderte Sicht auf Elternschaft...8
3.2.3.
Individualisierte Lebensplanung...9
3.2.4.
Veränderung des Lebensstandards...9
4. Moderne Familien und Frauenpolitik: Bund, Land, Kommunen
4.1.
Alterung, Abwanderung & Geburtenrückgang...11
4.2.
Finanzierungsdefizite, Betreuungsnotstand & Folgen...12
4.3.
Frauenpolitik... 13
4.4.
Anforderungen an Bundes- und Landespolitik...14
4.5.
Kommunale Lösungsansätze...16
5. Fazit...18
6. Literaturverzeichnis...19
7. Anhang...20

1. Einleitung
Demographischer Wandel, Geburtenrückgang, ,,Deutschland stirbt aus". Das sind Phrasen, die die
mediale und politische Debatte über die Bevölkerungsentwicklung in Deutschland der letzten
Jahre kennzeichnen. Politiker aller Parteien, auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene,
diskutieren über Frauenquoten, Kitaplatzgarantie, Herdprämie, Pflegenotstand, das Sterben von
Ortschaften und Fachkräftemangel. Kristina Schröder, Familienministerin der schwarz-gelben
Bundesregierung 2009 ­ 2013, sprach sich dafür aus, dass Frauen durchaus schon während des
Studiums Kinder bekommen sollten. Der ehemalige NRW Ministerpräsident Jürgen Rütgers
forderte bereits im Jahr 2000 polemischerweise ,,Kinder statt Inder" und Thilo Sarrazin
prophezeite 2010, ebenso polemisch, ,,Deutschland schafft sich ab."
Diese offen und oft medial diskutieren Meinungen zeigen wie aktuell, weitläufig und brisant das
Thema des demographischen Wandels ist. Es geht um die Zukunft des deutschen Staates und
darum, wie sich unsere gesellschaftlichen Strukturen in den nächsten Jahrzehnten ändern werden
und warum.
Diese Hausarbeit konzentriert auf den Aspekt des Geburtenrückgangs. Zentral für die Entwicklung
im Gebärverhalten deutscher Frauen, ist die Frau selbst. Einleitend werden deshalb die
rechtlichen und gesellschaftlichen Veränderungen im Leben der Frauen seit der Gründung der BRD
umrissen. Darauf folgt eine Darstellung der für den Geburtenrückgang wichtigsten Aspekte des
demographischen Wandels sowie eine Erklärung der zentralen Ursachen und Gründe des
Geburtenrückgangs in Deutschland. Im letzten Abschnitt wird ein kommunaler Bezug gezogen.
Hier geht es um die Frage, wie die kommunale Ebene vom Geburtenrückgang betroffen ist, wo die
Herausforderungen kommunaler Politik im Umgang mit ihm liegen und welche Maßnahmen
kommunal ergriffen werden müssen oder sollten.
Ausschlaggebend ist hierbei die Fragestellung, wie sich der Geburtenrückgang auf Kommunen
auswirkt, vor welche Probleme er sie stellt und wie und ob sie mit ihnen umgehen können.
1

2. Entwicklung der Position der Frau in Beruf und Familie in der BRD
seit 1949
In dem 1949 vom Parlamentarischen Rat verabschiedeten Grundgesetz heißt es in Artikel 3 Absatz
2: ,,Männer und Frauen sind gleichberechtigt." Dieser einfache normative Grundsatz war von der
Lebenswirklichkeit und Rechtslage der Frauen in den 50er Jahren weit entfernt.
1
Trotz
Grundgesetz galt noch das Bundesgesetzbuch von 1900, in dem viele Gesetze nicht mit der
Gleichstellungsnorm vereinbar waren. Und auch unabhängig davon wurden bis 1953 noch Gesetze
verabschiedet, die die Selbstbestimmung und Gleichberechtigung der Frau untergruben.
Trotzdem veränderte sich etwas. Mit der Verabschiedung des Grundgesetzes hatte man auch eine
Frist für jene Artikel bestimmt, die nicht mit dem Gleichheitsgrundsatz vereinbar waren. Als das
Parlament diese Übergangsfrist verstreichen ließ, bestätigte das Bundesverfassungsgericht, dass
,,Art. 3 Abs. 2 GG eine zwar allgemeine, aber der unmittelbaren Anwendbarkeit fähige Rechtsnorm
(ist)."
2
Die Initiative ging jedoch auch danach nicht von der Politik aus. Frauen mussten sich
größtenteils ihre Rechte einklagen und bekamen meist Recht.
3
So wurden bis zum Ende der 50er
Jahre diverse Gesetze, die Männer bevorzugte Rechte einräumten, gekippt oder verändert.
Der Schritt zur privaten Gleichberechtigung, vor allem in Familienrechtsangelegenheiten, war
getan.
Ein weiterer wichtiger Einschnitt in das klassische Bild der Familie und dem Verhältnis zwischen
Mann und Frau, ereignete sich Anfang der 60er Jahre. 1961 kam ein neues Antikonzeptivum,
umgangssprachlich ,,Pille" genannt, auf den Markt und mit ihr endete der vorgegebene
Zusammenhang zwischen Sexualität und Fortpflanzung.
4
Mit der daraus erwachsenen Freiheit und
Selbstbestimmung änderten sich auch die Lebensbiographien vieler Frauen. Partnerschaft und
Sexualität waren ohne Ehe und Kinder möglich. Lebensplanung wurde nun ein Begriff, der
wirkliche Anwendung finden konnte und eine Zukunft als Ehefrau und Mutter war kein
deterministisches Schicksal mehr.
Ende der 60er Jahre kam die Studentenbewegung auf. Es handelte sich hierbei um die erste
Generation, die größtenteils nach dem Krieg geboren worden war, geprägt von einer anderen Zeit
und einem anderen Staat als noch ihre Eltern. Auch Frauen engagierten sich, aber, wie meist zu
1 Vgl. Quelle: Sichtermann, B.: Kurze Geschichte der Frauenemanzipation, Berlin 2009, S. 146
2 Vgl. Quelle: Biermann, I.: Von Differenz zu Gleichheit, Frauenbewegung und Inklusionspolitik im 19. und
20. Jahrhundert, Bielefeld 2009, S. 102
3 Vgl. Quelle: Biermann, S. 102
4 Vgl. Quelle: Biermann, S. 104
2

dieser Zeit, nur in zweiter Reihe.
5
Das reichte vielen Frauen nicht. Es formte sich das, was man
heute als ,,zweite Frauenbewegung" bezeichnet. Diese Feministinnen beschäftigten sich mit
Themen, die Frauen konkret betrafen; Themen, die sonst Tabu waren, wie die Sexualität der Frau,
Gewalt gegen Frauen und vor allem Abtreibung. In einer patriarchalischen Welt schufen sie
außerdem Räume, die speziell für Frauen geschaffen waren und deren Bedürfnissen
entgegenkamen wie Frauenhäuser, Frauenzeitschriften, Frauencafés und anderes. Dies taten die
verschiedenen Frauengruppen autonom, ohne die Hilfe oder Unterstützung eines Verbands, einer
Partei oder jedweder anderen Organisation.
6
Selbst ohne klare Strukturen und Hierarchien
schafften es die Frauen sich Gehör zu verschaffen und als Antwort auf ihre Kampagnen erließ der
Bundestag 1974 zwar keine Streichung des Paragraphen 218 StGB, aber eine Fristenlösung zu
Gunsten der Frauen. Ein Erfolg der vom Bundesverfassungsgericht, mit Blick auf das Recht auf
Schutz des sich entwickelnden Lebens im Mutterleib, gekippt wurde.
7
Die Indikationsregelung, die
an Stelle der Fristenregelung trat, mit ihren ganzen Ausnahmen, ließ den Frauen jedoch mehr
Freiheit und Schutz vor Strafverfolgung als je zuvor.
Eine weitere Entwicklung der späten 70er und 80er Jahre war, dass die Frauenbewegung in der
politischen und wissenschaftlichen Wirklichkeit angekommen war.
8
An Hochschulen und
Universitäten wurden Geschichte und Gesellschaft unter dem Punkt ,,Gender"
9
untersucht. In der
Politik etablierte sich zu dieser Zeit eine neue Partei, die Grünen, die sich die Frauenbewegung,
neben Friedens- und Ökologiebewegung, auf die Fahnen geschrieben hatte. Die anderen Parteien
mussten reagieren und vor allem die beiden Volksparteien CDU und SPD begriffen Frauen nun als
Wählerschaft mit eigenen Bedürfnissen und Interessen, die es zu beachten und zu bedienen galt.
SPD und CDU, sowie zeitweilig auch CSU, folgten dem Anspruch der Inklusion von Frauen in die
Politik mit eigenen Quoten für die Besetzung von hohen Positionen und Gremien, wie sie die
Grünen schon seit 1986 hatten.
10
Statistisch gesehen macht sich zwischen 1981 und 1995 in der Politik ein Trend bemerkbar. Der
Anteil von Frauen in leitenden Positionen stieg dort von 6 auf 40 Prozent, während er in der
Wirtschaft stagnierte.
11
Die Politik reagierte auf Frauen auch auf gesetzgeberischer Basis. Seit Ende der 60er Jahre wurden
Frauen auch beruflich mehr und mehr als eigenständig und nicht als bloße Zuverdiener oder
5 Vgl. Quelle: Biermann, S. 114
6 Vgl. Quelle: Sichtermann, S. 162; Biermann, S. 116
7 Vgl. Quelle: Sichtermann, S. 164
8 Vgl. Quelle: Sichtermann, S. 168; Biermann, S. 117
9 engl.: (soziales) Geschlecht
10 Vgl. Quelle: Biermann, S. 131f
11 Vgl. Quelle: Biermann, S. 133
3

Reserve der Wirtschaft gesehen.
12
Zwar war den Frauen berufliche Gleichberechtigung in der
Praxis verwehrt, sie hatten meist die weniger qualifizierten und schlechter bezahlten Jobs; die
Regierungen der 80er Jahre verabschiedeten sich jedoch mit einer Anzahl von Gesetzen und
Gesetzesreformen von dem Ideal des Mannes als Ernährer der Familie.
13
In Anerkennung der
veränderten Lebensverhältnisse, -realitäten und -biographien, wurden zum Beispiel
Erziehungsgeld und Erziehungsurlaub eingeführt. Diese Gesetzgebung wurde 2000 noch
reformiert und mit dem Begriff ,,Elternzeit" ganz bewusst an Mütter und Väter adressiert. Man
versuchte jedoch nicht nur die Vereinbarkeit von Berufstätigkeit und Mutter- beziehungsweise
Elternschaft zu fördern, sondern auch vor allem alleinerziehende Mütter zu unterstützen. Sie
profitierten am meisten vom Familienausgleich der 80er Jahre sowie der 1992 eingeführten
Mütterrente.
Alle diese Maßnahmen zur Inklusion der Frauen in den Wohlfahrtsstaat, zeigen eine Abwendung
vom klassischen Modell des Ernährers, hin zu mehr Gleichberechtigung und der Akzeptanz
verschiedener Familienformen.
Heute sind Männer und Frauen in Deutschland so gleichberechtigt wie nie und doch gibt es noch
immer Defizite. Frauen verdienen im Durchschnitt für die gleiche Arbeit weniger als ihre
männlichen Kollegen.
14
Auch scheinen Frauen in der Wirtschaft auf einer bestimmten
Karrierestufe stecken zu bleiben, während die Männer an ihnen vorbeiziehen.
15
Abgesehen davon,
sind auch Themen wie Gewalt gegen Frauen, Vergewaltigung und der sexuellen Belästigung am
Arbeitsplatz, aber auch andernorts, noch aktuell. Schließlich gibt es auch heute noch
Benachteiligung bei der Vereinbarung von Familie und Beruf, unter welcher vor allem Frauen
leiden, da sie sich mehr als Männer für das eine und gegen das andere entscheiden müssen. Ein
Blick in die Zukunft zeigt, dass die Geburtenrate weiter abnehmen wird, während Single-Haushalte
zunehmen. Bevölkerungspolitisch ist das bedenklich.
Aber woran liegt das? Ist die Selbstbestimmung der Frau das ,,Aus" für Deutschland? Sind Kinder
heute einfach kein Traum junger Paare mehr? Oder ist es am Ende die Gesellschaft, die trotz aller
Entwicklungen, es nicht schafft annehmbare Rahmenbedingungen für die Familienplanung junger
Frauen im 21. Jahrhundert zu schaffen?
12 Vgl. Quelle: Biermann, S. 107
13 Vgl. Quelle: Biermann, S. 137ff.
14
Vgl. Quelle: "OECD-Studie zu Geschlechtergleichstellung Deutschland auf den letzten Rängen ", in:
http://sz.de/1.1550780
[17. Dezember 2012], zuletzt geprüft: 28. Februar 2014, 16:13.
15 Vgl. Quelle: Sichtermann, S. 168
4

3. Demographischer Wandel und Geburtenrückgang
3.1 Schrumpfung, Vereinzelung, Geburtenrückgang
Die Bundeszentrale für politische Bildung hat sich bei der Definition des Demographischen
Wandels für folgende entschieden: ,,DW bezeichnet Veränderungen in der Zusammensetzung von
Gesellschaften, insbesondere der sog. Altersstruktur."
16
Diese Veränderung in der Gesellschaft wird
durch verschiedene Faktoren wie Alterung, Heterogenisierung, Regionale Disparitäten,
Schrumpfung und Vereinzelung beeinflusst. Für den Geburtenrückgangs sind hier Schrumpfung
und Vereinzelung am interessantesten.
Mit Schrumpfung beschreibt man den negativen Trend der Bevölkerungsentwicklung. Seit 2003
nimmt die Bevölkerung Deutschlands ab, in einem Jahrzehnt um fast 2 Millionen Menschen.
17
Dies
liegt vor allem daran, dass die jährliche Zahl der Geburten unter der Zahl der Sterbefälle liegt und
auch Einwanderung dieses Minus nicht auf Dauer ausgleichen kann. Zudem wird angenommen,
dass die Geburtenrate noch weiter sinkt, während die Zuwanderung nicht signifikant zunehmen
wird.
Ein Faktor, welcher auch in engem, wenn auch nicht direktem Zusammenhang mit der
Geburtenrate steht, ist die Vereinzelung. Im Jahr 2009 lebten 39,8 % der Deutschen in
Einpersonenhaushalten und 34,2 % in Zweipersonenhaushalten, Tendenz in beiden Fällen
steigend. Zur gleichen Zeit betrugen Drei- und Mehrpersonenhaushalte nur 26 %, ein Wert der bis
2030 wohl unter 20 % fallen wird.
18
Was dies vor allem zeigt ist, dass die ,,Normalbiographie" des
Heiratens und Kinderkriegens in der dritten Lebensdekade, für viele nicht mehr die Regel, sondern
bloße Option ist. Die Vereinzelung steht somit im indirekten Zusammenhang mit dem
Geburtenrückgang.
Die Geburtenrate lag im Jahre 2012 bei 1,38 Kindern pro Frau. Sie war also wie in den Jahren zuvor
niedrig, ohne sich groß zu verändern. Was sich auch zeigt ist ein Ost-West-Gefälle, mit 1,37
Kindern pro Frau im Westen und 1,45 Kindern pro Frau im Osten. Betrachtet man diese
Entwicklung, so zeigt sich, dass die Geburtenrate schon seit Mitte der 70er Jahre in der BRD um
einen Wert von 1,4 schwankt.
19
16 Schubert, Klaus/Martina Klein: Das Politiklexikon. 5., aktual. Aufl. Bonn: Dietz 2011 in :
"
http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/politiklexikon/139476/demografischer-wandel
" zuletzt geprüft:
13. März 2014, 17:24.
17 Vgl. Quelle: siehe Anhang: Abbildung 01, zuletzt geprüft: 13. März 2014, 17:30.
18 Vgl. Quelle: siehe Anhang: Abbildung 02, zuletzt geprüft: 13. März 2014, 17:31
19 Vgl. Quelle: siehe Anhang, Abbildung 03, zuletzt geprüft: 13. März 2014, 17:39.
5
Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Darstellung des Geburtenrückgangs und Gründe für die Veränderung des Gebärverhaltens der Frau in Deutschland
Untertitel
Frauenpolitik und Geburtenrückgang
Hochschule
Universität Erfurt
Veranstaltung
Arm aber sexy? Kommunen im Strukturwandel
Note
1,3
Autor
Jahr
2014
Seiten
24
Katalognummer
V376361
ISBN (eBook)
9783668534803
ISBN (Buch)
9783668534810
Dateigröße
597 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kommunalpolitik, Demographiewandel, Geburtenrate, Darstellung, Geburtenrückgang, Gebärverhalten, Gründe, Frau, Deutschland, Veränderung
Arbeit zitieren
Sian Birkner (Autor:in), 2014, Darstellung des Geburtenrückgangs und Gründe für die Veränderung des Gebärverhaltens der Frau in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/376361

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