Im Sommer 1158 belagert Friedrich I. Barbarossa die Stadt Mailand. Der Konflikt endet friedlich, allerdings müssen die Mailänder in einem demütigenden Unterwerfungsakt vor ihren Kaiser treten und ihn um Hulderweisung bitten. Das Ereignis bietet zum einen anschauliche Einblicke in die Aspekte und Gestaltungsmöglichkeiten gütlicher Konfliktbeilegung, zum anderen bietet es Aufschluss über Barbarossas Herrschaftsverständnis in Reichsitalien.
Im Rahmen der Arbeit soll zunächst das Ritual der deditio im Allgemeinen charakterisiert werden. Daraufhin folgt ein ausführlicher Einblick in Hintergründe des Konfliktes zwischen Mailand und Barbarossa, um Barbarossas Handlungsspielräume ausreichend nachvollziehen zu können. Den Hauptteil der Arbeit wird eine eingehende Untersuchung der deditio 1158 einnehmen, geschildert in der Gesta Frederici. Unter besonderem Augenmerk auf die Schilderungen der Durchführung soll die Quelle auf gängige Merkmale und Besonderheiten einer typischen deditio untersucht werden.
In Form von symbolischer Kommunikation stellt die deditio ein gängiges Ritual gütlicher Konfliktbeendigung dar. Sie gehört zu den im Mittelalter üblichen Verfahrensweisen gütlicher Konfliktbeilegung. Im Allgemeinen gab es bei der Ausführung der deditio einen breiten Gestaltungsspielraum, der je nach Situation und Härte der Strafe für den Unterworfenen beeinflusste wurde. Ein grundätzliches Problem ergibt sich bei Ritualen: Nicht jeder Akteur hielt sich an die Verbindlichkeit der Regeln oder sein reuiges Verhalten. Dahingehend hatte man nie eine vollkommene Sicherheit hinsichtlich der Verbindlichkeit der Einhaltung des gezeigten Verhaltens. Eine rituelle Form gütlicher Konfliktbeilegung, wie die der deditio, war trotz des beschriebenen Ablaufes alles andere als einheitlich. Um dahingehend ein genaueres Bild für den Handlungsspielraum am Beispiel Friedrich Barbarossas zu gewinnen, werden im Folgenden auch die Ereignisse, die zur deditio 1158 führten, genauer beleuchtet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1.) Rituale und symbolische Kommunikation
- 1.1 Allgemeines
- 1.2 Die deditio
- 2.) Der Konflikt zwischen Friedrich I. Barbarossa und Mailand
- 2.1 Die Ausgangslage
- 2.2 Der 1. Italienzug
- 2.3 Der 2. Italienzug und die Friedensverhandlungen mit Mailand
- 3.) Die deditio 1158 im Spiegel der Gesta Frederici
- 3.1 Rahewin und die Gesta Frederici
- 3.2 Die Darstellung der deditio 1158 in der Gesta Frederici
- 4.) Besonderheiten der Quelle
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die deditio Mailands im Jahr 1158 als Beispiel friedlicher Konfliktbeilegung im Hochmittelalter, anhand der "Gesta Frederici". Das Hauptziel ist es, die Rolle der deditio im Kontext der Konfliktlösung zwischen Friedrich I. Barbarossa und Mailand zu untersuchen und Einblicke in die damalige Herrschaftsausübung Barbarossas in Reichsitalien zu gewinnen.
- Das Ritual der deditio als Form der Konfliktbeilegung im Hochmittelalter
- Die Hintergründe des Konflikts zwischen Barbarossa und Mailand
- Die Darstellung der deditio 1158 in der "Gesta Frederici"
- Die Besonderheiten der Quelle "Gesta Frederici" im Hinblick auf die deditio
- Die Bedeutung der deditio für das Herrschaftsverständnis Barbarossas in Reichsitalien
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Bedeutsamkeit von Ritualen und symbolischer Kommunikation in der mittelalterlichen Konfliktforschung und führt in die Bedeutung der deditio als Ritual der Konfliktbeilegung ein.
Das erste Kapitel befasst sich mit dem Ritual der deditio im Allgemeinen. Es analysiert die Bedeutung von öffentlichen Handlungen und Ritualen im Mittelalter, wobei der performative Charakter der deditio im Vordergrund steht. Die deditio als ein Privileg des Adels wird in ihrer Durchführung und Bedeutung im Detail erläutert.
Das zweite Kapitel präsentiert die Hintergründe des Konflikts zwischen Friedrich I. Barbarossa und Mailand. Es beleuchtet die Ausgangslage, die beiden Italienzüge und die anschließenden Friedensverhandlungen.
Das dritte Kapitel untersucht die deditio 1158 anhand der "Gesta Frederici". Es beschreibt den Autor Rahewin und seine Quelle und analysiert die Darstellung der deditio in der "Gesta Frederici".
Das vierte Kapitel beleuchtet die Besonderheiten der Quelle "Gesta Frederici" im Hinblick auf die deditio und analysiert die spezifischen Eigenschaften der Quelle.
Schlüsselwörter
Deditio, Konfliktbeilegung, Ritual, symbolische Kommunikation, Friedrich I. Barbarossa, Mailand, Hochmittelalter, Gesta Frederici, Herrschaftsverständnis, Reichsitalien.
- Quote paper
- Stefan Schmidt (Author), 2017, Friedrich I. Barbarossa und die deditio Mailands 1158. Ein Beispiel friedlicher Konfliktbeilegung im Hochmittelalter im Spiegel der Gesta Frederici, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/376487